Bauprojekte Rummelsburger Bucht (Lichtenberg)

  • Entwicklungsareal "An der Mole" (zuletzt hier) - es wird langsam konkreter. Hier scheint es ein Projekt zu geben, das größtenteils mit Wohlwollen auch seitens der Bürgerini entgegen genommen wurde.
    Der israelische Milliardär und Meeresbiologe Benjamin Kahn beabsichtigt nämlich auf einem Teilstück des Areals den Bau eines Marineparks. Neben einem sog. "Haus des Wassers", das wechselnde Ausstellungen zum Thema "Wasser als Ressource und Lebensraum" zeigen soll, ist ein Geschäftshaus mit Büroräumen, ein Hotel und Einzelhandel geplant. In Richtung Rummelsburger Bucht soll sich schließlich eine rund 6000 Quadratmeter große und öffentlich zugängliche Grünanlage erstrecken. Auch diese will der Investor finanzieren.
    Hier die Planungsskizze:



    (C) Maske und Suhren


    Lage des Parks im B-Plan-Entwurf:



    (C) Bezirksamt Lichtenberg von Berlin


    Am 11.11. findet hierzu eine Bürgerversammlung im Ratssaal im Rathaus Lichtenberg statt.


    Für das Gelände soll noch in diesem Jahr der B-Plan öffentlich ausgelegt werden.


    Weitere Infos
    Artikel BW
    Infoseite B-Plan Ostkreuz
    Bürgerini Ostkreuz

  • Entwicklungsareal "An der Mole" (zuletzt hier) - es wird langsam konkreter. Hier scheint es ein Projekt zu geben, das größtenteils mit Wohlwollen auch seitens der Bürgerini entgegen genommen wurde.
    Der israelische Milliardär und Meeresbiologe Benjamin Kahn beabsichtigt nämlich auf einem Teilstück des Areals den Bau eines Marineparks. Neben einem sog. "Haus des Wassers", das wechselnde Ausstellungen zum Thema "Wasser als Ressource und Lebensraum" zeigen soll, ist ein Geschäftshaus mit Büroräumen, ein Hotel und Einzelhandel geplant. In Richtung Rummelsburger Bucht soll sich schließlich eine rund 6000 Quadratmeter große und öffentlich zugängliche Grünanlage erstrecken. Auch diese will der Investor finanzieren.
    Hier die Planungsskizze:



    (C) Maske und Suhren


    Fast 2 Jahre ist dieser Post alt, doch jetzt scheint die Diskussion wieder loszugehen. Die Berliner Zeitung berichtet über das Projekt "Korallenwelt". Allerdings scheint die Zustimmung der Anwohner nicht mehr so groß zu sein. Die hätten an der Stelle lieber eine Schule. Allerdings gehört das Grundstück schon dem Investor. Wenig erfährt man allerdings in dem Artikel über detaillierte Pläne und Baubeginn. Nur dass ca 40 Millionen Euro investiert werden sollen.

  • Na Hauptsache, die düstere und abweisende Brache wird endlich mit einer attraktiven Nutzung versehen. Man traut sich ja bei Dunkelheit kaum, da langzugehen.


    Diese Wasserwelten sind wirklich ein einzigartiges Konzept für ganz Berlin. Die angebliche Parkplatz-Problematik, die in dem Artikel angeführt wird, ist schwer nachzuvollziehen. Schließlich liegt mit dem Ostkreuz der größte Berliner S-Bahnhof und Nahverkehrsbahnhof wenige Schritte entfernt. Bei innenstädtischen Museen habe ich auch noch nicht gehört, dass es Beschwerden wegen mangelnden Parkraumes gibt.



    ... und dass "die Anwohner" lieber eine Schule dort hätten, ist natürlich kompletter Unsinn. Allenfalls schreien ein paar - wie üblich lautstarke - Helikopter-Eltern nach einer Schule vor der Haustür, damit die lieben kleinen ihren Mors bloß nicht 2km weiter zur nächstgelegenen Lehranstalt bewegen müssen.

  • ^ Der Ruf von Anwohnern nach einer Schule ist mit Sicherheit kein Unsinn. Der Spruch mit den Helikopter-Eltern, die eine fußläufige Grundschule suchen, stößt mir schon ziemlich übel auf. Zumal jetzige Eltern von einem Neubau eh nichts mehr hätten und daher bei der Forderung wohl ein Gemeinsinn zu Grunde liegt. :nono:


    ABER es handelt sich um ein Privatgrundstück. Es gibt doch genug Flächen in öffentlicher Hand oder im Besitz von Betrieben, die ihrerseits staatlich sind, auf die man Schulen bauen kann. Es gibt schon allein mehrere Wagenburgen in Friedrichshain, die anachronistisch sind und für Schulen o.ä. freigemacht werden sollten.


    Der Anspruch auf ein Grundstück in privater Hand in einer Umgebung, die nach wie vor diverse Brachflächen bietet, grenzt schon an Sozialismus.


    Am Rummelsburger See an der Spitze gegenüber wurde z.B. eine Kita auf eine Fläche gestellt, die für eine kleinere Grundschule ausgereicht hätte. Platzverschwendung mit Seeblick, innenstadtnah und S-Bahn-Anschluss. M.E. völlig bescheuert - könnte man gleich wieder abreißen. Das gleiche an der Modersohnstraße mit einer eingeschossigen Kita, wo Freiflächen, Schulräume, Wohnungen gebraucht werden. Das Gleiche beim Jugendzentrum in der Gryphiusstraße und beim Ausbau der Zille-Grundschule.


    Überall wurde eine qualifizierte Bebauung, die stärker verdichtet aber dann auch mehr Freiflächen zulässt, zu Gunsten von Platz fressenden Flachbauten zurückgestellt. Ich bin überzeugt, dass auch der ökologische Gedanke dabei verletzt wird, da diese minderwertigen und an der Stelle unpassenden Bauten wohl keine lange Standzeit haben werden.

  • ^ Sehe ich ähnlich. Was ist denn gegen wohnortnahe (Grund-)Schulen einzuwenden? Eines der Kennzeichen von Helikopter-Eltern ist doch, dass sie ihre Blagen am liebsten mit dem SUV bis ins Klassenzimmer karren, statt ihnen die Erfahrung zu ermöglichen, selbständig zur Schule und wieder nach Hause zu laufen. Andererseits kann ich es gut verstehen, wenn Eltern ihren Siebenjährigen nicht jeden Morgen unbeaufsichtigt und im Dunkeln über die Kreuzung Stralauer Allee/Markgrafendamm schicken möchten. Wenn man also Rahmenbedingungen zur Vermeidung elterlichen Hubschraubertums schaffen will, dann wäre eine Grundschule auf der Halbinsel ein guter Anfang.


    Auch was die Kritik platzraubender Flachbauten angeht, gehe ich mit. Nur bei den Wagenplätzen (so heißen die, Wagenburgen sind Wildwest-Folklore ;)) wünsche ich mir mehr Rücksicht. Klar kann man innerstädtische Grundstücke für Wohnungen oder eine öffentliche Nutzung sinnvoller verwenden als für Bauwagen, aber man muss die Leute ja nicht vollständig vertreiben, sondern kann ihnen ein zur Bebauung weniger attraktives Ausweichgrundstück anbieten. Funfact: In Göttingen hat man das Ende der Neunzigerjahre gemacht, und seitdem ist der dortige Wagenplatz direkter Nachbar der Polizeidirektion – meines Wissens ist es bei allen Animositäten nie zu nennenswerten Konflikten gekommen.

  • "Der Ruf von Anwohnern nach einer Schule ist mit Sicherheit kein Unsinn."


    Bitte sauber argumentieren! Ich habe nicht behauptet, dass "der Ruf von Anwohnern nach einer Schule" Unsinn ist, sondern die Behauptung, dass "die Anwohner" - also einheitlich oder zumindest eine Mehrheit dieses fordere.


    Zumal jetzige Eltern von einem Neubau eh nichts mehr hätten und daher bei der Forderung wohl ein Gemeinsinn zu Grunde liegt. :nono:


    Das ist ein leider typisches Argumentationsmuster, die eigenen Partikularinteressen zum Interesse des Gemeinwohls zu überhöhen - um damit pauschal Gegenargumente auszuhebeln.


    Andererseits kann ich es gut verstehen, wenn Eltern ihren Siebenjährigen nicht jeden Morgen unbeaufsichtigt und im Dunkeln über die Kreuzung Stralauer Allee/Markgrafendamm schicken möchten.


    Das ist leider auch so eine Krankheit heutiger "Helikoptereltern", dass sie ihrem Nachwuchs nicht das Vertrauen schenken, einfachste Anforderungen des täglichen Alltags zu meistern.

  • Vorneweg: Ich finde das hier geplante Projekt hoch spannend und freue mich regelrecht darauf. Das Haus selber scheint ja eine recht interessante Mischung aus Freizeiteinrichtung (Haitunnel, Tauch- und Streichelbecken) und Umweltbildung zu bieten. Dazu offenbar ein komplett öffentlicher Uferpark und eine Schutzzone für die Natur im unmittelbaren Uferbereich - und das ausgerechnet neben einem mW recht stark verschmutzten Gewässer, dem jede PR in Richtung nachhaltiger Umgang mit Wasser und Gewässern nur gut tun kann. Als Anwohner würde ich mich generell schon sehr über so ein Projekt freuen.


    Zu den nun auftauchenden Forderungen kann ich nur sagen, dass ich nicht ganz schlüssig daraus werde. Das Projekt ging relativ lange durch die Öffentlichkeit, es gab Dialogforen und selbst vor Ort existierende Bürgerinitiativen schienen angetan davon. Den Investor schätze ich als recht seriös ein und er wollte das Grundstück erst kaufen, wenn politisch-gesellschaftlicher Konsens sowie Planungssicherheit besteht. Nach einigen Verzögerungen war dies dann im vergangenen September der Fall und nun hört man erstmals überhaupt von deutlicher Kritik, sodass sogar von einem "umstrittenen Projekt" die Rede ist (und die Berliner Zeitung ist ja nicht die Bild). Wieso jetzt die Aufregung, wo nunmehr die Politik die Hände gebunden hat und der Investor schon tief in den sicherlich nicht billigen Planungen steckt? Haben sie sich erst jetzt eine Meinung gebildet/ sind evtl alle erst vor ein paar Wochen da eingezogen? Oder wollten sie das Projekt im Grunde selbst, nutzen es jetzt aber als Aufhänger für politische Forderungen?


    Dass Grundschüler einen möglichst kurzen und sicheren Schulweg haben sollten, ist davon abgesehen selbstverständlich bzw sollte es sein. Dagegen rumzutrollen kann mE nur dem reinen Provozieren und dem damit verbundenen Vertreib der Langeweile dienen. Darauf sollte man daher mE gar nicht näher eingehen.

  • Das ist ein leider typisches Argumentationsmuster, die eigenen Partikularinteressen zum Interesse des Gemeinwohls zu überhöhen - um damit pauschal Gegenargumente auszuhebeln.


    Schon klar - "Partikularinteressen" sind immer die Interessen der anderen ... . Bei den Interessen von Kindern (bzw. Familien und Kindern) ist es nun aber einmal so, dass der Staat sie als in besonderem Maße deckungsgleich mit dem Allgemeinwohl ansieht. (Die Lektüre von Art. 6 GG sei empfohlen.) Aus gutem Grund, wie auch Kinderlose verstehen, wenn sie alt und/oder krank werden und von den Kindern der anderen gepflegt werden müssen.


    Das ist leider auch so eine Krankheit heutiger "Helikoptereltern", dass sie ihrem Nachwuchs nicht das Vertrauen schenken, einfachste Anforderungen des täglichen Alltags zu meistern [wie 'jeden Morgen unbeaufsichtigt und im Dunkeln über die Kreuzung Stralauer Allee/Markgrafendamm schicken'].


    Ich vermute mal ganz scharf, dass Sie keine Kinder haben, stimmt's?


    Sonst wüssten Sie, dass zwischen "Helikoptereltern" und solchen, die ihr Grundschulkind nicht über eine vielbefahrene Bundesstraße (über die Stralauer Allee führt an dieser Stelle die B 96a: https://goo.gl/maps/kqinrLbQfCN2) zur Schule schicken wollen, Welten liegen.

  • ^^
    Ich denke die Debatte beginnt sich nun unnötig zu verselbständigen. Klar brauchen kleine Kinder Schulen, die am besten fußläufig erreichbar sind und deren Schulweg nicht über vielbefahrene Bundesstraßen führt.


    Was mich nur ärgert, dass diese "Partikularinteressen" immer genau dann ins Feld geführt werden, wenn Leuchtturmprojekte anstehen bzw. schon durchgewunken sind.


    Immer findet sich genau dann ein Miesepeter, der genau an diesem Standort seine Grundschule mit Wassergrundstück für sich beansprucht. Immer steht ein Baum im Wege, die Verschlechterung des Mikroklimas wird ins Feld geführt, die Verschattungsproblematik bereitet Sorge, "das Soziale" ist nicht genügend berücksichtigt usw.


    Man kann dann schon seine Zweifel bekommen, wenn partizipative Stadtplanung zu Projektverhinderungskampagnien mißbraucht wird und wird schnell dünnhäutig gegenüber diesen Anwohner- Betroffenheitsjargons.


    Seit über 20 Jahren wird die Rummelsburger Bucht ausschließlich (!) mit Mittelstandswohnsilos zugepflastert. Kein öffentliches Gebäude, kein Ausflugslokal durfte bisher hier seinen Platz finden. Und nun kommt einer, der ein rein besucherorientiertes Projekt verwirklichen will, das Leute hintern Bahndamm locken soll.


    Und so vermute ich, kann und soll die gewünschte Schule nach dem Willen der Gated-Community Rummelsburger Bucht naürlich nicht daneben, davor oder dahinter errichtet werden, sondern einzig und allein da, wo das Leuchtturmprojekt geplant ist.


    Fazit: Den Bedarf an Schulen vor Ort sehe ich durchaus gegeben. Warum nur macht man nicht vorher den Mund auf und verhindert so eine komplette Überplanung der Bucht mit reiner Wohnbebauung!? Erst jetzt, wo die intime Wohninsellage durch einen Publikumsfrequenzbringer bedroht ist, wird das Gegen-Projekt-Schule in Stellung gebracht. Das ist so Starnberg! ;)


  • Seit über 20 Jahren wird die Rummelsburger Bucht ausschließlich (!) mit Mittelstandswohnsilos zugepflastert. Kein öffentliches Gebäude, kein Ausflugslokal durfte bisher hier seinen Platz finden. Und nun kommt einer, der ein rein besucherorientiertes Projekt verwirklichen will, das Leute hintern Bahndamm locken soll.


    Sehr treffende Beschreibung der Lage! Die Halbinsel ist vielleicht nur ein Viertel so groß wie der Ohlsdorfer Friedhof, aber doppelt so tot!


    Wie man so etwas in topografisch begünstigter Lage deutlich besser hinkriegen kann, zeigt die (westliche) Hamburger HafenCity: Wohnungen (auch bezahlbare Genossenschaftswohnungen), Läden, Gastronomie, Ärzte, Apotheke und - ja - auch eine Grundschule, die sich an der Dalmannstraße wunderbar einfügt. Nicht in 1a-Lage mit Wasserblick, aber mittendrin.


    Hier dagegen: Gerade mal 2 Backwaren-Verkaufsstellen, 1 (!) Gaststätte an der Hauptstraße - das war's.*


    Ich hoffe wirklich sehr, dass das Projekt der Wasserwelten schnell verwirklicht wird. Mit Glück kommen im Eingangsbereich der Halbinsel entlang der Kynaststraße vielleicht noch Lebensmittel-Läden oder Restaurants (träum ...) dazu.



    *Edit: Sorry, hab' den Fahrradladern vergessen - eine echte Bereicherung :)

    Einmal editiert, zuletzt von klute () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • nikolas: Genau das gleiche habe ich ja weitgehend auch geschrieben bzw gemeint: Grundsätzlich ist der Wunsch nach einer wohnortnahen Grundschule völlig berechtigt. Nur gab es zig Gelegenheiten, sich rechtzeitig zu positionieren. Der jetzige Zeitpunkt ist sehr befremdlich und im Grunde kann man so nichts mehr erreichen als dass unnötig die Stimmung gegen das einst so gefeierte Projekt aufgeheizt wird.


    klute: Gute Nachrichten habe ich dann doch noch für Dich. Neben dem Marinepark und Uferpark soll ja ein zweiter Investor auch ein "Haus der Wasserwirtschaft" errichten. Dieses wird anders als der Name vielleicht vermuten ließe neben Büros auch ein Hotel (120 Zimmer), ein Ärztehaus (sicher wie üblich auch mit Apotheke), einen Bio-Markt und ein Café enthalten. Damit sind sicherlich nicht alle aber doch immerhin einige Deiner Wünsche abgedeckt. Ob da zeitgleich auch schon das Grundstück erworben wurde, weiß ich aber nicht. Aber auch da kann ich mir kaum vorstellen, dass die Menschen ernsthaft etwas gegen ein Ärztehaus, Läden oder Cafés haben. Lediglich das Hotel und ggf die Büronutzung könnte unbeliebt sein. Das wird neben dem Marinepark natürlich weitere Frequenzsteigerung für die Gegend bedeuten.

  • Partikularinteressen sind nicht nur legitim, wenn es sich um alleinerziehende Mütter in Hartz IV im Wedding handelt. Da gibt es mal ein kleines Wohngebiet nur mit Geschosswohnungsbau für mittlere Einkommen und ihr tut hier so, als handle es sich um ein Bonzenparadies a lá oberbayerisches Fünfseenland oder die "Goldküste" am Zürichsee. Die sozialen Probleme Berlins stehen und fallen nicht mit der Nutzung eines schmalen, kurzen Halbinselchens. Man kann ja umgekehrt fragen, wieso es Ortsfremden so ungeheuer wichtig ist, die legitimen Eigeninteressen der dortigen Anwohner klein zu reden? Neidisch?


    Leider passt in das Feindbild nicht, dass die Anwohner hier kein altsprachliches Gymnasium fordern, sondern eine Gemeinschaftsschule. Auch passt nicht in das Feindbild, es handle sich um ein "totes" Viertel, dass es dort offenbar soviele junge Familien mit Kindern gibt, dass eine neue Schule am Ort notwendig wäre.


    Die Mißgunst gegenüber einem ruhigen Mittelschichtswohnviertel mit Familien geht offenbar so weit, den Wunsch nach einer Gemeinschaftsschule und einer Rückverstaatlichung des Grundes und des Ufers kritischer zu sehen, als die Privatisierung dieses unbebauten Uferbereichs und dessen Bebauung mit einem Funpark durch einen Milliardär - verkehrte Welt, selbst für das linkslastige Berlin.


    Ich kann die Anliegen der Anwohner absolut nachvollziehen und hoffe, dass das Projekt scheitert und das Ufergrundstück zurück in öffentliche Hand kommt und die Familien am Ort eine Gemeinschaftsschule erhalten.

  • @Pumpernickel: Wir drehen uns im Kreis. Der Investor hat lang und breit über das geplante Projekt informiert und Bürgern wie Politik mehrfach die Gelegenheit zur Stellungnahme geboten BEVOR er immer wieder sehr positive Signale empfing (einfach mal die Presse verfolgen, die vorher durchweg positiv berichtete) und den Grund erworben hat. Nebenbei hat er sich bezüglich der Parkplätze kompromissbereit gezeigt und will zudem den öffentlichen Teil im Dialog mit den Anwohnern entwerfen lassen. Tatsächlich handelt es sich bei dem bösen Milliardär um einen passionierten Meeresbiologen, der die Menschen für die Meere faszinieren und für deren Schutz begeistern möchte (die Milliarden besaß er schon vorher). Übrigens gibt es nicht wenige Experten, die eben jene Meere für absolut lebensnotwendig und zugleich hochgradig bedroht erachten und so gesehen handelt es sich hier auch um eine wichtige (obgleich leider nicht kostenlose) Bildungseinrichtung. Dass es nun aber genau dort so dringend öffentliche Bildungseinrichtungen braucht, hätte auch mal früher jemanden einfallen können.


    P.S.: Gerade Transfergeldempfänger und Niedrigverdiener im Wedding und Co setzen ihre Partikularinteressen kaum durch. Dort wird immer wieder gebaut, wie es die Investoren oder Politiker wollen und niemand klagt wegen Verschattung o.ä.. Warum Du ausgerechnet die als Gegenbeispiel anführst, verstehe ich daher nicht.

  • ^^ weil es in der berliner Politik quasi als oberste Pflicht gilt, sich der Partikularinteressen sog. sozial Schwacher anzunehmen (auch vorauseilend), die Verteidigung deren Partikularinteressen in Stellvertretung gilt dabei nicht nur als ethisch geboten, sondern auch als unantastbar für Kritik. Sonst ist man mindestens herzloser Raubtierkapitalist. Die Romantisierung des Underdogs hat in der Politik Berlins eine lange Tradition.


    Und all jene, die keine "sozial Schwachen" sind und keine Alimentierung oder Lebenshilfe benötigen oder annehmen wollen, die bekommen umgekehrt von der selben Politik in der Regel nur die kalte Schulter gezeigt. Ich finde unmöglich, dass die Forderungen dieser Familien nach einer Schule ignoriert werden, während die Kinder ähnlich lange Schulwege auf sich nehmen müssen, als würden sie irgendwo auf einem Dorf in Brandenburg leben und nicht mitten in der Hauptstadt und umgekehrt das Land das Grundstück veräußert hat. Das wird den Anwohnern dann auch noch so ausgelegt, als seien sie eine gated community die ihre Grabesruhe ungestört sehen möchte (genau, weil es im Umfeld von Schulen und wo viele Familien leben ja auch solch eine Grabesruhe hat).


    Und jetzt auch keinerlei Anstalten macht, diese Fehlentscheidung, die man offenbar bis heute in der Politik auch gar nicht als Fehlentscheidung bereit ist anzuerkennen, irgendwie abzumildern. Die Politik zeigt diesen Familien die kalte Schulter und das ist kein bischen weniger schlimm, wenn diese nicht "sozial schwach" sind. Kein Wunder, dass der Mittelstand weiterhin vielfach aus Berlin fortzieht, sobald er Familien gründet (vgl. die Migrationsstatistik). Das ist ein riesiges Problem für Berlin und hier wird das einmal konkret anschaulich, woran das u. a. liegt.

  • Klar brauchen kleine Kinder Schulen, die am besten fußläufig erreichbar sind und deren Schulweg nicht über vielbefahrene Bundesstraßen führt. Was mich nur ärgert, dass diese "Partikularinteressen" [...]


    Ich will hier nicht mehr nerven, als unbedingt nötig, aber Grundschulen sind meiner Meinung nach per definitionem keine Partikularinteressen. Sie zu fordern kann aber - und da würde ich Ihnen/Dir voll zustimmen - durchaus im Sinne partikularer Interessen instrumentalisiert werden, z. B. wenn sie ...


    [...] immer genau dann ins Feld geführt werden, wenn Leuchtturmprojekte anstehen bzw. schon durchgewunken sind


    ... oder wenn das in Berlin beliebte Spiel der De-facto-Schulsegregation durch Wahl des "richtigen" Wohnorts gespielt wird. Das muss man in der Tat nicht sympathisch finden, und dieses ganze Wohngebiet ist ja insgesamt nicht gerade ein Musterbeispiel sozialer Durchmischung geworden, sondern erinnert an ...


    Mittelstandswohnsilos

    und

    Gated-Community Rummelsburger Bucht


    (Sehr schön. ;))

  • Da hier schon mehrfach das Projekt "Coral/World" an der Rummelsburger Bucht erwähnt wurde - hat jemand aktuelle Informationen, wann es damit losgehen soll?


    Und: was ist / wo genau liegt das "Haus der Wasserwirtschaft"?

  • ^Coral World International gehört einem Israeli, dem Milliardärserben und passionierten Meeresbiologen Benjamin Kahn. Nach Meeresobservatorien und Aquarien u.a. in Israel, den USA, Australien und Mallorca soll am Paul und Paula Ufer auf 3 Etagen ein "Wasserhaus" oder "Haus des Wassers" entstehen, welches inklusive hängenden Außenterrassen insgesamt 10.000 qm Besuchsfläche bieten soll (das Hamburger Tropenaquarium etwa hat 8.000 qm). Neben viel Didaktik zum Thema Wasser soll es auch einige Attraktionen wie Regenwaldbereich, Unterwassertunnel, Streichelbecken und sogar ein Tauchbecken geben. Es werden voraussichtlich inbesondere Haie, Rochen und andere Fische sowie Korallen und sonstige Meeresbewohner gezeigt.


    Hinzu kommt ein 6.000 qm großer Park fast direkt am Wasser (die unmittelbare Uferzone wird aus Umweltschutzgründen frei gelassen). Dieser wird frei zugänglich sein aber mindestens 20 Jahre vom Betreiber des Wasserhauses unterhalten. Der Investor trägt auch alle weiteren Kosten für den Park, welcher ebenfalls das Thema Wasser vermitteln soll. Es wird wohl mehrere Wasserflächen wie z.B. Kneipp-Becken geben. Ansonsten ist es einfach ein öffentlich nutzbarer Park, der auch Promenaden und Radwege einbinden wird.


    Insgesamt plant der Investor mit rund 40 Mio Euro. Aktuelle Zeitpläne kenne ich nicht. Ziel sind rund 500.000 Besucher pro Jahr, die nach Möglichkeit weitgehend mit dem ÖPNV anreisen sollen.
    Tagesspiegel vom 8.9.2017
    rbb24 vom 8.9.2017
    B.Z. vom 9.9.2017
    (teilweise mit Visualisierungen)


    Das "Haus der Wasserwirtschaft" ist ein zweites Projekt, das von der Streletzki Gruppe (Hotel Estrel und offenbar auch B-Hub) realisiert wird. Es soll an der Hauptstraße 1 entstehen und ebenfalls 40 Mio kosten. Geben wird es hier Büros, ein Hotel mit 120 Zimmern, ein Ärztehaus, einen Biomarkt und ein Café. Auch hier habe ich leider keine aktuellen Informationen.
    Berliner Woche vom 12.3.2015
    (eine aktuellere Meldung habe ich bislang nicht vernommen)

  • Aus 2015 - mit sich anschließender Debatte..:


    Mit Fotos des Ist-Zustands und kurzem Video,
    Protest gegen Baupläne an Rummelsburger Bucht: https://www.rbb24.de/politik/b…rlin-bebauungsplaene.html
    Demnach hat die Bezirksverordnetenversammlung die Entscheidung vertagt, im Dezember werde nochmals über Für und Wider der Planungen diskutiert.
    Video mit Umfrage unter Passanten, "Anwohner fürchten um Freiräume": https://www.rbb24.de/politik/b…er-bucht-lichtenberg.html



    Proteste richteten sich gegen Pläne der Investoren mit einer Korallen-Welt, einem Hotel und 500 neuen, hochpreisigen Eigentumswohnung mit Wasserblick, 72 Unterkünfte sollen im sozialverträglichen Wohnungsbau entstehen.
    Die Anwohner wollten dagegen alles eine Nummer kleiner: Mit mehr Grün, mehr preiswertem Wohnraum, Kita und Schulen, Kultur und Naherholung. Es gebe keine Freiflächen mehr, keine Bar, keine Restaurants.



    PS: Westlich der Kynaststraße soll ja der "B-Hub Friedrichshain/Stralau" entstehen, im zugehörigen Thread gibt's Bezüge zur Rummelsburger Bucht ab #19 da:
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=594725#post594725

    3 Mal editiert, zuletzt von Hallole ()


  • Die Anwohner wollten dagegen alles eine Nummer kleiner...


    Bitte keine Mutmaßungen darüber, was "die Anwohner" wollen, wenn man darüber keine repräsentativen Erkenntnisse hat.


    Ich sehe in meinem direkten Umfeld, der Nachbarschaft auf Stralau, keine pauschale Ablehnung der Pläne - sondern eher Besorgnis über den IST-Zustand: vermüllte Brachen, in denen illegal Leute in Zelten hausen, ohne Ver-/Entsorgung oder sanitäre Anlagen (Die ersetzt dann die Rummelsburger Bucht).


    Ich würde auch gerne mal im Dunklen den Bahnhof Ostkreuz entspannt zu Fuß erreichen können - aber durch das dunkle Loch rund um die Bucht traue ich mich abends kaum mit dem Fahrrad.


    Das alles finden dann notorische Status-Quo-Fetischisten (die natürlich mehrheitlich nicht hier leben, sondern nördlich der S-Bahn in Friedrichshain), ein erhaltenswertes Biotop oder "grüne Lunge". Schnell ist dann eine Demo organisiert, das ör-Betroffenheitsmedium hält kritiklos jedem Schreihals ein Mikro hin - und die Bezirksversammlung ist eingeschüchtert.


    Und statt eines Vorzeige-Projektes, Wohnungen, hell beleuchteter Wege und Infrastruktur - vor allem mal ein paar Arzt-Praxen, gibt es wieder auf Jahre nur Brache, Dreck, Kriminalität und Elend.


    Andere Städte gestalten ihre Zukunft. Hier wird Zukunft kaputtgeredet. Willkommen in Berlin!

  • ^ Vorab: ich lebe nicht in der Ecke..


    Laut Nachbar-Thread gilt:

    Ein 3-minütiger "Abendschau"-Beitrag beleuchtet die Entwicklung der Rummelsburger Bucht: https://www.rbb-online.de/aben…g-rummelsburge-bucht.html
    Demnach lebten dort vor der Wende nur 350 Menschen, heute über 4000 Haushalte. [..]


    Wer sich eine Mehrheit - hier wohl bei einer Bezirksverordnetenversammlung - sichern will, muss sich rechtzeitig Gehör verschaffen.


    Andernorts ruft ein Anwohner zur Beteiligung an einem B-Planverfahren auf, nachdem er mitbekommen hat, dass ohne Genehmigung Baugruben ausgehoben und Bodenplatten betoniert wurden: http://www.deutsches-architekt….php?p=618259&postcount=3


    Aktiv werden, gelebte Demokratie und so..;)