Die ewige Hochhausfrage - das Original seit 2003

  • Hätte es diesen nicht gegeben, stünden in München garantiert 5-10 HH über 150m und einige über 200m.


    Das denke ich auch. Der Bürgerentscheid hat den kompletten Hochhausbau mit einem Schlag zum Erliegen kommen lassen - bis jetzt vor einiger Zeit der Stumpenwahn ausgebrochen ist.


    Viele hier wirken mir immer noch von dem Bürgerentscheid verschreckt?


    Ja, die Erwartungshaltung ist seit 2004 einfach stark gesunken. Ich würde mir auch ein schönes Cluster mit 250 Meter Wolkenkratzern wünschen. Nur halte ich das in absehbarer Zeit nicht für realistisch. Es sei denn wir schicken alle BAs auf Weltreise, manipulieren die nächste Kommunalwahl und entwerfen unseren eigenen DAF-Hochhausrahmenplan :).

  • Ob 120, 150m oder 200m, sollten an dieser Stelle absolut kein Problem darstellen. Vor allem wenn man Reiter's Worten (vor der Wahl zum OB) noch glauben schenken darf. Da wollte er sogar HH über 200m.


    Wenn nicht an dieser Stelle, wo denn bitte dann? Viele hier wirken mir immer noch von dem Bürgerentscheid verschreckt?


    Grundsätzlich stimme ich Dir zu was die "Höhenverträglichkeit" angeht. Allerdings darf man die Auswirkungen solcher Bürgerentscheide nicht unterschätzen. Für Investoren ist es ein großes Risiko wenn sie viel Geld für die Planung von Gebäuden ausgeben, die dann am Widerstand der Bevölkerung scheitern. Einer der Hauptgründe für das Ausbleiben von 100m+ Projekten dürfte genau diese Angst bzw. die bestehende Planungsunsicherheit sein. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass es in den letzten Jahren weitere Bürgerentscheide im direkten Umland (in Unterschleißheim und Haar) gegeben hat, durch die ebenfalls Hochhausprojekte gekippt wurden. Die Gefahr eines neuerlichen Bürgerbegehrens in München ist also sehr real.


    Von daher tut die Stadt gut daran, sich vorsichtig an das Thema heranzutasten und nicht gleich den Vorschlaghammer auszupacken. Ich finde das klug und vernünftig. So schafft man langsam die Akzeptanz und kann sich bei der Entwicklung von höheren Gebäuden schrittweise steigern. Dabei muss man aber natürlich Geduld haben.


    Die Alternative wäre es, alles auf eine Karte zu setzen und ein zweites Bürgerbegehren in Kauf zu nehmen. Wenn dieser Fall eintritt, würde München beim Thema Hochhäuser um Jahrzehnte zurückgeworfen. Da finde ich das aktuelle, behutsame Vorgehen viel cleverer. Gegen die zuletzt geplanten/gebauten Hochhäuser gab es auch kaum Widerstand. Im Gegenteil - es wird zunehmend mehr Mut zur Höhe gefordert und umgeplant. Wenn das so weitergeht sehe ich München auf einem guten Weg.

  • Dazu gebe ich dir ganz kurz und knapp meine Antwort: Dann würde ich es lieber auf einen neuen Bürgerentscheid ankommen lassen. Vielleicht geht er diesmal ja mit 1% Mehrheit zugusten von HH aus :)


    Bevor man weiter Gebäude baut, die zwischen 65m und 85m liegen und wie Stumpen wirken, obwohl sie mit 40-70m mehr Höhe (Friends Towers, BVT, Highrise One, Kap West, etc., etc.) toll aussehen könnten!


    Sollte er Negativ ausgehen? Mei, dann würde sich zum "Ist-Zustand" eh nichts ändern :)

  • Ein solches konfrontatives Vorgehen mag vermeintlich schneller sein. So funktioniert Politik aber nicht, erst recht nicht bei derart langfristig wirkenden Themen. Die Bürger wollen abgeholt und überzeugt werden - das schafft man sicher nicht mit einem Paukenschlag des demonstrativen Faktenschaffens.

  • Scheinbar müssen ein nicht kleiner Teil der Bevölkerung dort abgeholt werden, wohin sie von Herrn Kronawitter verfrachtet wurden und es sich gemütlich eingerichtet haben: In der Vergangenheit, die nicht weichen soll ?

  • Ich hatte das an anderer Stelle bereits einmal geschrieben: ich bin mir sicher, dass die Akzeptanz von Hochhäuser höher wäre, wenn es wirklich ästhetische oder auch spektakuläre Entwürfe gäbe. Und nicht das Einerlei, ja die grauen oder gläsernen Vierkantbolzen, wie etwa in der Parkstadt Schwabing oder am Hirschgarten. Kaum ein konservativer Hochhauskritischer Münchner sagt zum Hypo-Hochhaus "so a greisligs Monstrum" - warum? Weil's einfach große Qualität hat und unverwechselbar ist. Kein Vierkantbolzen! Sondern ein Baudenkmal!


    Um im Thread zu bleiben: das Hochhaus am Oberwiesenfeld ist sicher auch kein architektonischer Geniestreich, durch die schlanke Seite und die relativ große Höhe (20 OGs schauen einfach immer besser aus als die langweiligen Münchner Standard 15 OGs für Hochhäuser) ist der Entwurf nicht unverwechselbar und auch nicht spektakulär, aber zumindest ein wenig elegant und im Ansatz ästhetisch. So mein Empfinden.

  • Frage: Wieviel Protestdruck hat es bei Planung und Bau von den Bavaria, 82m
    Osram, 84m und ADAC, 92m gegeben gehabt ?
    Dann müsste der Protest für die nächsten ca. 15m ( zB 105m Höhe ) exponentiell zunehmen. Gibt es einen Zusammenhang hier?

  • Geograph:


    ich bin mir sicher, dass die Akzeptanz von Hochhäuser höher wäre, wenn es wirklich ästhetische oder auch spektakuläre Entwürfe gäbe.


    Du schreibst es selbst: Es gibt sie ja. Und trotzdem ist die Akzeptanz gefühlt (Wutbürger!) nicht allzu groß. Nicht jedes Hochhaus kann und muss schließlich ein architektonisches Meisterwerk sein.
    Umgekehrt gab es für das SZ-Gebäude damals wirklich großartige Entwürfe bis 160 Meter und der Bürgerentscheid ging trotzdem negativ aus. Die zahlreichen Wohnhochhäuser der 60er und 70er Jahre sind da architektonisch noch mal Welten von entfernt und prägten wohl so manchen der Generation Kronawitter nachhaltig.
    Mein Eindruck ist, dass die Architektur schon eine wichtige Rolle spielt, mindestens eine ebenso große spielt allerdings auch die Lage.
    Mit der von Jai-C angesprochenen "Stangerlparade" wurde sehr viel Kapital verspielt. Hier hätte die Stadt stattdessen konsequent auf die Herausbildung von Clustern setzen sollen. Damit wäre der Widerstand bei jedem weiteren Projekt gefallen (vgl. Wien Donauinsel).
    Häufig dürfte sich auch einfach die allgemeine Wut ggü. Wachstum, Investoren, hohen Mieten etc. in einer Ablehnung von Hochhäusern, für manche wohl der Inbegriff der monströsen Modernität, ausdrücken. Da muss der Bürger tatsächlich 24/7 mit Fakten beschallt werden, was natürlich schwierig ist, wenn Medien wie TZ oder AZ jede Woche aufs Neue ihre Propagandamaschine anwerfen. Wie erreicht die Stadt die Bürger?


    gläsernen Vierkantbolzen, wie etwa in der Parkstadt Schwabing


    Highlight Towers und M:Pire in der Parkstadt sind für mich keine Vierkantbolzen.

  • Weitere Fragen:


    Wie wäre es, wenn die Bürger und BA Mitglieder mal selber Entwürfe ausprobieren?


    Wie wäre es, wenn es in der Rathausgalerie eine Ausstellung gebe über Hochhaus Architektur weltweit: Scheiben, Türme, Gruppen
    Eklektisch, gotisch, Art Deco, Bauhaus, Postmoderne,
    Büro, wohnen, Mischformen.
    Evtl. in Zusammenarbeit mim Architektur-Museum.

  • Heut in der Druckausgabe vom MM:


    München bleibt bodenständig:


    Eine Mehrheit der Münchner lehnt bei einer Umfrage Hochhäuser innerhalb und
    außerhalb des mittleren Rings ab.


    Jetzt meine Frage:
    Wir haben ja auch gesehen: Viele Leute lehnen auch niedrige Gebäude innerhalb
    wie außerhalb des mittleren Rings ab.


    Wie machen wir dann weiter, angesichts des immer größeren Nachfrageüberhanges nach Wohnungen und Büros ?

  • Wir leben zum Glück in einer repräsentativen Demokratie, auch auf kommunaler Ebene. Da kann man von den Verwaltungen schon erwarten, dass vernünftige und realistische Konzepte ausgearbeitet und umgesetzt werden. Aber sicherlich muss die Bevölkerung, wenn man sie schon immer wieder direkt befragt, sinnvoller befragt und informiert werden. Zum Beispiel: Wie wollt ihr wachsen, nach oben, in die Breite, nach Innen, nach Außen etc. Dies aber nicht einfach nur so flach dahinsagen, sondern auch hinter jeder Lösung die Konsequenzen (Chancen, Risiken, Stärken, Schwächen) aufzeigen. Auch würden z.B. durch eine Verkehrswende, wie sie in vielen Regionen für die Zukunft angedacht wird, viele neue Möglichkeiten entstehen, gerade was Verdichtung in Kombination mit steigender Lebensqualität angeht. Es müssen Konzepte verglichen werden, nur so kann man Entscheidungen treffen. Alles andere ist im besten Fall billige Meinungsmache und sollte darum nicht zu ernst genommen werden.

  • Hier die Meldung zur Umfrage, auf die sich der MM vermutlich bezieht:


    Quelle und genaue Fragestellungen mit Zahlen: https://rim-marktforschung.de/wp-content/uploads/2018/06/RIM_PR_M218-Hochhäuser-in-München.pdf

  • ^


    689 befragte Personen aus einer Gesamtmenge von über 2 Millionen Menschen...:lach:


    Im Zweifel verlieren die Gegner nichts, wenn HH über 100 Meter gebaut werden, die Befürworter würden einiges gewinnen...

  • Na ja, hoffen wir, dass aus dieser Sache nicht eine allzu große mediale Welle gemacht wird. Und wenn doch, dass die Politik mit Konzepten reagiert und nicht mit billiger Wahlkampfpolemik auf einen neuen Anti-Wachstums-Zug aufspringt (ärgerlich wäre, wenn Landespolitiker ihre Parteikollegen im Stadtrat entsprechend anweisen würden, um ja jede noch so unsinnige Stimmung in der Bevölkerung für die Landtagswahl zu benutzen :mad:).

  • Heut in der Druckausgabe vom MM


    Steht auch drin, wer unter welchen Umständen die Umfrage gemacht hat. Insbesondere halte ich die Frage relevant, ob nur Merkur Leser oder wirklich repräsentativ. Bei Merkur Lesern muss man sonst sehr vermuten, dass das die Umfrage deutlich zu Gunsten einer Pseudo Beschaulichkeit verschiebt.

  • ^ Nachdem ich oft Londoner Beispiele zitiert habe, ein Blick nach Paris - einem Artikel nach plant die Stadt bereits für 15 Millionen Einwohner, laut Wikipedia sind es derzeit in der Metropolregion (Aire urbaine) etwas über 12. Es wird auch nicht nur am Stadtrand oder in La Defense (mit mehreren Projekten über 100 Meter) gebaut, im vorletzten Posting des ersten Links kann man ein fast fertiges Hochhaus mit 17 Geschossen neben dem Gare de Lyon sehen, ungefähr 2 Kilometer Luftlinie von Notre Dame entfernt.
    Eine andere Frage, ob etliche Planungsdetails einem zusagen können, doch den Mut zum Wachstum und zur Dichte hat man auf jeden Fall.


    Es wäre schön, würden die Politiker ernsthaft und umfassend die Entwicklungsalternativen samt Konsequenzen besprechen, doch ich fürchte, dass die Trends eher zur Vereinfachung und zum Populismus gehen - auch in der Kommunalpolitik. Die Erklärungen müsste jemand sonst versuchen, zum Beispiel die Architektenkammer - wenn die bayerische auf der eigenen Webseite irgend etwas erklärt, finde ich es auf Anhieb nicht.

  • Von derartigen Umfragen halte ich gar nichts. Genauso könnte man die Bürger auch solche Dinge fragen:
    - Wünscht ihr euch eine weitere Verdichtung im Stadtgebiet, damit noch mehr Menschen hier reinpassen?
    - Wollt ihr mehr Verkehr und sollen wir dafür die Straßen verbreitern?
    - Soll es noch voller im Stadtgebiet werden, indem wir die Gebäude immer höher werden lassen


    Fazit: All das ist extrem negativ behaftet und wird wahrscheinlich nie auf eine positive Resonanz stoßen.


    Wir leben zum Glück in einer repräsentativen Demokratie, auch auf kommunaler Ebene. Da kann man von den Verwaltungen schon erwarten, dass vernünftige und realistische Konzepte ausgearbeitet und umgesetzt werden. Aber sicherlich muss die Bevölkerung, wenn man sie schon immer wieder direkt befragt, sinnvoller befragt und informiert werden. Zum Beispiel: Wie wollt ihr wachsen, nach oben, in die Breite, nach Innen, nach Außen etc.


    Genau das ist der Punkt! Wir können nicht einfach den Status Quo einfrieren. Zuzug ist eine Realität. Mehr Arbeitsplätze sind eine Realität. Zu wenig Platz zum Wohnen und zum Arbeiten ist ebenso eine Realität. Wenn die Menschen also Hochhäuser ablehnen, dann müssen sie alternative Konzepte benennen. Wachstum einfach abzulehnen ist im übrigen keine Alternative.

  • Da kann man von den Verwaltungen schon erwarten, dass vernünftige und realistische Konzepte ausgearbeitet und umgesetzt werden.


    Ich hoffe die Antwort der Stadt ist ein gelungener Hochhausrahmenplan. Im Herbst soll er glaube ich fertig sein.


    Aber sicherlich muss die Bevölkerung, wenn man sie schon immer wieder direkt befragt, sinnvoller befragt und informiert werden.


    Da sehe ich auch die Politik in der Verantwortung. Statt stupider Ja / Nein Fragen, braucht es einen Fragenkatalog, der die Vielschichtigkeit des Themas aufgreift. Nur sind offensichtlich viele Politiker selbst nicht in der Lage, das Thema zu durchdringen und bleiben lieber auf Stammtischniveau. Das zieht leider mehr als sachliche Debatten.


    Ich fände es wichtig, dass die Themen Hochhäuser / weiteres Wachstum und Verkehr stärker miteinander verknüpft werden und endlich ein Gesamtkonzept erarbeitet wird. Quasi ein Siedlungskonzept mit integriertem Hochhausrahmenplan und Verkehrskonzept.
    Reduziert sich der Autoverkehr, wankt damit auch eines der hartnäckigsten Argumente gegen Verdichtung.

  • Vom Timing halt mehr als idiotisch, ein gutes Jahr vor den nächsten Kommunalwahlen. Da kann sich die populistische Empörungswelle bis zu den Wahlen perfekt auftürmen.