Erweiterung Bauhaus-Archiv

  • ^ Ich finde die Fassade sehr ansprechend. Auch und gerade zu Straßenseite hin. Und nun?

    Damit soll es aber gut sein. Ich freue mich auf die Fertigstellung und die kommenden Architekturpreise für dieses Gebäude.

  • Ziegel Deine Bewertung von Glasfassaden ist mir deutlich zu pauschal. Weder wird das inflationär benutzt noch hat es mE durchweg diese negative Wirkung. Die angesprochene CDU-Zentrale etwa wirkt doch überhaupt nicht kühl oder abweisend, ganz im Gegenteil. Und bei einem Magazingebäude ist es generell schwierig einen offenen oder transparenten Look zu erzeugen. Falls da großformatige bunte Planen mit graphisch gut gemachter Ausstellungswerbung kommen, fände ich das völlig in Ordnung.


    Ansonsten werde ich auch hier warten, wie es fertig aussieht. Anders als beim Museum der Moderne bin ich da eigentlich guter Hoffnung und zumindest den Turm finde ich auch schonmal ansprechend.

  • Wenn ihr vollkommen zufrieden damit seid, wenn die Straßenfront gleich nach der Einweihung mit PVC-Planen behängt wird, bitteschön. Hatte nicht weiter oben jemand was von "zeitloser Wahl der Materialien und Details" geschrieben? Aber gut.

  • ^Ich kann selbstverständlich nur für mich sprechen. Aber ja, ich fände es für ein museales Archivgebäude einen passenden optischen Aufhänger (wenn es ansprechend gestaltet ist). Es transportiert somit nach außen, was drinnen zu finden ist - und es ist flexibel bespielbar. Das ist über eine abstrakte Fassade oder auch Öffnungen/Fenster in der Fassade schwer(er) machbar, könnte aber neugierig machen. Allerdings habe ich keine Ahnung, ob so etwas überhaupt vorgesehen ist. Wie gesagt kann man sich aktuell noch in Geduld üben. Beklagen kann man sich hinterher bei Bedarf dann immer noch.

  • Hier als letzten Versuch des Verstandenwerdens einige Beispiele, wie man auch geschlossene, (fast) fensterlose Fassaden aufwerten und interessant gestalten kann, einige davon auch flexibel bespielbar. Bilder sagen mehr als Worte.


    Museum für Architekturzeichnung, Berlin

    Auch eine geschlossene Sichtbetonfassade. Die Reliefierung verweist aber eindeutig auf die Sammlung und ist nicht so beliebig wie die Streifen bei Staab, die man schon x-mal gesehen hat.

    https://de.wikipedia.org/wiki/…,_Berlin,_150516,_ako.jpg


    Museum Brandhorst, München

    Auch abstrakt, aber farbig.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Museum_Brandhorst


    Museum Lothar Fischer, Neumarkt

    Eine Außenvitrine, einfach und wirkungsvoll.

    https://www.neumarkt-tv.de/kur…s-museums-lothar-fischer/


    Grassi-Museum, Leipzig

    Das Grassimuseum präsentiert Ausstellungsplakate oder hier eine Fotoschau stilsicher und hinterleuchtet unter Glas.

    https://www.facebook.com/photo…5242&set=a.49600160253087


    Museum für zeitgenössische Kunst MUSAC, León

    Farbige Glasplatten, vielleicht in den Farben des Bauhausarchiv-Pavillons von Ines Miersch-Süß, wären ebenfalls einprägsamer uns einladender als grauer Sichtbeton und zudem abends effektvoll hinterleuchtbar.

    https://www.spain.info/de/highlights/musac/


    A propos hinterleuchtbar. Das Bauhaus-Museum in Weimar finde ich zwar misslungen, aber das integrierte Lichtkonzept per Glaskeramik macht was her:

    https://www.dabonline.de/2019/…assade-beton-glas/#a74509


    Oder, falls man sich sogar bewegte Bilder zutraute, könnte das Kunsthaus Graz Mut machen (an der Von-der-Heydt-Straße fiele das selbstredend einige Nummern kleiner aus):

    https://www.dbz.de/news/dbz_BI…2003_im_MoMA-1034014.html


    Aber vielleicht sind PVC-Banner ja doch die optimale Lösung, um die Architektur abzurunden. Ich weiß nicht, ob Volker Staab sich das so wünscht oder mal darüber nachgedacht hat, ob nicht eine andere Variante mehr hermachen würde.

  • Ich weiß nicht ob man mit der Diskussion um eine abweisende Atmosphäre von Bauten in diesem Teil Berlins dem gesamten Viertel nicht Unrecht tut.

    Es hat eben nicht jeder Teil Berlins eine Atmosphäre wie im Kiez oder in den Einkaufsstraßen.

    Es ist halt das Botschaftsviertel welches sich nach dem Mauerfall wieder komplettiert hat. Und Botschaften sind nicht für ihre allgemeine Öffentlichkeit und Zugänglichkeit bekannt.

    Die große Ausnahme sind die nordischen Botschaften mit vielen öffentlichen Aktionen.

    Irgendwie mag ich die Atmosphäre einer distingierten Abschottung hier, in der man gerne mal am Sonntag durch den Tiergarten spaziert und dieses Viertel streift.


    Ich finde die Höhe des Turmes angemessen, zwei oder drei Stockwerke höher wäre unproportional zur Initialen Bebauung. Und die Initiale Bebauung mit ihrer charakteristischen Dachkonstruktion ist der, m.M.n. nachvollziehbare Grund, warum man hier in die Tiefe baute, eben um möglichst viel vom Ursprungsbau sichtbar halten zu können. Das ist doch gelungen!

  • Zur Gebäudehöhe hat Staab sich im Interview indirekt geäußert:


    "Für uns war wichtig, durch einen neuen ­Eingangsplatz eine bessere Verbindung zum öffentlichen Raum zu schaffen, das bisherige Bauhaus-Archiv war ja etwas abgeschottet. Was die Relevanz angeht: Es handelt sich ja um die Erweiterung einer Architektur-Ikone, da ist Relevanz naturgemäß gegeben. Die Silhouette des alten Bauhaus-Archivs mit seinen Sheddächern wird weiter zu sehen sein. Das war, denke ich, auch einer der ­Gründe, warum unser Entwurf ausgewählt wurde."


    https://www.tip-berlin.de/kult…rung-des-bauhaus-archivs/


    Die Situation am Eingangsplatz zur Klingelhöferstraße, auf welcher für die Architekten der Fokus lag, halte ich für gelungen.

  • Hier einige Beispiele, wie man auch geschlossene, (fast) fensterlose Fassaden aufwerten und interessant gestalten kann, einige davon auch flexibel bespielbar. Bilder sagen mehr als Worte.


    Das Grassimuseum präsentiert Ausstellungsplakate oder hier eine Fotoschau stilsicher und hinterleuchtet unter Glas.


    Aber vielleicht sind PVC-Banner ja doch die optimale Lösung, um die Architektur abzurunden. Ich weiß nicht, ob Volker Staab sich das so wünscht oder mal darüber nachgedacht hat, ob nicht eine andere Variante mehr hermachen würde.

    Ich glaube, wir verstehen uns im Grunde bereits fast. Zumindest der erste Absatz hätte so jedenfalls eins zu eins von mir sein können! Und konkret von der Sache her würde ich es etwas ähnlich wie in Leipzig (bei einer ebenfalls sehr durchschnittlichen Wand) machen, aber schon etwas großformatiger mit nicht zu vielen Details, sondern eher einigen ikonischen Bauhausmotiven (teils durchaus in satten Farben) und dazu auch jedes Mal im Bauhaus-Schriftstil der Schriftzug "Bauhaus" bzw. "Bauhaus-Archiv". Mit so einer selbst- und sendebewussten Gestaltung hätte man bereits aus der Ferne oder eben aus dem Auto eine klare Idee, was im Museum wartet. Ähnlich wie der Rosinenbomber beim Museum für Verkehr und Technik ja bereits eine klare Signalwirkung ausstrahlt (oder das Sanchi-Tor das gleiche für das Humboldt-Forum versucht).


    Den letzten Absatz finde ich unnötig despektierlich. Man kann ja auch hochwertige und langlebige Planen und Drucktechniken verwenden. Für mich würde das grundsätzlich gut zum Bauhaus passen. Irgendwelche kleinen, detailreichen Fotos oder gefüllte Vitrinen hätten mE einfach nicht die gleiche (Fern-)Wirkung. Das ist aber auch nur meine Meinung und hat nichts mit der Architektur per se oder Herrn Staab zu tun. Wie ich schon schrieb, weiß ich nicht ob oder was überhaupt in der Art bzw. Funktion geplant ist.

  • Der Staab-Turm erinnert mich immer wieder an einen freistehenden Glockenturm (Campanile), wie er in Italien häufig zu finden ist. Das ist durchaus als Kompliment gedacht. Die Sache hat nur einen Haken. Während ein Campanile Bezug zum zugehörigen Kirchenschiff nimmt, kann der Staab-Turm keinen Bezug zu den weiteren Teilen des Neubaus nehmen, da man diese ja leider unter der Erde untergebracht hat.


    Aus meiner Sicht steht der Staab-Turm bezugslos in der Gegend herum. Ich verstehe nicht, warum die durchaus gelungene Sheddach-Architektur des älteren Teils nicht einfach aufgenommen und diese bis zur Klingelhöferstraße Straße hin weitergeführt hat. Das Ganze hätte man dann mit einem solch gut gemachten Turm kombinieren können.


    Als erste Zutat bringt man große Teile des Neubaus unter die Erde (Sitchwort: Bunker-Architektur). Als zweite Zutat produziert man auf der EG-Ebene nicht-gefasste Freiflächen (Stichwort: Marx-Engels-Forum). Als dritte Zutat setzt man eine zur Adressbildung benötigte Dominate (Stichwort: Campanile) vorne an die Straße.


    Fazit: Auch wenn einige Teile (insbesondere der Turm) gut geworden sind, wirkt für mich die gesamte Komposition unstimmig und unausgereift.

  • Das Ding wird sich sicher als Objekt seine Architekturpreise aus den entsprechenden Bubbles abholen - ich finds auch nicht unansprechend- aber- das Bauhaus Archiv ist eben aber auch als Museum für Gestaltung ausgewiesen - von daher finde ich das einfordern, entsprechend kommunizierender Signale in der Aussen- u. Freiflächengestaltung nicht unberechtigt.


    Die Publikumsneigung scheint mir durch den Alten Bauhausarchivbau nicht sonderlich ausgeprägt- die Scheddachskulptur mag zwar als Icon super funktionieren aber insgesamt wirkte die Anlage eher hermetisch u. abweisend als einladend.


    Das mag für einen, einst eher abseitig gelegenen Archivbau ganz in Ordnung gehen aber mit der veränderten städt. Situation nach der Wende hatte sich unabhängig von der eingebrachten Qualität der Umgebung das bisherige Konzept eigentlich überlebt.


    Mit dem BV sollte das BHA eigentlich auf veränderte Situation und Erfordernisse reagieren.

    Wie sehr das gelingt wird sich zeigen - ich halte es bisher eher für ausbaufähig und es macht trotz und mit dem Neubau einen nicht ganz runden, konzeptionellen Eindruck auf mich.


    Die Gesamt-Anlage wirkt weiterhin eher sehr kryptisch und reserviert, auch wenn man da jetzt dieses luftig, transparente Türmlein eingepflanzt hat.


    Der nunmal sehr filigran, wirkende Turm an sich, den ich mit seiner Stützenstruktur eher stilistisch in die leicht verdauliche Moderne der 50er hineinassoziere als in das gestalterische Vokabular des Bauhauses, hätte sich hier vor dem Hintergrund der massigen Betonskulptur der Archivbaues besser behaupten können wenn er den Mut zur intensiven Farbigkeit gehabt hätte.


    Ich hätte pers. hätte es auch toll gefunden wenn man die Grünfläche mit riesigen farbigen Designikonen ausstaffiert hätte.


    Brands Teekanne, Rietfeldstuhl oder Wagenfeldleuchte hätten hier den Aussenbereich möblieren können.


    Vergleichbar mit der aberwitzig vergrößerten Schinkel- Laterne „Lesser“ am Breitscheidplatz von Olaf Nicolai.

    Etwas weniger Ernst stünde dem Gelände der Einrichtung ganz gut.


    Die Gegend um das BHA ist jetzt aufgrund der entwickelten Strukturen und Angebote nicht unbedingt der angesagte Frequenzraum für Passanten, daher wäre es glaube ich nicht schädlich wenn sich das BHA etwas schwellenloser und heiterer an seine Besucher wendet und auch mehr Facetten des Bauhauses preisgibt, als mürrischen Purismus.

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  • Antwort von Staab Architekten per Email:


    "Am Neubau an der Von-der-Heydt-Straße ist über dem Erdgeschoss ein Pflanztrog inkl. Rankgerüst über die ganze Fassadenlänge vorgesehen, in dem immergrüne, im Sommer weiß und rosa blühende Kletterpflanzen wachsen werden."


    Och, das ist doch ganz nett.


    Die Ausstellungsplakate müssen dann wohl woanders aufgehängt werden.