Deutzer Hafen [Abbruchphase]

  • Heute fand ein von KölnBusiness veranstaltetes Webinar unter dem Motto "Nachhaltige Stadtentwicklung: Der Deutzer Hafen - Vom Industrieareal zum Quartier der Zukunft" statt. Dies wurde aufgezeichnet und kann vermutlich zeitnah auch online abgerufen werden. Ich habe mir dabei mal ein paar Notizen gemacht.

    • 80% der Grundstücke im Deutzer Hafen gehören der "Moderne Stadt"
    • Ende des Jahrs ziehen die verbliebenen Unternehmen aus
    • In der 2. Jahreshälfte 2021 soll mit Rückbau und Erschließung begonnen werden
    • Doppelt so viel Bruttogeschossfläche wie Rheinauhafen (Deutzer Hafen: 560.000m2)
    • 30% öffentlich geförderter Wohnungsbau, 20% preisgedämpfter bei den Projekten der "Moderne Stadt"
    • Öffnung für Baugruppen teilweise denkbar, wie bei Clouth-Gelände
    • Problem bei regelmäßigen Bürgerveranstaltungen: ca. 70% der Leute sind immer neu
    • Klimagerechtes Bauen soll eine Rolle spielen
    • 80 Meter hohes Gebäude am südlichen Ende

    Verkehr

    • Wenn die ersten Baumaßnahmen abgeschlossen sind, werden erstmal Busse für Entlastung der Siegburger Straße eingesetzt
    • Die Siegburger soll komplett neugestaltet werden -> Voraussetzung dafür, dass das Quartier gut angenommen wird und Deutz/Poll und der Deutzer Hafen besser verbunden werden
    • S-Bahn Ausbau über die Südbrücke soll bald in die Planfeststellung
    • In Planung: Radschnellweg am Deutzer Hafen vorbei nach Deutz sowie die neue Fuß- und Radbrücke zwischen Ubierring und Deutzer Hafen

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  • Ein Gestaltungswettbewerb über zwei (!) Brücken über den Deutzer Hafen soll am 15. April entschieden werden. Die 'Moderne Stadt' soll das Vorhaben umsetzen. Es handelt sich jeweils um eine Brücke für den Auto - und eine Brücke für den Rad- und Fußgängerverkehr.

    Problem hierbei scheint (schien) der Status des Deutzer Hafens als sog. Schutzhafen zu sein, den Schiffe z.B. bei Hochwasser anlaufen können. Die Brücken dürften zu niedrig sein, dass Schiffe sie bei hohem Pegelstand unterqueren könnten. Ein Kompromiss könnte sein, dass Schiffe nur noch einen Teil des Hafenbeckens als Schutzhafen nutzen können, nämlich den Teil bis zur nördlicher gelegenen Autobrücke.

    Beide Brücken liegen scheinbar (nach den eingetragenen Markierungen auf dem Foto) recht mittig über dem Hafenbecken und sollen das Hafenareal an das Poller Rheinufer anbinden.

    Nun ... ich bin (auch) Autofahrer und sehe durchaus die eine oder andere Planung, die den Autoverkehr zurückdrängen oder komplett verhindern soll, kritisch. Aber ... welchen Sinn hat denn bitte an dieser Stelle eine Autobrücke? Eine Brücke für den Fußgänger und Radverkehr halte ich an dieser Stelle für absolut ausreichend.

    Die Poller Wiesen sind Naherholungsgebiet - und die dort parallel zwischen Rheinufer und Deutzer Hafen verlaufende 'Alfred-Schütte-Allee' ist heute schon über die Drehbrücke im Norden - oder über die Straße 'Am Schnellert' im Süden (Höhe Südbrücke) für den Autoverkehr zu erreichen.
    Für den Durchgangsverkehr spielt diese Straße ohnehin keine Rolle. Ob die noch vorhandenen Parkmöglichkeiten dort für Erholungssuchende überhaupt perspektivisch erhalten bleiben, ist fraglich. Und wenn, dann sind sie sicher nicht für Menschen aus dem Deutzer Hafen notwendig, die das Rheiufer als Naherholungsraum nutzen wollen...


    https://www.rundschau-online.d…i-neuen-bruecken-38014318

    https://www.rundschau-online.d…ebauung-ungewiss-33012476

  • Hallo Citysurfer, die Planung sieht vor, dass die Alfred Schütte Allee zwischen Drehbrücke und Südbrücke autofrei wird. Daher die Autobrücke um die neuen Bauten auf der Halbinsel auch irgendwie mit dem KFZ erreichen zu können. Das die Alfred Schütte Allee autofrei wird, ist total super!!

  • Viel wichtiger finde ich die geplante Fußgänger/Fahrradbrücke zum Ubiering. Das würde mir den Umweg über die Rodenkirchener Brücke ersparen.

  • Hallo Taddel, die Autobrücke dient also nur zur Erschließung des rheinseitig gelegenen Teils des Deutzer Hafen - Projekts und soll nicht bis zur Alfred-Schütte-Alle durchgeführt werden. O.k., so macht es zumindest Sinn.

    Woher hast du die Info, dass die Alfred-Schütte-Allee autofrei umgestaltet werden soll? Habe ich hier etwas überlesen?

  • Das ist richtig. Aus der Alfred-Schütte-Allee wird eine autofreie Fahrradstraße, sodass es zu keinerlei Konflikten zwischen Zufußgehenden und Radfahrenden mehr kommen wird. Im Integrierten Plan dürfte man diese und weitere Infos zum Verkehrskonzept finden.

    Unabhängig davon, fordert die Politik schon lange, die Deutzer Drehbrücke dauerhaft und nicht nur zum Wochenende vom Kfz-Verkehr zu befreien.


    Im Radverkehrskonzept Innenstadt wurde die Fahrradstraße meines Wissens nach auch schon angedacht.

  • Auf diesem Plan sieht man gut, wie die Anbindung des Hafenquartiers für den Autoverkehr geplant ist: der rheinseitige Teil des Quartiers wird über eine Quartiersstraße erschlossen, die über die neue Brücke an die Siegburger Straße angebunden wird. Der Rest des Quartiers soll autofrei gestaltet werden. Im Süden, also in Höhe der Südbrücke, wird die Quartiersstraße an die Straße Am Schnellert und darüber an die Alfred-Schütte-Allee angebunden, die aber, wie hier schon erwähnt, im nördlichen Teil autofrei wird.

  • Mit dem Beginn des Abbruchs von nicht denkmalgeschützten Teilen der ehemaligen Mühlen startet in dieser Woche die Umgestaltung des Deutzer Hafens zu einem gemischt genutzten urbanen Stadtviertel. Die Abbrucharbeiten sollen ein Jahr dauern (Q).

  • Februar 2023 – Pressemitteilung

    Ein neuer Meilenstein für den Deutzer Hafen Köln

    Köln, 9. Februar 2023 In seiner Sitzung am 9. Februar 2023 hat der Rat der Stadt Köln den ersten Teil-Bebauungsplan für den Deutzer Hafen Köln beschlossen. Mit dem Beschluss wurde im Rahmen der Konversion des früheren Industriehafens in ein lebendiges und nachhaltiges Kölner Stadtquartier ein neuer Meilenstein erreicht.


    Die planungsrechtliche Umsetzung der Konversion des Deutzer Hafens zu einem urbanen und resilienten Quartier erfolgt durch die Änderung des Flächennutzungsplans sowie durch die Aufstellung von Teil-Bebauungsplänen. Der sogenannte Teilplan Infrastruktur ist am 9. Februar 2023 durch den Rat der Stadt Köln mit großer Mehrheit beschlossen worden.


    „Diese Entscheidung unterstreicht das Engagement von Politik und Verwaltung der Stadt Köln, den Deutzer Hafen als attraktiven Standort für die Stadtgesellschaft und für Unternehmen zu gestalten. Die geplante Entwicklung wird urbane Wohn- und Lebensräume schaffen; sie stärkt den Deutzer Hafen auch als innerstädtischen Wirtschaftsstandort und knüpft damit auch an seine industrielle Vergangenheit an“, so Andreas Röhrig, Geschäftsführer der Kölner Entwicklungsgesellschaft moderne stadt.


    Die Umsetzung des Satzungsbeschlusses wird in den kommenden Monaten weiter vorangetrieben. Mit den dort getroffenen, grundlegenden Festsetzungen sichert der Teilplan Infrastruktur neben der nachhaltigen Erschließung des gesamten Plangebiets auch die Schaffung der für die Lebensqualität wichtigen starken Durchgrünung des Quartiers, sozialer Infrastruktur in Form einer fünfzügigen Grundschule sowie einem EnergyHub zur klimagerechten Energieversorgung. In die hier zugrunde liegende Planung sind neben einer umfangreichen öffentlichen Beteiligung zahlreiche Gutachten (zur Mobilität, zur Hochwassersicherheit, zur Lärmbelastung, zum Klimaschutz) eingeflossen, sodass das Gesamtprojekt breite Akzeptanz und vor allem ein hohes Maß an Entwicklungssicherheit erlangt.


    Mit der Entscheidung des Rates kann im nächsten Schritt die Planung der Freianlagen konkretisiert werden. Die hohe gestalterische Qualität der Plätze, Parks und Promenaden spielt im Planungsgebiet eine entscheidende Rolle. Das dazu EU-weit ausgeschriebene Qualifizierungsverfahren konnte die Bietergemeinschaft Cobe (Kopenhagen)/RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn) für sich entscheiden.


    Die zu entwickelnden Baufelder werden in weiteren Teil-Bebauungsplänen festgesetzt. moderne stadt, die rund 80 % der Flächen im Deutzer Hafen besitzt, wird ihre Liegenschaften im Rahmen umfangreicher Qualifizierungsverfahren entwickeln und teilweise veräußern. Dazu gehören Konzeptvergabeverfahren und Architekturwettbewerbe, die die Qualitäten des Hafens für kommende Generationen sichern sollen. Die Verfahren fokussieren sich vor allem auf gute Konzepte und sinnvolle Nutzungen. Damit sollen die im Quartiersbuch Deutzer Hafen (Integrierter Plan) festgelegten Ziele zur ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit erreicht werden.


    Quelle: Pressemeldung moderne Stadt, 09.02.2023



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    Rahmenplan Deutzer Hafen © COBE/moderne stadt GmbH

  • Weiß jemand, wie genau es um die Bebauungspläne für den neuen Deutzer Hafen aussieht? Sind die Höhenkonzepte final oder waren es bisher nur Vorschläge bzw. Ergebnisse, die in ihrer Finalität immer mal wieder untersucht werden, bevor es richtig los geht?


    Ich würde mir immer noch wünschen, dass man den Deutzer Hafen nutzt, um der Stadt Köln ein eindeutigeres Facelift zu verpassen – sprich Hochpunkte zu setzen, die die 150 m Marke knacken und nicht bei 60-80 m enden. Neue Wahrzeichen. Kölner Dom hin oder her, aber haben wir nicht endlich mal etwas Neues verdient, was die Stadt ausmacht..


    Mir kommt da immer wieder die Skyline von Rotterdam in den Sinn. Das wäre so gut für Köln am Deutzer Hafen umsetzbar.


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  • ^

    Es gibt zwei Gründe, warum sich Städte eine Hochhausskyline zulegen:


    1. Es werden viele repräsentative Büroflächen benötigt (Finanzmetropole/Regierungssitz).


    2. eine Stadt braucht eine (neue) Identität.


    Für Köln trifft keiner der beiden Punkte zu und es werden daher nur vereinzelt Hochhäuser gebaut.

    Auf Rotterdam trifft der zweite Punkt zu, und das ist eindeutig der schlechtere Grund.


    Das mittelalterliche und gründerzeitliche Rotterdam wurde im Zweiten Weltkrieg durch deutsche und alliierte Luftangriffe fast völlig zerstört.

    Danach war der bedeutende Hafen die eigentliche Identität der Stadt, ähnlich wie der Kohlebergbau im Ruhrgebiet.

    Diese Identität ging verloren, als sich der Hafen immer mehr in Richtung Nordsee verlagerte und durch Wirtschaftskrisen viele Menschen ihre Arbeit verloren.

    Hinzu kam die Amerikanisierung der Stadt mit vielen Schnellstraßen und dem Bau ausgedehnter Vorstädte. Das Zentrum bestand schließlich zu großen Teilen aus riesigen, ungenutzten Hafenflächen und heruntergekommenen Arbeitersiedlungen.

    Es gab also eine große gestalterische Freiheit und die politische Vorgabe, etwas daraus zu machen, denn Rotterdam ist nach Amsterdam die wichtigste Stadt der Niederlande.

    Es ist relativ logisch, dass man städtebaulich auf Hochhauscluster setzt, weil man so die weit auseinander liegenden Stadtteile optisch am besten verbinden und der Stadt ein neues, unverwechselbares Gesicht geben kann. Das ist gelungen und doch ist Rotterdam langfristig zum Scheitern verurteilt. Denn Rotterdam ist eben keine echte Finanzmetropole und auch kein politisches Zentrum. Die enormen Kapazitäten an Büroflächen werden überhaupt nicht benötigt und führen schon jetzt zu einem Leerstand von 17 Prozent, der durch kurzfristige Zwischenvermietungen noch geschönt wird. Trotzdem will man viele weitere Hochhäuser bauen und hofft, dass die Stadt dadurch für Investoren attraktiver wird. Das ist ein bisschen wie bei einer Frau, die hofft, durch immer neue Schönheitsoperationen jung und attraktiv zu bleiben. Aber das Alter ist eine Tatsache, die sich nicht ändern lässt, und Überkapazitäten sind auch eine. Ein leeres Hochhausviertel, durch das der Wind pfeift, ist viel trauriger als ein heruntergekommenes Hafenviertel, das durchaus poetisch sein kann.

    Köln macht manches falsch, aber am Deutzer Hafen vieles richtig: kompakte Wohnbebauung mit unterschiedlichen Höhen und Fassaden (Deutzer Block), lärmgeschützt und ohne Verschattung. Schule, Kindergärten, Kulturzentrum, kleine Konzerthalle, Markt und Schwimmbad. Dazu bezahlbares Wohnen in alten Hafengebäuden und Bürogebäude in vermietbaren Größen. Alles gut!

  • ^ Auf den schrägen Vergleich mit „Frauen, die sich Schönheitsoperationen unterziehen“ gehe ich an dieser Stelle mal nicht ein.


    Zum Rest: Ich sehe das komplett anders. Köln wurde nicht nur ein Mal, sondern beim Wiederaufbau ein zweites Mal zerstört. Von der einstigen „Rheinmetropole“, der zweitwichtigsten preußischen Stadt nach Berlin, ist wirklich gar nichts mehr zu spüren und zu sehen. Man ruht sich seit jeher auf dem ach so wundervollen Kölner Dom aus. Dabei vertreibt sich Köln zudem mit seiner bisher negativen Haltung zu Hochbauten sogar obendrein noch wichtige Investoren (siehe DEVK).

    Und repräsentative Büro- bzw. Wohnflächen würden der Stadt auch nicht schaden. Es gibt eine Wohnungsnot, die seinesgleichen sucht.

    Wenn eine deutsche Großstadt eine neue Identität braucht, ist es diese hier.


    Ob Rotterdam ein verfehltes Projekt war oder ist, darüber kann ich nicht urteilen. Es ging mir hier aber rein um die Optik. Und die ließe sich so ziemlich gut in Köln umsetzen.

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    Das Köln beim Wiederaufbau ein zweites Mal zerstört wurde, hört man immer wieder, trifft aber höchstens teilweise zu.

    Es war von Anfang an geplant, die alten Strukturen wieder aufzunehmen, und das ist auch gelungen:


    - Der mittelalterliche Stadtgrundriss wurde bis auf die Sünden der autogerechten Stadt beibehalten.

    - Die historischen Gebäude der Altstadt wurden rekonstruiert.

    - Der Kranz der 12 romanischen Kirchen wurde wieder aufgebaut, weitere Kirchen wurden rekonstruiert.

    - Auch viele historische Gebäude wie der Gürzenich wurden rekonstruiert und ergänzt.

    - Um die Kirchen herum entstanden kleine Stadtviertel, die heute alle ihren eigenen Charakter haben und die Innenstadt beleben.

    - Die Parkanlagen des Inneren und äußeren Grüngürtels wurden erhalten und erweitert.


    Durch diese klugen Maßnahmen konnte Köln seine Identität bewahren und braucht keine neue.


    Vielmehr gilt es, die ursprünglichen Ansätze weiter zu verfolgen, mit neuen Ideen zu bereichern und die nicht wenigen misslungenen Ergebnisse des Wiederaufbaus (z.B. Nord-Süd-Fahrt, WDR-Komplex, Barbarossaplatz, Domplatte, mangelhafte Architektur) zu verbessern oder, wenn nicht anders möglich, zu ersetzen.

  • ^Abgesehen davon, dass ich persönlich einfach überhaupt gar nicht damit übereinstimmen kann, weil mEn der Großteil Kölns optisch rein gar nichts mehr mit dem alten Köln zu tun hat und man sich von alten Strukturen einfach gar nichts kaufen kann, wenn die Fassaden etc. nicht stimmen – hier mal ein paar allgemeine Fragen hinsichtlich dieser Städtebauphilosophie:


    Wieso hängt man denn an der „alten Struktur“? Wer bestimmt, dass diese Struktur vollendet ist und nicht neu gedacht werden kann? Wo steht, dass es nicht besser geht als die alte historische Struktur?


    Mit diesem Denkmalschutz-Absolutismus wäre der Kölner Dom 1248 in erster Linie nie erbaut worden.


    Denkmalschutz wurde ins Leben gerufen, um den Bausünden der Nachkriegszeit entgegenzuwirken, welche aktuell den Großteil dieser Kölner „Struktur“ ausmachen. Daher müsste Denkmalschutz nun auch im Umkehrschluss dafür sorgen, dass diese Sünden wieder verschwinden oder ja, zumindest einem echten Fortschritt und Wandel nicht länger im Weg stehen. Denkmalschutz wird heute oft einfach in aller Willkür von Verfechtern des Status Quos eingesetzt, obwohl der Status Quo oft einfach gar kein guter ist. SIEHE KÖLN.