Potsdam: Garnisonkirche - Der Diskussionsthread

  • Schöner, weil mal ehrlicher Kommentar von Henri Kramer in der PNN zum aktuellen Verhalten der Künster im Rechenzentrum.


    Während man ihnen die Räumlichkeiten zur Verfügungng gestellt hat und dies ja beständig in dem Wissen, dass der Turm der Garnisonkirche hier gebaut werden wird, macht man jetzt, wo man erst mal drin ist, mobil. Und nein, es geht nicht darum, dass sie wieder raus sollen, man sei besorgt, dass der Eindruck einer Bauruine ohne den fehlenden Schmuck entstehen könnte, außerdem könnten einige Räume vielleicht nicht mehr genutzt werden, weil der Bau bis auf 2 m an das Rechenzentrum ranragt.


    Sagt mal geht es noch möchte man denen da entgegen rufen. Dies war alles vorher bekannt. Und sich dann gleich bei Frau Grütters zu beschweren, das ist selbst den Leuten von der Presse zu billig, drum passt auch der Satz: Reicht man ihnen den kleinen Finger, wollen sie gleich die ganze Hand.


    Wie es in dem Kommentar treffend heißt, schadet man sich durch solch infantiles Verhalten nur selber. Statt wie umgekehrt von der Garnisonkirchenstiftung immer gefordert, kompromissbereit zusammenzuarbeiten, kommt nun so ein Verhalten. Dicker Daumen nach unten!


    http://www.pnn.de/potsdam/1135075/


    http://www.pnn.de/potsdam/1135073/

  • Sie tun sich und ihrer Zunft damit letztlich keinen Gefallen. Womöglich erlaubt die Stadt dann in Zukunft schlichtweg keine Zwischennutzung von unsanierten und zum Abriss vorgesehenen Gebäuden mehr, um sich die Diskussionen zu sparen. Gerade für Künstler mit wenig finanziellem Spielraum, wäre das sicher nicht schön.

  • Odysseus
    Naja mit dem geringen Mehrwert einer Kirche gegenüber einem Funktionstüchtigen Gebäude das man für das gleiche Geld aus dem Status der Jahrzehntelang vorenthaltenen Sanierung heraushieven könnte, ist das doch irgendwie verständlich. Andersherum hätte man natürlich auf seiten der Künstler ehrlicher sein können oder realistischer, das man dauerhafter dort beheimatet sein möchte und von Anfang an klare Flagge bekennen können.

  • @Whywolf Larry, ich lausche ja durchaus mit Interesse vielen Ausführungen von dir, aber es steht dir nicht zu (und auch sonst niemand) gegenüber der Kirchengemeinde, die hier baut, zu dozieren, dass deren Kirchenbau doch eigentlich von geringem Mehrwert sei.


    Unser Grundgesetz privilegiert die Religionsgemeinschaften nun einmal, selbst wenn das in den atheistischen Neuen Ländern immer wieder erwähnt werden muss ist dies zu respektieren. In Potsdam und auch in Leipzig...


    Ob die Kirchemgemeinde hier eine Reko oder einen ISO-Container als Glaubensstätte errichtet ist alleine deren Sache.


    Für mich hat es umgekehrt fast einen arroganten Unterton, wenn "Künstler" sinngemäß darüber Beschwerde einlegen, dass Teile des von ihnen genutzten RZ in Zukunft nur 2m vom Kirchenbau entfernt seien (und natürlich kann man diese Räume dann auch nutzen, wenn diese im Bannkreis des Kruzifix liegen, was soll das Gejammer über die geringe Abstandsfläche? Das kennt man sonst eher von Spießbürgern in der Reihenhaussiedlung..). Statt dankbar für das Privileg zu sein, hier eine Interimsnutzung bekommen zu haben, zu deren Gewährung niemand verpflichtet war, und auf ein gutnachbarschaftliches Verhältnis zur Pfarrgemeinde zu setzen, die schon lange vorher da war, wird nun Zank gesucht. Null Verständnis dafür von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Das Gegenteil ist leider der Fall. Die Mieteinnahmen des Rechenzentrums reichen nicht einmal um den bestehenden, sehr provisorischen status quo aufrechtzuerhalten. Eine Reparatur des Fahrstuhls war jedenfalls nicht im Budget. Mit jedem weiter ablaufenden Monat müsste das Gebäude generalsaniert werden (was ja das Ziel der "temporären" Untermieter ist).


    Die Fragen zum Kirchenschiff entscheidet jedoch nicht die Stadt sondern die Kirche - und zwa zu gegebener Zeit nach Errichtung des Turmes. Dass der Turm nicht mit dem RZ zusammen zu errichten ist habe ich schon vor zwei jahren gesagt, aber das will ja niemand glauben, da es nervt. Die knapp 2 Meter Abstand zwschen der Platte und dem künftigen Turm sind nur mit erheblichen Mehrkosten bei Gründung, Gerüst und Baustellenlogistik zu bewältigen.

  • ^
    Das Rechenzentrum ist kein Plattenbau, (Sprich Raumhohe selbstragende Betonfassadenelemente) sondern eine Stahlskelettbau mit vorgehangen Fassadenelementen.

  • Ich finde es völlig normal, dass Künstler sich für den Erhalt ihrer Räume einsetzen. Und es gibt zahlreiche Künstlerhäuser, die aus Zwischennutzungen oder sogar Besetzungen hervorgegangen sind und wo sich Künstler erfolgreich für den Erhalt ihrer Räume engagiert haben. Ich denke nur an das Rotaprint-Areal, an das Kunsthaus Acud, an das Künstlerhaus Bethanien, das Haus Schwarzenberg in Berlin oder das Gängeviertel in Hamburg. Ich sehe keinen Grund, warum das in Potsdam nicht auch klappen sollte. Und infantil wäre es wohl eher, wenn die Künstler wie kleine Kinder warten würden, dass irgendein freundlicher Vater ihnen Räume gibt.

  • Die Künstler sollen ja mal an die Schiffbauergasse, an der Breiten Straße stören sie den Abriss des Rechenzentrums, was aus städtebaulichen Gründen absolut vorrangig ist. Dieser traurige Schuhkarton ist an der herausgehobenen Stelle eine absolute Katastrophe. Das ist ein fürchterliches Relikt einer kachektischen DDR-Architektur und beleidigt jeden Architekturgeschmack.

  • ^
    Habe ich auch nicht behauptet, die Aussage bzgl. des Plattenbaus war trotzdem falsch. Die durchschmuggelte Abfälligkeitsbemerkung welche durch den Begriff transportiert wird macht deine Aussage ja auch nicht wertiger. Das Niveau von Ruhrgebiet hast du nicht nötig.

  • Ach Leute, das Rechenzentrum mag kein denkmalwürdiger Leuchtturm der Architekturmoderne sein, den man um seiner selbst Willen erhalten müsste. Genauso wenig ist es aber


    eine absolute Katastrophe [...] ein fürchterliches Relikt einer kachektischen DDR-Architektur und beleidigt jeden Architekturgeschmack.


    Es ist schlicht ein Kind seiner Zeit. Um 1970 sahen öffentliche Gebäude nun mal so aus - und zwar im Osten kaum anders als im Westen: Ich habe einen Großteil meines Studiums in diesen drei Gebäuden absolviert. Sie stehen im durch und durch westdeutschen Göttingen einen Steinwurf weit vom historischen Stadtkern entfernt. Und niemand plant, sie wegen "katastrophaler Fürchterlichkeit" abzureißen. Im Gegenteil: Zwei von ihnen sind kürzlich mit Millionenaufwand saniert worden.


    Also: Einfach mal tief durchatmen. Dann hört die Schnappatmung auf und ein wenig Sachlichkeit kann einkehren.

  • Ich habe in Münster und Bochum studiert. Bochum ist die typische 70er Jahre Uni und die Neubauten in Münster sind auch so gehalten. Das ist auch völlig okay, und die Uni Bochum ist jetzt komplett unter Denkmalschutz gestellt worden, was ich sehr gut finde. Aber das Rechenzentrum in Potsdam steht an einer historischen Straße mit bedeutenden alten Gebäuden und, wenn es denn so kommt, direkt neben dem Turm der Garnisonkirche. Und da passt es aus meiner Sicht einfach nicht hin. Das ganze Ensemble mit den weiteren bedeutenden Bauten, Naturkundemuseum, in der Nachbarschaft das Waisenhaus, die Orangerie usw. Hier kommt es wirklich darauf an, dass jedes Gebäude stimmig ist.
    Das ist der Grund für meine schroff vorgetragene Ablehnung.
    An anderer Stelle kann ich mit dem Flachbau leben!

  • ^
    Und was ist mit den Häßlichen 90er/2000er Gebäuden auf der anderen Seite?
    Die will ja auch keiner Abreißen obwohl sie das gleiche "Problem" (Propotion, Materialität, Sichtachsen,Städtebau) verursachen. Immer wirds an DDR-Gebäuden ausgelassen ... komisch.

  • Natürlich ist das IHK - Gebäude eine Enttäuschung. Langweilige Fassade, da nützt auch die Natursteinfassade gar nichts, zumal die nicht nach Potsdam passt. Aber Gebäude haben nun mal ihre Lebenszyklen, und da muss man wohl mit der IHK noch eine Zeitlang laben. Je schneller weg, desto besser.

  • ^
    Und was ist mit den Häßlichen 90er/2000er Gebäuden auf der anderen Seite?
    Die will ja auch keiner Abreißen obwohl sie das gleiche "Problem" (Propotion, Materialität, Sichtachsen,Städtebau) verursachen. Immer wirds an DDR-Gebäuden ausgelassen ... komisch.


    Erstens gehört das mWn nicht der Stadt.
    Zweitens ist das natürlich ein Abrißkandidat.


  • Aber das wird nicht die letzte Volte von Simon Wohlfahrt sein. .......Die Fangemeinde der "Potsdam ohne Garnisonkirche" ist aber begeistert und hat schon viele Wände besprayt:


    Das ist schon ein fürchterlicher Haufen. Ich erinnere mich, dass die merkwürdige Partei " Die Anderen " ("Potsdam ist keine Sichtachse") ja auch gegen die Verlegung der Straßenbahnschienen auf der Langen Brücke geklagt hat, weil man mit allen Mitteln die Freilegung des Baufeldes für den Wiederaufbau des Stadtschlosses verhindern wollte. Sie sind nur destruktiv und nicht in der Lage, eine Entscheidung zu akzeptieren, die ihnen nicht passt. Da wird noch einiges kommen.
    Übrigens "sozialer Wohnbau" ist ja auch eine schöne Wortschöpfung. Und dann erstmal "Garnisonskirche", herrlich.


  • Naja, mal abwarten ob tatsächlich im Oktober gebaut wird. Bisher ist kein Förderantrag gestellt worden. Eine positive Bewilligung ist Voraussetzung für den Baustart. Bisher sind keine Gewerke ausgeschrieben. Mehr als ein Alibi-Loch für einen formalen Baustart kann in der Kürze der Zeit wohl kaum organisiert werden.
    Neues Unheil droht durch die Finanzierung eines Statikgutachten ob der GK Turm und das RZ koexistieren können, welches finanziell nicht eingeplant war. Derweil grummelt es in den kirchlichen Gemeinden. In Postdam sollen nationale Leuchtturmprojekte enstehen, wo doch kommunale Zwänge und Nöte sie bedrängen? Die Christen-BI "Christen brauchen keine Garnisonkirche" (Info [der Admin möge den Link löschen, falls er gegen irgendwelche Regeln verstößt]) organsieren eine zweitägige Tagung. Kirche von unten. Mit einem drohenden Näherrücken des Baustartes, wird auch die etwas verschlafene Friedensbewegung wach. Nichts ist in trockenen Tüchern.

  • Kirche von unten.


    Als Potsdamer ist es sehr wahrscheinlich, dass du Atheist bist, daher erkläre ich dir kurze den organisatorischen Unterschied zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Bei den Katholiken geht alle Autorität vom Papst aus, alles ist "top down" und die einzelne Gemeinde ist sozusagen, überspitzt gesagt, "Befehlsempfänger". Bei den Evangelen wird hingegen gewählt. Da wird der Gemeindevorstand gewählt, werden die Vertreter in der Synode (=Kirchenparlament) gewählt, werden die Landesbischöfe gewählt. Nicht vom Papst ernannt, sondern vom Kirchenvolk gewählt.


    Alles an der evangelischen Kirche ist "Kirche von unten", ich halte es regelrecht für eine Bildungslücke, das nicht zu wissen, da das eigentlich der Kern der Reformation von Luther war und der politische Hauptgrund, warum diese Reformation so bitterböse bekämpft wurde.


    Wenn sich nun parallel eine Bürgerinitiative gründet, was ja das Recht jeder Gruppe von Bürgern ist, die für sich in Anspruch nimmt für Christen zu sprechen, dann ist diese alleine deshalb nicht schon irgendwie basisdemokratischer oder mehr "Kirche von unten", als reguläre evangelische Kirche. Die dem Projekt Garnisonkirche nun einmal mehrheitlich zugestimmt hat (daraus erkennst du schon, auch da gab es Gegner, aber es handelt sich um eine demokratische Mehrheitsentscheidung des Kirchenparlaments).


    Das hier sind die Gesichter der hier zuständigen Synode des Kirchenkreis Potsdam:


    http://www.evkirchepotsdam.de/kirchenkreis/synode


    Dabei ging es im Übrigen nur um die 250.000 € zur Finanzierung. Auch eine Synode kann einer lokalen Gemeinde ein Neubauprojekt nicht verbieten (diese muss dann ggf. halt nur ohne finanzielle Hilfe auskommen und das Projekt selbst finanzieren).


    Wie du siehst, die evangelischen Kirchengemeinden sind selbstbestimmt und per se "Kirche von unten".

  • Sie sind ein präziser Beobachter. Dennoch sind meine Worte mit Bedacht gewählt. Bei einer 55% Entscheidung der Synode des Potsdamer Kirchenkreises zum Thema Darlehnsvergabe für die GK, bei der sich die Kirchenleitung mit aller Macht ins Zeug legen musste um diese Entscheidung herbeizuführen, ist meine Analogie durchaus berechtigt. Oder erinnern Sie sich an ein Kirchenbauprojekt, welches jemals auf soviel innerkirchliche Opposition traf?
    Als Außenstehender wirft sich mir schon die Frage auf, wie ernst es die Religionsgemeinschaft mit ihrer 55%-Kirche meint?