Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • leipziger


    Danke für die Fotos!:daumen:


    Hoffentlich würgt die gegenwärtige Bankenkrise den Sanierungsboom nicht ab!


    Gibt es Hoffnung für "Pragers Biertunnel" in der Nürnberger Straße? Wenn das Gebäude fallen würde wäre das ein arger Verlust.

  • ^ keine Angst, das sollten definitiv Sanierungsarbeiten sein - dazu gab es mal einen Artikel in der Lizzy. Außerdem ist das Gebäude ja gesichert worden und ist m.W. Teil der städtischen Prioritätenliste.

  • Danke für die Fotos.


    Pragers Biertunnel ist wirklich eine hervoragende Nachricht. Der Tunnel kommt glaub ich daher das man früher im Keller ausgeschankt hat und der war wohl recht schlauchförmig, ähnlich wie bei Zills Biertunnel. Der Name Prager bezeichnet im Übrigen nicht die Stadt sondern die Brüder die den Biertunnel betrieben haben hießen so.


    Thema Bankenkrise. Ich glaub fast, dass sich das Dilemma für Leipzig positiv gestalten könnte, weil die Anleger sich vielleicht jetzt umso mehr in sichere Anleihen retten wollen. So ein Haus verschwindet ja nicht so einfach wie ne Bank. Außerdem sieht man wer momentan mit der Kreditvergabe zu kämpfen hat. Das die Mfi die ja keinen Wert schafft, den man als Sicherheit später wieder veräußern könnte davon betroffen ist wundern mich nicht. Wenn das Konzept nicht funktioniert kann man nicht mehr sonderlich viel mit dem Gebauten anstellen. Bei den Gebäuden der Stadtbau Ag hingegen sieht das sicher ganz anders aus.

  • ^ Korrekt. Der Handelshof, Kretzschmanns Hof und Hotel de Pologne werden wohl auch in 300 Jahren noch stehen. Die Höfe am Brühl sicher nicht. Wenn sie überhaupt gebaut werden. Naja, der Staat mit seinem Steuersystem ist an dieser Misere wohl nicht ganz unschuldig. Wobei die aktuellen Denkmalschutzförderungen natürlich bei der Altbausanierung wiederum sehr hilfreich sind.


    PS: Dank an Leipziger für die genialen Bilder. Klasse Aufnahmen!


    Ich hoffe nicht, dass das Eckhaus in der Kurt-Schumacher-Str. abgerissen wird. Klar liegt es an einer Hauptverkehrsstraße. Aber es muss doch ein sinnvolles Konzept geben, um dieses Haus zu retten. Z.B. Verlegung von Küche, Bad und Flur gen Hauptstraße, und die Schlafräume sowie das Wohnzimmer gen Süden und Osten...da wo bekanntlich auch tagsüber die Sonne scheint. Das Problem ist natürlich auch, dass man im Abrisswahn die entsprechenden Nachbarhäuser beseitigt hat, und der Lärm somit auch im Innenhof sicher wahrnehmbar ist. Falsche Stadtplanung! Der Blick für das große Ganze fehlt ganz einfach. Kurzfristige Einzelentscheidungen zerstören die Grundlage für langfristig positive Entwicklungen.
    Ebenso am Wilhelm-Liebknecht-Platz, wo städtebaulich wichtige Gebäude abgerissen wurden, und gegenüber des Finanzamtes noch einige Gründerzeitler auf eine Sanierung warten.

  • ^ Also m.W. wird das Eckhaus stehen bleiben. Die Ursprungsplanung sah vor, es abzureissen, da man aber inzwischen vom Konzept der perforierten Stadt abgekommen ist, werden Eckhäuser allgemein inzwischen als wichtige städtebauliche Konstanten angesehen. Ich bezweifle ganz stark, dass wir noch großartig den Abriß von Eckhäusern miterleben werden, die Zeiten sind vorbei.


    Grüße,
    *D

  • ^ Dieses Entwicklungspotential der Nordvorstadt sehe ich ebenso; hatten wir ja vor ein paar Monaten auch schon einmal diskutiert.
    Die Voraussetzungen sind so schlecht nicht: Die Lage ist an sich doch genial; äußerst zentrumsnah, City-Tunnel direkt vor der Haustür und doch noch recht viel Altbaubestand. Die alten Bahngebäude haben eine imense architektonische Qualität (zumindest das, was man von der Straßenseite aus sieht). Mit ein wenig Fantasie könnte man dieses Gebiet zu einer Art Kneipen- und Gastronomiemeile am HBF ausbauen. Einzig die zwei riesigen Plattenbaublöcke stören die Idylle. Zudem fehlen Bäume, die die recht breite Straße ein wenig angenehmer machen.
    Was meiner Einschätzung nach in der Straße auch stört, sind die vielen Gleiselemente der LVB. Eine ausgebaute Stadtbahntrasse mit zwei Gleisen würde dort sicher auch reichen. So aber kommt man sich als Fußgänger immer irgendwie unwohl vor. So geht es mir zumindest. Dazu lässt die "Sanierungsqualität" der bisherigen Häuser auch äußerst zu Wünschen übrig.
    Der westliche Teil der Nordvorstadt steht ja heute schon äußerst brillant da. Hoffen wir, dass selbiges in Zukunft auch auf den Osten zutrifft.

  • auch wenn es offenbar nicht dazu zu kommen scheint:
    den abriss des eckhauses schumacher/berliner strasse würde ich begrüßen. und den des einsam vor sich hingammelnden hauses auf der südlichen partheseite gleich mit. keine ahnung, wer dort einziehen will. (legende sicher auch nicht.) seit der wende gab es dort nur alkoholiker-treffs und illegale bordelle. wenn man anstelle dieser bruchbuden die geplante renaturierung der parthe forcieren würde, wäre sicher mehr für den ruf und die aufenthaltsqualität dieser gegend getan.

  • ^ Im aktuellen Zustand sicher nicht. Stark befahrende Hauptstraßen mit vermieteten Wohnungen gibt es jedoch auch an anderen Stellen. Aber wie gesagt, mit dem richtigen Konzept finden sich sicher auch dort Mieter. Klar, die aktuelle Situation ist unbefriedigend. Wie schon erwähnt, hätte es gar nicht zu der aktuellen Situation kommen dürfen! Aber wie Leipziger bereits schrieb, genoss der Straßenausbau auf Kosten von Häuserabrissen in den letzten Jahren oberste Priorität, und so wurde eben Zug um Zug bewusst Altbausubstanz abgetragen mit dem Ziel Platz zu schaffen. Daher ist es totaler Quatsch da noch mehr abzureißen, oder willst du da 'ne optisch innerstädtische Autobahn mit Randstreifen errichten? Die Gegend muss wieder bebaut werden! Da das schwierig wird, ist es um so schlimmer, dass da einfach so mir nichts dir nichts abgerissen wurde. Trotzdem sehe ich aufgrund der Parthe und der an sich vergleichsweise hohen Altbausubstanz noch durchaus Potential. Die Stadt ist gefordert, hier ein paar öffentliche Aufwertungen durchzuführen. Im Zuge der neuen Brücke wird dies sicherlich geschehen.

  • ^ Also beim aktuellen Beispiel sind mir keine Häuserabrisse nach 1990 bekannt, so dass der Vorwurf einer Perforation zugunsten des Straßenbaus so nicht stimmt. Meines Wissens sind die meisten Häuser Opfer des Bombenhagels von 1943 geworden und danach nicht wieder errichtet worden, so dass - ähnlich der Situation östlich des Hbf - eine Brachlandschaft mit einzelnen Restruinen entstand. Und gerade nach 1990 wurde doch mit Bürogebäuden ein wenig nachverdichtet. Und hoffentlich wird noch mehr nachverdichtet werden, so dass dort irgendwann mal wieder ein richtiges Viertel entsteht. Von daher bin ich auch für den Erhalt der letzten Häuser dort.

  • Beim von Leipziger gezeigten Haus wäre ein Erhalt meiner Meinung nach sehr wichtig. Momentan dürfte es zwar noch recht schwierig sein jemanden zu finden, der die vorhandenen Lücken in der Blockrandbebauung schließt, aber aussichtslos ist es sicher nicht und die Stadt wächst ja. Beim von DJ Tinitus angesprochenen Haus, das ganz einsam und verlassen auf der anderen Uferseite rumsteht, kann ich den Abrissgedanken schon nachvollziehen, da mir nicht klar ist, wie eine funktionierende Struktur, die das Haus einbindet an dieser Stelle aussehen könnte. Zumal drumherum wirklich gar nichts ist. Vielleicht sieht das ja irgendein Investor anders, aber ich nehme mal an, dass das Haus keine Zukunft haben wird.

  • ^ Ihr meint das Haus, welches in der LVB-Wendeschleife steht? Ich sag mal so, wenn man die Kurt-Schumacher-Straße zur beidseitigen Straße ausbauen würde, könnte ich einen Abriss nachvollziehen. Aber da dies aufgrund der Gerberstraße sicher nicht geschehen wird, wäre ein solcher Abriss völlig sinnlos. Was würde denn dort neues entstehen? Eine Wiese? Wohl eher ein späterer Neubau.

  • LEgende:


    die häuser in der gegend wurden direkt neben einer bahnhofseinfahrt gebaut. und damals fuhren noch dampfloks. das war schon damals eine üble ecke.
    wenn es sich bei den beiden gebäuden um billige arbeiterplattenbauten handeln würde, wärst du sicher auch für abriss. nun sind es billige arbeiteraltbauten. aber wohn- und stadträumliche qualität lassen sich nun mal nicht allein durch das entstehungsjahr der gebäude definieren. im gegenteil: diese gegend ist ein gutes beispiel dafür, dass eben nicht alles, was früher geplant und gebaut wurde, auch gut gewesen ist. wenn sich dort entlang der parthe heute ein grünstreifen mit radwegen befinden würde und es wäre jetzt geplant, denn fluss zu kanalisieren und die gegend zu bebauen, wärst du sicher dagegen. warum sich dann gegen den umgekehrten weg der renaturisierung sträuben? weil der fehler schon vor hundert jahren begangen worden ist?


    abgesehen davon ist es natürlich wie immer und überall: wenn sich jemand findet, der diese häuser saniert, werden sie stehen bleiben. wenn nicht, dann nicht. mit "oberster priorität" und ähnlichem hat das nichts zu tun.

  • Renaturierung in einer Großstadt? Erinnert mich an die "Wald-Strategie" im Leipziger Osten. Ich sag mal: naja! :nono:
    Im übrigen ist dort auch ohne Abrisse ausreichend Platz für einen Radweg und ein paar Bäume und Pflanzen.


    Hab noch eine sehr gute Neuigkeit:
    Bin vorhin am Ostplatz entlang gefahren und... ja, es geht nun endlich los am prächtigen Eckbau! :)
    Der Herbst scheint ein beliebter Zeitpunkt für die Sanierungsfirmen zu sein. Dann ist man nächstes Frühjahr/Sommer so gut wie fertig, und kann Interessenten bei Sonnenschein durch die Räumlichkeiten führen.

  • der winter ist eher eine ungünstige jahreszeit für baumassnahmen. ostplatz 2 ist natürlich trotzdem eine sehr gute nachricht.


    renaturierung hat sich an anderer stelle schon ausgezahlt. ob stadtteilpark plagwitz oder eilenburger bahnhof - mehr grün zieht mehr mieter und damit mehr investoren an. beide gegenden sind heute gefragter denn je.

  • ^ Ah, sehr gut. Die Sanierung des Gebäudes Oststraße 2 war eigentlich erst für 2009 vorgesehen. Auf der GRK-Website steht's auch noch in der Rubrik "in Vorbereitung", also dort, wo's mit der Sanierung länger dauert. Hier ein Bild des aktuellen Zustands Oststraße 2. Wird sicher wunderschön...



    Foto: GRK-Holding

  • Hab noch eine sehr gute Neuigkeit:
    Bin vorhin am Ostplatz entlang gefahren und... ja, es geht nun endlich los am prächtigen Eckbau! :)
    Der Herbst scheint ein beliebter Zeitpunkt für die Sanierungsfirmen zu sein. Dann ist man nächstes Frühjahr/Sommer so gut wie fertig, und kann Interessenten bei Sonnenschein durch die Räumlichkeiten führen.


    Da ich leider kaum in dieser Gegend bin: ist das sicher? Bzw: woran machen Sie denn das fest??? Wenn dem so ist, dann ist heute Abend ein bewußtseinserweiterndes Getränk fällig!!! :D


    @ DJ: grundsätzlich D'Accord! Doch gibt es auch eine Renaturierung, die der Urbanität und dem Erhalt des Bauerbes zuwider läuft. Wenn also Städte perforiert werden und Altbauten fallen, bin ich gegen grün. Wie mir scheint, ist die Strategie dunkler Wald auch auf dem absteigenden Ast. Zumindest werden aktuell nur Flächen aufgeforstet, die eh seit über einem Jahrzehnt hausfrei sind.


    Zum Thema der Häuser Nähe Bahnhof: gibt es Visualisierungen, wie das dereinst dort aussah?

  • ^ Die Sanierung mache ich daran fest, dass das Gelände ringsherum mit den üblichen Bauzäunen umstellt ist, warnende Verkehrszeichen aufgestellt wurden, und ein Mini-Bagger vor dem Gebäude das Pflaster aufbricht um die Fassade trocken zu legen, etc.


    Zum Thema Gebäude am BHF:


    Also die Kurt-Schumacher-Straße hieß früher Blücherstraße.
    Unter dieser Bezeichnung hab ich folgende Bilder gefunden.


    http://museum.zib.de/sgml/bilder/gross/pk005159.jpg


    Von oben sah das ganze damals so aus.


    http://museum.zib.de/sgml/bilder/gross/s0031649.jpg


    Man sieht, dass das Gebiet einst extrem dicht bebaut war.
    Leider sieht man jedoch nichts von der heute vorhandenen Bebauung auf dem Gelände des Hauptbahnhofs.


    http://museum.zib.de/sgml/bilder/gross/s0031552.jpg


    Links nebem dem "Hotel du Nord" ist das heute noch in der LVB-Wendeschleife stehende Häuschen zu sehen.


    http://museum.zib.de/sgml/bilder/gross/bb045757.jpg

  • Herzlichen Dank für die Information! Ich war nur etwas skeptisch, weil das GRK-Plakat schon lange hing und auch auf deren Heimseite nie etwas zu lesen war.


    Zur Schumacher Straße: es macht sicher wirklich nur Sinn, dort zu investieren, wenn vorher der Straßenraum neu gestaltet wird, und vor allem das Gleisgewirr verschwindet. In diesem Kontext wäre es auch dienlich, wenn die Mauer zum Bahngelände verschwände!