Moscheeneubau am Gotzinger Platz [gescheitert]

  • ...


    es ist aber nunmal so, das es hier leute gibt die viel lieber hier einen hindu oder buddhisten tempel etc. sehen würden, als denn eine islamische moschee.


    die gründe hierfür sind manigfaltig wie auch vielfältig.

  • Hallo,


    ein wenig bin ich davon überrascht daß es an der Finanzierung
    liegen soll. Ich gehe davon aus das der Träger genügend Geld
    haben sollte. Aber wer weiß das schon.


    So mancher in der Gegend (auch ich wohne um die Ecke) dürft
    darüber froh sein. Ich hingegen hätte es spannend gefunden wenn
    die Moschee dort gebaut worden wäre oder auch wird. Es wäre
    eine Chance eine Brücke zu bauen zwischen zwei Religionen, deren
    Ursprung lang, sehr lang zurückliegt aber dennoch nahezu identisch
    sind.


    mal abgesehen vom nicht so geglückten Entwurf. Hier hätte ich mir
    einen zürückgesetzten und freistehenden Bau gewünscht.


    Mal sehen wie es weitergeht. Fakt ist: um den Gotzinger Platz ein
    geschlossenes Bild zu geben, muss dort etwas passieren.


    Gruss Jörn

  • ^^
    Sieht doch ganz gut aus. Erinnert ein wenig an Bahnhofsarchitektur der Gründerzeit. Auch der Rustika-Sockel überzeugt. Die Frage ist, ob es sich um einen gelblichen Verputz oder um Mauerwerk handelt, wobei letzteres zu wünschen wäre.

  • Die Penzberger Moschee ist aber auch ein Juwel und hat den Luxus des Solitärs. Hier in Thalkirchen siehts schon von den Rahmenbedingungen her ganz anders aus. So gesehen ist die "Biederkeit" durchaus auf die Angleichung an die Nachbarbebauung zurückzuführen.

  • Auf mich wirkt "fremdländische" Architektur eines Gotteshauses wie ein steingewordenes Statement gegen Integration. Denn Kirchen schauen auch in jedem Land, ja in jeder Region (siehe die bayrischen Zwiebeltürme und die norddeutschen Backsteinkirchen im Kontrast) anders aus. Eine christliche Kirche im lokalen Architekturstil eines anderen Landes würde wie "verpflanzt" wirken. Darüber hinaus werden Kirchenneubauten, die es ja doch immer wieder gibt, in unseren Breiten sowieso nicht in "historisierender" Architektur ausgeführt sondern in moderner Formensprache. Ihnen fehlt der Pomp und Schmuck, ihnen fehlt in aller Regel auch der klassische Grundriß mit den Kirchenschiffen und meist gibt es nicht einmal einen "Kirchturm". Nostalgische, "importierte", Architektur sendet meiner Meinung ein eher fortschrittsscheues Statement aus.

  • ^^
    Die Frage ist dann, wie eine Moschee in Bayern auszusehen hat. Da sie schlecht mit Zwiebeltürmen aufwarten kann weil ein Minarett halt dazugehört, bleibt ja mangels Vorbilder einer "deutschen Moschee" nur noch eine moderne Formensprache oder man erfindet einen quasi historischen Stil wie bei den Synagogen des 19. Jh.: Sie wurden meist maurisch, byzantinisch und sehr gerne als Mischform mit romanisch - als "deutscher" Stil - gebaut. Da es auch hier keine Vorbilder gab, erfand man wie gesagt einen ganz eigenen historistischen Stil, der sich meist nicht der lokalen Bautradition verpflichtet gefühlt hat. Trotzdem ist vom deutschen Judentum des 19. Jh. der Integrationswille bekannt.

  • weil ein Minarett halt dazugehört


    Falsch. Einer der vielen Irrtümer bzgl. Moscheen.


    Die Penzberger Moschee ist freistehend, das kann man nicht mit der Bausituation am Gotzinger Platz vergleichen.


    Die Münchner Synagoge (wo heute die Oberpollinger-Erweiterung steht) war übrigens sehr schön und hat auch zum Rest der damaligen Bebauung gepasst.

  • ^^
    Das mit dem Freistehen der Penzberger Moschee vs. Gotzinger Platz ist richtig MartyMuc, genau darauf hatte ich etwas weiter oben in diesem Thread bereits hingewiesen (#28). Die Penzberger Moschee wollte ich lediglich bayer als Beispiel einer nichthistorisierenden Architektur nennen.
    Die Münchner Synagoge hat auf den ersten Blick städtebaulich und stilistisch schon "gepasst", hatte aber die angesprochene Mischung aus Romanik und byzantinischen Einflüssen und war damit wiederum recht einzigartig in dieser Umgebung.
    Bzgl. Minarette: Bekanntermaßen gibt es im Islam keine Vorschrift, wie eine Moschee auszusehen hat, aber ein Minarett ist eben traditionell meistens dabei. Klar ginge es ohne, wie eine Kirche ohne Turm auch möglich ist, aber nicht unseren tradierten Sehgewohnheiten entspricht.

  • Barocke Moscheen


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    Also wenn man mal barock mit typisch bayrisch gleichsetzen würde, dann gibt es das schon längst in Istanbul, wenn auch aus dem 19. Jahrhundert.
    In der Ortaköy-Moschee wurden barocke Einflüsse sehr umfangreich ins orientalische übersetzt:


    http://img111.imageshack.us/img111/8198/cimg3816ds1.jpg


    http://www.wikiwak.com/image/İstanbul%204228.jpg


    http://www.wikiwak.com/image/Ortaköy%20camii3.jpg


    http://upload.wikimedia.org/wi…e/Ortak%C3%B6y_camii2.jpg


    http://www.turkiye-resimleri.com/r-i...-cami-3825.htm


    Dass es im Barock auch andersrum ging zeigt ein Blick in den Schlosspark von Schwetzingen:


    http://upload.wikimedia.org/wi…tzingen_Panorama_quad.jpg


    Die Moschee wurde übrigens von Kurfürst Karl Theodor kurz vor seinem Umzug nach München in Auftrag gegeben.
    Zitat Wikipedia:
    "Das Bauwerk hatte nicht die Funktion eines islamischen Gotteshauses, sondern sollte, dem aufklärerischen Gesamtkonzept des Schwetzinger Schlossgartens folgend, der Toleranz gegenüber allen Religionen und Kulturen der Welt Ausdruck verleihen. Der Islam vertritt dabei die mit dem Orient assoziierten Weisheitslehren.
    Obwohl dem Gebäude einige für Moscheen typische Elemente fehlen, wurde es doch zeitweise tatsächlich für islamische Gottesdienste verwendet. So nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, als Kriegsgefangene aus dem Maghreb (vermutlich Turkos) in der Nähe von Schwetzingen in Lazaretten untergebracht waren, sowie in den 1980er Jahren."


    In Dresden wurde eine Tabakfrabrik im Stil einer Moschee erbaut:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Yenidze
    Erbaut: 1907-1909. Architekt: Martin Hammitzsch; Wegen des umstrittenen Entwurfes wurde Hammitzsch allerdings aus der Reichsarchitektenkammer ausgeschlossen!


    Und noch was zum Thema:
    http://www.zum.de/Faecher/G/BW…rg/potsdam/pumpenhaus.htm


    Dann hätten wir noch das im Schlosspark Linderhof:
    http://de.wikipedia.org/w/inde…etimestamp=20070709091814


    und das da ebendort, der Maurische Kiosk, eine Mini-Moschee:
    http://de.academic.ru/pictures/dewiki/108/linderhof-16.jpg


    Man sieht, so ganz neu ist islamische Architektur nicht mehr in Deutschland und sogar auch in Bayern nicht!

  • Vielen Dank für Deine hochinteressante Zusammenstellung, hannesmuc! Die Ortaköy-Moschee ist ja der Wahnsinn! :)
    Ich hoffe, diese Bebilderung hilft, hier und da Vorbehalte ein wenig abzumildern und den Gewinn zu erkennen, den eine islamisch angehauchte Architektur bringen kann.

  • Irgendwie habe ich das Gefühl das hier gestern mehrere Beiträge gelöscht wurden. Unter anderem meiner. Könnte ein Admin dazu mal Stellung nehmen ?


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    Hallo, die zwei Beiträge, die eher allgemeiner Natur sind und nicht direkt mit dem Bau dieser einen Moschee und der Architektur dieser zu tun haben, habe ich hierher
    verschoben, womit ich es auch in Zukunft halten werde. Solch eine Diskussion sprengt schnell den Rahmen dieses Threads in einem Architekturforum. LugPaj

  • ^^


    Im Rahmen eines Architektur und Städtebau Forums kann ich die Aktionen verstehen! Danke, dass meine Posts nicht als abschreckendes Beispiel im Papierkorb gelandet sind. Im übrigen bin ich gerade in der islamischsten Stadt Marokkos, Fes. Viele Grüße, die Stadt ist einen Besuch wert.

  • Laut der heutigen Print SZ (MMünchner Teil erste Seite) ist der Neubau aus Geldmangel des Vereins endgültig vom Tisch.