Caritas-Zentrum St. Leonhard (realisiert)

  • Caritas-Zentrum St. Leonhard (realisiert)

    Mitten in Frankfurts alter Altstadt entsteht ein neues Alten- und Pflegeheim.
    Der Strassenzug Buchgasse / Alte Mainzer Gasse / Karmelitergasse wird weitestgehend Abgerissen und durch ein Neubau eines Alten- und Pflegeheimes ersetzt. Die Bauzeit ist mit 21 Monaten (incl. Abbruch) sehr lange, was sicher auch an den "engen" Strassen liegt.
    Highlight ist sicher die "Erhaltung" des denkmalgeschützten Turms. Auch zu sehen auf dieser ( http://www.kup-koeln.de/refern…rankfurt%202006-08-16.pdf ) Seite...

  • ein bisschen moderne oder zeitgemäße Architektur tut der Ecke gut. Da steht dann doch zuviel, was schnell nach dem 2ten WK hochgezogen wurde.


    Der Entwurf ist etwas lahm, vielleicht zweckmässig, aber man sieht auch auf den Bildern den zu erhaltenen Turm nicht.

  • Im angegebenen PDF schon. Meines Wissens handelt es sich lediglich um das Fragment eines Treppenturms.


    Anschrift ist Buchgasse 3. Stadtreparatur hätte hier notgetan, doch leider wird nur altes Unschönes wird durch neues Unschönes ersetzt.



    Bild: Schmittchen



    Bild: Caritas / Küttler + Partner

  • Grandios hässlich. Nach der TR-Reko will man wohl tabula rasa in anderen Teilen der Altstadt machen, dass bloß keiner auf die Idee käme, dort etwas Traditionelles, geschweige denn Rekonstruiertes hinzustellen. Das alles wäre ja noch zu verkraften, aber so ein riesiger Baukörper?


    Politiker, die im Herzen der Altstadt zu solch einem Müll die Zustimmung geben, gehören nur noch aus dem Parlament verbannt, einfach unglaublich. :nono:

  • Politiker waren sehr wahrscheinlich gar nicht beteiligt. Die Genehmigung von Abriss und Neubau ist meist nur ein Verwaltungsvorgang. Einen Bebauungsplan gibt es in dem Bereich nicht, eine allgemeine Gestaltungskontrolle gibt es freilich auch nicht. Entspricht das Projekt der Caritas den Vorschriften, dann muss es genehmigt werden.

  • Ich geb da Schmittchen recht. Nicht immer auf die Politiker schimpfen! Die meisten Bausünden wurden von Investoren verbrochen, die an ihre Rendite und nicht umbedingt an Umgebung denken.
    Natürlich heisst das auch nicht, das im ganzen Stadtgebiet eine Gestaltungssatzung her muss. Aber Leitlinien für Citynahe Bereiche, wie zum Beispiel am Mainufer sind doch hilfreich.


    Der Bau hier wird wohl schon direkt nach der Fertigstellung in der Versenkung verschwinden und nicht weiter beachtet werden. Schade, Chance vertan im Umfeld vom Kloster ansprechende Architektur zu bauen.

  • Bezüglich der Politiker habt ihr natürlich Recht. Mein Fehler, ziehe ich zurück.


    Am schlimmsten wiegt aber doch, dass in der 50er Jahre-Vorstadtidylle an der Alten Mainzer Gasse, einer der traditionsreichsten Straßen unserer Stadt, nicht die geringste Besserung eintritt. Was könnte man mit ein bisschen Fantasie nicht alles aus diesem Treppenturm machen, das ein wenig an die Geschichte dieses Ortes erinnert? Z. B. eine gastronomische Nutzung mit Innenhof und mehreren Etagen, zwischen denen der Treppenturm die Verbindung darstellt.


    Aber bloß kein bisschen Leben in die völlig tote westliche Altstadt bringen. Hat es die Nachkriegszeit hier so verbockt, dass man sich nicht mehr getraut, diese grundlegenden Probleme zu lösen?

  • Außer dem Alten- und Pflegeheim St. Leonhard baut die Caritas an der Alten Mainzer Gasse, Ecke Buchgasse ein neues Verwaltungsgebäude (Quelle). Es ersetzt einen eher niedrigen Flachdach-Primitivbau aus den 1950ern, der, wenn ich mich richtig erinnere, schon vor einigen Monaten leer stand.


    Verblüffend der nun vorgestellte Entwurf des Büros Link Schling Vorsmann (Website) - eine Doublette von Jourdans Haus am Dom:



    Bild: Caritas


    Die Architekten wollen nun an die Feinplanung gehen. Erwähnenswert außerdem, dass das rechts im Bild zu sehende Alten- und Pflegeheim anders dargestellt ist als auf dem Rendering oben. Kann also sein, dass sich auch hier noch etwas ändert.

  • ^


    Eine erstaunliche wie erfreuliche Entwicklung. Die Architekten beweisen mit den traditionellen Anklängen unerwartete Sensibilität für das Bauen im Altstadtkern. Da kann man nur hoffen, dass das Schule macht. Wenn jetzt noch der rechts zu sehende Klotz ein Dach bekommen würde, wäre ich vollends zufrieden.

  • Die Projekte der Caritas an Buchgasse und Alter Mainzer Gasse, nämlich die neue Caritas-Zentrale, das "Lebenshaus" sowie eine Kindertagesstätte, startet demnächst mit dem Abbruch der Altbauten. Danach wird sofort mit den Neubauten begonnen. Die Rohbauten sollen Ende 2010, das Gesamtprojekt dann 2012 fertig sein. Das Vorhaben war europaweit auszuschreiben, was zu erheblichen Verzögerungen geführt hat. Dies berichtet die FNP hier.


    Die abzubrechende alte Caritas-Zentrale (Bild von Juni 2008):



    Bild: Schmittchen

  • Ich frage mich, ob nicht eventuell die Archäologen noch einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Der Karmeliterhügel ist im Gegensatz zu Domhügel bisher nur sehr wenig erforscht, und im Gegensatz zu diesem hat man hier auch nicht für die U-Bahn sämtliche Schichten in den 70ern abgebaggert (übrigens eine Aktion, die in Geschichtsverachtung nur noch von den Kirchensprengungen der DDR getoppt wird). Ist natürlich auch eine Frage, wie stark man das Erdreich für die 50er Jahre-Neubauten gestört hat.

  • Im Beitrag 227 wurde bereits generell das Bauvorhaben des Caritasverbandes Frankfurt e. V. vorgestellt.
    Hierzu wurde planmäßig das ehemalige Altenheim Haus Leonhard an der Buchgasse abgerissen. Mit dem Neubau unter dem Namen Lebenshaus St. Leonhard möchte der Caritasverband ein neues Konzept für die Altenpflege realisieren. Das Lebenshaus möchte sich als neuer Mittelpunkt im Quartier etablieren und dazu sollen 25 Wohnungen und Appartements für Ein- und Mehrpersonen-Haushalte sowie 36 Pflegeplätzen im Haus beitragen. Auch die Begegnungsmöglichkeiten für Hausbewohner, deren Gäste und die für Nachbarn aus dem Quartier sollen sich verbessern indem verschiedene öffentliche Räume - z. B. Cafeteria, Tagungsräume, die Fachstelle Ehrenamt und eine Kapelle - zur Verfügung stehen. In denen sollen künftig Ausstellungen, Kleinkunst, Seminare und Gottesdienste stattfinden. Eine Caritas-Zentralstation für ambulante Pflege wird auch angegliedert, die ältere Menschen in der Umgebung mit ambulanten Diensten versorgt.
    Im 1. Bauabschnitt (BA) soll bis Ende 2010 der Rohbau errichtet und bis Ende 2010 der Innenausbau abgeschlossen sein. Im 2. BA wird ab Frühjahr 2010 die Geschäftsstelle (4-geschossiger weißer Flachbau im 1. Bild) an der Alten Mainzer Gasse abgerissen. Ob auch der Kindergarten im Nachbargebäude (2-geschossiger hellgelber Flachbau im 1. Bild) abgerissen wird ist mir nicht klar. Jedoch soll der Rohbau des 2. BA Anfang 2011 fertig gestellt sein. Zwischen den beiden Gebäuden ist ein grünen Innenhof mit einem neuen Spielgelände für den Kindergarten geplant. Der Caritasverband konzentriert in diesem Komplex viele seiner Beratungsstellen, die momentan im Stadtgebiet verteilt sind. Für Anfang 2012 ist dann die Eröffnung des Caritaszentrums St. Leonhard terminiert.
    Quelle: Pressemitteilung des OCV Frankfurt vom 13.05.2009


    Um diese beiden Gebäude - die im 2. BA fallen - wird sicherlich keiner trauern. Um das bereits gefallene Gebäude aus den 1950er tut es mir schon leid, da es sicherlich schöner war als sein Nachbar aus der gleichen Periode.



    Nach dem Abriß steht jetzt der Turm vom ehemaligen Hof zum Prinzen Carl (Alte Adresse: Alte Mainzer Gasse 32) frei. Er soll durch Beton-Infusionen verstärkt dann künftig auf der Tiefgarage stehen. Ein Nutzung des Turms wird momentan anscheinend nicht in Erwägung gezogen und dient somit zukünftig nur zur "Dekoration". Diese "Nutzung" finde ich in Anbetracht der Diskussion über die Altstadt-Rekonstruktion äußerst fragwürdig.

    Alle Bilder von mir heute aufgenommen

  • Fragwürdig ist noch nett ausgedrückt - wo bleibt der Denkmalschutz, wenn man ihn zur Abwechslung mal braucht? Weiterhin merkwürdig, dass hier die Archäologen vom benachbarten Museum noch nicht aufgekreuzt sind, gerade der Karmeliterhügel ist noch völlig unerforscht und bedürfte dringend einer vernünftigen Untersuchung, die 50er Jahre Bauten sind ja meist direkt auf dem Trümmerschutt hochgezogen. Das Abbaggern für eine Tiefgarage zerstört die archäologischen Schichten bis herunter auf den aufgehenden Auenlehm für immer, hier werden die gleichen Fehler gemacht wie in den gegenüber der Stadtgeschichte hasserfüllten 70er Jahren, als man das Dom-Römer-Areal binnen weniger Wochen für eine Tiefgarage abgebaggert hat.


    Zu guter Letzt ist es in der Tat paradox, auf der einen Seite Altstadtteile rekonstruieren zu wollen, ein erhaltenes Stückchen Altstadt wie diesen Treppenturm aber nicht angemessen in ein Neubauprojekt einzubeziehen - etwa ihn wie beim historischen Gebäude eben in einem Innenhof als Treppenhaus zu verwenden. Wenigstens dies hätte vorgeschrieben werden müssen.

  • Zunächst ein paar Bilder von der Baustelle zwischen Karmeliter- und Buchgasse in der westlichen Altstadt, die bereits am 23. Juli 2009 gemacht wurden. Für alle an historischen Details Interessierten sei auf diesen Beitrag verwiesen, da hier zumeist wenig Interesse dafür besteht, nachfolgend nur die Kurzfassung mit Bildern.


    Panorama des Gebiets von der Karmelitergasse aus:



    (Klicken zum Vergrößern)


    Detail des Treppenturms, das noch einige schöne Steinmetzarbeiten aus der Bauzeit erkennen lässt:



    (Klicken zum Vergrößern)


    Auf dem Weg zur anderen Seite stand dann kurz die Baustellenausfahrt auf, weil gerade jemand rausfuhr, dabei ein interessanter Einblick - der rote Pfeil kennzeichnet den vermuteten Ansatz eines mittelalterlichen Kellergewölbes, das sich unter den nördlichen Annexbauten erstreckt, die allerdings erstmal nicht abgerissen werden (da nicht zur Caritas gehörig):



    (Klicken zum Vergrößern)


    Nun Bilder von der Buchgasse aus:



    (Klicken zum Vergrößern)


    Und nochmal der Treppenturm im Detail von dieser Seite:



    (Klicken zum Vergrößern)


    -----------------
    Mod: Beitrag geteilt.

  • Ich lese jetzt erst RMAs Beitrag oben in #378 und bin schockiert über diesen Schund, der im Jahr 2009 nach Christus noch immer in der Frankfurter Altstadt steht. Ich wohne seit drei Jahren in Frankfurt und war noch nie an diesem Ort - dafür gibt es auch absolut keinen Grund. Was für eine Blamage! Einfachste, heruntergekommene 50er-Jahre-Behelfsunterkünfte, und das mit den Bankentürmen im Hintergrund... unfassbar.

  • Es gibt in der Tat kaum einen Grund, sich dorthin zu verirren - diese Viertel sind faktisch tot. Das was der Krieg dort angerichtet hat, nämlich die vollständige Zerstörung einer gewachsenen Struktur, hat man beim "Wiederaufbau" erfolgreich städtebaulich adaptiert. Auf die gleiche oberflächliche Weise, wie man sich geistig mit den Folgen des Krieges auseinandergesetzt hat. Da wundert man sich noch, dass es in der Bevölkerung eine Mehrheit für Rekos gibt?


    Mit der Ausnahme des Römerbergs und des Domplatzes lassen sich diese Aussagen im Prinzip für alle Straßenzüge zwischen Degussa-Areal im Westen und dem Fischerfeld im Osten treffen.