Baugeschehen: Sonnenberg/Yorckgebiet

  • Späti ^ ^^...


    Zum Thema Öffnungszeiten hat man ein Konzept gefunden um noch nach 22:00 Uhr geöffnet zu bleiben.


    Im Angebot soll dann neben Bier, Chips und alkoholfreien Getränken auch ein Tagesgericht enthalten sein. Die damit verbundene Gastronomielizenz erlaube es den beiden Betreiberinnen dadurch, den Laden auch am Sonntag länger als bis 22 Uhr zu öffnen.


    Aktueller Artikel <


    Auch wenn im Zitierten Satz das Wörtchen „auch„ drin steht, gilt das eventuell auch für den Montag.?

    Zugegeben, sind zwei Tage in der Woche nicht wirklich viel, trotzdem kann man es als gute Nachricht sehen.

    Wenn es wirtschaftlich gut läuft, könnte es durchaus zu einer Ausdehnung der Öffnungszeiten kommen. Zumindest wäre dies wünschenswert.


    Zitat von lguenth1:

    Mir wäre das unternehmerische Risiko zu groß, schließlich reden wir hier vom schon tagsüber menschenleeren Sonnenberg und nicht vom dichtbevölkerten Berlin mit unzähligen Einwohnern, Touristen und Nachtschwärmern.


    Das ist schon etwas übertrieben. Menschenleer? Das kann ja nur in der Zeit der ersten Phase zwecks Corona beobachtet wurden sein. ...


    Eine Miete für das Geschäft braucht man hier nicht zu zahlen. Der Eigentümer (Lars Fassmann) stellt es zu Verfügung.

    Das ist für ein solches Vorhaben schon mal ein großer Vorteil.

  • Schauen wir uns heute einige aktuelle Bauprojekte auf dem Sonnenberg an - hier tut sich momentan so einiges.


    Nach der Humboldtstraße 1, der Zietenstraße 85 und der Fürstenstraße 8 werden Hildebrand & Partner als nächstes die Tschaikowskistraße 70 sanieren. Das denkmalgeschützte Gebäude stammt aus dem jahr 1906. Es entstehen Eigentumswohnungen.


    20200906_090542yhj16.jpg


    Zudem errichten H & P auf dem Grundstück Zietenstraße 83 einen Neubau als Lückenschluss im Blockrand - auch hier entstehen Eigentumswohnungen. Die Garagen, die zuvor auf dem Trümmergrundstück standen, wurden bereits abgerissen; die Baugrube wird momentan ausgehoben. Links im Bild erkennt man die vom selben Unternehmen sanierte Zietenstraße 85.


    20200906_091136e0kz8.jpg


    Und so soll es aussehen: https://hildebrand-partner.com/verkauf/7074/


    Die Sebastian-Bach-Straße ist nicht wiederzuerkennen. Noch vor 5 Jahren standen hier nur Ruinen. Die Sebastian-Bach-Straße 2,4 und 10 wurden von der Isi Home saniert, die 6 und die 12 von Marco Ravo, auf dem Grundstück S.-B.-Straße 8 errichtet die Isi Home einen Neubau. Bei den Projekten der Isi Home handelt es sich um hochwertige Eigentumswohnungen, Marco Ravo steht eher für Mietwohnungen im unteren Einkommensbereich.


    20200906_090845d1j8j.jpg


    Die hochwertigen Ausstattung der Wohnungen kontrastiert bei der Isi Home mit einem grauenhaften Innenhof mit Parkplatzwüste.


    20200906_090935xika9.jpg


    Der Neubau. Das erhaltene Erdgeschoss der Vorkriegsbebauung wurde in den Neubau einbezogen. Die Fotos schoss ich schon vor 3 Wochen - inzwischen hat der Geschossbau seine Endhöhe erreicht. Eine Visualisierung war leider nicht aufzutreiben.


    20200906_090925ixk70.jpg


    Das denkmalgeschützte Gebäude Lessingplatz 10 gehört zum selben Karree und wird ebenfalls von der Isi Home saniert. Inzwischen steht hier schon der neue Dachstuhl, die Plastikfenster wurden durch grüne Holzfenster nach historischem Vorbild ersetzt und die Fassade gereinigt. Sämtliche sanierte Altbauten der Isi Home erhalten auf der Rückseite übrigens ein zusätzliches Geschoss zur Flächenoptimierung. Dem Satteldach zur Straße steht also jeweils ein Pultdach auf der Hofseite gegenüber.


    20200906_090725ybjxf.jpg


    Lessingplatz 10 vor der Sanierung


    Abschließend zwei Bilder der alten Gießerei in der Gießerstraße 5, die der Straße einst ihren Namen gab und die momentan von Lars Faßmann saniert wird. Das Bauwerk von 1865 ist weitgehend im Originalzustand erhalten und weist ein nahezu komplett hölzernes Innenleben mit drei Schiffen auf.


    20200827_152811p8jle.jpg


    20200827_152751h8j43.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Konrad R. ()

  • Danke für das tolle Update. Beide vorgestellten Neubauten wirken von den Bildern (Visualisierung und Foto von dir) eigentlich ganz solide. Schön, dass nun offenbar auch schon am Sonnenberg der Lückenschluss mit Wohngebäuden bei den Investoren auf Interesse stößt und hier auch höhenwertige Sanierungen laufen. Dabei kann ich mich aber nicht oft genug wiederholen: Die Stadt Chemnitz sollte dringlichst darauf achten, hier auch den öffentlichen Raum im Auge zu behalten. Einige der Straßen (bspw. die Gießerstraße) sind 30 Jahre nach der Wende noch immer eine Zumutung, was Gestaltung und Sanietungsstand angeht.


    Im Rahmen der Gegenwarten-Ausstellung, die ich nur jedem wärmstens empfehlen kann (!!!), war ich vor kurzem in der alten Gießerei - wirklich ein wunderschönes Gebäude mit allerhand Originalsubstanz im Inneren. Weiß man, was Herr Faßmann mit dem Gebäude anfangen möchte? Anbei ein Foto vom Inneren der Gießerei:


    img_12812djm0.jpeg

  • Was auf dem Sonnenberg in dem Gebiet Lessingplatz und oberhalb passiert, ist (positiver) Wahnsinn. Ich habe vor einigen Jahren eine Weile in der Ecke gewohnt und eigentlich nur noch auf das Einstürzen z.B. der gesamten Häuserzeile untere Sebastian-Bach-Str. gewartet.

  • Lieber Arnold, was Herr Faßmann mit der alten Gießerei vorhat, weiß ich leider nicht. Ich konnte dazu keine Informationen ausfindig machen.


    Meinen heutigen Sonnenbergrundgang eröffne ich mit einer sehr, sehr freudigen Botschaft: Die Villa Rudolph (Dresdner Straße 76) wird scheinbar endlich saniert - nach jahrelangem Leerstand und Verfall. Damit scheint auch die letzte Ruine unter den repräsentativen Villen entlang der Dresdner Straße gerettet. Ich sage "scheinbar", weil ich weder einen Hinweis auf Projekt oder Bauträger noch irgendwelche Informationen im Internet finden konnte.


    Zur Info: Die Turmvilla im Stil der Neorenaissance wurde 1863 errichtet und zählt zu den bedeutendsten erhaltenen Villenbauten in Chemnitz. 2007 wurde ein Abrissantrag eingereicht, der jedoch abgelehnt wurde. Anschließend hatte die Firma Wahl & Partner die Villa gekauft und notsichern lassen, ging jedoch in Konkurs ehe Bauaktivitäten aufgenommen werden konnten. Im Zuge dieser Notsicherung hatte man 2010 auch das oberste Stockwerk des Belvedere abgetragen. Hoffen wir, dass sich nun alles zum Besten wendet!


    20200927_1518128vj85.jpg


    20200927_1518470lj86.jpg


    Solche Fenstergitter aus Terrakotta kenne ich nur von diesem Gebäude.


    20200927_151856ebj2s.jpg


    20200927_1519548ekag.jpg


    Bei der Sanierung der Hainstraße 92 sind äußerlich momentan keine Aktivitäten festzustellen. Die Trockenlegung ist abgeschlossen; außerdem wurde die Fassade mit Spannankern gesichert. Es handelt sich um einen Putzbau aus der Zeit um 1880 - der Frühzeit der Sonnenbergbebauung. Klinkerfassaden kamen auf dem Sonnenberg erst später auf. Es wäre schön, wenn im Zuge der Sanierung wieder ein Rotockerton für die Fassade gewählt würde.


    20200927_152151lfjnk.jpg


    Update zum Lessingplatz 10 - inzwischen steht das neue Dach.


    20200927_112756e2k5a.jpg


    Ein Blick in den Innenhof: Man sieht die Rückseiten der Häuser Sebastian-Bach-Straße 2, 4, 6, 8 und 10. Gut zu erkennen ist die starke Aufstockung der von Isi Home sanierten Häuser 2 und 4, die ich schon in meinem letzten Post erwähnt hatte. Links erkennt man den Neubau der Isi Home (Nr.8).


    20200927_1126572mkmy.jpg


    Die Hainstraße 36 (ehem. Europa-Kino) ist ebenfalls ein Objekt der Isi Home und hat sich nun entschält. Ich halte die Sanierung für ziemlich misslungen; vom ehem. Europa-Kino mit seiner Leuchtreklame ist nichts mehr zu erkennen. Das neu gestaltete Erdgeschoss passt nicht zu den Obergeschossen. Das hätte man anders gestalten können und müssen; die Fassadentektonik stimmt überhaupt nicht mehr.


    20200927_152459pvj32.jpg


    20200927_152502gbkaa.jpg


    Interessante Bilder und Infos zum Europa-Kino findet ihr hier: http://www.ag-sonnenberg-geschichte-in-chemnitz.de/


    Ein weiteres großes Sanierungsprojekt auf dem Sonnenberg ist die ehem. Textilmaschinenfabrik Ludwig in der Fürstenstraße 21; vielen wird das Gebäude aus den 1990ern noch als ehem. Amtsgericht Chemnitz bekannt sein. Der Verein WohnXperium hat hier hochwertigen barrierefreien Wohnraum geschaffen; dabei wurde Innen vieles entkernt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.


    20200927_1533551sj6m.jpg


    Auch hier sind noch Kriegsschäden zu erahnen.

    Richtig geil wird es hinter den dunklen Designer-Stahlwaben-Türen, die ihr am unteren Bildrand seht.


    20200927_1534577vkjr.jpg


    In dieser Gebäudeecke wurde das Haus von unten bis oben entkernt, um ein neues Treppenhaus aus dunklem Stahl aufzunehmen. Eine Wand des riesigen Raumes wurde dabei komplett mit einem vertikalen Garten begrünt.


    20200927_1535205lj67.jpg


    Die Markusstraße 10 wurde im vergangenen Jahr teilsaniert ohne dass ein Endausbau stattgefunden hätte. Das Gebäude wurde entkernt, der Dachstuhl wurde neu aufgebaut und die Fassade wurde gestrichen. Auch die markanten Eckgiebel, die man vor einigen Jahren aus Sicherheitsgründen entfernen musste, wurden zumindest teilweise wieder aufgemauert. Eventuell möchte man das Gebäude für Investoren interessanter machen; es stammt ebenfalls aus der Konkursmasse der Firma Wahl & Partner.


    20200927_153249x3j3g.jpg


    Im Karree Körner-, Tschaikowski- und Sonnenstraße werden derzeit die letzten unsanierten Plattenbauten des südlichen Sonnenbergs angegangen. Leider habe ich nicht darauf geachtet, wer hier saniert - ich glaube mich aber zu erinnern, dass es nicht die GGG ist. Noch ist die Sonnenstraße in diesem Abschnitt leider eine ziemliche Schmuddelecke - geprägt von Trinkertreffs und illegalen Müllablagerungen. Im Hintergrund erkennt man auch die Sanierung der Sonnenstraße 69. Hier entstehen Eigentumswohnungen durch die Mitteldeutsche Wohnen: https://mitteldeutschewohnen.d…strasse_69_April-2019.pdf Es wird aufwändig umgebaut.


    20200927_153010d1ji1.jpg


    Zum Abschluss zwei Bilder der Baustelle für die neue Grundschule an der Jakobstraße:


    20200927_1527423ak68.jpg


    20200927_1528081ljvd.jpg

  • Der Beitrag dürfte so gut wie alle besonders wichtigen Denkmäler auf dem Sonnenberg enthalten, die Jahrzehnte auf ihre Sanierung warten mussten. Damit ist es immer noch ein langer Weg zum Vorzeige-Wohnquartier, aber die Entwicklung der letzten Jahre ist extrem positiv. Dass man 25 Jahre warten musste, bis man ein innenstadtnahes Gründerzeitquartier mit großen Denkmalbestand als denkbaren Investitionsstandort entdeckt, ist bezeichnend für Chemnitz (siehe Brühl).


    Bei der Einschätzung zur Hainstraße 36 muss ich aber widersprechen. Der direktere Link zu einem alten Foto zeigt, dass man sich damit den ursprünglichen Zustand wiederhergestellt hat. Fasadengliederung und Fenster sind sehr hochwertig und runden das Bild ab. Aus denkmalpflegerischer Sicht waren die mit der Kinonutzung verbundenen Veränderungen im Erdgeschoss und die Anbringung der Leuchtreklame zu DDR-Zeiten die Entstellung, nicht deren heutige Bereinigung (das Kino war ja auch gar nicht in dem Gründerzeitbau). Zudem wurde die Leuchtreklame demontiert, so dass eine sinnvolle Wiederverwendung an anderer Stelle zwar extrem schwierig, aber nicht undenkbar ist.


    Zur Veranschaulichung der Vorher-Nachher-Vergleich:


    Hainstra%C3%9Fe_36.JPG

    Bild: (dwt).


    20200927_152502gbkaa.jpg

    Bild: Konrad R.

  • Lieber Iguenth, der Link zum alten Foto funktioniert leider nicht. Ich glaube ja gern, dass man das EG dem Originalzustand angenähert hat, aber mir sagt das überhaupt nicht zu. Das sehr einfach gestaltete EG wird von den oberen Geschossen regelrecht erdrückt. Das alte Kino hatte was - es wirkte sehr großstädtisch. Obwohl die Umgestaltung aus DDR-Zeiten stammt (das Kino selbst war älter), hatte diese Gestaltung etwas vom Gefühl der 20er-Jahre.


    Als kleinen Nachtrag möchte ich euch noch die Gießerstraße 41 zeigen. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz und wurde dennoch - obwohl abbruchreif - auf innovative Weise saniert: außen shabby look, innen sehr hochwertig. Interessante Bilder vom Inneren findet ihr hier: https://www.heinze.de/architek…-rossa-chemnitz/12813577/

    Da hat man sich wirklich viel Mühe gegeben.


    20200927_153742qjkws.jpg


    20200927_153746auk7o.jpg

  • So verschieden können Geschmäcker sein. Für mich sieht die hochtrabend als "Casa Rossa" bezeichnete Gießerstraße 41 außen und innen wie eine Abbruchhaus aus, was auch durch die neudeutsche Bezeichnung "shabby look" nicht schöner wird. Die Anmutung im Inneren erinnert mich an den Kohlekeller meiner Großeltern, und die Fenster könnten mit dem fehlenden Außenputz nicht deprimierender sein. Dazu noch die Eingangstür und der Stahlträger...


    Als Architekturbanause hatte ich das Konzept bei den ersten Meldungen schon nicht verstanden und fühle mich bei den Bildern darin bestätigt. Aber es geht ja nicht nach mir, denn überraschenderweise sind tatsächlich alle Wohnungen vermietet, siehe casa-rossa-chemnitz.de (wo der Sonnenberg zum "Flächendenkmal" und "größten geschlossenen Gründerzeitviertel Europas" hochgeschwindelt wird). Fürs Stadtbild kann ich persönlich nur hoffen, dass sich die Architekten keinen weiteren Sanierungsprojekten in Chemnitz widmen.

  • Ich stimme dir zu, was die nicht gesprossten Fenster angeht. :)

    Ansonsten finde ich das Haus wirklich nicht schlecht. Ich war auch erst skeptisch, aber wenn man den Vorzustand bedenkt, muss man schon sagen, dass hier einiges geleistet wurde. Innen wurden die alten Türen aufgearbeitet und das Treppenhaus erhalten; unterhalb der Traufe hat man sogar die Kassettendecke wieder hergestellt. Sicher nicht Jedermanns Sache - meine Sympathie reicht auch nicht soweit, dass ich dort einziehen würde - aber doch ein interessantes und scheinbar zugkräftiges Konzept.


    Ebenfalls aus langem Dornröschenschlaf erwacht ist die Hofer Straße 24/26. Das monumentale Jugendstil-Doppelhaus lag seit ich mich erinnern kann (und ich lebe seit 2003 in Chemnitz) als Investitionsruine brach. Nun wurde die Sanierung (mit neuem Investor?) endlich zu Ende gebracht. Hier ein Bild des langjährigen Vorzustandes.


    20200927_14122705ijik.jpg


    Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Daher wurden auch die Vorgärten samt ihrer Einfriedungen originalgetreu wieder hergestellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Konrad R. ()

  • Gegen Ende des Artikel ist die Rede davon, dass ein Leipziger Investor das "lange Zeit gewerblich genutzte Areal zwischen Lessingplatz, Sebastian-Bach- und Zietenstraße" erworben habe und darauf Wohnungen bauen wolle. Ein B-Plan sei in Arbeit. Damit dürfte diese Fläche gemeint sein. https://goo.gl/maps/sy7wCefzhJstqude8

  • Dabei dürfte es sich dann wohl um Hildebrand & Partner handeln, die auf dem Areal bereits tätig sind.

    Als die Stadt vor einigen Jahren das große Werkstattverfahren zum Sonnenberg durchführte, war für das Gelände noch eine breite Nutzung durch Vereine und Gewerbe vorgesehen.

  • Oha, hier hoffe ich doch sehr, dass man die vierte Ecke des Platzes wieder herstellt, die Straße dort neu baut, sodass der Platz wieder vollständig umfasst wird und eine Blockrand-Bebauung zumindest im Bereich der Platz-Ecke entsteht. Die Herstellung der Platzfigur wäre hier sehr wünschenswert, wenngleich ich auf die Diagonale analog zur Sophienstrasse verzichten kann.

  • Zur Info der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungplan Nr. 18/13 "Lessingplatz/Rathenaustraße": Link. Dieser sagt zur Schließung der Blockstruktur folgendes:

    Das städtebauliche Leitbild des Rahmenplans sieht die Vervollständigung geschlossener Blockkanten vor. Dies betrifft vor allem die Vervollständigung der Platzkanten zu dem gründerzeitlichen, denkmalgeschützten Lessingplatz.


    Zur Wiederherstellung des Umfahrung steht dort folgendes:

    Im Rahmen des Bürgerbeteiligungsprozesses zur Vorlage B-131/2018 „Städtebauliche Entwurfsstudie Reinhardtstraße“ betrachteten die Anwohner eine mögliche Öffnung der nördlich und östlich angrenzenden Straßen am Lessingplatz im Hinblick auf eine Verkehrszunahme mit Sorge, so dass diese v. g. Studie hier nur eine mittelfristige Freiraumgestaltung ohne Durchgangsverkehr vorsieht. Eine vollständige Umfahrung des Lessingplatzes mit Straßen ist im Rahmen des Bauleitplanverfahrens im Zuge eines Erschließungskonzeptes für die Karrees 35 und 42 abschließend zu prüfen und zu entscheiden.

    Tendenziell wird also die Straße wohl eher nur angedeutet werden. Warum ansonsten der Durchgangsverkehr steigen sollte, erschließt sich mir nicht. Als Anwohner wäre mir jedenfalls daran gelegen, dass der (minimale) Verkehr von der Sebastian-Bach-Straße in die Reinhardt- oder Sophienstraße nicht erst einmal rund um den Platz fahren müssen, sondern den direkten Weg nehmen kann. Als Investor hätte ich ein Interesse daran, dass auf einer neuen Straßenverbindung Parkplätze geschaffen werden, die meine Mieter/Käufer nutzen können. Auf jeden Fall würde eine Wiederherstellung der Straße dem Lessingplatz seine Struktur wiedergeben.


    Dass man die jetzige Rathenaustraße bis zum Lessingplatz verlängert und dort analog zu den an den übrigen Ecken mündenden Straßen enden lässt, wäre aus denkmalpflegerischer Sicht natürlich optimal. So war das früher natürlich auch, siehe bspw. den Stadtplan von 1920 (Seydlitzstraße). Auch die Erschließung der Innenflächen wäre dann gewährleistet. Das halte ich aber für ausgeschlossen. Man weiß zwar nicht, was der Investor überhaupt plant, aber eine durchgehende Straße oder auch nur Freifläche würde seine Bauflächen natürlich reduzieren. Wenn man so eine Verbindung als Fußgängerverbindung gestaltet, würde das aber jeglicher Bebauung die Krone aufsetzen. So etwas traue ich aber Stadtverwaltung und Stadtrat nicht einmal ansatzweise zu. Darauf müsste der Investor schon selber kommen, vielleicht mit Hilfe der Denkmalschutzbehörde.

    Einmal editiert, zuletzt von lguenth1 ()

  • Mit einer verlängerten Rathenaustraße würde man das Schulgelände der Lessingschule zerschneiden - ich glaube nicht, dass das durch den Stadtrat geht noch überhaupt gewollt wäre. Eher denke ich an eine Erschließung des Geländes durch Privatstraßen - eine längs durchs Gelände von der Reinhard- zur Zietenstraße entsprechend der alten Werksdurchfahrt, eine von dort ausgehend als Anschluss an den Lessingplatz.


    Die Sanierung des Lessingplatzes wurde vor Kurzem abgeschlossen. Die Ecke an der ehem. Einmündung der Seydlitzstraße wurde dabei als unbefestigter Parkplatz für das Eckhaus belassen und nicht in den Straßenraum einbezogen. Von Seiten der Stadt ist hier also erstmal nichts zu erwarten.

  • ^ So ähnlich hätte ich mir das auch gedacht. Aus Sicht des Eigentümers würde das auch durchaus Sinn machen - aus einem großen Hinterhof könnte ein schönes Karree entstehen. Allerdings müsste dazu das Maler-Geschäft an der Zietenstraße fallen und das kann ich mir nicht wirklich vorstellen.... Von daher wäre ich mit einem Blockrand entlang Platz und Sebastian-Bach-Straße ohne die Diagonale durchaus zufrieden. Der Lückenschluss an der Zieten- sowie der Reinhardtstraße wäre natürlich das i-Tüpfelchen.

  • Der Aufstellungsbeschluss erwähnt erst mal ausdrücklich die Erschließung durch die Verlängerung der Rathenaustraße, das wird also seinen Grund haben. Die Erschließung von Reinhardtstraße zu Zietenstraße (zur Veranschaulichung ein 3D-Luftbild) wäre denkbar, aber da könnte es auch gute Gegenargumente geben. Würde dadurch nicht zu viel Fläche verbraucht, die dann nicht mehr gewinnbringend genutzt werden könnte? Zu welchem Preis wäre ein Ankauf und Abriss des Malergeschäftes an der Zietenstraße möglich? Soll die Lücke an der Reinhardtstraße eventuell bebaut werden? Reichen die Lücken überhaupt für die gesetzlichen Vorgaben für Verkehrswege, Kreuzungsbereiche etc.?


    Normalerweise wäre ich der Letzte, der in der Führung einer Anwohnerstraße durch das extrem weiträumige Schulgelände ein Problem sehen würde. Das hysterische Gehabe heutiger Helikoptereltern geht mir ziemlich auf den Zeiger, zumal dort nur ganz wenige Autos pro Stunde zu erwarten sind und man die auf den paar Metern auch auf Schrittgeschwindigkeit einbremsen könnte. Hier blicke ich den zu erwartenden Proteste aber ganz hoffnungsfroh entgegen, weil die logische Folge eine Erschließung über die Ecke des Lessingplatzes und damit die Wiederherstellung der Platzstruktur sein könnte.

  • Von einer Wiederherstellung der Platzstruktur kann eigentlich keine Rede sein, da der Lessingplatz noch nie eine Straßenverbindung zwischen Reinhardt- und Sebastian-Bach Straße hatte. Genauso wenig existierte eine geschlossene Bebauung am nördlichen Teil des Lessingplatzes – nur die zwei Eckhäuser an der Einmündung zur Reinhardt-Str. Siehe Stadtplanausschnitt von 1930 im angeführten Link: https://chemnitz-gestern-heute.de/blick-zum-theaterplatz/


    Erst um die Jahrtausendwende hat man die Teilung des Lessingplatzes durch die Straße dazwischen beseitigt.


    Was an der Sebastian-Bach-Straße saniert und neugebaut wird, ist absolut zu begrüßen. Doch am bemerkenswertesten ist für mich der Neubau eines Mehrfamilienhauses an der Zietenstr. !

  • Da soll die Rathenaustraße also tatsächlich verlängert werden - zumindest wird es geprüft. Das hätte ich der Stadt gar nicht zugetraut und finde es eigentlich nicht verkehrt. Was die Seydlitzstraße angeht, könnte der Stadtplan von 1920 eine Planung anzeigen, die niemals in die Tat umgesetzt wurde. Das ist ja bei heutigen Karten auch so, dass zuweilen bereits projektierte aber noch nicht errichtete Straßen gestrichelt mit eingezeichnet sind. Auf dem Sonnenberg war vor 1914 vieles in der Pipeline, was dann durch den Krieg nie verwirklicht wurde, z. B. das Straßenraster rund um die Humboldthöhe.

    Wo die verlängerte Rathenaustraße enden soll, wird nun also noch von Seiten der Stadt zu klären sein.

  • Da bleiben wohl einige Fragen offen, die hoffentlich im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes detailliert untersucht werden. Der verlinkte Stadtplan von 1930 lässt mich zwar etwas zweifeln, auch mit dem Virtuellen Kartenforum lässt sich das nicht wirklich eindeutig klären. Dort kann man zwar auf den Lessingplatz zoomen und sich unzählige Karten darstellen lassen, aber wie Straßen und Bebauung wirklich aussahen, würde ich nicht sicher sagen können.


    Trotzdem deutet für mich einiges darauf hin, dass der Lessingplatz, seine einmündenden Straßen und die umgebende Bebauung symmetrisch waren oder zumindest sein sollten. Welchen Sinn sollte sonst der Straßenstummel der heutigen Rathenaustraße an der früheren Lessingschule gehabt haben, der sich zum Lessingplatz orientiert? Warum hat das Eckhaus Reinhardtstraße 2 eine nach Fortsetzung schreiende Brandmauer nach Osten? Das Gebäude steht mit Baujahr "um 1905" in der Denkmalliste, der Lessingplatz wurde schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geplant. Ein Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg drängt sich da nicht auf. Wie sich das historisch tatsächlich dargestellt und entwickelt hat, wäre wirklich interessant.


    Unabhängig davon kann man sich aber auch mal anders annähern und fragen, was denn heute sinnvoll wäre. Ein Platz mit einer im Nordostbereich nicht existierenden Umfassung ist es meines Erachtens nicht. Symmetrie ist und bleibt ein Schönheitsideal, zudem würde eine Ausrichtung von Neubauten entlang der aktuell nicht existierenden diagonalen Anbindung von Lessingplatz Richtung Rathenaustraße den beiden dann möglichen Eckbauten jeweils eine gelungene Südausrichtung geben. Es ist letzlich egal, warum auch immer der Platz heute so unterbrochen ist. Wenn es einen Investor gibt und man das ganze Gebiet überplant, kann man die vielleicht nur vermuteten, aber prinzipiell meist perfekten Planungen des 19. Jahrhunderts zum Abschluss bringen.