Schrebergärten: Horror oder Segen?

  • ? 55

    1. Absoluter Horror! (11) 20%
    2. Wirklich übel! (9) 16%
    3. Muss nicht sein! (11) 20%
    4. Ganz OK! (13) 24%
    5. Eigentlich ganz nett! (8) 15%
    6. Wunderschön! (3) 5%

    Schrebergärten: Horror oder Segen?

    Was haltet ihr von diesen Kleingartenanlagen die sich in urbanen Gegenden entlang der Autobahnen, Schnellstrassen, Hauptstrassen aber auch in ganz normalen Vierteln ausgebreitet haben?


    Für mich sind sie der urbane Albtraum! Die Slums und Favelas dieser Welt sehen auch nicht übler aus.


    Meines erachtens sollten man diesen urbanen Wildwuchs schnellstens abreissen und durch vernünftige Parks oder Wohngebiete ersetzen.

  • Für mich sind sie irgendwie der Inbegriff kleinbürgerlicher Spießigkeit. In der Regel sind sie zwar ordentlich geführt und sauber. Wie Slums sehen sie zumindest hier in HH nicht aus (vielleicht sind ja Wellblechhütten in Hamburger Schrebergärten verboten) Von daher ist es eigentlich ganz nett, zwischen den Lauben spazieren zu gehen. Aber ich finde, es muss nicht sein.
    Die Kleingartenanlagen in Hamburg, die ich kenne, stehen übrigens meistens nicht neben Autobahnen oder Hauptstraßen.

  • Also ich finde Schrebergärten nicht so schlecht, bin aber auch nicht täglich mit ihrem Anblick konfrontiert da in meiner Region jeder Platz genug hat im eigenen Garten.


    Aber jetzt mal zum eigentlichen Thema zurück:
    - Schrebergärten sind meistens nicht einfach wild zwischen normalen Häusern gegründet, sondern es gibt bestimmte Gebiete in denen dann eben nur Schrebergärten vorzufinden sind.
    - Diese Anlagen befinden sich auch meistens in Gegenden die nicht so wahnsinnig attraktiv sind zum Leben. Also z.B. neben Eisenbahngleisen, Autobahnen, größeren Straßen,... und da sollen wirklich Parks hin goschio?
    - Oder Wohngebiete? Für wen denn? Die Älteren haben alle ein Haus, und junge Menschen gibt es nicht mehr!
    - Schrebergärten wirken außerdem dem Aussterben der Innenstädte entgegen, der Besitz von Garten und das Wohnen im Zentrum kann kombiniert werden
    - Und der Vergleich mit den Slums und Favelas hinkt gewaltig, aber da ich Dich ja schon ein bisschen einschätzen kann goschio, denk ich dass Du das auch nicht wirklich so gemeint hast :). Denn man kann schon sagen dass Schrebergärten im Normalfall ganz saubere Fleckchen Erde mit einer ordentlichen Hütte drauf sind (gerade weil auch die typischen Besitzer solcher Anlagen oft zu der etwas pingeligeren Sorte Mensch gehören :D)
    - Und letztendlich sind wir ein freies Land, viele Menschen wollen anscheinend so einen Schrebergarten also sollen sie ihn haben!


    => Hab aus diesen Gründen für "Ganz ok" gestimmt!

  • Zitat von Sarah

    Mir gefallen Schrebergärten zwar auch nicht, aber für viele Menschen ist das die einzige einigermaßen preisgünstige Möglichkeit, sich ihren Traum vom eigenen Garten zu erfüllen.


    So ist es - Schrebergärten sind zwar nicht gerade schön, aber irgendwie notwendig...

  • Ich hab mal schnell recherchiert: In Hamburg gibt es 33800 Kleingarten-Parzellen, verteilt auf 310 Kleingartenvereine und 13 km² Fläche.


    Volker, du hast gute Argumente gebracht. Mein Geschmack sind sie allerdings nicht. Aber vielleicht bin ich auch nur zu jung, um mich für Kleingärten begeistern zu können.

  • Solche Kleingärten sind der städtebauliche Albtraum.


    An deren Stelle sollte man lieber schöne Parks anlegen. Viel besser!


    Ich kann Volker nur zustimmen. Durch solche "Gärten" sterben die ehemals grünen Innenhöfe der Innenstädte aus, die heute entweder nachverdichtet oder zugepflastert werden. :nono:

  • Am Olivaer Paltz, also um die Ecke vom Ku'damm gibt es auch so eine Kolonie. Die war auch in den Nachrichten, weil die Räumung droht(e?), um irgnedeine Stadt-Villen-Anlage zu bauen...In diesem Fall kann ich dem "städtebaulichen Horror" nur zustimmen, weil sie die ganze Struktur des Häuserblocks zerreißen...Allerdings würde diese Wohnanlage das auch...Allerdings ist das für mich eher eine Ausnahme...


    Sonst kann ich eigentlich nur Volker und Sarah anschließen: Sie befinden sich in der Regel an wenig attraktiven oder auch abgelegeneren Gegenden, sodass sie Städtebaulich im Grunde keine große Rolle spielen und bieten Leuten, die sich keine Villa mit 200m² Garten leisten können die Möglichkeit, ihre Rosen oder sonst was zu züchten...


    Ich sage dann mal "Ganz OK"...

  • Was die Kleingartensoziologie und den Städtebau angeht kann ich mich Euch nur anschließen und für "Horror "stimmen.


    Allerdings befinden sich z.B. hier in Hamburg viele dieser Flächen im Eigentum der Stadt und sind nur verpachtet. Sie sind damit "planerisch für die Zukunft gesichert", wie es so schön heißt.


    In den 60er Jahren hatte man hier beispielsweise noch Pläne für eine Autobahn vom Flughafen, östlich an der City-Nord und Stadtpark vorbei, zur A24 (am Horner Kreisel) Man hatte es dann damals aber nicht weiter verfolgt und auf den Flächen diese Kleingärten genehmigt. Wenn man sich das irgendwann noch mal wieder anders überlegt, kann man immerhin schnell mal dem Bulldozer rüber fahren und doch noch die Autobahn (oder was auch immer) bauen.

  • es kommt immer ganz auf die vorhandene städtebauliche situation an. bens beilspiel zeugt von einem steingewordenen städtebaualbtraum, aber die kleingärtnerkolonie bei mir in der nähe ist gar nicht mal so schlecht, denn sie bildet den übergang von urbanem stadtraum (häuserblocks) zur natur und zum kanal. außerdem wäre hier zum beispiel ein park unlogisch, weil in der nähe noch 2 andere sind. in diesem falle verbindet die kolonie den städteraum mit dem kanal und dem jachthafen.


    für den einen mag es spießbürgerlich sein, für den anderen der große traum. nicht jeder hat das glück (?) ein haus am stadtrand mit garten zu haben. viele brauchen den schrebergarten als pendant zur städtischen wohnung.
    deswegen stimme ich für "ganz okay"

  • Nicht der absolute Horror,aber auch nicht grad wunderschön!
    Ne Schrebergartenkolonie ist mir 1000mal lieber als irgendne plattenbausiedlung(wobei man die 2 sachen auch nicht wirklich gut vergleichen kann :) )

  • Zitat von Ben

    die sich keine Villa mit 200m² Garten


    Ne Villa mit 200 m² Grundstück wäre `ne ziemlich trauríge Angelegenheit.

  • Passend zum Thema:


    Zitat von abenblatt

    Plan: 6000 Kleingärten sollen weg
    Kündigung: Landesbund der Gartenfreunde fürchtet, daß jede 6. Parzelle der "wachsenden Stadt" weichen soll.


    Von Karsten Broockmann


    Wolf-Gerhard Wehnert (43), Geschäftsführer des Landesbundes der Gartenfreunde in Hamburg, fürchtet, daß im Jahr 2005 vielen Hamburger Kleingärtnern gekündigt wird. "Die ,wachsende Stadt' fordert ihren Tribut. Gefährdet ist jeder sechste Kleingarten", warnt er. Im schlimmsten Fall müßten in den kommenden zwei Jahren bis zu 6000 der 35 500 im Landesbund organisierten Kleingärten Platz für Wohnungsbau und Gewerbe machen, obwohl es keinen Bedarf dafür gebe, meint Wehnert.
    ...
    Schlimmer noch: Dem Kleingartenverein, dessen knapp 100 Lauben jetzt zur Disposition stehen, wurden Mitte der 80er Jahre bereits Flächen für die gewerbliche Nutzung gekündigt. Bis heute ist ein Teil davon aber immer noch ungenutztes Brachland. Die Vereinsmitglieder nahmen das klaglos hin. Auch als das Bezirksamt auf dem Nachbargrundstück Landfahrer in Containern unterbrachte, für die keine Regeln zu gelten schienen, beschwerten sich die Kleingärtner nicht.


    quelle

  • ich hab nix gegen schrebergarten, warum sollen stadtmenschen nicht auch das recht auf ein bisschen garten haben?


    wir hatten damals auch nen schrebergarten, ich fands eigentlich immer ganz idyllisch.

  • Ich finde Schrebergärten super - hier meine Begründung:


    Ich komme aus einem kleinen Dorf im Münsterland, wo in den letzten Jahren so ziemlich jede Grün- und Ackerfläche im Umkreis von einem Kilometer um den Ortskern dem Siedlungsbau geopfert wurde. Und ich bin ein Gegner der Einfamilienhaussiedlungen - wegen der riesigen Zersiedlung, dem Flächenverbrauch pro Kopf, der umweltbelastenden langen Arbeitswege (sehr viele aus unserem Ort arbeiten im 50 km entfernten Münster - und die fahren auch fast alle mit Auto).
    Mal abgesehen davon, dass diese kleinbürgerliche Spießigkeit, der Traum von eigenem Haus und Garten sowohl zu Lasten der Umwelt (Zersiedlung, Flächenversiegelung) als der Gesellschaft (Eigenheimzulage, Kilometerpauschale) geht, werden sicherlich viele der Häuser in 50 Jahren leer stehen, da die kinderlosen Ehepaare irgendwann nicht mehr alleine im Haus leben können und wegziehen. Ergo verliert die Siedlung durch zunehmenden Leerstand auch an Attraktivität und verslumt.


    So... und da sind Schrebergärten der Inbegriff der kleinbürgerlichen Spießigkeit? Quatsch - in meinen Augen sind sie ein vernünftiger Ersatz für Eigenheime, denn sie ermöglichen ein städtisches Leben mit kurzen Arbeitswegen per ÖPNV und geben den Leuten gleichzeitig ihren gewünschten Garten. Denn mal ehrlich... im Schrebergarten ist es trotz Autobahn sicher gemütlicher in der Sonne zu liegen als im Hinterhof wo die Nachbarn alle hinter den Gardinen sitzen, oder?


    Mal abgesehen davon bieten verwucherte Schrebergärten Tieren Unterschlupf und Brutplätze.


    Ich sehe die Schrebergärten als nützlich und sinnvoll an... und wenn sie wirklich neben Bahnstrecken und Autobahnen liegen dürften sie auch nicht so stark stören.

  • Schrebergärten erfreuen sich ja gerade auch einer Renaissance. Speziell für jüngere Familien sind diese "Ersatzgärten" sehr beliebt und nicht selten muss man längere Wartefristen in Kauf nehmen, um so eine Scholle zu bekommen. Sie erfüllen also eine wichtige soziale Funktion. Darüber hinaus sind diese Kleingartenanlagen nach Satzung häufig öffentliche Grünanlagen. Dementsprechend sind häufig sogar hohe Zäune oder Hecken untersagt, damit Spaziergänger in die Garten blicken können und sich an den Gemüsekürbissen erfreuen. ;) Schrebergärten sind also häufig privat finanziertes und betriebene öffentliches Grün!
    Sind Schrebergärten Bauprojekten im Weg, kann meist kurzer Prozess gemacht werden, sie behindern also nichts. Ebenso beeinflussen Schrebergärten nur in den seltensten Fällen das Stadtbild. Also warum sollte man dagegen sein?


    Einzig Schneewittchen und die sieben Gartenzwerge gehören m.E. verboten. Aber das ist ja was anderes... ;)

  • Zitat von Booni

    [...] diese kleinbürgerliche Spießigkeit, der Traum von eigenem Haus und Garten sowohl zu Lasten der Umwelt (Zersiedlung, Flächenversiegelung) als der Gesellschaft (Eigenheimzulage, Kilometerpauschale) geht, werden sicherlich viele der Häuser in 50 Jahren leer stehen, da die kinderlosen Ehepaare irgendwann nicht mehr alleine im Haus leben können und wegziehen. Ergo verliert die Siedlung durch zunehmenden Leerstand auch an Attraktivität und verslumt.


    Das unterschreibe ich. Den Rest nicht.



    Wenn wir schon über ein so weiches Merkmal, wie "Spießigkeit" reden, dann gehören diese Gärten leider ebenso dazu.


    Zersiedlung, Flächenversiegelung und erhöhtes Verkehrsaufkommen entstehen gerade auch bei der Kombination Stadtwohnung plus Schrebergarten. Um eine optimale Lösung in Sachen Ökologie und naturnaher Bedarfsbefriedigung zu erlangen braucht man nur eins: Man reanimiert die Utopien der "Stadtlandschaften" aus den 20er bis 50er Jahren. Das heißt: wenige, hoch verdichtete Mischfunktions-Gebäude mit geringem Flächenbedarf erstrecken sich über eine weiträumige, kollektiv nutzbare Naturlandschaft.


    Dumm nur: das bedingt in der Konsequenz die Aufgabe diverser "Spießigkkeiten" - bis hin zum Rückbbau urbaner, historischer Strukturen. ;)


    Gruss
    AeG

  • Schrebergaerten sollte es nicht in Innenstadtnaehe geben. Das fuehrt nur noch zu einer weiteren Zersiedelung der Landschaft. Dass in Muenchen zB mehrere Schrebergaerten in Mittlerer Ring Naehe existieren verstehe ich nicht.

  • Also, ich bin froh um jede Tomate oder Himbeere die ich aus dem Schreebergarten der Großeltern meiner Freunin bekomme!! :)