Leipzig: Stadtleben

  • SpinLab wurde von der Financial Times und Statista unter Europas Start-Up Hubs auf Platz 12 gewählt was in D. dem zweiten Rang hinter dem Hub der TU München entspricht, die darüber hinaus auch das Siegertreppchen im Gesamtranking beanspruchen. Interessant ist, dass die "Start-Up Hauptstadt" Berlin "erst" auf Platz 77 zu finden ist. Mit der HHL (HHL Digital Space) schafft es ein zweiter Leipziger Inkubator ins Ranking (Rang 96 in D. Rang 12).


    https://rankings.ft.com/incuba…pes-leading-start-up-hubs

  • Gestern fand im Auditorium der SAB die Auftaktveranstaltung vom Netzwerk Baukultur zum Gestaltungsforum Leipzig statt

    Danke! Davon wusste ich nichts, obwohl ich den Newsletter "Leipzig weiter denken" der Stadt Leipzig lese, der über Beteiligungsmöglichkeiten informiert. Die Informationsseite zum Netzwerk ging auch erst vor drei Tagen online:


    https://www.leipzig.de/news/ne…tur-in-leipzig-wieder-auf


    "Das Jahresthema für 2024 lautet „Partizipation bei der Stadtgestaltung“. Dabei wird das Augenmerk besonders auf Prozesse und Beteiligungsmöglichkeiten gelegt."


    Wenn ich jetzt, Ende März, in das schmale sog. Jahresprogramm schaue, finde ich keine einzige Veranstaltung zum Thema Partizipation. Die Veranstaltungen werden von den Netzwerkpartnern organisiert und ganz offenkundig haben BDA und Co nicht allzu viel Interesse an Partizipation. Und auch nicht an der Initiative, sonst gäbe es nicht weniger Programmpunkte als Mitglieder.


    Die Richtlinien für Planungswettbewerbe, die Besetzungsverfahren von Jurys, überhaupt alle Regularien, die dafür sorgen, dass man schön unter sich bleibt, werden wie Heiligtümer verteidigt. Auch andere Akteure des Netzwerks sind mir bisher durch ihre Burg-Mentalität aufgefallen.


    Baubürgermeister Dienberg bin ich aber dankbar, dass er den Anstoß gibt. Nun liegt es an uns allen, diese Gelegenheit am Schopf zu packen.

  • Bei diesen Fachsitzungen geht es sehr stark ins Detail, dies spreche laut Erfahrung eher gegen eine Teilnahme der Öffentlichkeit - so zumindest eine Aussage von Gestern.

  • Dann muss man es wohl neidlos anerkennen: die Dresdner haben halt mehr im Kopf als die Leipziger, die den klugen Erläuterungen einfach nicht folgen könnten.


    Jedenfalls darf man in Dresden selbst entscheiden, ob man den Sitzungen der Gestaltungskommission beiwohnen möchte oder nicht. Man kann online sogar die Protokolle lesen.


    Vielleicht sollte man überlegen, generell keine Dokumente oder Sitzungen mehr zu veröffentlichen, die in irgendwelche Details gehen. Zu viele Details verwirren den Bürger nur. Ohne Öffentlichkeit lässt sich ohnehin viel leichter entscheiden.


    Da die in der SAB verteilte Publikation wahrscheinlich nicht online veröffentlicht wird, wäre ich dir sehr dankbar, LEonline, wenn du ein paar Fotos hier einstellst. Vielleicht kann man das wertvolle Dokument auch in einer Art Lesezirkel herumreichen, wie man es aus DDR-Zeiten kennt.


    Wo hast du eigentlich von der Party erfahren? In der LVZ?

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    Um #1883 mal etwas zu konkretisieren: In jeder Stadt wird das ja ein bisschen anders gehandhabt. Während in München die Politik mehr oder weniger die finale Entscheidung trifft wollen in Berlin alle mitreden und es wird heftig gestritten. Leipzig liegt irgendwo dazwischen und kam bei den anwesenden Mitgliedern des Gestaltungsforums eher positiv weg (sei wohl recht entspannt hier). Öffentliche Beteiligung wird auch nicht per se ausgeschlossen sondern ist sogar erwünscht aber halt vorzugsweise bei den großen stadtbildprägenden Projekten angedacht wie Dienberg anmerkte. Wie erwähnt hat man in der Vergangenheit wohl die Erfahrung gemacht, dass in solchen Sitzungen, wo es sehr detailreich und fachspezifisch zur Sache geht, der Mehrwert für Otto Normalbürger nicht allzu hoch ist.

    Da die in der SAB verteilte Publikation wahrscheinlich nicht online veröffentlicht wird, wäre ich dir sehr dankbar, LEonline, wenn du ein paar Fotos hier einstellst.

    Ich bin gerade dabei das Heft zu lesen und kann dann gerne das ein oder andere Projekt hier reinstellen.

    Wo hast du eigentlich von der Party erfahren? In der LVZ?

    Von einem Bekannten.

  • Während in München die Politik mehr oder weniger die finale Entscheidung trifft wollen in Berlin alle mitreden und es wird heftig gestritten.

    Entscheidungen worüber? Ob etwas gebaut oder nicht gebaut wird, oder wie etwas auszusehen hat und wie nicht? Rein rechtlich kann die Politik nur über die Vergabe von Baurecht entscheiden und damit indirekt auch dessen Architektur sofern bekannt, oder im Rahmen von Bebauungsplanverfahren Gestaltungsleitlinien für die Fassaden etc. festsetzen. Inzwischen ist die Öffentlichkeit bereits in sehr frühen Phasen in die baurechtschaffenden Planungen eingebunden (Workshops, Bürgerdialoge etc). Die Politik kann jedoch nicht über die Architektur von Vorhaben mit bereits gültigem Baurecht entscheiden. In diesen Fällen hat die Genehmigungsbehörde, sofern von Seiten des Denkmalschutzes keine Einwände und auch sonst keine Eingriffe in die Rechte Dritter erfolgen, die Baugenehmigung zu erteilen. Besitzen solche Vorhaben eine prägende Wirkung auf das Stadtbild, kann noch die sog. Stadtgestaltungskommission tätig werden, darin sitzen Architekten aus ganz DL sowie Stadtpolitiker (öffentliche Sitzungen). Das Votum des Gremiums hat jedoch nur empfehlenden Charakter, d.h. der Bauherr kann auch darauf pfeifen (was bisher aber im Grunde nicht vorgekommen ist).

  • Mir geht es in Leipzig mitunter zu entspannt zu. Meinungsverschiedenheiten haben einen bereichernden Effekt, wenn sie in einem konstruktiven Rahmen ausgetragen werden. Ich vermute, dass die Mehrzahl der Leipziger zufrieden mit der Stadtentwicklung ist und es daher relativ wenige Kontroversen gibt.


    Bei der Öffentlichkeitsarbeit ist Leipzig schon nicht so schlecht aufgestellt. Dennoch gibt es punktuelles Versagen. Sehr kurzfristige Einladungen oder wie im folgenden Fall, überhaupt keine Einladung zur Auftaktveranstaltung, zum Beispiel. Das Gestaltungsforum geheim tagen zu lassen, und zwar mit der Begründung, die vielen Details hätten "keinen Mehrwert" für den Normalbürger, ist einfach eine unglaubliche Frechheit. Das kann das Publikum ja wohl selbst entscheiden. In einer Stadt wie Leipzig gibt es mit großer Sicherheit genug Menschen, die den Inhalten folgen können und möchten. Aber es ist natürlich entspannter, unter sich zu bleiben, das glaube ich gern. Auch dass Juryprotokolle und -begründungen, auch bei großen Vorhaben, nicht veröffentlicht werden, finde ich unmöglich. Wettbewerbsbeiträge sind in ihrer Breite nie online zu sehen, man muss zu den Ausstellungsorten pilgern, um Einblick zu nehmen.


    Bei der Mitwirkung ist Leipzig ziemlich gut aufgestellt. Beteiligungsverfahren gibt es häufig und diese werden sehr gut organisiert. Leider geht es dabei nicht immer ganz fair zu. Jüngstes Beispiel war, wie die Umfrageergebnisse zum Thema Altbestand Matthäikirchhof verdreht wurden.


    Alles, was mir im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Mitwirkung positiv auffällt, geht auf das Konto der Stadtverwaltung. Vonseiten anderer Akteure kommt gar nichts. Den Industriekultur e. V. und die Denkmalstiftung möchte ich da ausnehmen. Die Kulturstiftung hat, nachdem ich zweimal gemeckert habe, etwas halbherzig ihre Diskussionsreihe wiederaufgenommen und versteckt die Einladungen dafür so gut es nur geht. Erstaunlich ist, wie viele Menschen trotzdem kommen. Veranstaltet wird das von zwei älteren Herrschaften. Ehrenamtliche Mitarbeit war nicht erwünscht, als ich mal nachfragte. Der BDA und die HTWK sind null präsent, die Architektenkammer Sachsen und das Zentrum für Baukultur Sachsen fokussieren sich voll auf Dresden.


    Bei der Mitbestimmung ist Leipzig komplett tot, wobei man zugestehen muss, dass überall in Deutschland die Macht der Architektenkammern und Stadtverwaltungen immens ist und sehr verbissen verteidigt wird. Hier würde ich mir mehr Innovation wünschen, um erstarrte Strukturen aufzubrechen. Da könnte man durchaus einen Anfang machen. Die Möglichkeit, an der Erarbeitung von Auslobungen aktiv mitzuwirken, wird ja schon genutzt, und zwar im Städtebau. Es müsste aber mindestens sichergestellt werden, dass Jurys darauf verpflichtet werden, die ausgeschriebenen Kriterien nicht völlig zu ignorieren. Bei konkreten Architekturen ist Mitwirkung bisher nicht erwünscht. Auch hier sollte es Beteiligungsprozesse geben. Auch sollte es einen Publikumspreis beim Architekturpreis der Stadt Leipzig geben.

  • ^^Keine Ahnung wie das in München oder Berlin läuft – die Aussage stammt auch nicht von mir sondern von Prof. Garkisch aus München, der sich zum Wirken in der dortigen und Berliner Gestaltungskommission äußerte. Mit etwas Augenzwinkern ergänzte er noch, dass am Ende eh alles vor Gericht landet (ich habe nur nicht mehr Erinnerung ob er damit München oder Berlin meinte). Zumindest trug es zur allgemeinen Erheiterung im Saal bei.

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    Andreas Garkisch vom Büro 03-Architekten (ein recht gutes Büro) war nie Mitglied der SGK in München, nur in Berlin und jetzt Leipzig. Jedenfalls bilden ironisch bzw. scherzhaft gemeinte Äußerungen auf einer Veranstaltung selten die Realität ab, siehe #1886. Vor Gericht landet landet hier wie dort höchstens dann etwas, wenn unmittelbar betroffene Dritte (berechtigte) Einsprüche gegen ein bestimmtes Bauvorhaben erheben. Alles andere entstammt dann politischer Uneinigkeit, und ja, da ist das Streitpotenzial in Berlin typischerweise höher als anderswo in DL... ^.^

  • Ich gebe hier nur das wieder was auf der Veranstaltung gesagt wurde und da ging es u.a. um die Unterschiede zwischen M, B, und L. Am besten Du schreibst Herrn Garkisch an und fragst ihn warum er auf einer öffentlichen Veranstaltung wo fast ausschließlich "Szenevolk" anwesend war Quatsch erzählt.

  • Das Büro 03 habe ich mit Bewusstsein bisher nicht wahrgenommen.


    Andreas Garkisch habe ich erst kürzlich in der Kulturstiftung erleben müssen. Ich fand's eine Zumutung. Zu sehen sind dort fünf von Garkisch ausgewählte Arbeiten seiner in Weimar Studierenden. Man hätte gern auch die nicht gezeigten acht Arbeiten gesehen, denn die von ihm für die Ausstellung auserwählten gleichen sich in frappierender Weise in ihrer rücksichtslosen, arroganten, grobschlächtigen, maßstabsprengenden, längst überholten Herangehensweise. Da wird direkt an denkmalgeschütze Fassaden angebaut, der Stadtraum zerfasert, überdimensioniert in die Innenstadt geklotzt.


    Herr Garkisch hat dazu gesagt, historisch überlieferte Gestaltungsformen würden in der Praxis zwar gut funktionieren, weil sie den Menschen vertraut seien, er finde aber, dass man neue Ausdrucksformen suchen müsse. Als Mentorin des Matthäikirchof-Projektes hat er seinem Kurs Regula Lüscher vorgesetzt. Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Seine Studierenden würden nicht danach beurteilt, ob sie für den in der Aufgabenstellung gesetzten Ort eine optimale, realistische Lösung gefunden hätten, sondern danach, was sie bei ihm gelernt hätten. Da frage ich mich, wozu macht er mit seinen Studis überhaupt eine einwöchige Exkursion nach Leipzig, wenn überhaupt nichts Leipzig-typisches in den Entwürfen erkennbar ist. Entwurfsentscheidungen seien grundsätzlich nicht begründbar und immer willkürlich. Ein Schrägdach hätte in einer historischen Innenstadt nicht mehr Berechtigung als ein Flachdach. Über die rekonstruierten Innenstädte in Frankfurt und Potsdam hat er folgerichtig auch noch abgeledert und sie als Herzensprojekte einer kleinen Elite dargestellt, obwohl es sich faktisch um Projekte mit größerer demokratischer Legitimation und Unterstützung aus der Bevölkerung handelt als wahrscheinlich alles, was er selbst je umgesetzt hat.


    In München würde sein Büro übrigens gerade ein Haus entwerfen, bei dem ihm der Denkmalschutz die Dachneigung und Zahl und Lage der Dachgauben vorgebe, obwohl es nie einen Vorgängerbau gegeben habe, auf den diese Kriterien zuträfen. Dass die Münchner Innenstadt ein Ensemble sein könnte, das Rücksichtnahme rechtfertigt, kommt ihm offenbar nicht in den Sinn. Solange es Architekten wie Garkisch gibt, ist es gut, wenn straffe Vorgaben wenigstens das Schlimmste verhindern.


    Dass jemand wie er im Leipziger Gestaltungsforum sitzt, bereitet mir Schmerzen, aber es scheint dort ausreichend Gegengewichte zu geben. Doch wer weiß, wie viel schöner Leipzig ohne solche Leute in dieser Position sein könnte.


    Menschlich war er mir übrigens nicht unsympathisch.

  • ^ die Zahlen basieren auf 2020 und es wird auch explizit davon gesprochen, dass es schwer valide ist durch unerwartete Dinge wie Konflikte etc. Basierend auf 2020 wäre ein 10% -iges Wachstum keine 680.000 EW bis 2040. Da wir gegenwärtig laut Kommune bei schon fast 630.000 sind, halte ich so ein Wachstum über die nächsten 15 Jahre für deutlich zu gering. Selbst wenn der suburbane Raum stärker wachsen sollte.

  • D´accord! (Es sind übrigens 14,7 Prozent laut Prognose und damit das höchste Wachstum aller Kreise und kreisfreien Städte in Dtl.). Wie sich künftige Entwicklungen insbesondere in der Ukraine und darüber hinaus darstellen kann man gegenwärtig nicht abschätzen. Wenn z.B. die Ukraine diesen Krieg verliert und als Staat nicht mehr handlungsfähig ist reden wir hier über andere Größenordnungen.