Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

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    Das liebe Geld ist das einzige stichhaltige Sachargument gegen den Umzug, das ich zu sehen vermag. Jedoch: der Schlossbrunnen braucht mittelfristig eine substantielle Sanierung. Die hat er noch nie (!) seit dem Krieg erhalten. Es gab immer nur punktuelle Reparaturen und Ausbesserungen. Dafür ist auch das Gros der 10 Mio. € gedacht, die der Bund im Falle eines Umzugs bereitstellt. Ohne Umzug gibt der Bund hingegen 0 € (reine Instandhaltung ist Sache des Landes Berlin und das hat wie bekannt ist kein Geld, es bleibt also auch erstmal bei Flickwerk, mit unabsehbaren Folgen für den langfristigen Erhalt des Prachtbrunnens). Das würde der Bund hier nur in Form einer Einmalzahlung geben, um das Humboldtforum, das er ja auch bezahlt, sozusagen zu vervollständigen und ohne Substanzsanierung "überlebt" der Brunnen solch einen Umzug nicht, also muss der Bund notgedrungen dann auch gleich sanieren. Das ist so die Denke dahinter.


    Solch eine Substanzsanierung kommt übrigens einem Abbau und Neuaufbau gleich, dafür muss der Brunnen komplett auseinander genommen werden, inklusive der Brunnenstube, eine Art "Keller" unter dem Brunnen in dem sich die ganze Technik befindet. Die einzigen echten Mehrkosten für den Steuerzahler bestehen also darin, die Teile einige Meter weiter zu transportieren und dort aufzustellen, anstatt wieder an Ort und Stelle.


    Aber gut, ich weiss, dass man in Berlin gerne großzügige Geldgeschenke ablehnt, ohne bessere Alternativen zu haben. Ich hatte nur gehofft, dass man aus dem Desaster mit der Bauakademie gelernt hat, die schon längst wieder rekonstruiert an Ort und Stelle stehen könnte - wenn der Senat damals nicht an der gewünschten Innenraumnutzung des Mäzens herumgenörgelt hätte.


    Weiterhin ist und bleibt das "Rathausforum" ein städtebaulicher Sanierungsfall. Wenn der Fortzug des Schlossbrunnen endgültig eine komplette Revision dieses Bereichs notwendig macht, umso besser.


    Vielleicht kann man die Wogen zwischen den "Fronten" insgesamt glätten, indem man dem Bund im Gegenzug vorschlägt, es noch einmal in einem neuen Wettbewerb mit einem "modernen" Einheitsdenkmal zu versuchen und dieses auf dem Rathausforum zu errichten. Und wenn er schon dabei ist soll er doch gleich, damit das ganze stimmig aussieht, das ganze Rathausforum neu pflastern und umgestalten und einmal mehr ließe sich das klamme Berlin etwas, das eigentlich Kommunalaufgabe wäre, vom Bund finanzieren. Wenn die Künstler dafür gleich eine solch große Freifläche bespielen können, statt nur die begrenzte Fläche auf dem alten Nationaldenkmalsockel, kommen vielleicht auch überzeugendere Entwürfe dabei heraus. Win/Win. So sollte das ein gewiefter Senat machen, meine ich.

  • Deinen Argumenten stimme ich weitestgehend zu! Wie schon gesagt, würde auch ich den Umzug an den Schlossplatz bevorzugen. Wenn sich die Stadt Berlin damit die Sanierung bezahlen lässt, wäre das clever (wobei ich die Kosten für eine reine Restaurierung schon etwas geringer einschätzen würde). Mir ist es aber eben auch wichtig, was mit seinem heutigen Standort geschieht. Die Wiedergewinnung eines Ensembles zu Lasten eines anderen wäre für mich eben ein Problem.
    Übrigens wäre der zentrale Platz im Rathausforum durchaus ein Ort, wo man über ein Einheitsdenkmal nachdenken könnte. Schlechter als vor dem rekonstruierten Schloss wäre er jedenfalls nicht. Gab es eigentlich irgendeinen plausiblen Grund für die Lage des Denkmals an der Schlossfreiheit, außer dem verwaisten Sockel?

  • ^der Wunsch, dass es auf dem Sockel wieder ein Denkmal gibt (durchaus auch als "Gegenentwurf" zum vaterländischen Kaiserdenkmal), war Vater des Gedanken, dass das Einheitsdenkmal gerade dort geplant wurde. Ich kann gerade keine Quelle liefern, habe das aber definitiv auch einmal genau so formuliert in einem Interview mit einem verantwortlichen Politiker gelesen.


    Das Gros der 10 Mio. ist wirklich für die Sanierung eingeplant, unterschätze nicht, wie teuer eine kunsthistorisch sensible Substanzsanierung ist. Auch die ganze Technik, die neu gemacht wird, ist ja ein Unikat und muss von Hand neu aufgebaut werden. Da purzeln die Milliönchen nur so heutzutage.


    Auch ist es heutzutage eigentlich üblich, dass auf solchen historischen Prachtbrunnen nur noch Repliken der Originalfiguren zu sehen sind, um diese vor Witterung und Vandalismus zu bewahren (die Originale kommen dann in Museen). Ich kann nur vermuten, dass auch das Nachgießen der Bronzefiguren in eine ordentliche Gesamtsanierung eingepreist ist. Und dann kommt man eben auf solche Beträge (bedenke auch wie riesig dieser Brunnen ist, 250 m2 Grundfläche voller Granit und Bronze, mit bis zu 10 m Höhe). Und der Brunnen ist fit für die nächsten 50 Jahre.

  • Ist die Position des Humboldt-Forums eigentlich exakt die des original Schlosses? Ich glaube zwar nicht dass man jemals die Ostseite im Original rekonstruieren wird hab aber den Eindruck dass dies platzmaessig auch gar nicht moeglich waere weil der Bau naeher zur Spree gerueckt ist? Wo waere da Platz fuer den gesamten Ostfluegel mit Innenhof etc.? ?

  • ^die Position ist die selbe, selbstverständlich.


    Ohne größere Rückbauarbeiten des Stella-Baus ist eine Rekonstruktion der Ostfassade nicht möglich, genau.


    Die Spree verläuft da wo sie "damals" auch verlief.

  • Die Spree verläuft da wo sie "damals" auch verlief.


    Das ist nicht richtig! :nono:


    Das westliche Spreeufer verlief früher schräg von der (heutigen) Liebknechtbrücke (dort stimmt die Uferbegrenzung noch) zur (heutigen) Rathausbrücke.
    Ab der nördlichen Seite der (heutigen) Rathausbrücke verlief dann die Uferkante in einer Flucht mit dem Marstall.
    Heute befindet sich dort wo früher Spree war der westliche Brückenkopf der Rathausbrücke, die Fußgängerunterführung zum Uferweg und ein Teil des selbigen und ein Teil der schrägen Uferböschung.


    Soll heißen, mit der heute schmaleren Spree (entstanden mit der so genannten Palastwanne für den Palast der Republik) wäre heute sogar mehr Platz vor der Ostfassade.


    http://www.berliner-historisch…oss%20Michael%20Klemp.jpg


    http://cam05.berlinerschloss-webcam.de/


    https://heinzalbers.org/picture-beralt0001.jpg


    Hier noch eine Überlagerung des 2. OG von Schloß (rote Farbe) und Humboldtforum (schwarze Farbe).
    http://www.stadtbild-deutschla…04/21/18aUberlagerung.jpg



    P.S.:Einen Nachteil brachte das allerdings beim Neubau der Rathausbrücke, da kein Platz mehr für die ursprünglichen beiden Mittelpfeiler (die mittig in der Spree standen) blieb.
    Der westliche Mittelpfeiler wurde demnach nach dem Krieg bzw. spätestens beim Bau der Palastwanne / beim Bau des Palast der Republik entfernt.
    Der nach dem Krieg noch genutzte östliche Mittelpfeiler wurde erst nach dem Bau der heutigen Rathausbrücke abgerissen.



    Gruß, Jockel

    4 Mal editiert, zuletzt von Jockel HB ()

  • Soll heißen, mit der heute schmaleren Spree (entstanden mit der so genannten Palastwanne für den Palast der Republik) wäre heute sogar mehr Platz vor der Ostfassade.


    Und das ist ja die Hauptsache und Danke für die Hintergrundinfos man lernt nie aus. Ich wusste nur, dass das Ufer definitiv nicht schmäler wurde.

  • Großer Kurfürst soll wieder zurückkehren

    Götz Aly spricht sich in der Berliner Zeitung dafür aus, dass neben dem Neptunbrunnen auch das von Andreas Schlüter geschaffene Reiterstandbild des Großen Kurfürsten wieder zum Stadtschloss zurückkehren soll.


    http://www.berliner-zeitung.de…ert-zum-schloss--23831142



    Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1987-0616-503 / CC-BY-SA 3.0

  • Grüne Oase statt Steinwüste

    CDU, Grüne und Förderverein kritisieren in der RBB-Abendschau die geplante Steinwüste rund um das Museumsschloss. Sie fordern eine schöne, grüne und historische Platzgestaltung, zu der auch Neptunbrunnen, Rossebändiger und Oranierfürsten gehören.


    http://www.rbb-online.de/kultu…m-kopfsteinpflaster-.html

  • Behindertenparkplätze darf man natürlich nicht vergessen, deswegen schön ne Steinwüste :nono: Als ob die Parkplätze auf der Granitfläche komplett verteilt sind.

  • Als ob Feuerwehren nicht über Wiesen fahren könnten. Alleine schon das eirige Votragen des Sprechers sagte ja einiges aus..... :nono:

  • ^ Na, lasst doch mal den armen Sprecher, der hat keinen leichten Job und kann wenig dafür. Eigentlich kann er nur sagen "Haben meine Chefs so beschlossen, bleibt so!" – aber dann klänge er wie ein kleiner Trotzkopf. Also denkt er sich was aus, was der Sache den Anschein von Notwendigkeit verleihen soll. Und weil es die halt nicht gibt, klingt er jetzt wie ein kleiner Dummkopf. Da muss man nachsichtig sein... ;)

  • Interessant finde ich an der Meldung etwas anderes: CDU und Grüne kritisieren die aktuelle Senatsplanung, der Senat verteidigt sie, damit wird indirekt klar, dass die SPD hier der Bremser ist. Spätestens wenn man im September mit Grünen und CDU koalieren will (vgl. Umfragen, vgl. Sachsen-Anhalt) muss das Thema daher nochmal auf den Tisch und neu diskutiert werden.


    Diese Meldung liefert auch auf dem Silbertablett die Gesichtsrettung für die SPD: mit dem Wegfall des Einheitsdenkmal habe sich ja eine neue Situation ergeben, auf die man jetzt ja reagieren müsse, so oder so ähnlich wird die SPD dann ihre Kehrtwende verkaufen. Ich nehme Wetten darüber gerne an. ;)

  • Es hat zur Gestaltung einen Wettbewerb gegeben, den die Senatsbaudirektorin jetzt qua Amt verteidigt (sonst hätte man diesen nicht ausloben müssen). Die CDU hat sich in der de Frage schon mit ihrem städtebaulichen Wettbewerb für den großen Freiraum zwischen Fernsehturm und Spree nicht durchsetzen können (obwohl der Wettbewerb in der Koa-Vereinbarung steht).


    Eine Kenia-Koalition in Berlin, Pumpernickel, halte ich für Berlin für ausgeschlossen. Es wird wohl eher Rot-rot-grün.

  • DDR-Gutachten über Wiederaufbau entdeckt

    In Garching bei München ist ein bislang unbekanntes Gutachten der DDR-Regierung über einen Wiederaufbau des Stadtschlosses entdeckt worden. Es stammt aus dem Jahr 1950, kurz bevor die ehemalige Hohenzollernresidenz von den Kommunisten gesprengt wurde.


    http://www.sueddeutsche.de/kul…-geheime-plaene-1.3104898

  • Ich hege Zweifel, dass das Spendenziel bis Ende 2019 erreicht sein wird.


    Soweit ich das überblicken kann, besteht das Spendenvolumen aus vielen kleinen Spenden. Abgesehen von dem siebenstelligen Betrag für die Kuppel wurde bisher kein wirklich großer Batzen Geld gespendet.