Breitscheidplatz

  • Für die Enthüllung des Touristen-Magneten lassen sie sich sehr viel Zeit, aber immerhin ist die Büroturm-Optik fast vollständig verschwunden. Mal sehen wie lange der Rest noch die Gedächtniskirche verdeckt.


  • Da kann dann der Drache durchfliegen - wegen des Shi. Die KW ist vermutlich die am besten sanierteste Ruine nach dem Ruinenbern in Potsdam.


    Dabei stand doch soviel mehr....



    Akg-images

  • 1. Historismus ist Kitsch.
    2. An so zentraler Stelle muss ein Mahnmal für den Krieg bestehen.
    3. So siehts dann eben auch aus.


    Der Architekten der neuen Kirchenbauten, E. Eiermann, ging allerdings davon aus, dass die Ruinen für seinen Entwurf beräumt würden und war recht enttäuscht über die Lösung, die uns bis dato beglückt.

  • Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, bzw. dessen Ruine ist meiner Ansicht nach eines der authentischsten Mahnmale gegen den (2. Welt-)Krieg auf unserem Kontinent.


    Ich bin sicherlich kein Fan von Ruinenkult, aber hier ist einfach ein enorm authentischer Ort entstanden als Mahnmal gegen die Zerstörung des 2.Weltkriegs in ganz Europa.

  • Ein "enorm authentischer Ort" gegen die "Zerstörung des 2. Weltkrieges" könnte nur ein Symbol der Heilung der geschlagenen Wunden sein. Davon ist nichts erkennbar.


    Gemeint ist vielleicht ein Mahnmal gegen den Krieg und seine Folgen - schaut, was wird wird wenn...


    Geworden ist es ein Symbol der 50er und 60er Jahre - mit all' ihrer Spiessig- und Piefigkeit. Aufhalten mag ich mich da nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • Spiessig und Miefigkeit?


    Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich denke die Idee, die Ruine mit dem modernen Kirchenbau zu verbinden schon sehr eindrucksvoll.
    Vor allem der Eiermannbau gefällt mir extrem gut, die Idee der blauen Kacheln, die Lichteffekte im Innern usw. sind meines Erachtens absolut überzeugend, ich empfinde diesen Ort als unglaublich berührend, und ich bin nicht religiös.
    Ich denke das ist wirklich gelungen und ich denke dieser Ort wird auch noch in Jahrzehnten die beabsichtigte Wirkung erzielen.


    Leider entwertet der ganze ewige Budenzauber den Platz enorm, aber darum müsste sich der Bezirk kümmern.

  • Danke für den Schnappschuss. Nirgendwo ist Berlin metropolenhafter, urbaner und belebter als in der City West, in den anderen Polyzentren "fehlt" immer irgendwas. Und "Mief" vermag ich dort nur zu vernehmen, wenn ich an einem Gulli vorbeikomme aus dem es rausdampft. Nur diese Straßenlaternen sollten endlich durch historisierende, andere Exemplare ausgetauscht werden. Das wird ja seit Jahren immer mal wieder diskutiert, weiss jemand dazu einen Sachstand zu vermelden?

  • 50 Jahre Europa - Center

    Am Gründonnerstag, 02.04. feierte das Europacenter seinen 50. Jahrestag der Eröffnung, nach nur zweijähriger Bauzeit. Es gab ein Rahmenprogramm und am Abend gegen 22.45 Uhr ein Feuerwerk. Leider spielte das Wetter nicht mit, es war kalt, regnerisch und windig. Bei besserem Wetter wäre sicher mehr losgewesen, trotz des schlechten Wetter waren zahlreiche Leute vor Ort, sowohl innen als auch aussen.


    Das EC, ein Komplex aus mehreren Gebäuden, ist mehr als ein normales Gebäudeemsemble. Es ist ein Symbol aus den schweren Jahren nach dem Bau der Mauer. Es stand für den Durchhaltewillen der Berliner im Westen der Stadt und brachte die Hoffnung, dass Berlin auch architektonisch den Anschluß an andere große Städte schaffen würde. Es brachte weltstädtischen Glanz in die eingemauerte Stadt.


    Ähnliches lässt sich heute in Berlin nur noch vom Potsdamer Platz Ensemble sagen, dass symbolisch für die Aufbruchstimmung und Hoffnungen der Nachmauerzeit steht. Bauten wie das Zoofenster oder die Mall of Berlin werden diesen Status m.E. nie erreichen können, sie stehen letztendlich für nichts und man verbindet mit ihnen nichts, ausser gewöhnlichen Kommerz.


    Ein Foto aus dem Jahr 1968 und aus dem Jahr 1970, Damals lief vor dem EC noch eine Straße entlang, die sog. Spange.



    Handyfotos: Zum Feuerwerk erklang Musik von Xavier Naidoo - Dieser Weg





    Das fünf Sterne Palace Hotel mit angeschlossener Sterneküche, im Hintergrund das Haus Eden mit Wohnungen. Beide Gebäude zählen mit zum EC. Der Eigentümer, C.Pepper, sagte während der Feierlichkeiten, er würde gern noch ein Hochhaus danebenstellen. Ob das ernstgemeint war oder nur so dahingesagt, vielleicht erfahren wir es eines Tages.



    eigene Mobiltelefon bzw. Kamerabilder

  • Bauten wie das Zoofenster oder die Mall of Berlin werden diesen Status m.E. nie erreichen können, sie stehen letztendlich für nichts und man verbindet mit ihnen nichts, ausser gewöhnlichen Kommerz.


    Dem würde ich partiell widersprechen, denn das Zoofenster kann auch als Aufbruch des Westens nach der Ostkonjunktur gesehen werden. Als Symbol für den Aufschwung der City West. Ich verbinde mit ihm schon etwas. Durch's Zoofenster bin ich auch in den Architekturforen gelandet. :)


    Es markiert schon einen gewaltigen Neuanfang. Die Mall of Berlin war sicherlich ein Reinfall, aber auch da hätte alles anders laufen können, wenn einer der besseren Entwürfe realisiert worden wäre und der Leipziger Platz insgesamt bessere Architektur hätte. Mit dem einen Patzschke-Entwurf für LP16 und einem sehr guten Eckgebäude zur Ebertstraße sähe der Platz richtig schnieke aus, hätte jedenfalls mehr Gesicht und Wiedererkennungswert.


    Dann wäre die Mall of Berlin vielleicht zum Symbol für die Wiedereroberung dieses recht leblosen Teils der Ostcity geworden. :)

  • Bauten wie das Zoofenster oder die Mall of Berlin werden diesen Status m.E. nie erreichen können, sie stehen letztendlich für nichts und man verbindet mit ihnen nichts, ausser gewöhnlichen Kommerz.


    Gerade das Zoofenster hat das Zeug zum zeitlosen Klassiker. Mit der klassischen Sandsteinfassade und der Nutzung durch ein luxuriöses Waldorf-Astoria-Hotel bringt es ein klein bisschen NewYorker Glanz der 20/30er Jahre nach Berlin. Das Zoofenster ist das Beste, was der City West an dieser Stelle passieren konnte.


    Zum Breitscheidplatz:
    Ich denke, Europa-Center & Zoofenster & Atlas-Tower werden ein stimmiges Ensemble bilden, da sie den Breitscheidplatz einrahmen werden. Das Europa-Center bildet den Rahmen auf der östlichen Seite des Breitscheidplatzes. Zoofenster und Atlas-Tower bilden den Rahmen auf westlicher Seite. Ich freue mich auf diesen "Dreiklang", der dem Breitscheidplatz mehr Urbanität verleihen wird.

  • ^ Das sehe ich ähnlich: Mäckler hat mit dem Zoofenster sicher nicht sein bestes Werk abgeliefert; einiges an den Proportionen stimmt nicht und auf den Glasblock, der wohl das "Fenster" sein soll, hätte ich gerne verzichtet. Aber das Haus hat trotzdem einen so zurückhaltenden, zeitlos-eleganten Stil, dass es auch in fünfzig oder hundert Jahren noch gut aussehen wird. Vor allem wird es gemeinsam mit seinem im Bau befindlichen gegenüber ein tolles Stadttor ergeben (aus der Perspektive der Kantstraße), und gleichzeitig eine würdige Rahmung für die Kirche sein (was sich jetzt schon erkennen lässt, wenn man vom Wittenbergplatz den Tauentzien hochläuft).


    Auch den Kommerzvorwurf verstehe ich nicht. Klar ist das Ding eine Luxusimmobilie, aber gerade dadurch sperrt es sich doch gegen billige Verwertungsgelüste! Einfacher Test: Man setze sich ins Romanische Café, bestelle ein Kännchen Tee und stelle sich vor, wie es an diesem Ort zuginge, hätte man dort die x-te Shoppingmall gebaut. Dann begreift man, dass sich das Zoofenster und die Mall of Berlin schlecht in einem Atemzug nennen lassen.


    Auf die Zukunft des Europacenters bin ich ebenfalls gespannt. Im Innern wirkt es wie aus der Zeit gefallen, funktioniert aber äußerlich – gemeinsam mit dem Bikinihaus und der Gedächtniskirche – nach wie vor als Wahrzeichen des alten Westberlin. Bin gespannt, was draus werden wird...

  • 1. Historismus ist Kitsch.


    Dann ist die Klassische Moderne ja zum Abschuss freigegeben, da sie unseren Zeitgenössischen Historismus (als auch ihre Nachkriegsfollower) darstellt....... :lach:
    Reißt den Eiermann ab. :bash2:

  • In einem sehr provokanten Artikel fordert Wolfgang Büscher in der Welt heute Abriss oder Wiederaufbau der Gedächtniskirchenruine.


    http://www.welt.de/debatte/kol…ab-oder-baut-sie-neu.html


    Im ersten Moment denkt man, der hat sie nicht alle. Auch wenn ich der Meinung bin, dass es sich im dargestellten Fall um eine am Objekt ausgerichtete Provokation handelt, wirft die Essenz des Artikel doch die Frage auf, wie wir mit dem Erbe der Zerstörung unserer Städte heute umgehen sollten.


    Es greift die Debatte auf, ob die Zukunft im vor oder im zurück liegt und stellt meiner Meinung nach zu Recht die Epoche der Wiederaufbaujahre als Zwischenspiel zur großen Weggabelung der Stadtentwicklung, in der wir uns aktuell befinden, dar.


    Wo soll die Reise hingehen? Liegt die Zukunft des Städtebaus in der Rückbesinnung oder im konsequenten und endgültigen Bruch mit der europäischen Stadt.


    So sehr ich die Bestandsanalyse der Unzufriedenheit mit der heutigen städtebaulichen Situation teile, so sehr verwehre ich mich aber der im Artikel als alternativlos dargestellten Schwarz-Weiß-Debatte. Das Leben lehrt, dass die Lösung meist in den Grautönen liegt.


    So sehr ich sonst für den Wiederaufbau und die Reko bin, so sehr halte ich die Gedächtniskirche in der heutigen Version für äußerst wertvoll als Mahner der Vergangenheit. Die provokante Frage aber, die der Autor auf die Gedächtniskirche fokussiert, betrifft aber eigentlich den Bereich um die Kirche herum. Wie halten wir es mit der Zukunft des Städtebaus. Wie ist eine Aussöhnung zwischen Vergangenheit und Zukunft möglich.


    Darüber lässt sich durchaus diskutieren!

  • Würde die Gedächniskirche wieder aufgebaut, würde sie meiner Meinung nach ziemlich uninteressant wirken, da diese dann wie eine Kirche von vielen historisierenden Kirchen wirken würde. Das ist bei der Frauenkirche ganz anderst, ihr Ausehen ist ein absolutes Unikat. Mir persönlich hat sich die Kirchenruine als Kind sofort beim ersten Anblick unauslöschlich in meinen Kopf eingebrannt und ihre Botschaft war mir sofort klar. Sie ist mehr mit dem heidelberger Schloss zu vergleichen. Beide haben nur durch ihren Ruinenkarakter ihren hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Die Gedächniskirche ist deswegen einer der emotionalsten und bewegensten Orte für mich in Berlin und ich würde sie und die Eiermann Bauten nicht vermissen wollen. Das heisst ja noch lange nicht das jeder Blumen davor legen muss wie der Artikel behauptet.
    Für die bauliche Umgebung kann die Kirche auch nicht ernsthaft zur Verantwortung gezogen werden.

  • Ich teile weder die konkrete Forderung (so sie ernst gemeint ist) noch die Essenz dieses Artikels. Die Zukunft ist in aller Munde, ebenso wie Nachhaltigkeit, Verantwortung etc. Der Lehrer den die eigenen Schüler zum besten Lehrer Deutschlands gewählt haben, hat nach diesen Schülern immer wieder überzeugend vermittelt, dass alles mit der Geschichte zusammenhängt, dass letztlich alles Geschichte ist. Und irgendwo hat er mE nur Recht: Die Gegenwart ist ein flüchtiger Moment, die Zukunft noch ungewiss. Die besten Schlüsse lassen sich demnach aus dem Vergangenen ziehen. Zudem ist der weit verbreitete Fortschrittsglaube mE nur bedingt nachvollziehbar. Ganz von selbst wird meist nämlich gar nichts besser. Damit es besser (schon das "besser" legt einen Vergleich zu Grunde!) werden kann, muss der Mensch mE sowohl für sich allein als auch als ganze regionale, nationale, globale Gesellschaft seine eigene Geschichtlichkeit (Fachleute nennen das "Historizität") begreifen, damit nicht die zynische Erkenntnis einiger Historiker zutrifft:
    "Das einzige was wir aus der Geschichte lernen, ist, dass wir nichts aus der Geschichte lernen."


    Es gibt wohl leider keinen nachhaltigen Frieden, wenn der Mensch (wieder als einzelner und Gemeinschaft) nicht die katastrophalen Auswirkungen des Krieges tief begreift - und das geht mE besser mit der anschaulichen Vergangenheit als mit einer abstrakten Zukunft. Und diese authentische Kirchenruine ist mE deutlich anschaulicher als ein paar Einschusslöchern in irgendeinem anderen Bau. Auch ist sie gerade als Symbol des Zerfalls inmitten pulsierenden Lebens präsenter im Stadtbild als etwa die Neue Wache, die man erst betreten und begreifen muss (für sich großartig, aber leider ist sie doch oft recht leer). Sie ist daher mE einer der wichtigsten Orte, die all den Millionen Besucher aus Deutschland, China, der arabischen Welt, den USA und Europa in Berlin angeboten werden können.


    Natürlich bleibt es sehr optimistisch, anzunehmen, dass der Mensch dann auch wirklich lernt, überhaupt lernen will. Aber die Alternative ist dann eben Pessimismus und Zynismus (siehe oben oder die Aussage des Autors über die Harnsäure am Gebäude). Und dann bin ich dann doch lieber Optimist. Zumal ich die Kindheitserlebnisse mit der Kirche mit dem Desktopstarrer teile und ich mit den Jahren von vielen Menschen ähnliches gehört habe. Das ist genau das individuelle und kollektive Lernen, das ich meine. Das Potential ist also je nach geistigem Horizont des Einzelnen vorhanden. Ich denke auch durchaus, dass viele Menschen gerade auch nach Berlin kommen, um sich mit der (jüngeren) Geschichte auseinander zu setzen. Der Mensch tut mE auch gut daran, den Finger in alte Wunden und Narben zu legen, bevor sie alle zuheilen. Herr Büscher als selbst erklärter Weltenbummler sollte auch mal nachsinnen, weshalb in Berlin keiner Blumen zur Kirche bringt wie die Dresdner damals zur Frauenkirche und hier praktisch keiner (außer ihm) Abriss oder Wiederaufbau fordert. Vielleicht tickt Berlin da einfach anders. Erinnern und Aufarbeiten ist ja ebenso ein Grundbedürfnis wie Heilung, es muss nur beides im richtigen Verhältnis stehen. So wurden mit dem jüdischen Museum und dem Holocaust-Mahnmal sogar erst in jüngeren Jahren neue "Wunden" hinzugefügt.


    Fazit: Wenn Berlin Weltstadt sein soll, reicht es nicht nur Zukunftslabore zu veranstalten, nur zum Dialog der Kulturen aufzurufen (vgl. u.a. Humboldtforum, das aber ganz nebenbei selbst als interdisziplinäres Museum primär auf der Geschichte aufbaut), nur stolz das mehr oder weniger funktionierende Nebeneinander zahlreicher Kulturen und Lebensentwürfe ("contemporary Lifestyles" wie der Berlin-Artikel auf Wikipedia gerne dazu sagt) zu betonen. Da muss man schon so vermessen sein, alles zugleich zu fordern, mit einer ordentlichen Portion Authentizität und Historizität. Wer eine geschlossene Glitzerwelt voll unreflektierter Lebensfreude will, sollte lieber nach Dubai oder Las Vegas wandern (meinetwegen gerne zu Fuß und ohne Rückkehr oder kluge Reiseberichte in der Welt). Italien oder Griechenland ist wohl weniger zu empfehlen...

  • Servus zusammen. Ich wollte mich hier mal bei den Experten Erkundigen wie es denn um eine Rekonstruktion der KWG.Kirche steht. Des Kirchal ist eigtl. extrem ansehlich und komplett anders als die meisten Kirchen die ich kenne.


    Aber ich verstehe auch den Hintergrund des Mahnmals sehr gut. Allerdings könnte man ja da auch etwas anderes als neues "Mahnmal" verwenden.


    Gibt es gegenüber einer möglichen Rekonstruktion Pläne?


    Mfg, Endokin.