Potsdam: Wiederherstellung der historischen Innenstadt (Projekte)

  • Camondo: User krycekuva hatte ja die These einer Integration des Bestandes in den wiederbelebten älteren Stadtgrundriss in den Raum gestellt. Um darauf zu antworten, habe ich konkrete, oder wie du es nennst: "explizite" Hinweise zu geben.


    Das, was du ausführst, ist auch überhaupt kein Widerspruch zu meinen Sätzen, eher eine Ergänzung. Von einem Alleinstellungsmerkmal habe ich nichts geschrieben und auch nichts angedeutet. Daher wundere ich mich, woher dein Erstaunen rührt. Allerdings würde ich tatsächlich einen anderen Zungenschlag wählen, denn die "auch gebaute Ideologie" würde ich eher an den Anfang deiner Auflistung setzen.


    "Den" DDR-Städtebau gibt es im Übrigen gar nicht, sondern in 40 Jahren DDR und auch regional sehr große Unterschiede in den Herangehensweisen. Daher wird auch nicht der Städtebau "diskreditiert", sondern bestimmte Strömungen werden heute als Fehlentwicklung gesehen und an manchen Orten korrigiert. Andere werden hingegen nach wie vor sehr wertgeschätzt. Und wir sind uns hoffentlich einig, dass es nicht wenige Beispiele geschichtsvergessener Zerstörungen in der DDR gab, derer immer wieder gedacht werden muss, wie auch das Gegenteil, erstklassige Pflege von Kulturerbe.


    Auch dass man radikal sein müsse, wenn man Neues schaffen will, sehe ich nicht so, zumindest nicht in dieser Absolutheit. Das Neue steht immer auf den Schultern des Alten. Ideen und Formgebungen der Antike wurden in allen Epochen wiederaufgenommen. Die Renaissance war eine epochale Neuordnung Europas, aber sie war auch ein Rückbezug. Ebenso der Klassizismus, der die antike Ästhetik nutzte, um den Gedanken der Aufklärung Form zu geben.


    Natürlich wurden auch in früheren Zeiten Städtebau und Architektur betrieben, die grundlegende Neuordnungen bedeuteten. Man orientierte aber trotz allem an der europäischen Tradition der klassischen Antike. In Potsdam lässt sich das wunderbar nachzeichnen. Die Säulenordnungen des antiken Kollosseums in Rom wurden zum Vorbild für den frühbarocken Palazzo Barberini, der wiederum Vorbild für den gleichnamigen Palast in Potsdam war, der wiederum Vorbild für die Rekonstruktion war. Der Staudenhof bricht mit diesen sehr alten Traditionslinien und daher braucht sich niemand wundern, dass man nun mit dem ältlichen Staudenhof bricht. "Wer durch das Schwert lebt, wird durch das Schwert sterben", heißt es sinngemäß in der Bibel. :)

  • Hier schon gezeigt, dennoch zum Vergleich der Entwurf der WGA ZT GmbH, der umgesetzt werden soll

    Es gibt weitere Visualisierungen. Der Eingangsbereich soll so gestaltet werden, wie ich es mir erhofft hatte. Nun erkennt man auch besser, wie die Fassade durch Lisenen und Faschen gegliedert ist, die Architekten erklären das auf ihrer Website auch gut. Die Farbgebung wird in Abstimmung mit dem Denkmalschutz erst viel später festgelegt.


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    Nach dem Durchschreiten bietet sich vom Hof dieses Bild. Links der schon bestehende Bau des Bildungsforums:

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    Das längliche Fenster ist rechts im nächsten Bild aus der Innenperspektive dargestellt:


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    Quelle: https://www.wg-a.com/projects/…egge-strasse-2-3-potsdam/


    Hier ist der Bauplatz im Block IV dargestellt: https://potsdamermitte.de/02-1


    Planungsbeginn: 09/2022

    Baubeginn: 08/2025

    Fertigstellung: 05/2027

    Bruttogrundfläche: 2.500 m²

    Baukosten: 8 Mio. Euro

    Wohnplätze: 80


    Zudem kommt in den Keller ein Technik- und ein Traforaum, "welcher das Wohnheim und auch die umliegenden Gebäude der Potsdamer Mitte mit Elektrizität versorgt".

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  • Rundgang vom 21.01.2024


    Als ich gestern das Barberini Museum besucht habe, habe ich die Gelegenheit genutzt, mir einen Eindruck von den naheliegenden Bauprojekten zu verschaffen.


    Wir starten mit einem Bildvergleich. Oben ist eine historische Ansicht, die auf der umlaufenden, über das Projekt informierenden Baustellenabsperrung zu finden ist. Unten habe ich versucht, die gleiche Perspektive weitgehend nachzustellen, für eine bessere Vergleichbarkeit in schwarz weiß. Hat aufgrund der anderen Brennweite allerdings nur bedingt hingehauen.


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    Hier nochmal ein etwas freierer Blick auf den Block III und anschließend eine Nahaufnahme der freigelegten Fassade des rekonstruierten Eckhauses


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    Eine Fassadenansicht des äußerlich fertiggestellten Hauses in der Anna-Zielenziger-Straße 5. Meines Erachtens sehr gelungen.


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    Die Fassade des Plögerschen Gasthofs wird wahrscheinlich auch bald enthüllt. Bis dahin müssen wir uns mit dem Gerüste-Dschungel zufrieden geben.


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    Anschließend ein Bild von der freigelegten Fassade in der Friedrich-Ebert-Straße.


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    In der Erika-Wolf-Straße zeigt sich noch keine fertiggestellte Fassade. Ganz rechts im Vordergrund ist eines der Acht-Ecken-Häuser zu sehen, das in zeitgenössisch abgeänderter form wiederaufgebaut wird. Die Nahaufnahme lässt die Fassade hinter dem Gerüst bereits erahnen. Leider wirkt die Gestaltung wie eine unbeholfene Wiederbestuckung eines entstuckten Gründerzeitlers, wie man es in Berlin häufiger sieht.


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    Ein Blick in die Anna-Flügge-Straße mit der Brandmauer der Landesbibliothek zur Rechten und dem Staudenhof zur Linken. Hier entsteht der künftige Block IV.


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    Und nochmal ein Bild des Staudenhofs von der anderen Seite. Die ersten vorbereitenden Rückbaumaßnahmen erfolgen bereits. Zukünftig entsteht hier der Block V.


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    Zum Schluss noch zwei Fotos der neuen Synagoge unweit des Alten Markts. Im Gegensatz zu meinem kritischen Urteil vor einigen Wochen war mein Eindruck vor Ort überraschend positiv. Einige Details, wie das dezente Kranzgesims und die perforierte Ziegelfassade vor den Fenstern erzeugen einen hochwertigen Eindruck. Einzig die zu klein geratenen Fenster des linken Gebäudeteils stören mich weiterhin.




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    Einmal editiert, zuletzt von maselzr ()

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    Hier nochmal ein etwas freierer Blick auf den Block III und anschließend eine Nahaufnahme der freigelegten Fassade des rekonstruierten Eckhauses

    Erstmal vielen Dank werter maselzr . Auch wenn vielleicht wie Du sagst es Probleme wegen der Brennweite gab, gefällt mir Deine s/w Aufnahme ausgezeichnet.

    Was mir allerdings auch aufgefallen ist, ist das doch erheblich veränderte Aussehen bei den wie es heißt "rekonstruierten“ Fassaden des Eckbaus. Ich hatte ihn vor einigen Monaten besonders wegen der sympathischen Farbgebung hier im Forum erwähnt.

    Nun aber sehe ich erhebliche Abweichungen vom Original. Das betrifft vor allem die ovalen Fenster anstelle der vorherigen quadratischen und die Fensterunterteilung, heute in zwei Hälften fast englisch anmutenden Butzen anstelle einer großen Vierteilung im Original.

    Kann man so noch von einer Rekonstruktion sprechen und weiß vielleicht jemand warum diese Veränderung vorgenommen wurde? Zeigt sie vielleicht gar einen noch früheren Zustand des Gebäudes?

  • ^^

    Du hast es geahnt: Die Rekonstruktion des Klingerschen Hauses orientiert sich am Originalzustand aus dem Jahr 1750. Mir gefällt die ursprüngliche Gestaltung auch besser und bin froh über die Entscheidung :)


    Einen Unterschied gibt es aber doch: Die Verglasung wurde bis hinter die Balustraden unter den Fenstern im 1.OG runtergezogen - das wird beim Original wohl kaum so gewesen sein.


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    (c) Wikipedia

  • Das mit der Verglasung hinter der Balustrade hat den Grund der besseren Belichtung, da die Fenster meines Erachtens heute über zwei Geschosse gehen, während sie früher nur einen großen Saal belichteten.


    Eine weitere Neuerung sind die Fensteröffnungen in der Attika (ist dies das richtige Wort?). Diese waren nötig, da sich dahinter kleine Terrassen befinden. Das Dach ist kein Kaltdach mehr, sondern bewohnt. Ich finde, man hat hier eine elegante Lösung gefunden, um einerseits das oberste Geschoss sinnvoll zu nutzen und andererseits störende Dachfenster zu vermeiden.


    Generell bin ich der Meinung, dass bei Rekonstruktionen gern Verbesserungen vorgenenommen werden dürfen. Man baut ja auch keine Ofenheizung mehr ein, sondern natürlich eine möglichst optimale Heizanlage. Ich respektiere aber auch die Ansicht, wonach eine Rekonstruktion mit allen Umbauten vor der Zerstörung angestrebt werden sollte. Beim Berliner Stadtschloss hat man das bei vielen Fassadendetails ja so gemacht. Mir persönlich ist historische Authentizität aber weniger wichtig als eine möglichst positive Wirkung im Hier und Jetzt.

  • Hier ein Bild von innen. Durch das Glas hinter der Ballustrade wird die untere Ebene der Etage besser belichtet.

    Es gibt noch eine Galerieebene im Hintergrund (leider nicht mit im Bild)

    Das EG ist nicht mehr so hoch wie im Original, was von außen aber nicht erkennbar ist.

    So besteht auch für diese Etage eine Sichtbeziehung auf den Alten Markt und nicht nur nach oben auf Kirche und Schloß.

    Die Fenster werden nach oben aufgeschoben, so wie auf der alten Ansicht, s.o. Nur kann jetzt niemand mehr dekorativ über die Balustrade winken.


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    eigenes Bild 09/2023

  • Hier drei aktuelle Bilder aus dem Innenbereich von Block III.

    Leider können die Rückseitigen Fassaden nicht mit der Straßenansicht mithalten.

    Gewöhnungsbedürftig sind vor allem die vielen Etagen beim Klingerschen Haus und Plögerschen Gasthof.

    Für die nicht ortskundigen: jeweis die Eckgebäude.


    eigene Bilder 02/2024

  • ^ Passend dazu hier noch ein paar Bilder vom Kulturevent „Unterwegs im Licht“ aus dem Januar, stimmungsvoll festgehalten von Leon Lenk, der u.a. den Baufortschritt am neuen Alten Markt offiziell dokumentiert.

  • ... Leider können die Rückseitigen Fassaden nicht mit der Straßenansicht mithalten. ...


    Danke für die Eindrücke. Das finde ich jetzt nicht so schlimm, auch die hofseitigen bzw. rückwärtigen Fassaden von noch so opulenten Stuck-Altbauten oder repräsentativen öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern, Postverwaltungen, Schulen usw. aus der Kaiserzeit sind i. d. R. wesentlich schlichter und einfacher gehalten. Da war man schon immer sparsam. Wozu auch, wenn es eh niemand sieht. Und hier müssen moderne Wohnungen mit Aufzügen, Balkonen und allem, was die künftigen Bewohner so als heute selbstverständlichen Standard haben wollen, in teils historische Rekos integriert werden. Da müssen halt Kompromisse gemacht werden.


    Beim dritten Foto (müsste dieses Haus an der Friedrich-Ebert-Str. sein) ist die Rückseite sogar recht ansprechend und weist trotz Verzicht auf Klinker zumindest optisch eine ähnliche Qualität auf wie die Fassade der Vorderseite.


    Mal sehen, ob man später überhaupt als Normalsterblicher in den Innenbereich kommt. 🙂

  • Natürlich können die Rückseiten nicht mit den Hauptfassaden mithalten, deshalb sind es ja Rückseiten.


    Allerdings sind meiner Ansicht nach alle abgebildeten Rückfassaden ansprechender als viele Hauptfassaden, die man in Deutschland sonst so zu sehen bekommt.


    Mir gefällt die Hoffassade mit den kreisrunden Fenstern, dem halbrunden Mittelteil beim Staffelgeschoss und dem vorgelagerten ovalen Bau am besten.


    Man würde sich mal vorstellen, dass es eine einheitliche, umlaufende Hoffassade gibt. Dass sich die Vielfalt an Eigentümern und Architekten auch bei der Vielfalt der Hofansichten widerspiegelt, ist schon ein Wert an sich. Es gibt dem Ganzen die Atmosphäre des Gewachsenen, Altstädtischen.


    Mal sehen, ob man später überhaupt als Normalsterblicher in den Innenbereich kommt. 🙂

    Ich fände es völlig in Ordnung, wenn nicht. In den Gebäuden werden (normalsterbliche) Menschen wohnen, die auch ein klein wenig Privatsphäre genießen sollten.

  • Ich habe ein Video aus vielen Bildern der letzte Zeit erstellt. Zu sehen ist insbesondere der Block III und das Achteckenhaus sowie ein paar Bonusbilder. :) :thumbup:


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  • Abriss Staudenhof

    Zuletzt in diesem Beitrag mit erwähnt


    Die meisten wird es freuen, die Rückbauarbeiten haben eindeutig begonnen. Überwiegend wird noch entkernt, aber es wird auch schon an der Gebäudesubstanz „geknabbert“.


    Ansicht Am Kanal:


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    Ansicht Am Alten Markt:


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  • Quartier am alten Markt, Block III

    Zuletzt hier ff. und hier


    Im Block III wurden inzwischen ein paar weitere Neubauten abgerüstet. Hier zunächst die Südseite zum Landtag vom Alten Markt aus gesehen:


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    Auch der südwestliche Eckbau an der Friedrich-Ebert-Straße (Plögerscher Gasthof) düfte nicht mehr allzu lange eingerüstet bleiben:


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    Friedrich-Ebert-Straße, links das nun ebenfalls abgerüstete Acht-Ecken-Haus:


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    So richtig will mich das Acht-Ecken-Haus nicht überzeugen. Zu schlicht und grau ist die Fassade ausgefallen, zudem wurde sie leider nur verputzt:


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    Aus dieser Perspektive aus der Schwertfegerstraße passt es allerdings ganz gut ins Gesamtbild:


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    An der Nordostseite des Blocks wurden zwei weitere Fassaden abgerüstet:


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    Der Nordost-Eckbau von der Nordseite des Bildungsforums aus gesehen:


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    Hier zusammen mit seinem Nachbarn:


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    Rechts das Acht-Ecken-Haus:


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    Die gesamte Norsseite des Blocks im Überblick:


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    Blick vom Nordseite der Nikolaikirche auf den nordöstlichen Eckbau:


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    Ein paar schmucke Zierelemente:


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    Und nochmal der Blick vom Alten Markt auf die Front zur Nikolaikirche:


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