Bei Gebäuden geht es aber numal unterm Strich wesentlich um die Optik und damit letztlich die Schönheit und nicht um die baulichen Hintergründe. Das interessiert vielleicht den ein oder anderen Ingenieur, Kunsthistoriker oder Architekten.
Die ehemalige Fußgängerbrücke am Gördelerring ("blaues Wunder") war bis zu ihrem Abriss auch ein einmaliges Zeugnis ihrer Zeit und super funktional. Ich fand sie zumindest spitze, da man von oben schön den Verkehr beobachten und fotographieren konnte. Aber warum kam sie weg? Weil sie eben unschön aussah. So einfach ist das. Ich hab damit heute kein Problem mehr, weil ich es nachvollziehen kann.
Und bei der Hauptpost wird es eventuell irgendwann mal ähnlich sein. Vom Hotel Deutschland (heute Radisson SAS) ganz zu schweigen. Klar ist es irgendwie ein Vertreter seiner Zeit bzw. eigentlich nur derer, die es erschaffen haben. So wie letztlich jedes Gebäude, welches irgendwann mal gebaut wurde und heute noch gebaut wird.
Aber jedes Gebäude muss spätetens im Laufe der Zeit beweisen, dass es von der Bevölkerung angenommen wird. Die Hauptpost hatte nun mehr als 45 Jahre Zeit dafür. Dass sie in den letzten Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde, verwundert mich nicht wirklich. Sind es doch diejenigen gewesen, die damit zu DDR-Zeiten aufgewachsen sind und Erinnerungen damit verbinden und aufgrund des Untergeganges der DDR wenigstens etwas "ihrer" Vergangenheit retten wollen. Viel schönes gab es ja ab den 60ern nicht mehr in der DDR.
Und wenn wir schon von Epochen und Gleichberechtigung reden, dann sollten wir nicht vergessen, dass die gesamte Ostseite, die Nordseite, die Südseite und die Südwestseite aus DDR-Zeiten stammen! Einzig die Nordwestseite stammt aus Vorkriegszeiten und an der Westseite wird ja bekanntlich derzeit noch gebaut.
Warum man also am bedeutensten Platz der Stadt die mehr als optisch durchschnittliche Hauptpost für alle Ewigkeit erhalten soll, ist mir mehr als schleierhaft. Wegen einer Alu-Vorhang-Fassade? Soll dieser Fakt ernsthaft das alleinige Kriterium und der ausschlaggebende Punkt sein? Viel mehr würde ich in diesem Fall einen Abriss in erheblichem Ausmaß von der architektonischen und städtebaulichen Qualität eines Nachfolgerbaus abhängig machen! Solange das nicht gegeben wäre, was derzeit durchaus sein kann, dann würd ich die Hauptpost auch noch stehen lassen. Bei dem DDR-Gebäude mit der ältesten Apotheke Leipzigs in der Grimmaischen Straße soll es ja ähnlich gewesen sein. Da hat man den Bau aus Angst vor den miserablen Neubauten der TLG lieber unter Denkmalschutz gestellt. Ach ja, und vielleicht wäre es ja auch gar nicht mal so schlecht, wenn man auch mal die Einwohner fragen würde. Schließlich müssen die damit leben.
So rein von der Architektur her könnt ich mir beispielsweise übrigens sehr gut sowas hier vorstellen: http://static.panoramio.com/photos/original/11355926.jpg (Hotel Concorde in Berlin)
Ich glaub das würde sehr gut mit dem Europahochhaus harmonieren.