Leipzig: Old Industry - Umgang mit Industriedenkmälern

  • Bei den Bleichertwerken wird übrigens seit ca. einem Monat schon kräftig abgerissen. Leider werden - wie auch in den Visualisierungen zu sehen - die flacheren Gebäude an den Bahngleisen allesamt von gesichtslosen Neubauwürfeln ersetzt.


    Ich hatte gehofft, dass das so nicht durchgewunken wird. Leider vergebens.
    Das Projekt als solches ist natürlich trotzdem positiv zu bewerten.

  • Die CG-Gruppe mausert sich zum Projektentwickler Nr. 1, was Umwandlung und Sanierung industrieller Großbauten angeht. Allein mit den Projekten LKG-Carré, Interdruck Palais, Technisches Rathaus und jetzt den Bleichertwerken sind vier Vorhaben gleichzeitig am Start mit einem Investitionsvolumen von etwa 250 Mio Euro und knapp 2000 neu gebauten Wohnungen. Beeindruckend.



    Zum Interdruck Palais:


    Zitat von Auenschreck

    Leider fehlen die Skulpturen über dem Eingang, von der Beschriftung will ich erst gar nicht reden. Sehr bedauerlich!


    Schau mal, auf den Fotos von Riesz kann ich über dem Eingang, der entgegen der Visualisierung erfreulicherweise historisch korrekt erfolgte, sowas wie eine blasse Schrift erkennen. Vielleicht wird die noch herausgearbeitet. Ebenso fallen mir die vier grauen Sockelleisten zwischen den Fenstern über dem Eingang auf, genau da, wo einst die Skulpturen waren. Also vielleicht...


    Hier noch ein Hinweis auf die tolle Bildserie aus dem Interdruck-Gebäude von 1975. Da, wo sich heute Luxuswohnungen befinden, wurden früher Lehrlinge an den Maschinen ausgebildet. Dederon-Schürzen konnten darüberhinaus durchaus sexy sein (5 Euro sind von mir in der Chauvi-Kasse hinterlegt).



    Zum Schluss noch zwei Vorher-/Nachher-Vergleiche:



    Interdruck-Ruine im Juni 2012. Weitere Bilder hier und da.



    Bild: Stahlbauer



    Interdruck-Palais heute

    Bild: Riesz




    Rückansicht Juni 2012

    Foto: Stahlbauer




    Rückansicht heute

    Bild: Dave_LE

  • ^
    Bilder gibt es auch bei dima Immobilien und Co.


    Leider wurde die Wasserlandschaft bei den Globuswerken komplett "herausgeplant".

  • Bleichert-Werke


    ... und noch einige Bilder vom der Bahnstrecke aus >>



    Vom Gleis 3 des S-Bf. Gohlis aus.




    Am Gleis 1+2 hält die S-Bahnlinie 1.




    Zweinaundorfer Straße




    Hier hat sich nicht viel geändert. Im Inneren wurden neue Träger montiert.

  • ^ Danke für die aktuellen Bilder der Bleichertwerke. Wie LeipzigSO schon richtig schrieb, ist der Anblick aus der Bahn am Bahnhof Gohlis eher beschämend. Die Ruinenlandschaft vermittelt ein Bild, als ob der Zweite Weltkrieg hier soeben zu Ende gegangen ist. Es wird Zeit, dass das Sanierungsvorhaben nach fünfjähriger Verspätung endlich begonnen wird.


    Auf der CG-Website wird es zudem konkreter:


    • Gesamtfläche Grundstück: 12.674 m²
    • Gesamtfläche Vermietbar: 15.437 m²
    • Denkmal (Haus 2) 4.925 m² 44 Einheiten von 40 bis 115 m²
    • Denkmal (Haus 3) 3.010 m² 31 Einheiten von 50 bis 151 m²
    • Denkmal (Haus 4) 1.944 m² 22 Einheiten von 40 bis 142 m²
    • Denkmal (WS 13) 942 m² 9 Einheiten von 80 bis 120 m²
    • Neubau -
    • Parken, Wohnen Gewerbe 4.617 m² 16 Einheiten von 130 bis 600 m²


    • PKW-Stellplätze: 266
    • Zielmiete: 9,00 EUR/m² von 8,50 bis 12,00EUR/m²


    • Investitionsvolumen: 28.800.000 EUR
    • Bauausführung: Juni 2014 bis März 2016


    Hierbei kann es sich m.E. nur um einen ersten Bauabschnitt handeln, denn vorgesehen sind ja 200 Wohnungen. Ich vermute, dass die Sanierung des sog. Königsbaus hier noch keine Erwähnung gefunden hat.

  • Vorankündigung: Hansa Real Estate - Grafischer Hof

    Es könnte eines der großen Sanierungsprojekte in den nächsten Jahren im Grafischen Viertel sein: Grafischer Hof. An der Außenwand des leerstehenden Gebäudes in der Hans-Poeche-Straße 6 hängt jetzt ein Plakat, auf dem das Projekt visualisiert dargestellt wird (Leider hatte ich heute weder Kamara noch Handy dabei.:glubsch2::( Hans-Poeche-Straße 6 und das dahinter stehende Gebäude werden saniert. Außerdem wird das letztere aufgestockt und die beiden Häuser werden mit Balkonen verbunden. Die benachbarte Fläche in der Hans-Poeche-Straße, die heute als Mülltonnenanlage benutzt wird, wird zum Parkplatz. Da es auf der Homepage von Hansa Real Estate zu diesem Projekt noch keine Informationen vorhanden sind, kann man schwer sagen, wie hoch die Investition ist. Diese Liste verrät jedoch etwas darüber.

  • ˆVielen Dank für Deine Recherche, miumiuwonwon. Ein sehr begrüßenswertes Vorhaben!
    Allerdings sollte die im Krieg zerstörte Ecke Hans-Poeche-Straße 2-4 – Ecke Reudnitzer Straße im Blockrand wieder irgendwann geschlossen werden! Eine Verwendung auch nur einer Teilfläche (hier von Nr. 4) als Parkplatz wird dies verhindern oder bei einer später geplanten Bebauung zu einer ungenügenden Ecksituation beitragen.
    Nachfolgend ein Bild von der Ecke von 1909, die Gebäude welche nun als “Grafischer Hof“ vermarktet werden wurden damals vom Verlagshaus Johann Jacob Weber genutzt. Hier dazu mehr.
    Im Vergleich dazu eine Aufnahme von Bing, hier ist die verhunzte Ecke gut nachvollziehbar.


    Ecksituation Hans-Poeche-Straße 2-4 (damals Mittelstraße) 1909
    Bild: Wikipedia



    Ecksituation Hans-Poeche-Straße 2-4 um ca 2007 (?)
    Bild: Bing


    http://abload.de/img/hans-poeche-str.2exmifhyi8.jpg


    Mod: Bing-Bild ge_urlt, da nicht erlaubt.

  • Bekanntlich plant ja die Greentech Buildins Participation AG am äußersten Zipfel der Nordvorstadt in der Delitzscher Str. 15-17 die an der Bahn liegenden Flächen neu zu bebauen. (im Quartier Geibelstraße – Wilhelm-Sammet-Straße – Delitzscher Straße gelegen)


    Dafür sollen die Fabrikhallen der ehemaligen Autofedernfabrik P. Engelmann abgerissen werden.
    Hier ist zu lesen, dass neben der Villa (nicht vom Abriss bedroht) auch “die Fabrikhalle im Grundstück“ in der Denkmalliste vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen mit Stand vom 20. Juni 2013 erfasst wurde.


    Vielleicht schafft es noch jemand ein paar Bilder zu machen.
    Oder ist die Fabrik schon weg?


    Delitzscher Str. 15-17
    Bild: Bing etwa 2007
    http://abload.de/img/delitzscherstr.15-17afwxc3.jpg

  • ^
    Hey,
    das steht alles noch. Da wurden nur um die Villa herum Bäume gerodet. Von der Villa habe ich auch ein Foto (werde ich bei Gelegenheit mal einstellen oder ist vllt schon unterm Bauerbe Thread?), von den Hallen dahinter kann man nur schlecht Bilder machen, da abgezäunt.

  • Bekanntlich plant ja die Greentech Buildins Participation AG am äußersten Zipfel der Nordvorstadt in der Delitzscher Str. 15-17 die an der Bahn liegenden Flächen neu zu bebauen. (im Quartier Geibelstraße – Wilhelm-Sammet-Straße – Delitzscher Straße gelegen)


    Dafür sollen die Fabrikhallen der ehemaligen Autofedernfabrik P. Engelmann abgerissen werden.


    Vielleicht schafft es noch jemand ein paar Bilder zu machen.
    http://abload.de/img/delitzscherstr.15-17afwxc3.jpg


    Zwar nicht das wahre an Bildern, aber für's erste >>



    An der Delitzscher Straße.




    Schön, wenn die Villa bald wieder besser glänzt.

  • Rückblick: Abriss Brücke Buntgarnwerke


    Anfang März 2013 wurde die "Brücke Buntgarkwerke" über die Weiße Elster in Plagwitz und Schleußig nach mehreren Ringen aus finanziellen und persönlichen Gründen abgerissen >>



    2. März 2013: An einem Samstag einen Kollegen angerufen und los ging's mit Bilder machen, bevor sie weg ist ...



    ... und das natürlich auch von oben. Nochmals danke für diese Gelegenheit!



    4. März 2013: 7.30 Uhr: Auf dem Weg zur Arbeit und die Brücke steht noch. 9.00 Uhr: Die Fachwerkträger-Demontage beginnt. 12.45 Uhr: Jetzt sieht es so aus. Dank Anruf einer Kollegin, die die versuchte Rettung maßgeblich betrieben hat, bekam ich dies rechtzeitig mit und war zur Mittagspause hier.



    Nach der Arbeit gleich wieder hin - liegt ja um die Ecke von Zuhause.



    5. März 2013: Um 7.40 Uhr noch alles still.



    Wieder wie gestern nach der Arbeit vorbei geschaut.



    Würde die Brücke heute noch stehen, wäre sie 108 Jahre alt geworden.



    8. März 2013: Und weg ist sie für immer. Täglich schaute ich, als ich von den Abrissplänen gelesen habe, zur Brücke. Als sie weg war natürlich auch ... .


    :daumen: * 1906 ... t 2013 :Nieder:

  • ^ ... wenn es weg ist, ist es weg. Da trauert keiner mehr groß oder klagt. Dann geht es ganz normal weiter wie vorher.

  • Also ich finde den Abriss von diversen Gebäuden (Funkenburg, Märchenhaus, aktuell Slevogtstraße sowie, ca. 800 waren es seit Stadtumbau Ost glaube ich, Gründerzeitlern, v.a. im Osten) wesentlich verlustreicher als eine kleine Brücke.
    Diese Ecke in Plagwitz ist ansonsten ja noch sehr gut erhalten.

  • ^ Damit hast du absolut Recht! Aber die Brücke gehörte zu einem Ensemble, das angeblich europaweit das größte Industriedenkmal ist. Es gehörte zum Ortsbild, zum Stadtbild, zur Industriekultur. Genauso wie zahlreiche andere Eisenbahnbrücken... .

  • Ich zähl mich eigentlich nicht zur "Was weg ist, ist weg"- Fraktion. Unter dem Gesichtspunkt des Gesamtdenkmals Buntgarnwerke wäre ein Erhalt sicher schön gewesen aber rein optisch halte ich das einfach für keinen Verlust. Der raue Industriecharakter, der durch die Brücke vielleicht noch erzeugt wurde, ist durch die hochwertige Sanierung der Gesamtanlage ohnehin nicht mehr vorhanden. (Was kein Vorwurf ist).
    Da gibt es weitaus schönere und bedeutendere Brücken die in Sachsen derzeit abgerissen wurden und weiter abgerissen werden. In Ottendorf ist demnächst ein Viadukt von 1852 an der Reihe.