Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Dom-Römer-Sonderausschusssitzung vom 26.01.2007

    Außer mir waren noch RMA2000, Jörg Ott und für ungefähr eine Stunde Dominik mit am Start.
    Vorgestellt wurden die Ergebnisse der 2ten Planungswerkstatt von den Sprechern der jeweiligen Gruppen. Im Prinzip hat sich zu den Ergebnissen des ersten Durchgangs nicht viel geändert, nur dass die Anhänger der Moderne zum großen Teil den miserablen Entwurf des Stadtplanungsamtes positiv bewertet haben.
    Aber eine grundsätzliche Beobachtung, die Mut macht: es scheint als seien die Grünen auf dem Rückzug, ab und zu hat man wirklich den Eindruck gehabt, als sei es mittlerweile Konsens, dass 4 bis 5 Gebäude (eventuell gesellt sich zu den Bekannten doch noch das Haus Rebstock dazu) originalgetreu rekonstruiert werden, und ansonsten zumindest der Grundriss und die Fassaden wiederhergestellt werden. Sogar die Äußerungen der nicht gerade als Rekonstruktionsbefürworter bekannten Frei (FDP) und Baier (Grüne) gingen eindeutig in diese Richtung.
    Offensichtlich hatten diesen Eindruck auch die Modernisten, von denen sich drei vier Leute jeweils mindestens 4 mal zu Wort meldeten, und sich verwundert taten, dass es scheinbar einen Konsens zur historischen Bebauung gäbe obwohl die Planungswerkstatt mehrheitlich dagegen gewesen sei, und relativ hilflos versuchten nicht vorhandene Argumente gegen die Rekonstruktion vorzubringen.
    Mich hats zwar zwischenzeitlich gejuckt es ihnen gleich zu tun, aber ich hab es dann bei einer Wortmeldung belassen, da die Antworten der Ausschussmitglieder im Prinzip das aussagten was mir auf der Zunge lag.


    Insgesamt kann man also sagen, dass es im Moment gar nicht so schlecht aussieht. Auf jeden Fall ein klarer Punktsieg für die Rekonstruktion. Jetzt heißt es nur am Ball bleiben und ja nicht nach lassen, und dann ist es vielleicht gar nicht mehr so unrealistisch, dass dieser Teil der Frankfurter Altstadt zumindest äußerlich zum großen Teil wiederaufersteht.


    Nächste Sitzung soll sofern ich mich recht erinnere Ende Februar stattfinden.



    Als nächstes versuch ich mal die letzten Pressemeldungen zusammenzusuchen.

  • Pressemeldungen

    Studenten und CDU wollen Schirn durchbrechen


    Quelle: FNP vom 12.01.2007.


    Neben der vernachlässigbaren Idee einer Studentin zur Gestaltung des Gebietes geht es um etwas sehr Interessantes: eine Art Tunnel durch das Untergeschoss der Kulturschirn, um den Verlauf der Gasse "Lange Schirn" wiederherzustellen, die ja sonst abrupt an der Kunsthalle enden würde. Der Vorschlag kam von Architektur-Studenten der Fachhochschule. Aber auch bei der CDU ist man auf ähnliche Gedanken gekommen. Hier denkt man sogar über einen Durchbruch im Erdgeschoss der Kunsthalle nach. Außerdem ist zu erfahren, dass die CDU gegen einen massiven Baukörper über dem Archäologischen Garten ist, wie ihn das Stadtplanungsamt vorschlägt. Man will eine kleinteilige Lösung, und den Archäologischen Garten evtl mit Glas schützen.



    FAZ vom 27.01.2007 (kein Link verfügbar):


    "Ketten als Mieter unerwünscht". Da die Gebäude auf dem Areal allesamt Unikate seien, will die Römer-Koalition genau regeln welche Nutzer in die neuen Gebäude einziehen dürfen. Man spricht von einer "systemgastronomiefreien Zone". Derzeit debattiert man noch darüber wie sich dies bewerkstelligen lassen kann. Von den Grünen kam der Vorschlag, man solle der IHK eine Liste mit den Geschäften vorlegen, die vor dem Krieg dort ansässig waren, und die IHK solle dann Hinweise geben welche Branchen heute dort denkbar wären.
    Da die Gesetzgebung in dieser Sache sehr liberal ist, denkt man darüber nach, dass die Stadt Eigentümer eines großen Teils der Gastronomie- und Einzelhandelsflächen in den Erdgeschossen bleiben soll.
    Außerdem erfährt man, dass die Kosten für den Abriss des Technischen Rathauses zwischen 15 und 25 Millionen Euro liegen sollen.



    Stadt Frankfurt kauft Technisches Rathaus sofort zurück


    Quelle: FAZ vom 30.01.2007.


    Zum 1. April diesen Jahres kauft die Stadt Frankfurt das Technische Rathaus zurück, da man sich mit der DIL nicht über eine Verlängerung des Leasingvertrages verständigen konnte. Zumindest insofern die Kündigung bis 31.01. bei der DIL eingetroffen ist (darüber gab es bisher noch keine Berichte aus der Presse), ansonsten hätte sich der Vertrag um 12 Jahre bis 2019 verlängert.
    Kosten wird der Rückkauf 72 Millionen Euro + 2,5Millionen Euro Grunderwerbssteuer (von denen drei Siebtel an die Stadt zurückfließen). Der Abriss wird erneut auf 15 bis 25 Millionen beziffert. Außerdem sind zunächst 7,5 Millionen im Haushalt veranschlagt um einen Teil der Römertiefgarage zu beseitigen, als Vorraussetzung für die Absenkung des Krönungswegs auf sein altes Niveau.

  • Interview mit der Oberbürgermeisterin

    Quelle: Hessenschau (Flash-Video)


    Frau Roth möchte es "historisch". Was genau das bedeutet ist bei ihr aber nach wie vor nicht so ganz klar. Das was wirklich interessant ist, ist der Plan den sie in der Hand hält. Schon deutlich näher am historischen Grundriss, als alles was zuvor von offizieller Seite kam, aber immer noch einige inakzeptable Missstände:
    - Kein Haus Rebstock, stattdessen zwei fast quadratische Baukörper ohne jegliches historisches Vorbild.
    - Westteil von Hinter dem Lämchen weicht viel zu stark vom historischen Grundriss ab (besser wär es "zu den 3 Römern" einfach vorerst nicht zu errichten, sondern auf den längst überfälligen Abriss des furchtbaren Kunstvereins zu warten, aber hier stellt man an Stelle dieses Gebäudes einfach ein anderes mit ähnlichen Grundriss und macht damit die Reko unmöglich).
    - Und das was man südlich des Marktes vorhat ist ein einziger Witz. Der Tuchgaden soll statt in Nord-Südrichtung in Ost-Westrichtung verlaufen (vom Roten Haus zum Domturm), das Rote Haus wird zum Eckhaus, was bedeutet dass Teile der Fassade erfunden werden müssen (das ist dann wirklich Disneyland), und die Gebäude ums Metzgerhöfchen sind nicht auf dem Plan enthalten obwohl sie schon allein aus statischen Gründen für das Haus auf den 3 Säulen unverzichtbar sind.

  • Mit äußerlichen Rekonstruktionen ist meiner Meinung nach ein guter Kompromiss gefunden worden. Es ist im Endeffekt nun wirklich egal, ob die Wände aus Holz, Stroh und Lehm bestehen oder aus Beton, solange die Außenansichten authentisch rüberkommen (d.h. bitte echtes Holz mit all den typischen Schnitzereien und Bemalungen als Außenverkleidung). In Sachen Brandschutz ist es in jedem Fall vorteilhaft. In gewisser Weise ist es auch ein Tribut an die historischen Tatsachen: Die "alte" Altstadt ist unwiederbringlich verloren, und auch 100% exakte Rekonstruktionen könnten den alten Schein nur oberflächlich wiederherstellen. Man muss sich nur mal nacheinaner die Römerberg-Ostzeile und danach das Haus Wertheym am Fahrtor anschauen (welches ja als einziges übrig geblieben ist). Dem Haus Wertheym sieht man die Jahrhunderte an - man nimmt dem alten, verzogenen und spröden Gebälk einfach ab, dass es hunderte Jahre auf dem Buckel hat - bei der Ostzeile kann ich das nicht feststellen, man sieht einfach, dass die Häuserzeile nicht alt sein kann. Dem Touristen aus Fernost ist das natürlich egal, denn der sieht nur das schöne Haus, nicht dessen innere Struktur. Und genau das ist der Witz an der Sache: Der Laie muss das ganze schön finden - Architekturexperten und Historiker füllen keine Hotelbetten!


    Langer Rede kurzer Sinn: Für das, was man mit einer Rekonstruktion erreichen kann - einer quasiauthentischen Darstellung des alten Frankfurt - benötigt man nicht unbedingt den riesigen Aufwand einer Balken für Balken historisch präzisen Rekonstruktion, die politisch sowieso nicht durchsetzbar wäre. Wenn der äußerliche Eindruck stimmt, erreicht man genau den gleichen Effekt bei wesentlich geringeren Kosten. Besser als die Alternative "moderne Bebauung auf alten Parzellen" ist es allemal.


    Nebenbei bemerkt: Bei architektonisch und historisch bedeutsamen Bauten wie der Goldenen Waage würde ich allerdings einer Vollreko absolut zustimmen. Hier ist nicht nur das Äußere von Bedeutung, sondern das vollständige Haus, das in seiner Gesamtheit den historischen Wert darstellt.

  • Nicht viel neues aber interessante kleine Details zum geplanten Abriss:


    http://www.wiesbadener-kurier.…t.php3?artikel_id=2710869
    Ganz nett geschrieben und brandaktuell!


    -20000 Kubikmeter Bauschutt, zum Abtransport muß eine Straßenbahnlinie verlegt werden!


    -Abrisskosten von 25 Millionen Euro!


    -Eine mindestens zweistellige Millionensumme wird noch zusätzlich benötigt, weil die U-Bahnröhren und das Römerparkhaus eine neue Statik benötigen.


    Es wird das teuerste kommunale Projekt der Stadt Frankfurt!

  • Umfrage

    Die Freunde Frankfurts haben auf ihrem Internetauftritt eine Umfrage zum Wiederaufbau gestartet. Jeder der für die Rekonstruktion ist, sollte da ruhig mal vorbeischauen und mit ja stimmen, und zwar hier.
    Übrigens kann man sich dort auch als Interessent für eine Wohnung / Geschäft / Gastronomiebetrieb anmelden.

  • @TripleXXX

    Wobei man verschiedenes selbst bei objektiver Betrachtung nicht vergessen sollte: der Bau des Technischen Rathauses mitten im Altstadtkern war eine rein städtische Entscheidung, die schon ihrerzeit bei einer Mehrheit der Bevölkerung nicht akzeptiert war. Ohne jetzt genaue Kenntnisse des Katasterplans von 1970 zu haben, bin ich mir doch sicher, dass es außerhalb des historischen Grundes eine Menge an anderen Standorten für das TR gegeben hätte. Insofern ist die nach wie vor nur als dämlich zu bezeichnende Entscheidung - für die übrigens erhaltene Gründerzeitler an der Braubachstraße weichen mussten, was vor dem Hintergrund der Kriegszerstörungen einfach nur pervers ist - von der Stadt selbst zu verantworten. Was sie ja glücklicherweise nun offensichtlich auch tut.


    Dazu kommt, dass die Maßnahme nicht nur die teuerste städtebauliche Aktion dieser Art, sondern wohl auch die Wichtigste seit der Rekonstruktion des Samstagsberges ist. Meiner Meinung nach sogar die bedeutendste Baumaßnahme seit dem Zweiten Weltkrieg überhaupt - aber das ist eben nur meine Meinung. Klar ist, dass mit dem Gelingen dieses Projektes an einem solch repräsentativen Ort nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern auch, wie Frankfurt von außen her wahrgenommen wird, auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hin steigen oder fallen wird.


    Insofern sind die Kosten für das alles eher Nebensache, ganz ehrlich. Und wenn meine Steuergelder ausnahmsweise mal für soetwas ausgegeben werden, muss ich eigentlich sogar mal dankbar sein.


    --------------------
    Moderationshinweis: Das Zitat wurde gelöscht. Bitte künftig auf die Boardregeln achten und nur zitieren, wenn es wirklich nötig ist. Danke.

  • Nach Ansehen des Beitrags der "Hessenschau" ist mir wohler. Vielleicht hat auch meine Mail an Frau Roth ein klein wenig zu ihrem Sinneswandel beigetragen. Auf jeden Fall zeigt sie jetzt die richtige Einstellung zum Thema.


    Wenn Frau Roth den Abschluss der Bauarbeiten als OB vom Belvederchen aus feiern will, sollte sie bei der Planung darauf achten, dass hinsichtlich der Dachgestaltung nicht zu modern gebaut wird, etwa mit zu großen Glasflächen. Dann wäre der einzigartige Blick von diesem Ort nicht mehr der, de er sein soll.


    Ansonsten stimme ich Rohne im Post unten (834) voll zu.

  • @RMA2000:


    Es ist erstaunlich wie rabiat man in der Stadt damals mit der alten Bausubstanz umging. Die Kriegsschäden waren enorm und es wurde ein brutalistisches Bauwerk mitten ins alte Herz der Stadt gesetzt. Das mag dem damaligen Zeitgeist entsprochen haben, ist aus heutigen Gesichtspunkten eine willkürliche und absurde Entscheidung. Das Frankfurt dadurch touristisch noch mehr Boden gutmachen wird erklärt sich von selbst. Schon heute spielt die Stadt in der Liga der Top drei Deutschlands (Berlin u. München) mit. Hier geht es auch nicht um Kosten, sondern um den kulturellen Wert. Ich wollte nur sagen das die Stadt sich den Abriss eine Menge kosten läßt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind gut und warum soll es die Stadt nicht tun? Jetzt wird geprasst. Die Stadt Frankfurt ist alt und hat eine Menge kulturelle Tradition. Auch die Schirn wird dadurch aufgewertet, die Bedingungen waren NIE besser (Stichwort: Max Hollein*CLICKME* sonst wird es zu Offtopic...)! :)

  • Also ich bin absolut für die Variante der Rekonstruktion von Teilen der Altstadt (hab auch gerade bei Freunde Frankfurts mit "ja" gestimmt :D ), aber versetzt euch doch mal in die Lage der Anwohner zwischen Hessen-Center und Eissporthalle, denen seit 15, 20 oder keine Ahnung wie vielen Jahren erzählt wird, es sei kein Geld für den Riederwaldtunnel da... laut aktuellem Thread kostet dieser aber wohl nur 175 Millionen Euro (was mit sehr wenig erscheint).
    Also bitte mal vergleichen ~70 Millionen fürs Gebäude, 25 Millionen für Abriss... usw. Vs. 175 Millionen für eines der wichtigsten Straßenprojekte in Frankfurt zur Stauentlastung!!!! Der Tunnel scheint wohl jetzt endlich zu kommen, aber erst nach zig Jahren wo Tausende jeden Morgen im Stau stehen... :nono:

  • Beim Riederwaldtunnel ist der Baulastträger aber der Bund, Durchführung liegt beim Land Hessen. Finanzierung ist also Aufgabe der Bundesregierung und nicht von der Stadt Frankfurt. Hinzu kommt, dass das jahrzehntelange Warten zum Teil auch den Protesten der Anwohner (also gerade die die entlastet werden sollen) und Naturschutzverbänden geschuldet ist.
    Insofern ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.

  • Die 72 Millionen Euro für den Rückkauf des Technischen Rathauses sollten bei deiner Rechnung aber außen vor bleiben. Denn bei Abschluss des Sale-And-Lease-Back-Vertrags ist in etwa diese Summe ja der Stadtkasse zugeflossen. Im Ergebnis nichts anderes als ein Darlehen, das nun eben fällig wird und zurückgezahlt werden muss.


    Ansonsten was Rohne sagt.

  • Eine interessante Pressemitteilung der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden: Link


    Kurzzusammenfassung:
    - Wiederaufbau Neumarkt Dresden und deren institutioneller Rahmen durch den GHND e.V. als Vorbild und Anregung auch für Frankfurter Altstadt bzw. die Frankfurter Altstadtfreunde
    - Auch aufgrund der Fehler, die in Dresden gemacht wurden, fordern die Bürger eine "fast vollständigen Rekonstruktion des Altstadt-Teilstücks"
    - Pressemittelung basiert auf dem Fernsehinterview von Frau Roth vor einigen Tagen im Hessischen Rundfunk

  • So, nach längerer Abwesenheit dieses Forums von der Öffentlichkeit und nach längerer Abwesenheit meinerseits vom Forum an dieser Stelle erst einmal dem DAF meine Glückwunsche zur gelungenen "Rückkehr".


    Zurück zum Thema "Frankfurter Altstadt": Hier das von den Freunden Frankfurts herausgegebene Flugblatt...



  • Danke für die Fotos, das Flugblatt ist wirklich sehr interessant! Bleibt zu hoffen, dass es möglichst viele Frankfurter erreicht. Kurios finde ich allerdings, wie auf der Karte das Haus am Dom dezent auf seinen historischen Grundriss zurechtgestutzt wurde... :rolleyes:

  • Um dann doch noch mal wieder ernsthaft zu werden: Wäre ein Teilrückbau des "Haus am Dom" denkbar, wenn es zur historisch genauen Wiederherstellung der angrenzenden Straßenzüge kommt? Für die verlorene Fläche könnte man der Kirche ja meinetwegen ein benachbartes Fachwerkhaus andrehen (aber bitte nicht die Goldene Waage)....