Potsdam: Garnisonkirche - Der Diskussionsthread

  • Das Wesen einer Demokratie ist die Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen. Die Landessynode hat die Wiederholung des Turmes der Garnisonkirche mit 2/3-Mehrheit unterstützt, auch in Potsdam gab es eine Mehrheit. Deshalb ist es natürlich undemokratisch diese Mehrheitsentscheidungen nicht zu akzeptieren. In vielen anderen Fällen wird dies vor der in diesem Fall obsiegenden Seite auch verlangt - zu recht.


    Die "Christen ohne Garnisonkirche" aber ignorieren die Beschlüsse der Kirchenparmalamente, enthalten die Informationen zu den Abstimmungen ihren Lesern auf der Intersetseite vor, insinuieren fortwährend es könne ggf. doch noch anders kommen und stilisieren sich durch hochmoralische Reden als eigentliche Träger der Wahrheit. Wer sich wie "in's Zeug legen" musste um Beschlüsse zu erreichen kann regelmäßig nicht die Qualität von Beschlüssen bestimmen, sonst Würde jeder Bundestagsbeschluß von der Minderheit mit Aussicht auf Revision angezweifelt werden. Auch aus einer knapperen Mehrheit im Potsdamer Kirchenkreis darauf zu schliessen, dass die Kirche irgendein Legitimationsproblem hätte ist abwegig. Viele wegweisende Beschlüsse haben anfangs nur knappe Mehrheiten in Parlamenten gehabt und sich jedoch später weithin großer Akzeptanz erfreut. Das gilt auch für die schon umgesetzten Rekonstruktionen historischer Gebäude in Potsdam, die allesamt in der Entstehungsphase großer Kritik ausgesetzt waren und sich aber nach der Eröffnung ohne Ausnahme als große Publikumserfolge herausstellen.


    Es gehört zu den intellektuellen Mysterien der Rekonstruktionskritiker, dass sie nach jeder erfolgreichen und die Bevölkerung begeisternden baulichen Rekonstruktion fordern man müsse JETZT aber mit Rekonstruktionen AUFHÖREN. Warum man eine erfolgreiche, akzeptierte und auf große Beliebtheit stoßende Strategie der Wiedergewinnung von städtebaulicher Qualität nach dem Erfolg ändern sollte bleibt unlogisch und deshalb wenig überzeugend. Um es noch deutlicher zu sagen: in der nun seit über 3000 Jahre währenden Geschichte baulicher Rekonstruktionen (vgl. Winfried Nerdinger) ist kein Fall von Entscheidungsreue bekannt, also von der Erkenntnis, dass die Entscheidung zur Rekonstruktion falsch gewesen sei. Auch dies ist ein Grund warum sich das Prinzip nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.

  • Sie sind ein präziser Beobachter. Dennoch sind meine Worte mit Bedacht gewählt. Bei einer 55% Entscheidung der Synode des Potsdamer Kirchenkreises zum Thema Darlehnsvergabe für die GK, bei der sich die Kirchenleitung mit aller Macht ins Zeug legen musste um diese Entscheidung herbeizuführen, ist meine Analogie durchaus berechtigt. Oder erinnern Sie sich an ein Kirchenbauprojekt, welches jemals auf soviel innerkirchliche Opposition traf?
    Als Außenstehender wirft sich mir schon die Frage auf, wie ernst es die Religionsgemeinschaft mit ihrer 55%-Kirche meint?


    Das Bauprojekt ist erstmal einfach das Bauprojekt der Kirchengemeinde. Die, das ist ja eben der Unterschied zur katholischen Kirche, muss sich keinster Weise irgendwie "weiter oben" rückversichern. Eine einzelne Kirchengemeinde kann auch gegen den erklärten Unwillen von 100 % aller Stimmen in allen übergeordneten Kirchengremien bauen, was sie will, wenn sie auf Krawall gebürstet ist (was sicherlich nicht dem Charakter einer evangelischen Kirchengemeinde entspricht). Sie muss dann halt nur selbst schauen, wo sie das Geld her bekommt.


    Und im Gegensatz zu privaten oder öffentlichen Bauprojekten unterliegt solch ein Bauprojekt einer Gemeinde sogar besonderen städtebaulichen Privilegien, Stätten der Religionsausübung sind nämlich besonders vom Grundrecht auf freie Religionsausübung geschützt (und daher zB auch größtenteils von wirksamen Denkmalschutz ausgenommen).


    Als außenstehender Bürger reagiere ich darauf v. a. mit Respekt und Zurückhaltung gegenüber dieser Gemeinde und deren Entscheidungen. Nur weil ich und Sie Deutsche sind (unterstelle ich Ihnen jetzt einfach einmal) und unsere Vorfahren vielleicht gläubige Christen waren und wir in einem historisch christlich geprägten Land leben haben wir noch lange kein automatisches Mitspracherecht gegenüber Kirchenprojekten. Das nehmen wir uns gegenüber Moscheen doch auch nicht heraus - oder? Und die sind in der Bürgerschaft häufig sogar sehr umstritten, wobei die Kritiker meist aus dem (sehr) rechten Spektrum kommen.


    Es gibt, wie gesagt, in Deutschland auch bei Atheisten und Außenstehenden ein gewisses "Anspruchsdenken", speziell gegenüber den beiden christlichen Kirchen, sich einmischen zu können und zu sollen, wie man lustig ist. Glaubensgemeinschaften sind aber nun einmal besonders zu schützen und zu respektieren. Es gibt an Ort und Stelle mit der Kapelle schon eine Glaubensstätte, es gibt eine Gemeinde mit einer Gemeindepfarrerin (http://garnisonkirche-potsdam.…uns/kapelle-und-pfarramt/). Damit ist es eine Glaubensstätte und besonders zu respektieren. Ebenso wie das Bauprojekt Garnisonkirche.


    Das unterscheidet es auch fundamental von den übrigen Rekonstruktionen in Potsdam, da muss ich Konstantin indirekt etwas widersprechen. Über die "profanen" Projekte kann und soll jeder mit diskutieren wie er lustig ist.


    Aber ich finde hier sollte man sich als Außenstehender einfach, schon aus Respekt, zurück halten. Und wenn in den Jahren der sowjetischen Besatzungszone, mit ihrem Satelliten-Regime in Pankow, sich eine Institution den Respekt der Bürger - auch unter Atheisten - verdient hat, dann doch wohl die evangelische Kirche, als Zufluchtsort für Oppositionelle und Keimzelle des Widerstands. Das kann man der Kirche auch einfach mal hoch anrechnen und ihr zugestehen, dass sie sehr wohl in der Lage ist, Freiheit und Demokratie selbstbestimmt zu bewahren und nur wegen dem einen "Tag von Potsdam" hier keine Stätte des Faschismus rekonstruiert wird.


    Wie gesagt, wenn die evangelische Kirche etwas in den letzten Jahrzehnten bewiesen hat, dann das genaue Gegenteil, sie war die vielleicht letzte Zuflucht für Andersdenkende in der DDR. Deswegen finde ich auch die diversen Diffamierungen, von wegen "Nazikirche", die es so im Internet gibt, regelrecht unverschämt und geschichtsvergessen. Die meisten DDR Bürger waren, das kann man wohl so sagen, Mitläufer und Duckmäuser - die evangelischen Pfarrer waren es jedoch, die sich regelmäßig exponierten und sich und auch ihren Familien mit ihrem politischen Engagement Repressalien der Machthaber aussetzten. Nein, wenn sich eine gesellschaftliche Institution in den Neuen Ländern Respekt bzgl. demokratischem Geist hart erarbeitet und verdient hat, dann die evangelische Kirche. Zumindest mein Zutrauen, dass sie sehr genau weiss, was sie da tut und keinen noch so guten Ratschlag von Außenstehenden benötigt, hat sie sich verdient.

  • Sie haben ja so vollkommen Recht, dass Außenstehende sich nicht in religiösen Dingen einmischen sollten. Nun wird hier aber nicht ein profaner Sakralbau zur Ausübung einer Religion errichtet sondern ein Gebäude von „nationaler Bedeutung“ aus ganz überwiegend öffentlichen Mitteln.
    Wenn ich dann höre, dass dieses Gebäude noch nicht einmal eine Kirche wird, noch es eine gewachsene Gemeinde gibt, es auch keine Not an Plätzen der Religionsausübung gibt (anderes als bei Juden und Moslems), dann darf ich sehr wohl als konfessionsloser Bürger dieser Stadt meinen Finger heben und das Recht meiner Meinungsäußerung einzufordern.


    Christoph Dieckman („Die Zeit“-Journalist, Autor, Theologe), für mich einer der profundesten „Heimatschriftsteller“ widmet in seinem aktuellen Buch „Mein Abendland“ einen Kapitel dem Projekt Wiederaufbau der Garnisonkirche. Sie müssen ihm nicht beipflichten, aber wenn Sie wissen möchten, wie ein großer Teil der Potsdamer die den Aufbau ablehnen ticken und wie man sich klug und respektvoll mit dem Thema beschäftigt, dann lege ich Ihnen diese lediglich 8 Seiten ans Herz. (hier, Kapitel 5, Seite 21)

  • ^mit Meinungsäußerungen ggü. Religionen ist das so eine Sache. Was für einen überzeugten Atheisten eine Banalität wäre, das ganze Glaubensgebäude aus der Sicht eines Atheisten unmöglich zu machen, wäre aus Sicht eines Gläubigen eine grobe Verunglimpfung - und aus Sicht der Rechtsordnung u. U. auch eine Straftat.


    Das Grundgesetz will, dass Religion außerhalb des üblichen Disputs über "Gott und die Welt" (Sie wissen schon), steht. Da ist eben einfach Zurückhaltung geboten. Man mag das ungerecht nennen oder auch eine logische Konsequenz aus der deutschen Geschichte. Aber man muss es hinnehmen.


    Und wie private Befürworter oder Förderer dieses Projekt ggf. aus PR Zwecken überhöhen um zusätzliche Spenden einzuwerben - ja mei, die Queen of England ist bestimmt keine Deutschnationale und hat auch schon einen Ziegel gespendet.


    Eine vergleichbare Debatte wurde doch auch bzgl. der Frauenkirchenreko geführt, da haben sich sog. "Antideutsche" ja sogar am Ende dazu verstiegen, anlässlich des "Jubiläums" der Bombardierung von Dresden zu skandieren "Bomber Harris, do it again", mit Zeichnungen einer erneut zerstörten Frauenkirche. Diese Debatten nehmen in Deutschland einfach ziemlich schnell ziemlich schrille Töne an, das ist nichts neues, dafür verläuft das mit der Garnisonkirche eigentlich noch vergleichsweise gesittet.


    Dass es keine Gemeinde dort gibt stimmt einfach nicht, christliche Gottesdienste stehen gemeinhin Jedermann offen, der auch selbst offen dafür ist. Schauen Sie doch mal vorbei: http://garnisonkirche-potsdam.…esdienste-friedensgebete/


    Und ob diese Gemeinde einen neuen Gebetsraum im zunächst nur rekonstruierten Turm einrichten will, das ist deren Sache. Glaubige sind keine Manövriermasse, nach dem Motto "was habt ihr denn, fahrt halt zu Kirche X", so läuft das nicht, schon weil diese das gar nicht ggü. Ihnen oder mir begründen müssen, warum sie das nicht wollen, sondern eine eigene Stäte für ihre Gemeinde. Das ist dann wieder der Punkt, wo man sich zurückhalten muss. Im Übrigen, "lassen wir die Kirche mal im Dorf", was will man denn noch? Die Gemeinde hält ihre Gottesdienste schon unter dem Namen Friedensgebet ab, man hat auf das Kirchenschiff erstmal ganz verzichtet, der Turm wird öffentlich zugänglich gemacht werden und von einer aufwändigen historischen Dokumentation begleitet werden. Da habe ich jenseits von Bürgern, die nur ihre Meinung äußern, einfach den Eindruck, dass gewisse Kreise in Potsdam zu allem, aber auch allem, was die Gemeinde und die Unterstützer der Reko sagen würden, ablehnend antworten würden. Alles, außer "wir geben auf und räumen das Grundstück" vielleicht.


    Und das, finde ich, kann man dann eben auch nicht mehr unter dem Banner des Rechts der freien Meinungsäußerung schönreden. Gewissen Gegnern scheint es einfach nur darum zu gehen, dass Kirche an sich stört und die preußische Vorgeschichte ja sowieso. Religionen sollen sich am besten auflösen und mit unserer Geschichte haben wir ja auch nichts zu tun, also bloß nichts rekonstruieren (gerade die Garnisonkirche mit ihrem Versöhnungskonzept ist alles, nur kein Wallfahrtsort für Rechte, sondern ganz im Gegenteil, ein Ort der Konfrontation mit der Geschichte, den Rechte meiden werden, "wie der Teufel das Weihwasser").


    Oder noch knapper: viele Gegner diskutieren einfach nicht fair und auch nicht mit der Absicht, einen Konsens, oder auch nur Kompromisse, einzugehen. Sondern mit einer Art unbeugsamen "Vernichtungswille" gegenüber dem Gesamtprojekt (und gerieren sich dabei trotzdem als stramme "Antifaschisten", das ist ja noch das Lustigste daran). Und genau das ist für mich dann wieder ein Beispiel dafür, wieso unsere Rechtsordnung solch einen Schutz für Religionsgemeinschaften vorgesehen hat. Lesen Sie mal (Google, Facebook) was so im Internet für Hass und Boßhaftigkeit über diesem Projekt, dieser Gemeinde und deren Unterstützer ausgekippt wird. Das ist vielfach 1:1 das, was auch über Moschee- und Synagogenprojekte zu lesen ist, nur aus einer Ecke, die unsere Mehrheitsgesellschaft nicht als "Antifaschisten" bezeichnet. Darauf möge sich jeder seinen eigenen Reim machen.



    Wenn ich dann höre, dass dieses Gebäude noch nicht einmal eine Kirche wird


    Und um da kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: nur, weil das Kirchenschiff erstmal weg gelassen wird, heißt das nicht, dass es keine "Kirche" wird, wenn man damit umgangssprachlich einfach eine christliche Glaubensstätte bezeichnet. Diese Kapelle ist im Turm fix eingeplant:


    http://garnisonkirche-potsdam.…isonkirche_Innenaum_1.jpg


    und auch nicht kleiner, als so manches Schiff eines Kirchleins. Es wird zuvorderst eine Glaubensstätte und die Heimat einer Gemeinde sind. Die, wie soviele Kirchen im Lande, die gleichzeitig Wahrzeichen ihrer Städte sind, öffentlich zugänglich sein wird.


    Hier eine schöne Skizze über die diversen Nutzungen, die den Potsdamern, auch Atheisten wie Ihnen, damit eröffnet werden:


    http://www.mitteschoen.de/files/albrecht__9_.jpg


    Der Ausstellungsraum zur Geschichte der Garnisonkirche hat eindeutig sogar die größte Fläche, es gibt zusätzliche Räumlichkeiten, die für Bildungsveranstaltungen nutzbar sind und eben die Aussichtsplattform an der Turmspitze. Wie sehr soll die Gemeinde sich denn noch der Stadtgesellschaft öffnen und ihre Geschichte aufarbeiten?

  • Das Bauprojekt ist erstmal einfach das Bauprojekt der Kirchengemeinde.


    Nein, ist es nicht. Es ist das Projekt einer kirchlichen Stiftung und ein nationales Kulturprojekt, deshalb wird es auch mit dem SED-Geld von der Bundesregierung gefördert. Allein an Unterstützern gibt es derweil über 23.000 Menschen, die teilweise nichts mit dem Potsdamer Kirchenkreis am Hut haben.


    Die Potsdamer Gemeinde(n) muss sich darum nicht kümern. Die Garnisonkirchengemeinde konkurriert nicht mit den Potsdamer Kirchen und nimmt - aus nationalen Gründen - auch Mitglieder von ausserhalb Potsdams auf, die einen Bezug zur Garnisonkirche haben. Die symbolische Summe, die der Kirchenkreis der Stiftung geliehen hat ist zwar wichtig, aber in Vergleich zur Gesamtaufgabe nachrangig.

  • Nein, ist es nicht. Es ist das Projekt einer kirchlichen Stiftung und ein nationales Kulturprojekt, deshalb wird es auch mit dem SED-Geld von der Bundesregierung gefördert.


    Du siehst das etwas zu "handfest" bzgl. des geplanten Hochbaus und wer formal die Baufirmen beauftragt usw. Es ist ein Projekt, dass die Privilegien genießt, die nur Glaubensgemeinschaften zukommen. Ein lediglich "nationales Kulturprojekt" a lá Humboldtforum hat diese Privilegien nicht. Deswegen ist es z. B. auch so, dass der Bund nur eine sehr begrenzte materielle Prüfung bzgl. der (hohen und essentiellen) Förderung des Bauprojekts vornehmen darf, er ist größtenteils auf eine rein formale Prüfung beschränkt, weswegen auch das "Go" bzgl. der Interimsplanung (vereinfachter Turm) nur eine Formsache war. Das wäre bei einem "profanen Kulturprojekt" ganz anders. Das Mitspracherecht des Bundes als Fördergeldgeber ist minimal. Weil es ein kirchliches Projekt ist, egal, wie die Verantwortlichkeiten formaljuristisch aufgegliedert werden und was Unterstützer daraus ggf. noch zusätzlich machen, von wegen nationale Bedeutung.


    Im Kern ist es eben kein profanes Gebäude, sondern ein Sakralbau. Das ist der entscheidende Unterschied.


    Dementsprechend musste ich schon etwas schmunzeln, als Potsdamer schrieb "Nun wird hier aber nicht ein profaner Sakralbau zur Ausübung einer Religion errichtet sondern ein Gebäude von „nationaler Bedeutung“ aus ganz überwiegend öffentlichen Mitteln.". Ein Gebäude ist entweder profan oder sakral. ;)
    Und hier entsteht ein Sakralbau, ein geweihtes Kirchlein, zunächst nur mit Kapelle, später vielleicht einmal ergänzt durch ein großes Kirchenschiff, in welcher architektonischen Gestalt auch immer.

  • @Pumpernickel: Ich vermute einfach mal, dass Potsdamer diese Unterscheidung formal geläufig ist und er sehr bewusst mit den Kategorien spielt. Profaner Sakralbau klingt jedenfalls nach einer ganz bewussten Abwertung. Wie auch das restliche Schimpfen kann man es mE auch einfach ignorieren. Am Projekt ändern wird es wohl nichts mehr und dass die heftigen Gegner des Projekts jetzt auch noch laut jubeln, war nicht zu erwarten. Ich hoffe mal, dass das fertige Projekt trotzdem den ein oder anderen Skeptiker noch nachträglich überzeugt oder doch zumindest milder stimmt. Es wird ein wirklich schönes Stück Architektur und eine tolle Aussichtsplattform. Der Umgang mit der Geschichte erscheint mir angemessen, die kirchliche Nutzung tangiert doch nicht negativ. Touristen wird der Bau sicherlich auch erfreuen. Für die DDR-Nostalgiker bleibt doch so oder so genug übrig.

  • Wie auch das restliche Schimpfen kann man es mE auch einfach ignorieren.


    Sehe ich auch so. Es gibt nun mal einige prinzipielle Gegner der Kirche, des Stadtschlosses, der historischen Mitte, die hier abwechselnd ihre Meinung kundtun, ohne irgendetwas neues zu posten. Zufälligerweise habe diese Mitglieder bei relativ wenigen Beiträgen im Bewertungssystem eine extrem gute Bewertung. Wie das wohl zustande kommt^^ Insgesamt erinnert mich deren Beitragsschreibverhalten in gewisser Weise an Reichsbürger, welche die Behörden mit diversen, absurden Ausführungen und Anträgen bombardieren.

  • ^ Na, erklär' doch mal, wie das zustande kommt. Lass mich raten: Die Gegner der Kirche bilden ein fieses, unfaires Gesinnungskartell, während die Befürworter nie und nimmer ihresgleichen honorieren, sondern sich bei der Punktevergabe stets ganz unabhängig von ihrer eigenen Meinung zur Förderung der Argumentationskunst verpflichtet sehen. Und was der Einsatz für ein legitimes (wenn auch wohl gescheitertes) politisches Ziel mit Reichsbürgertum zu tun hat, wird Dein ewiges Geheimnis bleiben.

  • ^Sehr ähnlich ist es in dem Fall tatsächlich gelaufen, ja. Das konnte man teils live miterleben, wie für wenig anspruchsvolle rekokritische Ergüsse rasant die Lämpchen hinzublinken (und nein, anders herum passierte das bei den Befürwortern nicht in annähernd vergleichbarem Maße). Nur blöd, wenn dann niemand sonst durch grüne Lämpchen zu beeindrucken ist, sondern dennoch Argumente hinterfragt werden.


    Aber noch mal: Das Projekt ist praktisch durch. Die Nicklichkeiten könnten langsam mal beidseitig eingestellt werden.

  • Hui, das Thema nimmt ja wieder Fahrt auf! "Warum sollte diese gotteslästerliche Bude auferstehen?“, fragte der Journalist und „Zeit“-Autor Christoph Dieckmann (übrigens auch Theologe). Die Historiker Prof. Dr. Galius und Prof. Dr. Wriedt (auch Theologe) nehmen die unsägliche Geschichte des „Walhalla des preußischen Absolutismus“ Garnisonkirche förmlich auseinander. Der Journalist Grünzig seziert in seiner unnachahmlichen trocken Art den in den letzten 10 Jahren mühsam errichteten Mythos als Hort der Widerstandskämpfer.


    Eschenburg, Sprecher der Stiftung fährt sein schwerstes Geschütz auf und hinterfragt die Tagung der "Christen brauchen keine Garnisonkirche" und Martin-Niemöller-Stiftung "demokratietechnisch". Die Veranstaltung war Monate vorher angekündigt und öffentlich. Als ob Förderverein oder Stiftung die Gegner jemals zu ihren Sitzung eingeladen hätten.


    Ich bin doch sehr froh, dass die Diskussion welches Zeichen die evangelische Kirche mit dem orginalgetreuen Wiederaufbau senden möchte, endlich bei den Christen angekommen ist. Hoffentlich nicht zu spät.


    (Quelle PNN, 20.03.17)

  • ^ganz sachlich festgestellt nähern sich die zitierten Herren doch langsam einem gewissen Alter und äußern v. a. die typische Haltung ihrer Generation, der Nachkriegsgeneration, zum Reko-Thema. Die Haltung war und ist da im Grunde immer ähnlich und vorhersehbar.


    Ich bin auch offen gesagt der Meinung, dass diese Dinge eher von meiner Generation und der meiner Kinder entschieden werden sollten, als von der Generation meiner Eltern und Großeltern. Diese hatten über Jahrzehnte genug Gelegenheit, das Erscheinungsbild der Städte nach ihrem Zeitgeist und ihren Vorstellungen zu prägen. Bei der Frage, wie eine Stadt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten umgebaut werden soll, sollte auch vorrangig die Generation gehört werden, die davon betroffen sein wird und umgekehrt eben noch keine Gelegenheit hatte, das Erscheinungsbild unserer Städte zu prägen.


    Je jünger, desto pragmatischer gilt da einfach tendentiell in Deutschland.


    Im Übrigen werden "Gegner", solange sie Kirchenmitglieder sind, in keinster Form irgendwo oder irgendwie "ausgeschlossen". Aber sich nicht z. B. ehrenamtlich in Gemeinderat oder Synode zu engagieren, aber dann aus dem Hintergrund zu beklagen man fühle sich nicht ausreichend berücksichtigt, das lasse ich schlicht nicht gelten. Gerade in der evangelischen Kirche gibt es keinerlei Anlass dazu, sich irgendwie untergebuttert zu fühlen. Es ist "Kirche von unten" und noch dazu sucht, das habe ich mehrfach mitbekommen, die Kirche, nicht nur in den Neuen Ländern, geradezu händeringend nach Kirchenmitgliedern, die sich in diesen demokratisch gewählten Gremien engagieren wollen und sich dafür zur Verfügung stellen.


    Das ist keine geschlossene Clique von Mächtigen, das sind ehrenamtliche und basisdemokratisch bestimmte Gremien, die prinzipiell jedem evangelischen Christ offen stehen, der sich entsprechend engagieren möchte - natürlich darf man dann nicht nur zur Einzelfrage "Garnisonkirche" mitbestimmen sondern muss sich auch dem vielleicht weniger "aufwühlenden" Klein-Klein widmen, das die Hauptarbeit ausmacht.


    "Ich bin doch sehr froh, dass die Diskussion welches Zeichen die evangelische Kirche mit dem orginalgetreuen Wiederaufbau senden möchte, endlich bei den Christen angekommen ist. Hoffentlich nicht zu spät."


    Und das ärgert mich daher einfach, nach der Diskussion hier stellst du es erneut so dar, als würde da irgendwie gegen eine schweigende oder ausgeschlossene Mehrheit entschieden. Rede ich denn gegen eine Wand??

  • ^ganz sachlich festgestellt nähern sich die zitierten Herren doch langsam einem gewissen Alter und äußern v. a. die typische Haltung ihrer Generation, der Nachkriegsgeneration, zum Reko-Thema. Die Haltung war und ist da im Grunde immer ähnlich und vorhersehbar.


    Und das entäuscht mich jetzt doch ein wenig, das Sie dieses diskriminierende Argument ziehen. Vor allem weil es für Sie ein Eigentor ist. So sind die Befürworter sicher um einiges älter als die Durchschnittsbevölkerung. Gehen Sie doch mal zu den Veranstaltungen, Gottestdiensten und Tagungen der Befürworter hin, dann werden Sie es sehen. Schauen Sie sich nur mal das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirchen an. Das ist älter als das letzte ZK der SED, kein Quatsch.


    Das innerkirchliche Demokratieverständnis und -gebaren möchte ich als Aussenstehender nicht bewerten. Grundsätzlich finde ich ein demokratisches Verhalten aber gut. Aber nur weil es eine 55% Entscheidung gibt, die im Grundsatz toleriert werden muss, soll jegliche Opposition eingestellt und aufgelöst werden? Auf die Politik bezogen müssten sich Grüne, Linke und FDP sofort auflösen und/oder jede der Mehrheit abweichenden Äußerung hat zu unterbleiben. Ich hoffe nicht, dass Sie diese erdoganestischen Sichtweise teilen?


    Und das ärgert mich daher einfach, nach der Diskussion hier stellst du es erneut so dar, als würde da irgendwie gegen eine schweigende oder ausgeschlossene Mehrheit entschieden. Rede ich denn gegen eine Wand??


    Reden die Gegner gegen eine Wand, wenn sie wiederholt und immer wieder, klar und deutlich aussprechen, dass es mit ihnen keinen Wiederaufbau dieser "gotteslästerlichen Bude" und "Wallhalla des Preußentums" gibt?
    Sie stoßen mit dem Projekt auf einen inneren moralischen Kern eines Teils der Bevölkerung (ob Christ oder nicht). Es ist eine Frage der Ethik ein "Gebäude der Schande" wegen seiner Schönheit oder stadtbildprägenden Bedeutung wieder aufzubauen. Man kann diese Frage wie Sie beantworten. Ich toleriere das mit zivilisierter Mißachtung, aber ich muss mich Ihrer Meinung nicht anschließen und schon gar nicht mit meiner Meinung hintern Berg halten, nur weil Sie sich 55% der Potsdamer Christen hinter sich wissen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Potsdamer ()

  • Es ist eine Frage der Ethik ein "Gebäude der Schande" wegen seiner Schönheit oder stadtbildprägenden Bedeutung wieder aufzubauen.


    Einmal hat ein gewisser Adolf H. dort irgendwem die Hand gereicht, dauerte ein paar Sekunden. Möchte man unter ähnlichen Vorwänden alle Orte tilgen, wo der Herr sich ähnlich lange aufhielt, müsste man Berlin, München sowie Wien komplett ausradieren und nie mehr wiederaufbauen, was natürlich denkbar absurd wäre. Eine Info-Tafel über das Ereignis reicht - ich glaube, es ist sogar mehr an Erinnerung geplant.

  • Ich weiß nicht so recht, ob man Herrn Dieckmann von der Zeit noch ernst nehmen sollte. Sein Mantra von der "gotteslästerlichen Bude" wiederholt er offenbar auch seit 3 Jahren, völlig unbeeindruckt von der durchaus auch differenzierten Debatte. Neue Platte bitte.


    Ansonsten ist es schon etwas befremdlich, dass solche Sätze in einer Potsdamer Kirche fallen, die anders als die Garnisonkirche das Glück hatte, nicht abgerissen zu werden. Dabei hätte sich schon was finden können. Die Hugenotten gehörten schließlich zu den treuesten preußischen Landeskindern.
    So lesen sich die ganzen Schmähungen auch eher wie eine nachträgliche Rechtfertigung der Sprengung. Das sollte schon zu denken geben.

  • Es ist eine Frage der Ethik ein "Gebäude der Schande"


    Davon abgesehen, dass Sie da ganz schön zwischen verschiedensten Argumentationen hin- und her springen ist das nun wirklich kein "Gebäude der Schande". Im Reichstagsgebäude haben Hitler und Goebbels und Co. ihre faschistischen Thesen zu vielen Gelegenheiten kreischend im Plenum verbreitet, wo heute, mit einer anderen Inneneinrichtung, der Deutsche Bundestag als "hohes Haus" tagt und nicht als Ort der Schande bezeichnet oder betrachtet wird. Auf dem Olympiagelände wurde der faschistische "Herrenmensch" zeleberiert, wurden Hassreden geschwungen und zahlreiche Propagandafilme in Szene gesetzt. Jetzt findet dort Sport statt und die Welt war 2006 zu Gast bei Freunden. Niemand bezeichnet das Olympiagelände als Ort der Schande.


    Es gibt zig (!) Gebäude und bauliche Anlagen in und um Berlin und Potsdam, die eine zigfach größere Rolle in der NS Zeit spielten (und auch in Preußen und auch in der Kaiserzeit) als dieses Kirchlein. Diese Kirche zum "Ort der Schande" zu erklären und daraus solch einen Zankapfel zu machen erinnert wahrlich an den biblischen Sündenbock:


    Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Sünden der Israeliten, alle ihre Frevel und alle ihre Fehler bekennen. Nachdem er sie so auf den Kopf des Bockes geladen hat, soll er ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste treiben lassen und der Bock soll alle ihre Sünden mit sich in die Einöde tragen. (...) Er soll sich und das Volk entsühnen und das Fett des Sündopfers auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen.

    (3. Mose 16)


    Wenn wir schon über Ethik reden, dann wird für mich aus diesem historischen Argument erst umgekehrt ein Schuh draus: da gilt nämlich "aus den Augen aus dem Sinn" oder eben das ersatzweise Abarbeiten an totem, amoralischem und schuldlosem Stein der deutschen Städte, als Ersatzhandlung der Sühne, um ein Gefühl der Katharsis oder Selbstgeißelung zu erfahren. Das ist "zu einfach". Nein, gerade wenn man es ernst meint mit dem historischen Argument, dann muss dieser Ort geradezu rekonstruiert werden und an seine Geschichte erinnert werden. Tagtäglich im Stadtbild - und da ist der Kompromiss mit der Reko ohne Kirchenschiff, ob man es darauf angelegt hat oder nicht - im Ergebnis ein ähnlich starkes Symbol wie die Gedächtniskirche in Berlin. Die Leerstelle hinter dem Turm, wo sich jeder Betrachter unwillkürlich fragen wird "fehlt da nicht was?" ist ein anhaltendes Mahnmal und wird zu Fragen und Nachdenken anregen.


    Ich halte generell nicht viel davon, "unschuldigem" Stein menschliche Verantwortung aufzuladen, aber wenn man das anführt, dann führt das konsequent zu Ende gedacht für mich zum genau gegenteiligen Ergebnis. Ich bin gespannt, ob Sie das "annehmen" und überdenken möchten.

  • @Pumpernickel: Die Spannung kann ich Dir nehmen. Das gleiche Argument wurde hier schon mehrfach ergebnislos angeführt. So habe u.a. ich Bezug zu Reichstag und Siegessäule genommen. Letztere - ein ursprünglich reines Kriegssymbol - hat Hitler persönlich an diesen Ort versetzen lassen. Das wurde nie rückgängig gemacht und doch marschieren da heute keine Militaristen auf, sondern es finden große, bunte und sehr lebendige Veranstaltungen statt, auch demokratische Demos. Wo ist der Geist der alten Preußen, wo der eklige Propagandawille Adolfs? Als Herr Geißler provokativ forderte, den Bau abzureißen, wurde das mit Belustigung bis leichter Empörung zur Kenntnis genommen aber wirklich ernst genommen, wurde das nicht. Meines Erachtens völlig zu Recht. Bei Madame Tussauds wurde sogar der Führerbunker inszeniert und bis auf einen geistig Verwirrten, der "Hitler" angriff, ist davon auch keiner nachhaltig irritiert worden. Es klingt pathetisch aber das Problem sind meist nicht so sehr die Steine, sondern die Köpfe. Da hast Du mit Deiner leeren Ersatzhandlung nicht unrecht. Ebenso wie man den Potsdamer Abgeordneten unbedingt noch den Hinweis mitgeben musste, dass sie NICHT in einem Schloss residieren - nur zur Sicherheit. Puh, zum Glück wurde daran noch gedacht - nicht auszudenken...


    An der Kritik wird es freilich nichts ändern. Potsdamer, Klarenbach und Co werden hier auch noch eine Pilgerstätte rechtskonservativer Militaristen und Brutstätte der (Neo)Faschisten ausrufen, wenn das Gebäude wie die anderen aus der Liste längst eine neue Widmung gefunden hat und von der Bevölkerung angenommen wurde. Man spürt regelrecht, mit welcher Wonne da jede empörte Wendung aus den Artikeln zitiert wird. Mein Rat: Lass dem Mann seine Freude und seinen gerechten Zorn. Und genieße für Dich, dass der Bau kommt.

  • ^In der Tat.


    Ich fuer meinen Teil freue mich das zumindest der Turn der Garnisonkirche bald wieder steht.
    Zum einen ist das ein aesthetischer Gewinn und zum anderen freue ich mich das Ulbricht und Konsorten am Ende doch verlieren. :lach:

  • Es gibt zig (!) Gebäude und bauliche Anlagen in und um Berlin und Potsdam, die eine zigfach größere Rolle in der NS Zeit spielten (und auch in Preußen und auch in der Kaiserzeit) als dieses Kirchlein. Diese Kirche zum "Ort der Schande" zu erklären und daraus solch einen Zankapfel zu machen erinnert wahrlich an den biblischen Sündenbock:


    Sie sind leider nicht auf der Höhe des aktuellen historischen Wissenstandes. Die Postdamer Garnisonkirche verkörpert wie kein anderer Kirchenbau die Verknüpfung von Monarchie, Militär und erzkonservativen später nationalsozialisten Eliten des Preußischen Staates. Diese Rolle wurde dem Gebäude übrigends schon der jeweiligen Epoche zugeschrieben und nicht etwa erst von späteren Generationen hineininterpretiert. Man könnte sogar soweit gehen, zu sagen, dass die Hof- und Garnisonkirche inhaltlich und architektonisch für diesen Zweck konzipiert wurde. Die Nazis nannten sie ihre "Geburtstätte des Nationalsozialismus". Ironischerweise fand die Kirche erst zu einer "normalen kirchlichen Nutzung" zu DDR Zeiten im Zuge der Heilig-Kreuz-Gemeinde. Und ja, der Abriß der Ruine war ein Kulturfrevel.


    Mein Hinweis auf "profane Sakralbauten" sollte nicht despektierlich daher kommen, sondern normale Kirchgebäude wie man sie in allen Ecken mehr oder weniger gibt, beschreiben. Wie zum Beispiel die Potsdamer Versöhnungs-Kirche (ups es gibt dort schon eine) auf dem Kirchsteigfeld.


    Um ihr Argument der "unschuldigen Steine" aufzunehmen. Ja man kann im Sinne einer verantwortungsvollen Erinnerungsarbeit diese existierenden Steine "umwidmen". Das funktioniert, da es authentische Ort sind. Es gibt genügend Beispiele erfolgreichem Umganges mit diesen Orten. Aber wie sieht es mit Rekonstruktionen aus? Stellen Sie sich vor das Olympiastadion gäbe es nicht mehr (lassen wir es mal dahingestellt ob Harris, Ulbricht oder Diepgen dafür verantwortlich waren), würden wir heute an dieser Stelle eine orginalgetreue Kopie des Stadions errichten? Warum? Reden Sie mal mit Herrn Preetz über die Bedürfnis seines Fußballvereins. Nein wir würden nach eine dem Ort angemessen Architektur suchen und finden, bundesrepublikanisch, das womöglich noch Existierende angemessen integrierend, selbstbewusst aber auch nicht anmaßend.


    Ähnlich sieht es doch mit dem Ort der ehemaligen Garnisonkirche aus. Wir sind uns doch alle einig, dass gerade an diesem Ort Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit wichtig ist. Ist aber eine Vollrekonstruktion dafür geeignet? Ich sehe es ganz ähnlich wie Bischof Dröge oder die Beauftragte der EKBBO für Erinnerungsarbeit Marion Gardei, die sagen, es kann nur gelingen, wenn der Bruch mit der Geschichte am Gebäude, für alle (geschichtlich nicht so bewanderten Mitmenschen wie auch Preußenfans) sofort sichtbar und die Absicht dessen auch erkennbar ist. Natürlich muss dieser Bruch irrevesibel sein. Und wir müssen diese Irrevesibilität mit dem ersten Spatenstich berücksichtigen, also auch schon am Turm. Diese Erkennbarkeit kann keinenfalls im Nichtbestehen eines Kirchenschiffes bestehen.
    So schwer es für manch einem hier im Forum zu ertragen ist, wir dürfen es nicht zulassen das eine orginalgetreu wiedererichtete Garnisonkirche- oder auch nur Turm im worst case einem Ministerpräsidenten Gauland in die Hände fällt. Es muss ein Gebäude sein, mit dem Gauland und Höcke politisch nichts anfangen können.