Stiftshöfe statt Burgpassage (2025-28)

  • Wenn wir nicht aufpassen und uns mit Engagement bzw. einer gewissen Feinfühligkeit einbringen, wird unsere Innenstadt als Kommunikationszentrum ins Straucheln geraten. Jetzt sind Initativen und Projekte gefragt, die gezielt vor Ort fördern können und alle Betroffenen bestmöglich unterstützen werden!

  • Mal wieder ein Update von dem zähen Ringen um die Burggasse: Laut BZ vom 28.5.2020 steht die Baugenehmigung des 90-Millionen-Projektes womöglich kurz bevor. Es seien vom Investor einige "Umplanungen" vorgenommen worden, Vorgaben des Brandschutzes erfüllt und auf Einwände von Anwohnern eingegangen worden. Der letzte verbliebene Burgpassagen-Mieter "Tchibo" spricht davon, dass es noch keine "fixierte Einigung" gegeben habe aber "sehr konkrete Gespräche". Die Passage darf bis Ende des Mietverhältnisses (März 2023) nicht abgerissen werden.

    Also nicht viel Neues und bald geht man ins dritte Jahr...

  • echt schad. wie lange das schon geht. ich hoffe die einigen sich vorher. das der aktuelle ist-zustand noch drei jahre so bleibt und dann noch der aufwendige und jahrelange um/aus/neubau ... und wenn man die zu erwartende wirtschaftliche entwicklung und die auswirkungen der letzten drei monate (die verherend sein werden, auch in bereich bau, immobilien und einzelhandel) sieht, ist das projekt vielleicht schon erledigt.

    um mal die zeile aus den beitrag von Die Feder zu zitieren "... dann steht Braunschweig da mit einer wunderbaren Bauruine mitten in der Innenstadt ..."

    echt schad.

  • Tchibo, der letzte Mieter in der verwaisten Burgpassage, wird früher ausziehen. Die Café-Filiale wird bereits zum 12.05.22 einen neuen Standort eröffnen. Ob und wie es nun mit der geplanten Burggasse weitergeht ist noch nicht zusagen, zumal sich in den vergangenen Jahren einschneidenen Veränderungen im Innenstadthandel gegeben hat - vor allem durch die Corona-Pandemie und den nun aktuellen Krieg in der Ukraine.


    https://www.braunschweiger-zei…chweiger-Burgpassage.html

  • Kleine Ergänzung aus dem Artikel hinter der Paywall - das Projekt bleibt wohl bis auf Weiteres beim aktuellen Entwickler Development Partner in Düsseldorf:

    "Nach Informationen der Redaktion könnten auch Überlegungen eines Verkaufs der Burgpassage dabei eine Rolle spielen. Offenbar gibt es bereits Gespräche mit möglichen Interessenten. Dies bestätigt Ralf Ulrich Kapfer von Development Partner auf Nachfrage ausdrücklich nicht und erklärt: „Wir haben vor, das Projekt zu realisieren.“

  • Ganz schwierige Situation aktuell. ...

    ... mal alle anderen Umstände und Vorfälle die bisher zu dem Projekt gehörten und gehören beiseite gelassen. Ich finde es bemerkenswert das eine Stadt keinerlei Handhabe in so einem Fall hat und auch wohl keinerlei Ideen wie sie sich davor hätte Schützen können. Das scheinbar weder Ideen noch Möglichkeiten vorliegen oder erarbeit werden wie sie die Stituation wenigstens bis zum Beginn der Arbeiten "optisch" abmildern kann. Ich denke das sich dort in den nächsten Jahren, von Seiten des Investors bzw. Eigentümers, nichts tun wird, denn auch Investoren bzw. Eigentümer wissen wie langsam und träge Verwaltungsmühlen laufen und das Schweigen auf die Anfragen wird sicher kein Versehen sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von markoma1 ()

  • Passanten könnten beim Vorbeishoppen etwas Müll aufheben oder beim Stadtputztag im März können Tüten mit Abfall von dort befüllt werden.


    das wäre ein Anfang (ironisch)

  • Wie die "Braunschweiger Zeitung" meldet, hat der Investor Development Partner nun Fragen der Redaktion beantwortet. So sei ein Leerstandsmanagement mit wöchentlicher Reinigung eingeführt worden. Wichtiger allerdings: Wie bereits zu erwarten war, befindet sich das Projekt in Anbetracht der veränderten Rahmenbedingungen derzeit in der Umplanung. Momentan seien drei verschiedene Varianten in der Überprüfung. Nach Erhalt entsprechender Machbarkeitsstudien und Markterkundungsverfahren werde entschieden, wie das Projekt von Eigentümerseite fortgesetzt wird. Welche drei Varianten das sind, ist lt. „Braunschweiger Zeitung“ völlig unklar. Investor und Stadt würden sich darüber in Schweigen hüllen. Mehr: https://www.braunschweiger-zei…ter-gereinigt-werden.html (ggf. Paywall).




  • Das bisherige Konzept scheint auf der Kippe zu stehen und es werden seitens der Immobiliengesellschaft neue Optionen überdacht.


    Wirklich unglücklich für diese zentrale Lage...

  • Der Investor aus Düsseldorf hat einen Insolvenzantrag gestellt. Die Realisierung in der ursprünglich angedachten Form scheint nicht in Frage zu kommen. Die Stadt erwägt selbst Flächen zu nutzen. Das Gymnasium Kleine Burg benötigt weitere Flächen.

  • Ich würde ja so tun als wäre ich überrascht, aber ich bins tatsächlich nicht. und es wird wohl, die Zeichen der Zeit beobachtend, nicht bei dieser einen "Überraschung" bleiben.

  • Wie die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet, wurde die Immobiliengesellschaft Hutfiltern in Braunschweig GmbH, die für das Projekt „Burggasse“ zuständig war, inzwischen aufgelöst und ein Insolvenzverfahren eröffnet. Demnächst soll die Gläubigerversammlung stattfinden. Verkauf bzw. Versteigerung der Immobilie sind absehbar. Die Stadt gilt als mögliche Interessentin, hält sich diesbezüglich jedoch verständlicherweise mit öffentlichen Bekundungen zurück. Im Bericht wir auch auf einen Vorschlag von Welp und von Klitzing eingegangen, den Bereich künftig für das Gymnasium Kleine Burg, Gewerbe und Wohnen zu nutzen, unter weitgehender Erhaltung bestehender Bausubstanz. Mehr (ggf. Paywall): https://www.braunschweiger-zei…t-nach-der-Insolvenz.html

  • Wie sich bereits abgezeichnet hatte, wird die Stadt die Burgpassage erwerben. Hier Auszüge aus der offiziellen Pressemitteilung:


    „Die Stadt Braunschweig beabsichtigt, die leerstehende Burgpassage in der Innenstadt über eine Tochtergesellschaft zu erwerben. Ein entsprechendes Kaufangebot wurde dem Insolvenzverwalter der Immobiliengesellschaft Hutfiltern in Braunschweig GmbH als bisheriger Eigentümerin der Passage unterbreitet. Die Gläubigerversammlung hat dem Verkauf heute in Düsseldorf zugestimmt.

    [...] Den Auftrag zu konkreten Kaufverhandlungen hatte der nicht-öffentlich tagende Verwaltungsausschuss erteilt. Auch der tatsächliche Erwerb der Burgpassage kann erst vollzogen werden, wenn der Verwaltungsausschuss Anfang April den entsprechenden Anweisungsbeschluss fasst. Details zur Kaufabwicklung sowie zu möglichen Nutzungsszenarien können dementsprechend erst nach der Gremienbeteiligung veröffentlicht werden.“


    Quelle: https://www.presse-service.de/data.aspx/static/1153088.html

  • Meiner Ansicht nach ist diese Entwicklung ein Segen, da ich hoffe, dass die Stadt hier zwar auch etwas machen wird, aber sorgsamer mit dem straßenseitigen Stadtbild umgeht. Bisher waren Teilabrisse der noch erhaltenen Fassaden geplant, was mir vollkommen unverständlich war.


    Ende Dezember 2023 hatte ich ein paar Fotos gemacht. Aus meiner Sicht ist unerheblich, wie viel der originalen Substanz noch erhalten ist. Die Bedeutung der Fassaden für die altstädtische Gesamtwirkung wiegt an den betroffenen Stellen schwer genug, um zu erhalten oder ggf. sogar zu rekonstruieren, was möglich ist.


    Wenn man die ziemlich brutalen Erdgeschosse beibehielte, wäre dies als Durchgang zu einer Passage mehr als ausreichend, mehr Höhe bei einer ansprechenderen Gestaltung überhaupt nicht notwendig. Vielleicht braucht die Stadt aber auch gar keine Passage bisherigen Zuschnitts, wer weiß.


    Ich wohne in Leipzig, der Stadt der Passagen. Eine der beliebtesten und berühmtesten ist "Speck's Hof", welche niedrige, aber schöne Zugänge hat. "Flair" ist das Zauberwort. Die Dresdner Kunsthofpassage oder auch die sehr viel großstädtischeren Hackeschen Höfe in Berlin benötigen keine gigantomanen Schneisen, um zu funktionieren.


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    So war es geplant, Abriss des linken Gebäudeteils:

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    Quelle: https://www.schuessler-plan.de…rggasse-braunschweig.html


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    Anderes Ende der Passage:

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    So war es geplant, Erhöhung des Durchgangs durch Abbruch eines Teils der gründerzeitlichen Fassade:

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    Quelle: https://www.schuessler-plan.de…gasse_1602834458_4306.jpg


    (Alle Fotos ohne Quellenangabe sind von mir.)


    Braunschweig gehört meinem Eindruck nach zu jenen deutschen Städten, die noch viel, viel mehr aus sich machen könnten, wenn mit Feingefühl, Geschichtsbewusstsein und Ambition Stadtgestaltung betrieben wird und dann auch entsprechend selbstbewusstes Marketing das flankiert. Es ist grundsätzlich eine tolle Stadt mit vielen Reizen.

  • Das sind für mich wenig realistische Vorstellungen. Für eine Art Kunsthofpassage fehlt schlicht die Altbausubstanz im Hofbereich, die man umgestalten könnte. Und in Braunschweig finden sich nun mal nicht so leicht finanzstarke Investoren. Die Burggasse hätte hier einen gut umbauten öffentlichen Raum unter freiem Himmel geschaffen, mit noch dazu recht ansprechender Fassaden-Gestaltung. Mehr kann man von einem renditeorientierten Investor eigentlich kaum erwarten. Da wären für mich die Fassadenverluste zwar nicht schön, aber dennoch verschmerzbar gewesen.

    Wenn die Stadt die Burgpassage übernimmt, wird es auf vermutlich kaum mehr als die Wiederherstellung des gekannten Zustands hinauslaufen. Es sei denn, da tun sich irgendwelche unbekannten Finanzspielräume auf. Vielleicht streicht man die Tonnengewölbe anders und verlegt neue Bodenbeläge. Mehr wird wohl kaum drin sein. Ich finde das alles andere als erstrebenswert. Aber ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere Braunschweiger der alten Burgpassage in 80er Jahre Optik tatsächlich hinterher trauert. Ich finde das Konzept eher überholt.

  • Ich finde das alles andere als erstrebenswert

    Jetzt fehlt mir nur noch eine Begründung, um deine Meinung besser einordnen zu können.


    Ich gehe deine Punkte mal nacheinander durch:

    Und in Braunschweig finden sich nun mal nicht so leicht finanzstarke Investoren.

    Und weil das so ist, liegt die Passage nun schon lange brach. Die Stadt kauft ja nicht, um jemandem das Projekt wegzuschnappen, sondern weil die bisherigen Pläne nicht realisierbar sind.


    Das sind für mich wenig realistische Vorstellungen. Für eine Art Kunsthofpassage fehlt schlicht die Altbausubstanz im Hofbereich, die man umgestalten könnte.

    Wenn du meine Positivbeispiele wenig realistisch findest, wundere ich mich, warum du gleichzeitig einer Planung anhängst, die sich doch gerade erst überdeutlich als unrealistisch herausgestellt hat. Eine Umgestaltung der zu großen Teilen wohl noch funktionstüchtigen Bausubstanz (du schreibst von einem Wechsel der Bodenbeläge, neuem Anstrich) kann durchaus viel bewirken. Die postmoderne Passage von 1982 kann man durchaus schon als Altbau bezeichnen und ich finde ihre Gestalt durchaus reizvoll. Den hochwertigen Bodenbelag würde ich belassen.


    Andere, ganz ähnliche Passagen dieser Zeit stehen schon unter Denkmalschutz und sind durch Sanierungen aufgewertet und gut angenommen:


    So das Hanseviertel (vom Büro GMP) von 1980.

    Oder die Calwer Passage in Stuttgart von 1978. Auf Bildern aus der Erbauungszeit sieht man auch schön, wie man so einen Glastunnel mit künstlerischen Mitteln aufwerten kann. Vieles davon (etwa die schönen Ladenschilder) sieht man dort heute leider nicht mehr, dafür wurde viel begrünt.


    Die Architektur der Burgpassage hat mindestens das gleiche Potenzial.


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    Quelle: Wikimedia, Nutzer Brunswyk


    Aber ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere Braunschweiger der alten Burgpassage in 80er Jahre Optik tatsächlich hinterher trauert.

    Nun, das würde dafürsprechen, dass es gar keine so schlechte Architektur ist. Mein Eindruck beim Querlesen ging auch in diese Richtung.


    Selbst, wenn wir bei der Bewertung der 80er-Jahre-Architektur uneins sind, kann man doch festhalten: Ein Teil-Abriss der straßenseitigen Fassaden ist in keinem Fall notwendig oder auch nur sinnvoll. Selbst, wenn man dahinter abreißen und neu bauen wollte, sind die historischen Häuser ideale Portale.

  • Ein Teil-Abriss der straßenseitigen Fassaden ist in keinem Fall notwendig oder auch nur sinnvoll.

    Diesbezüglich volle Zustimmung meinerseits. Der Kauf durch die Stadt bedeutet doch, dass das ursprüngliche Nutzungskonzept grundsätzlich überarbeitet werden kann und muss. Und nach allem, was in den vergangenen Monaten durchklang, dürfte die Stadt vor allem Interesse daran haben, Flächen für die „Kleine Burg“ zu gewinnen, ggf. auch noch zusätzliche Wohnflächen. Dadurch würde die kommerzielle Nutzung im Vergleich zur früheren Burgpassage bzw. der nun nicht mehr aktuellen Burggassen-Planung deutlich reduziert werden. Eine erhöhte Wohnnutzung könnte sogar dafür sprechen, dass ein von größeren Passantenströmen genutzter Durchgang überhaupt nicht mehr gewünscht ist. Eine Vergrößerung der Zugänge bzw. ein Abriss des Gebäudes über dem nördlichen Passagen-Eingang wäre vor diesem Hintergrund sinnlos.


    Inwiefern das alte Passagendach zumindest in Teilen erhalten werden kann oder sollte, darf nun m. E. auch gern wieder diskutiert werden. Das obige Foto zeigt, dass der Bau auch ohne kommerzielle Nutzung durchaus seine Qualitäten hat.


    Ich halte die aktuelle Entwicklung für grundsätzlich positiv. Sehen wir es doch so: Die Braunschweiger Innenstadt im Allgemeinen und die Fußgängerzonen im Besonderen sind sehr ausgedehnt. Die Stadt hat, gerade vor dem Hintergrund der Krise des stationären Einzelhandels, eher ein Überangebot an Verkaufsflächen, was sich auch an den unübersehbaren Leerständen zeigt. Im Falle der Burgpassage ließe sich, wenn sie für den Durchgang zumindest teilweise gesperrt und verstärkt für Wohnungen sowie zur Erweiterung des Schulstandorts genutzt würde, dieses Überangebot reduzieren, ohne dass es das Stadtbild beeinträchtigen oder auch nur großartig verändern würde. Der Bereich der Burgpassage erhielte einfach wieder mehr Hofcharakter. Die bestehenden Zugänge müssten nicht vergrößert, sondern könnten ggf. sogar teilweise zurückgebaut werden. Lediglich die Abkürzung vom Ringerbrunnen zum Damm entfiele. Das wäre für Zufußgehende ärgerlich, davon dürften dann jedoch die bestehenden Geschäfte rund um den Kohlmarkt eher profitieren.