Spittelmarkt-Thread

  • Ehrlich gesagt, sieht diese Gegend meiner Meinung nach ziemlich peinlich aus. Wie man sich da mit grellgrünen Bänken das auch noch schönreden will, kann ich nicht nachvollziehen.


    Man schaue sich mal alte Bilder von dieser Gegend an: http://upload.wikimedia.org/wi…lin_Spittelmarkt_1896.jpg


    Eine Adaption aufs Heute könnte man im Stile des Hackeschen Markts machen.


    Aber der Berliner ist wohl auch mit grünen Bänken zufrieden. Hauptsache die Platte bleibt stehen. Würdevoll sieht anders aus, aber das ist man ja in dieser Stadt mittlerweile gewohnt.

  • sicher war die ecke vor dem krieg wesentlich schöner als heute und ich bin der letzte der sich gegen eine rekonstruktion wehren würde, aber um mal realistisch zu sein....das ist unmöglich. die umgebende wohnbebauung kann man schlecht so mir nichts dir nichts entmieten, die stark befahrene leipziger str. läßt sich auch nicht einfach so sperren und in aller ruhe "verkehrsberuhigen"....also ein bischen realistisch sollte man schon sein. die farbe der bänke ist allerdings wirklich abartig und in der tat nicht grade "würdevoll". Mit dem hackeschen markt kann man die ecke nicht vergleichen, allein der immense verkehr verhindert das...und..wer würde eine vorkriegsrekonstruktion finanzieren??

  • ^ich denke niemand erwartet hier ernsthaft eine Rekonstruktion von Gebäuden - so bedeutsam waren die nun wirklich nicht. Aber eine Wiederherstellung der Platzstruktur, einschließlich Einfassung durch entsprechende Bauten, wäre schon sehr wünschenswert... dies betrifft ja auch weitere Areale im näheren Umfeld bis hin zum Molkenmarkt. Das Ziel sollte eigentlich sein, die Orte welche die Stadt über Jahrhunderte hinweg geprägt haben, wieder ins Bewusstsein der Menschen zurückzuholen - dazu kann man durchaus auch die heutige Formensprache nutzen. Der jetzige Zustand ist nichts anderes als Ausdruck der Akzeptanz von Bombenkrieg und mutwilliger Zerstörung.

  • Betonkopf:
    Unmöglich ist es nicht, aber gewiss sehr aufwändig, keine Frage. Und ob ich oder wir dort noch eine wirklich gute Veränderung sehen werden, ist natürlich fraglich.


    Ich finde nur das Schönreden von solchen baulichen Situationen manchmal ziemlich nervig bzw. die Flickschusterei mit bspw. grellgrünen Bänken und sich dann hinstellen, wie toll das doch aussieht.


    Die Aussage von tel33 fasst das auch ganz gut zusammen: "Der jetzige Zustand ist nichts anderes als Ausdruck der Akzeptanz von Bombenkrieg und mutwilliger Zerstörung."

  • Nein, auch ich erwarte keine Rekonstruktion.
    Aber das Gewusel von Menschen und Fahrzeugen auf den alten Fotos fasziniert mich immer wieder.

    Der jetzige Zustand ist nichts anderes als Ausdruck der Akzeptanz von Bombenkrieg und mutwilliger Zerstörung.


    Genau! Irgendwie ist das alles näher an Nowosibirsk als an Berlin.
    Diese zugige Weite hat keine Seele. :nono:

  • Mich würde ja mal ein direkter Vergleich der Grundrisse (nicht nur am Spittelmarkt, sondern in der gesamten Innenstadt/Alt-Berlin) von damals und heute interessieren. Also wo man beides in einer Zeichnung sehen kann.


    Gibt es sowas irgendwo?

  • Nein, auch ich erwarte keine Rekonstruktion.
    Aber das Gewusel von Menschen und Fahrzeugen auf den alten Fotos fasziniert mich immer wieder


    zumindest das gewusel von fahrzeugen haben wir hier tagtäglich....steh da oft genug im stau, und genau das ist mit ein grund, warum dieser platz nie mehr so sein wird, wie er mal war. der verkehr ist einfach die hölle und auch viel zu wichtig. Die leipziger strasse ist eine wichtige ost-west-verbindung, es gibt tage, da könnte sie nicht breit genug sein (prinzipiell jeden morgen, mittag und nachmittag zur rushhour)

  • An und für sich finde ich dieses Limette ganz nett. Wenns drumherum im Sommer grüner ist, fällt es vielleicht auch nicht mehr sooo ins Auge. Ich frage mich eher, was diese komische Anordnung der Bänke soll. OK, man kann sich gegenüber sitzen, aber so hat das eher was von nem S-Bahn-Wagon, als von nem Platz.


    Durch die Bänke hat dieses Areal sicher ne höhere Aufenthaltsqualität bekommen. Aber mehr "Platz" ist es dadurch auch nicht geworden. Es würde ja (vorerst) schon reichen, dem eigentlichen Platz (also nicht die Fläche vor dem Kulturzentrum) wieder seine Form zu geben, indem man wie einst an der Ostkante etwas baut. So sieht es ja auch der Masterplan vor. Die Aussicht ist ja eh nicht die schönste, das Wasser sieht man vom Platz auch nicht wirklich. Unten am Wasser entlang laufen kann man ja weiterhin und zur ebenerdigen Passage entlang der Ufermauer kann man dem Haus ja dann wieder Arkaden verpassen, wie schon bei den Neubauten an der gegenüber. Finde ich eh ne schöne Lösung.


    Ich habe schon mal hier überlegt, ob man nicht die Wallstr. einbahnig für den West-Ost-Verkehr von der Leipziger her für den Verkehr öffnet. Die Umfahrung über die Seydelstraße ist recht umständlich und somit nicht wirklich attraktiv und wenn man bis zur Fischerinsel fährt, kann man auch gleich weiterfahren. Vielleicht kann man das ja auch nur temporär machen und mit solchen versenkbaren Pollern, wie bei der brit. Botschaft zur Rushour oder so. Kommt natürlich auch drauf an, wo die meisten Autos ab dem Molkenmarkt weiterfahren. Ob nun geradeaus, in die Spandauer oder in die Stralauer. Wenn natürlich nur 3 Autos in die Stralauer fahren, macht das eher weniger Sinn. Und jetzt kommt mir nicht, dass es in 10 Jahren eh keine Autos mehr gibt oder so... Ich schlage das nicht vorm, weil ich Auto-Faschist bin und die Straße dem Auto gehört, sondern um die Leiziger/Gruner zu entlasten. Dann lässt sich ein Rückbau dieses Straßenzuges vielleicht auch einfacher umsetzen.

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  • Bitte!



    Dies ist der Straubeplan von 1910 (Bato, gemeinfrei) überlagert mit dem Schwarzplan von 2010. Zu sehen deutlich sichtbar die beiden Gebäude am Spreekanal, die wegen des Einspruchs der Kommunisten (Blickauchse auf Fischerinsel-Hochhäuser) aus der Leitplanung entfernt wurden. Die CDU mag sie heute nicht, weil man dann nicht mehr 8-10-spurig durch die Altstadt donnern könnte.


    In der Mitte auf dem Wasser ist noch die heutige Führung der Gertraudenstraße erkennbar (leider ein bischen schwach). Der historische Platz lieg also - wie so meist - unter dem Asphalt begraben.


    Deutlich auch das Dilemme: um einen Platz zu erhalten benötigt man eine Fassung desselben (allen anderslautenden Ideologien der Moderne zum Trotz). Deshalb hat der Ort eben etwas protosibirisches, es fehlt an Platzrand. Und die Neonbänke auf dem vermeindlichen "Spittelmarkt" stehen auf den Hausfundamenten des Gebäudes Spittelmarkt 2, nicht auf dem Platz.


    Colorandi causa: der Getraudensteg sicherte die öffentliche Zugänglichkeit des Ufers. Was war die Kaiserzeit nicht mitunter modern.


    Hier noch mal besser die Zeitschichten:



  • Ein paar Informationen zur Sanierungsplanung der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM): Eine komplexe Sanierung des Gebäudes Wallstraße 1-8 / Seydelstraße 29-37 ist für 2015/2016 geplant. Vorgesehen sind eine Dämmung der Fassade, eine Erneuerung der Loggien, Dächer und Fenster und mögliche Grundrissänderungen in Absprache mit den Mietern. In diesem Jahr soll allerdings schon eine Erneuerung der Aufzüge erfolgen. Die Ausschreibung für die Sanierungsplanung wurde bereits abgeschlossen, den Auftrag erhielt das Büro SPP Property-Project-Consult GmbH (Berlin).


    http://www.competitionline.com/de/wettbewerbe/97030


    Sicher kann man es unbefriedigend finden, dass die Sanierung erst 2015/2016 erfolgt, aber die WBM hat auch nur begrenzte Etats und die Häuser am Alexanderplatz haben für die WBM eine höhere Priorität, was ich nachvollziehen kann.

  • Der alte Brunnen liegt genau unter der "Verkehrstrasse."


    Bei den alten Bildern kommt schon ein wenig Nostalgie und Wehmut hoch, wäre es schön würde man wie in Frankfurt zur Stadtreparatur vielleicht auch mal auf Vergangenes zurückgreifen und die ein oder andere Rekonstruktion wagen.


    Es wäre schon eine wahnsinnige Bereicherung, wenn der Platz in seiner ursprünglichen Form wieder aufgegriffen würde, und dann könnte man sehen wie die Bebauung ringsum ausschauen soll.

  • Altstadttunnel

    Was haltet ihr von dem Vorschlag, nach Warschauer Vorbild quer unter der Altstadt einen Tunnel zu bauen? Damit könnte man nicht nur den Spittelmarkt, sondern gleich die gesamte Altstadt vom Durchgangsverkehr befreien und so einen starken Impuls für die Wiederbebauung der historischen Mitte setzen.

  • welche altstadt??? meinst du einen tunnel vom alex zum potsdamer platz? nen tunnel unter dem verkehrstechnisch kaum frequentiertem nikolaiviertel (früher altstadt), nen tunnel unter den linden? vom alex zum kudamm? ganz ehrlich, die idee ist doch dämlich, berlin zu groß, ne "altstadt" gibt es eigentlich nicht und alle paar meter nen tunnelzugang zu bauen ist städtebaulich auch nicht wirklich der große wurf....zudem....wer soll das bezahlen? das kostet hunderte von millionen die natürlich in den medien sofort als berlintypische verschwendung (in diesem falle zurecht) gebrandmarkt werden würde....persönlich find ich die idee also ziemlich doof

  • Altstadt? Niemand weiss, wo Alesia liegt. (Aus: Asterix und der Avernerschild)


    Für die Fans kann ich noch die einschlägige archäologische Fachkarte bieten (hier: Vergleich 1881 und 2010)



    (C) Gunnar Nath/Archäologische Fachkarte AISBer

  • Was haltet ihr von dem Vorschlag, nach Warschauer Vorbild quer unter der Altstadt einen Tunnel zu bauen?


    Dazu müsste man wohl zunächst mal die Altstadt bauen... die ist nämlich so ca. zwischen 1943 - 1967 vollständig ausradiert worden.

  • Erklärung

    Wenn mich offensichtlich keiner versteht, dann muss ich es eben erklären:


    Mein Beitrag bezieht sich auf den Tunnel unter der Warschauer Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg auch komplett zerstört wurde, in den 1950er-Jahren jedoch originalgetreu wiederaufgebaut wurde und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Im Rahmen des Wiederaufbaus wurde die Altstadt untertunnelt, um sie als beliebtes Touristenziel vom starken Transitverkehr auf der Ost-West-Trasse zu entflechten.


    Dieses Projekt ist zwar nicht eins zu eins auf Berlin übertragbar, bei der übergroßen Verkehrsbelastung bestehen aber gewisse Parallelen. Deshalb schlage ich vor, den Straßenabschnitt zwischen Spittelmarkt und Alexanderplatz bzw. Strausberger Platz zu untertunneln. Das Gebiet der ehemaligen Berliner Altstadt (von der Gertraudenstraße über den Mühlendamm bis zur Grunerstraße) könnte damit vom Durchgangsverkehr befreit und einer neuen Bebauung zugeführt werden. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ein solcher Altstadttunnel aus heutiger Sicht sehr weit vorausschauend ist und nicht zuletzt mit hohen Kosten verbunden wäre, aber der Tiergartentunnel ist als eine der wichtigsten Nord-Süd-Trassen der Stadt heute bekanntlich auch nicht mehr wegzudenken, und das gilt sowohl für Autofahrer als auch Parkbesucher, die sich lärm- und abgasfrei im Tiergarten erholen wollen.