Im Gegensatz zu einem der Gebäude außerhalb Frankfurts, die üblicherweise als Ein- oder Zweifamilienhäuser genutzt werden (also bis ca. 8 Personen) und typischerweise ein bis zwei Vollgeschosse und emanchmal in ausgebautes Dach haben, handelt es sich bei den Häusern der alten Frankfurter Innenstadt um Gebäude, die durch immer wieder durchgeführte Aufstockungen bis zu sechs Etagen haben.
Was ihr hier fordert ist der Bau neuer Gebäude, vom Keller bis zum Dachfirst, die nach außen das Bild der zerstörten Altstadthäuser wiedergeben.
Damit sind, im Gegensatz zum Erhalt existierender Gebäude,[/] auch die heutigen Sicherheitsregeln zu beachten. Daraus ergeben sich Anforderungen über Treppenhäuser, der Brandschutz stellt Anforderungen zu Gebäudeabständen, Fluchtwegen und Zufahrtsmöglichkeiten.
Was nicht nur "wir hier fordern", sondern von der Stadt beschlossen ist, ist der Wiederaufbau von neuen Häusern, die nicht nach außen das Bild wiedergeben, sondern auch von innen exakt so sind - originalgetreu eben. Kein auf Beton aufgenageltes Fachwerk, keine vorgehängten Fassaden - durch und durch Holz mit Ziegelausmauerung. Abgesehen davon gibt das Äußere bei einem echten Fachwerkhaus das Innere vor, insofern wäre es recht schwer, da etwas vorzutäuschen. Was schonmal vorab das unsterbliche Disneyland-Argument ad absurdum führt.
Zum Thema Brandschutz und Gebäudeabstände weise ich mal auf die älteren Seiten dieses Threads hin. Aber nur vorab: bereits zahlreiche Altstadthäuser hatten zum fast immer existierenden Hof hin steinerne Treppenhäuser, und auch ein Nachweis, dass die Zufahrtswege für die Feuerwehr auf dem originalen Grundriss gesichert sind, wurde schon vor Jahren erbracht.
Zufahrtsmöglichkeiten zähle ich nicht als Argument, wer in einer Altstadt wohnt, kann keinen Anspruch auf einen Parkplatz erheben. Wer sowas unbedingt braucht, ist sicher im Westend besser aufgehoben. Und in existierenden Altstädten gibt es sowas erst recht nicht. Wie sagte Jochem Heumann, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU neulich so schön: "Einige Leute sollten langsam realisieren, dass wir hier eine Altstadt rekonstruieren!"
Und wieder: Die Voraussetzungen waren damals andere, es existierte eine Altstadt.
Auch wenn Du es nicht verstehen [B]willst
, die damals zu sanierenden Altstadthäuser kann man nicht mehr sanieren, weil sie in einer Bombennacht im März 1944 bis zu den Grundmauern zerstört und in den folgenden vierzig Jahren, bis unter das Kellerniveau hinab, bewußt entfernt wurden.
Was immer da entstehen wird ist ein Neubau, weil selbst eine Wiederherstellung mit den Originalmaterialien durch das "Fehlen" der Verformung der Teile über die Jahrhunderte ihres Bestehens einen anderen optischen Eindruck ergäbe.
Wo ist da das Problem? Hat hier irgendwer den Anspruch erhoben, die Rekos künstlich zu patinieren? Das kommt, wenn man ohne irgendwelchen modernen Stahl-Beton-Mist baut, von ganz alleine. Guck' dir mal den Großen & Kleinen Engel in der Ostzeile des Römerbergs genau an. Er zeigt bereits jetzt, 24 Jahre nach seiner Rekonstruktion, erste Verformungen. Die herausgefallenen Gefache bei anderen Bauten der Ostzeile (was man allerdings langsam mal reparieren sollet) bezeugen ebenso, dass das Holz kräftig in Bewegung ist.
Auch in den 30ern hätte niemand, unter der Annahme es wäre von jetzt auf gleich eine freie Fläche entstanden, dort das Gewühl wieder aufgebaut - im Gegenteil, man hat ja gerade in dieser Zeit außerhalb der Kernstadt Siedlungen geschaffen um den Menschen, die im Bienenstock der Altstadt lebten, menschenwürdigen Wohnraum zu schaffen.
Das damalige Sanierungskonzept bestand darin, aus den Häusern einige auszuwählen, die erhalten und modernisiert wurden und darum herum diejenigen abzureißen, die den erhaltenswerten Gebäuden Licht und Luft wegnahmen. Das so entstandene Stadtbild entspräche dem, was beim gezielten Wiederaufbau wichtiger Einzelhäuser und Ensembles entstünde (was auch durchaus meine Zustimmung fände).
Wichtig ist dabei noch, dass natürlich auch immer der Eigentümer des jeweiligen Gebäudes mitspielen mußte, da er einen Teil der Sanierungskosten zu tragen hatte. Dafür fielen während der Sanierungsarbeiten die Mieteinnahmen ganz und nach ihrem Abschlus teilweise aus, weil die Wohndichte in den sanierten Häusern geringer wurde. Das war einer der Gründe, warum die damalige Sanierung nicht so recht voran kam.
Bevor du hier weiter mit Unwahrheiten um dich wirfst, würde ich dich bitten, mal "Stadtsanierung in Frankfurt am Main 1933-1945" von Olaf Cunitz durchzulesen, bisher die einzige brauchbare wissenschaftliche Arbeit über das Thema (Magisterarbeit). Kann man sogar online hier kostenlos herunterladen:
http://publikationen.ub.uni-fr…t.de/volltexte/2006/3090/
Aber dennoch kurz als Antwort: deine Aussage ist zu pauschal. Die Stadt wurde in verschiedene Bereiche nach der Bedeutung ihrer Baudenkmäler eingeteilt. Der vollkommen hochmittelalterliche Kern südlich der Achse Bethmannstraße - Braubachstraße wurde so eingestuft, dass hier ein Minimum an Abrissen stattfinden sollte. Also auch der Bereich, über den wir hier reden. Einzige Abrisse waren hier einige wertlose Hinterhofbauten des 18. & 19. Jahrhunderts (Handwerkerhöfchen & Kirschgarten). Wo flächenhaft abgerissen wurde, war dies kein Verlust, z. B. in der Schüppengasse - es handelte sich hier fast vollständig um kleinbürgerliche Zweckbauten ohne kunsthistorischen Wert.
Wo steht, dass die Altstadtsanierung nicht recht voran kam? 600 von 1.200 Altstadthäusern im Sanierungsprogramm wurden bis 1940 saniert (vgl. Fried Lübbecke in "Alt-Frankfurt. Ein Vermächtnis."). Auch wurden zur Finanzierung erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt, vgl. Cunitz in der o. g. Arbeit, 74ff.
Gut. Wie bereits gesagt, es handelt sich zwar um eine geschlossene Altstadt, aber die Bebauungsdichte ist um ein vielfaches geringer als in der ehemaligen Altstadt, die Gebaudeabstände (Straßenbreite) und auch die Räume innerhalb der Häuser sind größer als sie es in Frankfurt waren. Niemand muss über eine gewendelte 50-Zentimeter-Stiege in die sechste Etage (den dritten Dachboden) klettern - sowohl weil die Gebäude eben nicht so hoch sind, aber auch weil ihre Größe moderne Treppeneinbauten erlaubt und die geringere Bewohnerzahl Treppen im Wohnbereich erlaubt, die obendrein auch noch seltener genutzt werden als diejenigen in den schmalen hohen Häusern der Frankfuerter Altstadt.
Wie soch anderenorts gesagt, und auch in den derzeitigen Konzepten zur Rekonstruktion der Straßenverläufe bei neuer Bebauung: Die Zusammlenlegung der Flächen historischer Gebäude zur Herstellung "moderner" Grundrisse, die ein Wohnen und Arbeiten auf wenigen Ebenen erlaubt, kann unter Nutzung der historischen Gebäudekontur Teile des städtischen Eindrucks wieder herstellen und das Gebiet einer neuen Nutzung zuführen.
Wenn man dabei bei "wichtigen" Gebäuden die historische Fassade rekonstruiert (was die Etagenhöhen festlegt) und eventuell zu einer Nutzung notwendige Flächen in klar abgegrenzt modernen Anbauten auf der Gebäudekontur der Nachbargrundstücke dazubaut mag das auch alles einen neuen Zweck erfüllen.
Ich habe das Gefühl, du hast noch nie in Fachwerkhaus von innen gesehen. Und was du mir mit hier sagen willst, verstehe ich noch weniger. Dreistöckige, sogar vierstöckige Häuser mit mehreren Dachgeschossen gibt es auch heute noch in zahlreichen Städten, und vielernorts auch noch mit der Originalausstattung, also Wendeltreppen, steilen Kellerabgängen etc. - und?
Und woher die Behauptung, dass die Frankfurter Häuser angeblich so ungewöhnlich eng waren? Es handelte sich in der Mehrzahl um Häuser des 16. Jahrhunderts auf einem älteren gotischen Grundriss, aber dies ist in der Mehrzahl der Altstädte der Fall, wo nicht eine starke Zerstörung durch den 30jährigen Krieg oder eine planmäßige Barockisierung stattgefunden hat.
Zu deinen Ausführungen mit dem Zusammenlegen: okay, warum nicht? Auch dies hat historische Vorbilder, viele Häuser waren aufgrund der Besitztumsverhältnisse miteinander verbunden. Sowas wie ein Fachwerkdoppel- oder Mehrfamilienhaus ist ohnehin geschichtlich betrachtet eine Entwicklung, die "altdeutsche" Bauweise kannte nur Einfamilienhäuser. Kann man z. B. an Häusern und Grundrissen in Marburg heute noch ganz gut sehen.