Zitat horus2:
Das Planungsreferat gibt an, dass noch etwa 72.000 Wohnungen in München gebaut werden können.
Die Publikation solcher Wohnungsbauzahlen von seiten des Planungsreferats finde ich höchst unglücklich. Offenbar bezieht sich die Zahl auf das heute bekannte Baupotential aus baureifen und "sicher" umwandelbaren Grundstücken bis 2035. Heute noch nicht bekannte (auch kurzfristig mögliche) Umnutzungen oder Neuentwicklungen, die über diesen Zeitraum hinaus gehen, sind wohl nicht enthalten. Ferner: Sind ältere aber noch nicht umgesetzte Planungen enthalten, welche Wohnungsgröße wird angenommen, welche GFZ? Alles unklar. Von daher tut sich das Referat keinen Gefallen damit, solche Planspiele ohne Details zu veröffentlichen, sie heizen nur die Spekulationen und unklare Medienberichte an.
Zitat horus2:
Und es gibt ja auch noch den Flächennutzungsplan. Aber der interessiert die Verantwortlichen schon lange nicht mehr.
Der Flächennutzungsplan ist ja nicht starr für alle Zeiten fixiert, sondern muss sich dynamisch dem Wachstum einer Stadt anpassen. Vor 58 Jahren sah der Plan auch noch ganz anders aus ;). Je kompakter gebaut wird, desto mehr zusammenhängende Grünflächen bleiben bestehen. Ein aktuelles Beispiel ist z.B. das Bauprojekt mit knapp 800 WE an der Truderingerstraße. Die Gebäude sind so angeordnet, dass eine zusammenhängende Grünfläche entsteht, manchem Anwohner wäre, wie das auf Infoveranstaltungen zu hören ist, aber eine breitere Bauweise lieber - zu Lasten der Grünfläche. Die Bürger sprachen sich in einer Abstimmung auch für den Hochpunkt aus, trotzdem wollten die Gegner das Ergebnis zunächst nicht akzeptieren. Allen Recht machen kann man es leider nie.
https://www.muenchen.de/rathau…Flaechennutzungsplan.html
@Dialekt und "Kir Royal / Monaco Franze" Feeling:
Ja, ich mag die Münchner Mundart auch sehr gerne und sehe mir gerne alte Folgen dieser grandiosen Serien an. Aber mal ehrlich: Dass diese kurze Zeit von vielen Babyboomern heute als so außergewöhnlich bezeichnet wird, hat auch viel mit Jugenderinnerung, der ganz natürlichen Überzeichnung der Vergangenheit zu tun (meine Großeltern konnten z.B. mit Nachkriegsunterhaltung schon überhaupt nichts mehr anfangen) Bereits in den Serien wurde ja reichlich "ausländisch" gesprochen :D: https://youtu.be/k25wI_TiYuU
Zitat Iconic: Der eigentliche Skandal liegt doch darin, dass dieses riesige Areal innerhalb des Stadtgebiets trotz des seit über 40 Jahren anhaltenden Drucks auf dem Wohnungs- und Gewerbeimmobilienmarkt bis heute immer noch nicht entwickelt ist.
Horus2 hat schon Recht, von Mitte der 70er bis Mitte der 90er (mal vom kurzen DDR-Effekt abgesehen) gab es in München keinen starken Druck. Die Einwohnerzahlen waren rückläufig und verschoben sich in die Umlandgemeinden (nicht aufgrund fehlenden Angebots in der Stadt, sondern aufgrund der "Raus ins Grüne Bewegung"). Das sieht man heute auch recht gut am hohen Bestand der 80er / 90er Jahrbauten in den Vororten. Spätestens ab Mitte der 90er hätte aber entsprechend umgeplant werden müssen, aber seit dem war Ude bekanntlich bis 2014 OB.
Der Skandal ist mMn nicht, dass ein städtisches Randareal was größtenteils in Privateigentum ist, nicht schon bebaut ist, sondern, dass die zahlreichen städtischen, meist zentralen Grundstücke, die z.T. vom Bund abgekauft wurden, fahrlässig suburban bebaut wurden (z.B. Kasernen). Ändert zwar an der Ist-Situation nichts, aber dadurch wurde der Druck überhaupt erst so groß, dass es die SEM heute so dringend braucht.
Zitat Iconic:
Und ich bin mir sicher, wenn endlich wieder in wirklich großen Dimensionen gebaut und entwickelt wird (wie zuletzt in München in den 1960er Jahren), dann kann auch eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt erreicht werden.
Zitat Isek:
Würde München das Bauvolumen Wiens oder Amsterdam erreichen, würde der Markt auch hier reagieren. Dazu sind die sozialen und ökonomischen Randbedingungen einfach zu ähnlich. Der Markt in München ist schlussendlich nur gestört, weil das Angebot sehr gering ist weniger die Nachfrage.
Hier würde ich gerne hinzufügen, dass eine Angebotserhöhung allein bei weitem nicht ausreichen dürfte. Denn hier stimme ich horus2 auch zu, die Planungszeiten sind zu lange, um der Nachfrage ausreichend schnell Herr zu werden, gerade bei Großprojekten. In großen Dimensionen denken nutzt nur etwas, wenn im Anschluss zeitnah umgesetzt wird (bei einer SEM ginge das freilich schneller als bei einer KosMo). Planungsreferate sind chronisch unterbesetzt, politische Entscheidungsprozesse zu träge, Spekulanten verschleppen Projekte.
So braucht es zusätzlich zur reinen Angebotserhöhung eine Vielzahl an rechtlichen Änderungen (bereits zu Hauf im Wachstumsthread diskutiert) und viel stärkere staatliche Unterstützung, damit auch das richtige, bezahlbare Angebot entsteht.
So ist die Wohnsituation in Wien in Summe gerade deshalb deutlich entspannter als im großen Rest Europas, weil dort aufgrund der großzügigen Einkommensgrenzen 75 % aller Bewohner einen Anspruch auf eine geförderte Wohnung haben - und aufgrund des historisch gewachsenen Anteils von Gemeindewohnungen auf heute 25 %, auch fast alle eine bekommen (die Wiener Verwaltung ist der größte Vermieter der Welt, der Anteil geförderter Wohnungen lag einmal bei 80 %). Zugleich bleiben die Sozialwohnungen in der Sozialbindung und fallen nicht wie in Deutschland nach einigen Jahren wieder heraus. Die Kaufpreise sind dort ebenfalls explodiert.
Neulich ist Wien vll. auch etwas zu weit gegangen und Investoren könnten abgeschreckt werden: Bei jedem größeren Neubau müssen ab sofort 2/3 geförderte Wohnfläche entstehen und für maximal 5 Euro / qm angeboten werden.
Andererseits: Grund und Boden sind nicht vermehrbar und das "sozial" in unserer Marktwirtschaft fehlt bzgl. Wohnraum schon lange.