2. S-Bahn Stammstrecke [Diskussionsthread]

  • ETCS Level 3 http://en.wikipedia.org/wiki/European_Train_Control_System scheint sowieso europaweit die Zukunft zu sein.


    Level 1 und Level 2 ist die Zukunft für netzweite Einführung, in Deutschland als Ablösung von LZB auf Durchgangs- und Schnellfahrstrecken, in anderen Ländern für noch deutlich veraltetere Zugbeeinflussungssysteme wie z.B. Crocodile.
    Dabei werden sowohl LZB als auch PZB in Deutschland als Klasse-B-Systeme auf den meisten Bestandsstrecken weiter bestehen bleiben, ETCS Level 1/2 wird vorerst nur im Rahmen von Neu- oder Ausbauprojekten installiert - und das auch nur weils sonst kein Geld gibt. Mittelfristig (in etwa 20 Jahren) ist die Ausrüstung von etwa einem Viertel des deutschen Netzes vorgesehen, jeweils etwa hälftig mit Level 1 und Level 2. Das langfristige Ziel in Deutschland LZB abzulösen (nicht PZB!) dürfte kaum vor 2050 realisierbar sein.


    ETCS Level 3 befindet sich am Anfang der Entwicklung. Laut Schweizer Regierung wäre eine Einführung auf keinen Fall vor 2020 möglich, es gibt aber derzeit weder eine Planung zur Einführung irgendwann noch einen genau abschätzbaren Zeitraum zu dem Level 3 eingeführt werden kann. Und im Mischverkehr - der in Deutschland üblich ist - bringt Level 3 laut derselben Quelle auch keine Zeitvorteile gegenüber Level 2.
    Level 3 bringt nur was wenn alle Züge auf der Strecke grob dieselbe Geschwindigkeit fahren, möglichst über längere Strecken, oder wenn auf der Strecke Ausweich-/Überholpunkte vorhanden sind, an denen Überholzeiten optimiert werden müssen.


    Im S-Bahn-Verkehr lässt sichs auch anschaulich zeigen, warum das nichts bringt: Weil der Abstand zwischen den Zügen bei einem Gleis ohne Ausweichstellen immer noch stets größer als die durch Verzögerung, Halt, Beschleunigung "verlorene" Zeit sein muß. Auf diese Zeiträume als Zugfolge (und das sind dann die grob 90 Sekunden, wenn man nicht gerade Rangiergeschwindigkeit fährt) komme ich aber auch mit ETCS Level 2 oder mit optimierten LZB-Systemen.

  • Der Ausbau des S-Bahn-Netzes scheint zunehmend an der Finanzierung zu scheitern. Nach dem Olympia-Aus weigert sich der Bund 60 Prozent der Kosten zur Zweiten Stammstrecke zu übernehmen. Bayern will seinen Anteil nicht aufstocken, und die Stadt München weigert sich derzeit, in die Bresche zu springen.


    http://www.merkur-online.de/lo…finanznot-mm-1354305.html


    Erinnert stark an die Transrapid-Geschichte vor einigen Jahren. Jetzt brauchen wir nur noch eine Studie, die plötzliche Zusatzkosten bescheinigt und das Projekt ist nach Jahrzehnten der Herumplanerei endgültig gestorben :nono:

  • Wobei die MVG sich mit ihrer leicht besserwisserischen Art gar nicht aus dem Fenster lehnen sollte. Die haben ja praktisch gar nichts für ihr Netz zahlen müssen. Und auch die Verteilung der Gelder aus Staatskassen ist zur Stamm2 Finanzierung ganz ähnlich: Über die Hälfte der Bund - den Rest zum großen Teil der Freistaat.


    Wie ich schon etwas weiter vorne erwähnt habe, muss man sich grundlegend mit der Finanzierungsstruktur auseinander setzen. Ich sehe hier vielmehr die Region München also praktisch Oberbayern in der Verantwortung. Mag sein, dass dazu die Rechtslage zur Zeit anders steht - aber die kann man ändern. Ich sehe keine Begründbarkeit des 60 prozentigen Bundeszuschusses - ausser der "das war halt schon immer so".

  • Erinnert stark an die Transrapid-Geschichte vor einigen Jahren. Jetzt brauchen wir nur noch eine Studie, die plötzliche Zusatzkosten bescheinigt und das Projekt ist nach Jahrzehnten der Herumplanerei endgültig gestorben :nono:


    Und dann könnt ihr nachlesen, dass ich genau das hier seit Jahren predige. :D

  • ^^


    Die Redakteure sollten sich auf das konzentrieren wofür sie ausgebildet wurden: Nachrichten schreiben. Selbst irgendwelche Luftschlösser zu zeichnen wäre so, wenn ein Bauingenieur schnell mal am offenen Herzen operiert! Es scheint gerade in Mode, dass sich jeder durch ein Google-Studium und das Lesen von ein paar Gutachten, deren Ergebnisse man sympathisch findet, in die Höhen eines promovierten Verkehrsplaners mit 40 Jahre Berufserfahrung katapultieren kann.

  • ^^


    Wenn du vermutest, dass von mir irgendwelche emotionalen Regungen an einem Infrastrukturbauwerk haften so liegst du sehr falsch. Ich habe hier nur von mir gegeben, dass die Stamm2 alles erfüllt, was zur Zeit in München stadtplanerisch und verkehrspolitisch gewünscht wird (Takt 10 oder Express auf den Außenästen + alles über Marienplatz und HBf). Diese Randbedingungen habe ich stets unkommentiert gelassen. Persönlich würde ich sogar vom Südring deutlich mehr profitieren, da ich dann problemloser vom Heimeranplatz nach Pasing in die Arbeit käme.


    Tatsächlich empfinde ich aber deine Aussage eher als aktuelles Spiegelbild von dem, was gerade sehr schick ist in Deutschland: Hauptsache der andere ärgert sich, weil er nicht bauen darf oder sein Bauwerk durch die Diskussion viel teurer wird. Hauptsache draufhauen und sich freuen wenn sich ein anderer ärgert. Das geht vom Nachbarn mit dem Kinderlärm, bis über den Weg, der nur privat genutzt werden darf bis hin zur 2 Milliarden Baustelle... Wo bitte liegt in Deutschland das Problem?? Anstatt zusammen gegen die Unzulänglichkeiten des Systems vorzugehen wird am liebsten auf der untersten Ebene fern Abseits der wirklich wichtigen Politik gezankt. So eliminieren sich in Deutschland die Strömungen die etwas ändern können ständig gegenseitig.

  • Isek, Du sprichst mir aus der Seele!


    Und Deinen Kommentar in Richtung der Süddeutschen Zeitung kann ich auch nur voll unterstreichen. Das, was sich einst Qualitätszeitung nannte, lässt sich mittlerweile nur allzugerne als Sprachrohr einiger weniger benutzen, bzw. liefert Beiträge auf unterstem journalistischem Niveau. Schade.

  • Ich kann Isek auch nur voll beipflichten.
    Als Radlfahrer und Münchner gibt es fast nichts was mir noch mehr am Ar... vorbeigehen könnte als die zweite Stamm und die S-Bahn generell.
    Und trotzdem finde ich das Theater um dieses Thema einfach nur abschreckend.
    Entweder man baut nun endlich oder hört auf über die aktuelle Situation zu meckern und steigt ebenfalls aufs Radl um.
    Die pendelnden Landeier haben halt dann irgendwann Pech gehabt, wenn ihre menschenfeindlichen Feinstaub-, Lärm- und Stickstoffdioxid-Produzenten endlich aus unseren schönen, grünen und urbanen Wohnvierteln verbannt sind!


  • Tatsächlich empfinde ich aber deine Aussage eher als aktuelles Spiegelbild von dem, was gerade sehr schick ist in Deutschland: Hauptsache der andere ärgert sich, weil er nicht bauen darf oder sein Bauwerk durch die Diskussion viel teurer wird. Hauptsache draufhauen und sich freuen wenn sich ein anderer ärgert.


    Genau so ist es... Wir freuen uns, dass kein unnötiger dritter Tunnel durch die City gegraben wird, und wir freuen uns, dass die Befürworter sich grün und blau ärgern. Das ganze hat aber auch seine Schattenseiten: Eine Alternative wurde nicht erarbeitet.

  • Eine Alternative wurde nicht erarbeitet.


    Ich finde das kann man so nicht stehen lassen, denn der Südring wurde ja in den Studien auch ausführlich analysiert und bewertet.
    Das Problem ist, dass man aufgrund der Ergebnisse keinerlei finanzielle Unterstützung aus Berlin für den Südring bekommen hätte.
    Daher hat man sich nachvollziehbarerweise für die zweite Stammstrecke entschieden, vielleicht einfach für das kleinere Übel, wenn man es überspitzt formulieren will.


    Ein Projekt wie die Verlängerung der U5 halte ich persönlich nicht für eine Alternative, denn die wird und muss unabhängig davon kommen. Außerdem ist man hier in der Planung wesentlich flexibler, da der Bund sowieso keine Gelder beisteuert.
    Insofern kann ich die politischen Entscheidungen schon nachvollziehen.
    Auch wenn das ganze System vielleicht krank sein mag, dass man für jedes Verkehrsprojekt erst den Politikern in Berlin am Hemdzipfel zerren muss.

  • Eine Alternative wurde nicht erarbeitet.


    Diese Alternative (Südring) strebt gegen die Ziele der herrschenden Politik und Stadtplanung. Wir ärgern uns Tag ein Tag aus über die Stadtplanung hier in München - keine Frage. Aber es gibt auch hier keinen Gegenpol! Ude ist seit fast 20 Jahren Bürgermeister in München. Er macht zusammen mit seiner Stadtverwaltung eine Politik, die der Mehrheit der Wähler gefällt. Jetzt zu argumentieren, dass eigentlich das Volk den Südring will ist total daneben?!!!?


    Das Problem ist, dass auch ein oberflächlicher Politikwechsel in München nichts ändern wird. München wird sich zumindest auch über die laufende Generation hinaus nicht als "wachsende Stadt" sehen. Dazu kann das Etablissement nicht einfach ausgetauscht werden. Die Randbedingungen für eine Kapazitätserweiterung der S-Bahn sind daher sehr einfach:
    - alle Verkehrsströme über den Hauptbahnhof und den Marienplatz (-hof)
    - Ausbau der Außenäste auf Takt10 oder Expresssystem
    - U5 ist keine Alternative zur Stamm2, Südring, Nordtunnel, oder, oder oder...


    In einer anderen Welt oder in einer fernen Zukunft kann man dann mal von einem Aufbrechen der absoluten Zentralität in München träumen.



    Übrigens mach der Südring wirklich nur im Zusammenhang mit einem Bekenntnis "wachsende Stadt" und "aufbrechen der Zentralität" Sinn. Vielleicht nicht sofort - aber mit Sicherheit langfristig (Stadtteilzentrum Poccistraße, hohe Nachverdichtung um Heimeranplatz). Ich bezweifle, dass du für diese Ziele einstehen würdest.

  • Archäologische Grabungen am Marienhof

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