Infrastrukturkorridor Braunschweig - Wolfsburg - Uelzen - Hamburg
Ich finde es im Alltag immer wieder sehr belastend, wie schlecht die Bahnanbindung vom Braunschweiger Land Richtung Norden ist. In die Strecke über Gliesmarode und Gifhorn ist zwar in den letzten Jahren einiges investiert worden (und wird auch noch weiter, siehe Teds Beitrag im Infrastruktur-Thread kürzlich), aber das reicht nicht, um Großstädte wie Hamburg und Braunschweig adäquat miteinander zu verbinden. Aktuell braucht man mit dem Fernverkehr über Hannover 2:16 h aufwärts, mit Bummelzügen über Gifhorn sind es 2:51 h. Für die Kürze der Distanz kann es das eigentlich nicht sein.
Als jemand, der seit anderthalb Jahrzehnten immer wieder von Hamburg nach Braunschweig und zurück fährt, stimme ich dir uneingeschränkt zu. Die gegenwärtige Bahnverbindung ist suboptimal. Die Züge via Uelzen und Gifhorn sind zu langsam, die Verbindung über Hannover umständlich. Eine Ausbau- bzw. Neubaustrecke in der östlichen Heide, etwa parallel zur A39, wäre ideal. Anders als von dir skizziert, würde es jedoch m. E. mehr Sinn ergeben, die Verbindung nicht nur über Fallersleben, sondern gleich auch über Wolfsburg und von dort weiter, an Rühen und Boitzenhagen vorbei, bis Wittingen zu führen. Das würde das Fahrgastpotenzial doch deutlich steigern. Ich habe das nachfolgend einmal skizziert.
(Bild mit OpenStreetMap erstellt)
In einem solchen Fall könnten in der Tat einzelne ICEs und Regionalbahnen von Hamburg aus über Uelzen und Wolfsburg direkt nach Braunschweig und von dort z. B. über Wolfenbüttel und/oder Salzgitter an den nördlichen oder westlichen Harzrand verkehren.
Da zu befürchten ist, dass für eine solche Baumaßnahme kurz- bis mittelfristig keine politischen Mehrheiten bzw. Gelder zu erwarten sind, käme aus meiner Sicht noch als "kleine Lösung" eine Verbindung zwischen Hamburg und Braunschweig via Celle und Lehrte in Betracht. Die ließe sich im Grunde sofort umsetzen, wären die Nord-Süd-Verbindung zwischen Hamburg und Hannover und der Bahnknoten Hamburg nicht ohnehin schon an der Belastungsgrenze.
Eine Verbesserung der Südanbindung ist in der Tat ein anderes Kapitel. Dort liegt nun einmal der Harz im Weg und durch die Strecke über Hildesheim besteht bereits eine gute ICE-Anbindung. Hier könnte ich mir jedoch noch eine bessere Verbindung zwischen Braunschweig und Halberstadt vorstellen, die es darüber hinaus ermöglichen könnte, Züge bis nach Halle oder Leipzig durchzubinden.
Übrigens: Um die Südanbindung Braunschweigs zu verbessern, gab es kurz vor dem Ersten Weltkrieg und später noch einmal in der Nazi-Zeit die Idee, einen Harz-Basistunnel zu errichten, nachzulesen in: W. Dörner, Die Südharz-Eisenbahn, S. 324.