Beiträge von AeG


    Wie schon bei der UpperEastSide gesagt wurde, sind diese Staffelgeschosse ein typisches Merkmal von Investorenarchitektur, bei der es in erster Linie darum geht, das meiste rauszuholen, ohne Rücksicht auf das Umfeld.



    Heute wieder das Radio laut aufgedreht, bevor der passende Sender eingestellt war?

    Staffelgeschosse interessieren Investoren von hause aus überhaupt nicht! Die würden so weit senkrecht in den Himmel bauen, bis das optimale Baukosten-/Mieteinnahmen-Verhältnis erreicht ist. Erst wenn eine Administration auf Traufhöhen besteht, Wohnanteile in Geschäftshäusern festlegt (stell Dir mal Balkone vor, die auf die obersten Stockwerke begrenzt sind oder Loggien, die aus Satteldächern ragen) und Staffelgeschosse als Kompromiss(!) vorgibt, um zwischen den damals notwendigen Dachformen und den heutigen Möglichkeiten zu vermitteln, kommen diese Dinger auf den Tisch. Die Schuldfrage ist hier daher ziemlich eindeutig. Ein paar geltungssüchtige Polit-Hanseln legen etwas fest, um sich gleichermaßen beim Volk und beim Kapital beliebt zu machen.

    Am Ende stöhnen die Investoren wegen zu vieler Restriktionen und der Bürger poltert genau so wie zuvor. Ich sag's ja, Reglementierungen abschaffen und unqualifiziertes Gequatsche ignorieren. Dann wird das Meckern zwar auch nicht aufhören, aber wenigstens entfallen so die Schuldzuweisungen. Und unter Umständen klingelt's auf die Art sogar in der Kasse.

    Übrigens gehört die Platzgestaltung dunkler, wenn man damit schon Einfluss auf die Anmutung der Fassade nehmen will. Macht man's hell, wirkt das Haus nur noch dunkler, dunkelt man dagegen ab, wirkt das Gebäude automatisch 'freundlicher'. Unser Auge nimmt Helligkeitsunterschiede im Gegensatz zu PC-Programmen vorwiegend relativ war. Somit lassen wir uns leicht austricksen.

    Cowboy, mit Verlaub, aber mein Vergleich bezog sich rein auf den baulichen Erhaltungsgrad und die Art der späteren Variierung, wie er auf einigen Fotos erkennbar ist. Um soziale Strukturen zu vergleichen, mangelt es mir hier bereits an einem Mindestmaß an Grundkenntnissen. Unabhängig von der, mir nicht zustehenden, soziokultutrellen Bewertung dieser Quartiere gehe ich aber auch davon aus, dass bestimmte Eigenheiten hier schon auf Grund signifikanter kultureller oder mentaler Unterschiede niemals mit unseren Verhältnissen oder denen in afrikanischen oder südamerikanischen Elendsvierteln vergleichbar sind.



    rec, okay, da muss ich mich geschlagen geben. Das Shophouse war mir bisher völlig unbekannt (wie auch die meisten anderen spezifischen Gegebenheiten in Asien). Nachdem ich gerade Deinen Link dazu überflogen habe muss ich allerdings feststellen, dass ich den Zusammenhang wohl auch mit dessen Kenntnis nicht hergestellt hätte. Mag sein, dass die ursprüngliche Gestalt dieser Häuser hier besonders stark verwässert ist und sie sich bei einer, an den Originalzustand angelehnten, Sanierung erheblich vom Ist-Zustand abheben. Dazu fehlen mir die Basics, sorry!



    Nachdem ich den Thread noch einmal überflogen habe fällt mir auch auf, dass ich mich wohl sehr stark an Andis Beitrag orientiert hatte. Du selbst hast ja eine Hochglanz-Sanierung nie erwähnt - was sich gem. Deiner Intention sicher auch nicht anböte, da das ebenso zur Verdrängung der derzeitigen Bewohner und ihrer Kultur beitrüge. Wobei das in meinen Augen zu dem Fazit führt: entweder die derzeitigen Strukturen sind erhaltenswert - was in der Tat von Interesse sein sollte - oder die Bauten sind wertvoll. Das eine schließt das andere beinahe aus. Etwas verzwickt das Ganze. Für die Lösung dieses Konfliktes benötigt man vermutlich sehr viel Fingerspitzengefühl, was zumindest bisher nicht gerade eine Tugend jüngerer chinesischer Administrationen war. Andererseits schreibst Du selbst vom Wunsch vieler Chinesen, diesen Gegenden und ihren Verhältnissen zu entkommen. Gutr vorstellbar, dass sich der Konflikt daher quasi von allein löst.


    Übrigens, dass ein neuzeitlicher chinesischer Wohnblock in der Frage des kulturellen Wertes den Kürzeren zieht, streitet sicher niemand ab (wobei bisher noch jeder Typus unabhängig von seiner Verbreitung die Chance hatte, irgendwann zu Ehren zu kommen - ob nun als baugeschichtliches Zeugnis oder als Milieu-Hort. Die einzigen allgemeingültigen K-O.-Kriterien waren bisher der Grad der Entfremdung vom Original und der Erhaltungszustand ;))

    Ben,


    hier kommen die gewünschten Paris-Bilder zum Thema.



    Das sind natürlich nicht die häufigsten Typen, m. E. gehören sie aber zu den prägnantesten (und beinhalten auch die teuersten Wohnungen!). Die stammen allerdings aus der Zeit um 1910. Die Entwicklung bis dahin kannte natürlich auch diverse Mischformen. Die älteren Bauten kombinieren diese Staffelung noch mit mehr oder weniger zurecht gestutzten Mansarddächern und den üblichen Gauben:


    .


    Wobei die Übergänge hier fließend sind. Seit Haussmann springen eigentlich alle Obergeschosse von Wohnbauten, die eine bestimmte Höhe übschritten, geringfügig oberhalb des Hauptgesimses zurück, und zwar geschossweise und jeweils weniger als einen Meter. Daran schloss sich dann meist ein Mansarddach an, dessen Größen und Anzahl der Gauben mit der Zeit so sehr zunahm, dass das eigentliche Dach vom Straßenniveau aus nur noch erahnbar war. Während der Belle Époque schrumpften die Dächer zusehends zu Gunsten immer weiterer und stärker versetzter Staffellungen. Die französischen Pendants zu den Bauten der Weimarer Republik, sowie der NS- und direkten Nachkriegsära, die sich stark voneinander unterschieden, besitzen so gut wie gar keine Dächer mehr. Statt dessen entfaltet sich die Staffelage zur Höchstform. Hier mal eine gemischte Dachlandschaft:



    Bei Licht betrachtet sind einige Häuser auf dem letzten Bild sicher wenig attraktiv. Ich vermute aber, dass sie unterm Strich im Ensemble doch sehr stark zum positv wahrgenommenen, speziellen Antlitz der Stadt beitragen (und mutmaße auch, dass sich ein Teil davon hinter dem Verklärungspotential verbirgt, das einheimische banale Kästen in bekannter Umgebung nie erlangen könnten).



    Ich denke, es kommt nicht so sehr darauf an, bestimmte Stilmittel kategorisch auszuschließen oder zu fordern. Eher sollte man das Gesamtwerk in seiner Intention und dessen Bezug zur Umgebung bewerten - und ihm auch eine faire Chance geben, es in seinen Aussagen und seiner Anmutung reifen zu lassen (wobei ich einsehe, das das bei manchen Investorenkästen oder Karnickelställen des Sozialwohnungsbaus schwierig bis unmöglich sein dürfte).


    Das gilt m. E. auch für die Frage der Dachdeckung. Ben, hast Du den Eindruck, die für Paris typische Schiefer- oder Zinkblech-Deckung lässt die Stadt dunkel und trist erscheinen? An der Stelle noch kurz etwas zu Andis Luftaufnahmen: in den beiden italienischen Fällen gehe ich davon aus, dass Farbe und Art der Deckung zumindest in den zentralen Bereichen so gut wie keinen Einfluss auf die Wahrnehmung aus üblichen Perspektiven besitzen. Klimatisch bedingt sind steile Dachwinkel dort kaum vorhanden. Man kann die Dächer somit kaum erfahren. Speziell in Florenz dominiert da viel eher das weit auskragende Gebälk (und kein Schwein würde bemerken, sollte ein Dach mal mit Aldi-Tüten gedeckt sein) Die bekanntesten und wertvollsten Bauten dieser Gegenden besitzen überhaupt keine erfahrbaren Dächer, das reicht vom Pantheon über das Kolosseum, den Petersdom, das Monumento Vittorio Emanuele II bis zum neosonstwas EUR und gilt auch für den florentinischen Dom.


    Apropos Monumento Vittorio Emanuele II: ich empfehle dessen sehr interessante Entstehungsgeschichte als Lektüre, vor allem, was die seinerzeit ausufernden völkischen Interventionsgelüste betrifft. Kann vermutlich heute keiner mehr nachvollziehen, weshalb man schon vor über 100 Jahren so vehement nach Baustopp oder Abriss rief - wo doch früher alles so toll und alle glücklich waren und das Ding so ziemlich alle heute gefragten völkischen Stileelemente enthält ;). Hier der passende Wiki-Artikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Monumento_Vittorio_Emmanuele_II (darin steht zwar nichts zu dem Thema, aber damit jeder weiß, worum es geht).


    EDIT: sollte der OT-Anteil hier zu sehr ausufern, bitte ich einen Mod, das Ganze Gedöns in einen Thread seiner Wahl zu verfrachten (mir fällt leider nichts Passendes ein)

    Und die, die solche Gardinen an den Fenstern haben, behaupten vermutlich, Jalousien, Fadenvorhänge etc. sehen aus wie Achtziger oder Neunziger. Dabei haben die gleichen, die heute über blassweiße Stores schimpfen, vor 20 Jahren Jalousien & Co. für Humphrey-Bogard-Gedöns gehalten und ihrerseits solche Fetzen in den Fenstern gehabt :D. Schaut mal in den aktuellen Fotocontest! Da sehe ich auch einen Neubau mit sündhaft teurer Edelstahl-Fassade, hinter dessen Fenstern der gleiche Asylantenheim-Style zu finden ist.

    Dir ist vielleicht nicht aufgefallen, dass der Text aus #61 im Wesentlichen einem ganz anderen Vorredner galt? Diesen Beitrag habe ich sicher im Übereifer verfasst, nachdem ich mich deutlich zu Unrecht angegriffen gefühlt habe. Obwohl darin nach meiner Erinnerung nicht viel Regelwidriges stand, habe ich ihn vielleicht drei Stunden später nach nur kurzem Schlaf selbst wieder gelöscht, vor allem, da er die Debatte thematisch nur noch tangierte und höchstens zu einer Verhärtung der Fronten geführt hätte. Ich weiß nicht, wie viele Leute hier mit größerem zeitlichen Aufwand ellenlange Beiträge verfassen, um sie nur kurze Zeit später und noch vor dem Frühstück in Selbstzensur auf den Müll zu befördern (was glaubst Du, wie oft ich hier schon stundenlang Beiträge verfasst habe, um sie dann noch vor dem Abschicken zu canceln?). Bis auf ein paar Nachtschwärmer wird diesen Beitrag sicher niemand gelesen haben. Auf alle Fälle halte ich Dein Ansinnen für ziemlich fagwürdig, unterschwellig nach dessen Reanimation per Archiv zu rufen. Was versprichst Du Dir davon, den Leuten einen Beitrag unter die Nase zu halten, der allerhand persönliche Details enthielt, zu dem ich weder stehe, noch, dessen Adressat Du warst? Hältst Du das für ein adäquates Mittel gegen mangelnde Ausdauer?

    Apropos Ausdauer: wenn Dir schon die Auseinandersetzung mit meinen paar Beiträgen zu anstrengend erscheint, wie soll man Dir dann abnehmen, dass Du imstande bist, Dir die notwendigen Basics über die Fragen anzueignen, deren Deutungshoheit Du beanspruchst, bei denen Du aber zumindest die Kompetenzen anderer anzweifelst? Nicht falsch verstehen, ich erwarte von niemandem, dass er sich mit meinem Geschwafel auseinandersetzt. Aber wer auf hohem Roß daherkommt und andere durch seine Pauschalisierungen indirekt angreift, der sollte m. E. nicht so schell die Fühler strecken, sofern er etwas Glaubwürdigkeit bewahren will .

    Zu Deiner Ansicht, ich würde Dinge durcheinander werfen und oder gar die Meinungsfreiheit beschränken wollen: zeige mir doch mal die Passagen, in denen ich derart auf 'Meinungen' reagiere! Zum besseren Verständnis noch einmal stellvertretend eine Textpassage von Dir:

    Nun stellen sich die Fragen, für wen wurde das Gebäude errichtet, was soll es wem gegenüber nach außen hin ausdrücken [...] Hierin unterscheiden sich nun tatsächlich viele historische Gebäude von den meisten überwiegend "modernen" Gebäuden.

    Wurden die historischen Gebäude (zumindest die höherwertigen) noch überwiegend für die "Ewigkeit" gebaut, so sah und sieht man den "modernen" Neubauten bereits nach Fertigstellung schon ihre Halbwertzeit (sprich ihr zukünftiges Abriss- oder Umgestaltungs-Datum) an. Beispiele dafür gibt es reichlich.
    Abgesehen von ihrem Anblick, ihrer Auswirkung auf das Stadtbild, ihrer Auswirkung auf das Lebensgefühl der Menschen, ist auch das eine Last der modernen Architektur.

    Ich verlange kaum, das jeder jederzeit seine Meinungen mit IMHOs, m. E.s oder sonstwas versieht. Meine Texte sind sicher auch oft mißverständlich und suboptimal verfasst (sonst wären sie kürzer und prägnanter und es würde weniger Richtigstellungen bedürfen). Aber das Obige waren definitiv Aussagen, die bereits der Formulierung und der Wortwahl nach nicht als subjektive Empfindungen verstanden werden sollten. Da bin ich mir recht sicher. Ähnliches trifft auf Deine Verallgemeinerungen zum Thema 'menschliche Baumaterialien' und auf Deine Erläuterungen zum 'konsistenten Geschmacksempfinden' zu (oder sollte das bedeuten, Dein ureigenes Empfinden sei konsistent?). Ich hätte gewisses Verständnis für diese Einschätzungen, würden sie nicht losgelöst formuliert und mit einseitigen Forderungen verbunden werden, sondern stünden im Gesamtkontext, sprich, ihnen würden mögliche Ursachen für diese und jene Entwicklungen und Empfindungen gegenüber gestellt und die möglichen positiven Aspekte nicht vernachlässigt, auch wenn die sich nicht nach eigenem gusto im Stadtbild präsentieren.

    Kann man natürlich machen. Aber die Bauherren bekommen ja schon die Krise, wenn sie eine quasi-öffentliche Nutzung des obersten Geschosses einplanen müssen. Für öffentliche Nutzungen gelten nämlich auf einmal ganz andere Vorgaben, was die Auslegung der Verkehrsflächen angeht, Größe und Anzahl der Fluchttreppen, Aufzüge, Traglasten, TGA etc.. Alles Dinge, die den Bau nicht nur bezüglich der entsprechenden Aufwendungen verteuern, sondern wegen ihres Platzbedarfes auch die verwertbaren Flächen in jedem Geschoss darunter minimieren. Ich meine, mich dunkel daran zu erinnern, dass selbst das angedachte Restaurant im geplanten 'Sonae-Hochhaus' deshalb mittlerweile gestrichen wurde. Das ist aber ein Problem, das beinahe weltweit auftaucht. Sinnvoll wäre das, keine Frage - schon um die Akzeptanz zu erhöhen (einigermaßen gesicherte Verwertbarkeit vorausgesetzt). Ich hätte höchstens bedenken, dass sich der Flächenbedarf negativ auf die Schlankheit auswirken könnte. Und die wird bei einigen Alex-Häusern mit ihren 150 Metern eh schon nicht so rosig ausfallen.

    Ach so?




    Besser gings nicht. Dafür war der Winkel zu spitz. die Linse verzeichnet leider auch extrem.



    EDIT: na, da hätte ich mir das ja klemmen können :( Okay, hast recht. Aber längst nicht so stark verwurstet wie durch die Fotos. So wie's aussieht, hat der Zeichner ein Rendering aus Augenhöhe (1,50m oder so) als Vorlage genommen und das Bild dann anschließend per Verzerrung auf eine mittige Ansicht getrimmt.



    EDIT (2): vielleicht ist's so besser?


    Sehe ich genau so. Wobei ich optimistischerweise sogar eine Tendenz auszumachen glaube, dass dabei eine angemessene Fortführung regionaler Traditionen mit eigenem Charakter entsteht, statt dass einfach nur wahllos Stilelemente kopiert werden, bei denen das Endergebnis aus verschiedensten Gründen nie an das jeweilige Original heranreichen kann (schon aus mentalen Gründen). Zumal die "Brot-und-Butter-Architektur" die Wahrnehmung eh wesentlich stärker beeinflusst als ein paar zentral positionierte Highlights, die man mal an sonnigen Wochenenden aufsucht.

    Zu 2): ja, ist es.


    Zu 3): Das Mißverständnis resultierte daraus, dass anfänglich nur vom Umbau eines Polizeigebäudes in der Otto-Braun-Straße zu einem Hotel geredet wurde. Der betreffende Redakteur hat dann das bekanntere Polizeipräsidium in Alexnähe dafür gehalten. Es gibt aber weiter nördlich auf der anderen Straßenseite noch ein ehemaliges Polizeigebäude aus den 50ern. Dieses war gemeint. Inzwischen hat auch die Berliner Polizei dementiert, dass sie den Komplex an der Keibelstraße veräußern würde. O-Ton: das Gebäude gehört der Polizei und das wird auch so bleiben.

    Freue mich immer wieder über originelle Fotoschauplätze :daumen:! Wie viele Zimmer hatte denn Dein Hotel? Nur das eine, oder gab's unten neben dem Empfang noch eins? :D

    Und ich wette, so etwas in der Art wird auch kommen. Irgendwann sind die Kinder nämlich erwachsen, deren Eltern sich an den Kollwitz- und Helmholtz-Plätzen oder in der Simon-Dach-Straße tummeln (von den auswärtigen Touri-Rentnern gar nicht erst zu reden). Die wollen dann etwas Neues ausprobieren und nicht zwischen ihren Alten hocken. Und als rebellischer Gegenentwurf zum bio-beschaulichen Wohlfühl-Ambiente von heute bietet sich der - dann schon wieder etwas runtergekommene - Alex m. E. geradezu an. :D

    Vor allem zeigen die Bilder, wie das DDR-Bauwesen sukzessive vor die Hunde ging. Keiner der gezeigten Bauten ist älter als 25 Jahre. Bis auf die beiden letzten, die an der Karl-Lieknecht-, Ecke Memhardstraße stehen (Anfang 80er), sind das alles noch relatv junge Vorwende-Bauten.


    Die DDR hat ja erst relativ spät begriffen, dass der funktionsoptimierte Kahlschlag-Städtebau auf Dauer mehr Defizite mit sich bringt, als er nutzt (jedenfalls, so lange man die städtebaulichen Utopien nicht mal ansatzweise nach Wunsch umsetzen konnte und es Westfernsehen gab). Das hatte natürlich auch viel mit der späten Ressourcenknappheit zu tun, die die bis dahin eher extensive Siedlungspolitik zunehmend unökonomischer werden ließ und auch mit Fortschritten in der Anpassung typisierter Bauten an die vorhandenen innerstädtischen Gegebenheiten zu tun (z. B. den Platzbedarf von Baustelleneinrichtungen, Montagestraßen oder Kranbahnen betreffend). Paradoxerweise sind aber genau die gezeigten Bauten die Zeugnisse einer Ära, in der die DDR-Führung zunehmend sensibler mit dem Bestand umzugehen gedachte, in der tradierte urbane Qualitäten wieder stärker berücksichtigt wurden (Kleinteiligkeit, Baufluchten und Nutzungsmischung betreffend) und in der - nach dem Ausklingen neoklassizistischer Tendenzen Mitte der 50er - erstmalig wieder auf lokale Traditionen Bezug genommen wurde (Fensterformate und Unterteilungen, Gliederungen, Pseudo-Pilaster, Dächer, Gauben und das ganze Gedöns, was nicht selten kaum berlinisch war). Honeckers spät geplanter Prachtboulevard, die Friedrichstraße, hätte im Detail sehr ähnlich ausgesehen.


    Mich interessiert mal, ob die vergleichsweise ambitionierte Intention dieser Ära auch ihre Liebhaber gefunden hat. Deshalb würde ich sehr gerne erfahren, ob diese Lückbauten - Sanierung vorausgesetzt - bei Euch eher Zuspruch finden, als die deutlich älteren, wesentlich radikaleren DDR-Ergebnisse der näheren Umgebung, wie etwa die Rathauspassagen, die Bauten gegenüber an der Liebknechtstraße, die DDR-Fragmente am Alex inkl. Park Inn und Haus des Lehrers, die Karl-Marx-Allee Abschnitt II etc.



    Falls es jemanden interessiert: genau der Anblick dieser minderwertigen Kästen (übrigens auch im Innern grausam, was sichtbare Fugen in den Decken begrifft, Stahlzargen statt Türrahmen, Über-Putz-Installationen mit lautstarker Relais-Technik, billigste Beschläge und Dekore etc.), die aus meiner Sicht weder Fisch noch Fleisch waren, also sowohl neben den alten Häusern, wie auch neben den Bauten der Sechziger bis Siebziger Jahre sehr inkonsequent wirkten, hat (neben der Irritation durch das neue Nikolaiviertel) damals als Kind mein Interesse für die Architektur und den Mitgestaltungswillen erst geweckt :). Übrigens fand ich den stark gestaffelten Bau an der Nordecke zur Memhardstraße (neben dem Berliner Verlag)damals noch am Interessantesten. Lag vermutlich daran, dass er irgendwie völlig aus dem Schema fiel, was vor allem die DDR-untypische Staffelung und die durchgehende 'Kannelierung' der Platten anging. Wirkte daher auf mich irgendwie sehr 'weltstädtisch' :cool:. Inzwischen ist aber genau das zumindest in meinem Kopf nach hinten los gegangen. Heute erinnert mich der Anblick dieses versifften Kastens weniger an eine DDR-Hinterlassenschaft mit Optimierungspotential, als eher an eine Ruine in einer ehemaligen Krisenregion auf dem Balkan.

    Ich finde schon, dass etwas 'Besonderes' passiert ist :). Inzwischen scheinen nämlich die Fugen- bzw. Platten/Stützenverblendungen zumindest auf der Westseite fast vollständig angebracht zu sein. Auf deren Montage war ich besonders gespannt. Leider zeigen Deine Bilder das nur aus der Ferne, paderwan. Gibt's davon vielleicht noch Nahaufnahmen oder nützliche Ausschnitte aus den Originalbildern? Ich war vor zehn Tagen das letzte Mal dort. Da hatten sie damit gerade erst begonnen. Sah allerdings zu dem Zeitpunkt noch nicht sehr vielversprechend aus, eher wie irgendwelche Profile von Halterungssystemen auf blanker PU-Bahn (so wirkte der schwarze Untergrund jedenfalls auf den flüchtigen Blick).


    Ausserdem finde ich die Nordseite recht interessant. Vor kurzem wurde die ja erst weiß getüncht. Jetzt hängt schon ein vollflächiger Druck in Fassadenoptik davor. Das lässt mich zumindest hoffen, dass Hines selbst vom temporären Charakter dieser 'Brandwand' überzeugt zu sein scheint.

    Das sind die Elemente, die ich als 'Lisenen' bezeichnet hatte (was etymologisch nicht ganz korrekt ist, aber der Sache am nächsten kommt und hierfür auch eine übliche Bezeichnung ist). Deren Sinn liegt einfach darin, die Fassade zu gliedern, indem die Vertikalen betont werden (und mag hier noch den Nebeneffekt haben, die Fugen zu verdecken und die Polygonalisierung an den nur leicht gewölbten Stellen zu kaschieren). Für eine zusätzliche Verglasung ist das sicher nicht gedacht (die würde man wohl nur punktuell und nicht über durchgehende Elemente fixieren)

    Na, bei diesem eindeutigen Ergebnis hättest Du die Zweit- und Drittplatzierten diesmal nicht unbedingt erwähnen müssen. ;)


    Glückwunsch auch von mir! Ich hatte meinem Bild eigentlich gewisse Chancen eingeräumt, aber nachdem ich Deines sah war mir klar, dass die Sache gelaufen ist. Schön auch, dass Du das Thema "Skylines" so interessant abstrahiert hast. :daumen:

    Achtung! Urschleim-Alarm!

    Ich versuch's mal der Reihe nach.


    Zum 'Gefallen durch das Nicht-Fachpublikum'. Das habe ich im Wesentlichen dieser Passage entnommen: "Nun stellen sich die Fragen, für wen wurde das Gebäude errichtet, was soll es wem gegenüber nach außen hin ausdrücken, wie soll es das Stadtbild mitprägen, soll es auch zukünftigen Wert behalten, für die Allgemeinheit oder nur für ein Fach-Publikum usw. Hierin unterscheiden sich nun tatsächlich viele historische Gebäude von den meisten überwiegend "modernen" Gebäuden." War das fehlinterpretiert?


    Vielleicht mal etwas Grundsätzliches, um dem offensichtlichen Mißverständnis zu begegnen, ich würde strikt zwischen 'Fachpublikum' und 'Laie' trennen: Ich unterscheide eher zwischen fundierten Darlegungen, bloßen Meinungsäußerungen und vehement vorgetragenen Behauptungen, die so in den Rang von Tatsachen gehoben werden sollen. Ich kenne selbst genügend Architekten, die sich nicht die Bohne für den historischen Kontext interessieren, oft einfach deshalb nicht, weil sie damit nie konfrontiert werden, etwa, weil sie mit den Anforderungen von heute vollends ausgelastet sind (und eher in selteneren Fällen, weil ihr Ego das nicht zulässt - und Du darfst mir glauben, in solchen Fällen fahre ich wirklich aus der Haut, das letzte Mal erst vor zwei oder drei Wochen passiert). Andererseits gibt es auch genügend 'Laien', die sich mit den Begebenheiten auseinandersetzen, oder die z. B. auf Grund ihres Alters oder ihrer Erlebnisse schon am eigenen Leib erfahren haben, wie häufig sich vermeintlich unumstößliche Wahrheiten als Irrwege erwiesen haben (der hochfrequente Paradigmenwechsel der vergangen Jahrzehnte hat das sicher noch befördert; und auch da gab es in jeder Epoche Mehrheiten für alles Mögliche und vermeintlich wasserfeste Argumentationen). Ich halte niemandem vor, dass seine Interessenlagen andere sind oder dass ihm Erfahrungswerte fehlen. Wenn ich hier in manchen Augen vielleicht den arroganten Schnösel mime (wie die anonyme Kommentarfunktion mir nahelegt), dann ist das aus meiner Sicht etwas zu kurz gegriffen. Ich betrachte das 'Oberlehrerhafte' in einigen meiner Beiträge meistens als Reaktion auf mindestens ebenso arrogant verfasste Äußerungen anderer. So etwa, wenn es entgegen den eruierbaren Fakten heißt, dieses und jenes ist so und so, das muss man so machen, das gilt, alle unfähig etc. Die dazu gehörigen Begründungen entstehen fast immer im Hirn und sind komischerweise selten abfragbar. Vom Thema mangelnder Toleranz nicht zu reden (aber das scheint eh umgekehrt proportional zum Intellekt zu sein) Die Klugscheißerbeiträge vom letzten Kommentator hier sind dafür wunderbare Beispiele (Paradefall Nürnberg-Thread) dreimal wöchentlich schlaue Ratschläge und Blödheitsbezichtigungen, aber selbst reicht's gerade mal für eine erbärmliche Fotomontage und ein, unter dem Deckmantel der Lustüschkeit vekauftes, Nikolaushaus - dabei ist er weder zeitlichen, noch finanziellen Beschränkungen unterlegen und muss auch sonst keine Vorgaben beachten (gilt ähnlich auch für andere Kandidaten und erst recht für manche Kreationen im APH-Forum, bei denen sich selbst Patzschkes noch im Grabe umdrehen würden).


    Wieder zum Thema: natürlich sollte ein Gebäude im städtischen Kontext bestehen, lokal verwurzelt sein, Identität stiften, wenig zum moralischen Verschleiß neigen (was man leider häufig nur experimentell erfahren kann) und es sollte eine ausgewogene Wechselbeziehung zwischen Solitären und dem Stadtkörper geben (meine Meinung, die ich hier heute nicht zum ersten Mal erwähne). Das entstammt aber der Rubrik 'Wünsche' und wird in den erwähnten Verordnungen naturgemäß nur im Rahmen des Möglichen eingefordert und mit anderen, mindestens ebenso essentiellen Aspekten abgewogen. Wenn ich also von den realen Erfordernissen spreche, dann hat das nichts mit meiner 'Einstellung' zu tun, sondern ich beschreibe damit die, in unserer Welt vielfach notwendigen, Sachzwänge. Du solltest es Dir nicht so einfach machen und glauben, nur weil jemand Deine Wünsche für unrealistisch hält, sei er komplett anderer Meinung. Es gibt hier übrigens allerhand Beiträge, in denen ich gerade machtgeile Bürokraten als wesentlich verantwortlich für die aktuelle städtebauliche Misere erachte. Daher würde ich mich persönlich besonders ungerne in diese Ecke gestellt sehen. Übrigens ist selbst die Berliner Traufhöhe quasi eine dieser 'Bürokraten'-Auflagen. Sie entstammt einer Revisionierung der Bauordnung aus 1872 (für kurze Zeit durfte man hier auch höher bauen, ein paar erhaltene Häuser finden sich vor allem noch im nördlichen Mitte). Da ging es um die Höhe der damaligen Feuerwehrleitern - und nicht um das von Schinkel postuilierte optimale Straßenraumprofil, wie manch einer heute gerne annimmt. (auch die Mindestgrößen der arg engen Höfe wurden wegen des Wendekreises dieser Drehleitern erhöht, nicht etwa, weil die Bauherren ihren Mietern besondere Schönheit im Hof präsentieren wollten!)



    'Bin der Meinung, die Erbauer vieler historischer Gebäude haben auch geplant, dass ihre Bauwerke einem breiten Publikum auf Dauer gefallen sollten. Bin weiterhin der Meinung, dass die meisten historischen Gebäude auch heute noch einem breiten Publikum gefallen.' Jetzt mal ernsthaft, hältst Du das für eine Frage der Meinung? Die Intentionen für die Gestaltung einzelner Bauten waren auch in der Vergangenheit viel zu unterschiedlich, als dass man darüber so pauschal urteilen könnte. Für die letzten 200- 300 Jahre sind die jeweiligen Beweggründe recht gut erforscht. Auch wenn das wieder oberlehrerhaft klingt: Du solltest berücksichtigen, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und kulturellen Erfordernisse sowie die technologischen Möglichkeiten einem permanenten Wandel unterliegen. Wir haben keine, von Monarchen eingesetzte, geheimen Oberbauräte mit weitreichenden Befugnissen mehr und derzeit auch keinen Zuwanderungsdruck in den Städten, der zu einer Nivellierung von Nachfrag und Angebot auf hohem Niveau führen könnte (was die Grundvoraussetzung für anspruchsvolle, mondäne Architektur ist, die den Vergleich mit den besten Exemplaren vergangener Epochen nicht scheuen braucht). Dafür haben wir heute die "dollsten" Möglichkeiten der industriellen Vorfertigung, wir haben den ersten und zweiten Förderweg (neben sonstigen sozialen Absicherungen, deren Aufwendungen u. a. zur Unbezahlbarkeit mancher handwerklichen Leistung führt) und die so ziemlich jedem deutlich mehr als ein Dach über dem Kopf garantieren, wir haben sozial bedingte Unruhen weitgehend eliminiert, wir haben heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor, uns zu verwirklichen, beruflich erfolgreich sein und zu repräsentieren (die Fixierung auf die gebaute Umgebung ist somit wesentlich geringer ausgeprägt als früher) und wir haben heute genügend Freizeit, um uns in Internetforen in die Haare zu kriegen - statt an unseren Palästen zu werkeln und sie uns gegenseitig vorzuführen. Alles das (und noch viel mehr) sorgt dafür, dass die Welt von 1889 heute nicht mehr reproduzierbar ist - Wünsche hin oder her!


    Deine Ausführungen, die ja implizieren, früher habe man schön gebaut, heute tue man das nicht mehr, greifen hier m. E. deutlich zu kurz. Ich habe nicht umsonst auf die Geschmacksbildung hingewiesen. Glaubst Du wirklich, dass sich die Intentionen so gewandelt haben? Warum setzt Du Deine Empfindungen mit den Aussagen der jeweiligen Baumeister auf eine Stufe? Ist das Empfinden für die Schönheit des Alten vielleicht auch dessen Wahrnehmung als etwas Gegebenes, was die Gesellschaft schon lange begleitet? Und besitzt ein altes Haus, dessen Entstehung man kaum ad hoc nachvollziehen kann, nicht eh viel mehr Potential zur Verklärung, als es bei heutigen Bauten der Fall ist, deren mglw. verworrene Initiierung, deren Vorgänger und deren Nutzer man komplett umreißen kann? Sind bestimmte stilistische Merkmale, die als attraktiv empfunden werden, nicht vielleicht nur Begleiterscheinungen, also die Mittler zwischen dem verheißungsvollen Alten und dem unbefriedigenden Neuen? Das würde immerhin erklären, weshalb viele Leute, die die Moderne und ihre Nachfolger entschieden ablehnen und das oft sehr glaubhaft emotional bis sachlich darlegen können, bei der Bewertung der Merkmale vergangener Epochen urplötzlich völlig undiffenrenziert alles in den Himmel loben, sobld es als Gegenthese zum Hier und Jetzt auslegbar ist? (Ich denke, da passt auch die aktuelle Ziegeldach-Debatte im Berliner Unterforum mit hinein. Wenn's gegen die Neuzeit geht, spielen der kulturelle Background und der Genius loci auf einmal eine untergeordnete Rolle; Oder siehe viele Wohnparks: die dämlichsten und unpraktischsten Fensterformate, die wohl so manchen Bauherren zu Kaisers Zeiten brotlos gemacht hätten und deren gefakte Kleinteiligkeit höchstens einen Bezug zum Geodreieck kennt, scheint einigen noch allemal lieber zu sein als etwas, dass man wohlmöglich mit dem Heute in Verbindung bringen könnte).


    Wie schon tausende Male erwähnt: dass vieles einem Bedeutungswandel unterliegt, manche Werte erst zu spätem Ruhm kamen (und dies teilweise den Errungenschaften der Neuzeit mit ihren negativen Randerscheinungen verdanken) streite ich nicht ab! Daraus lässt sich aber noch lange kein algemeingültiger Wertekanon ableiten. Auch wir werden nicht die Letzten sein, die Wertmaßstäbe verschoben haben. Nach meiner Auffassung gibt es in der Architektur eh eine ähnliche Abfolge von These und Antithese, wie in vielen anderen Bereichen auch. Nur wird das hier auf Grund der wesentlich längeren Zyklen (gegenüber z. B. der Musik- oder Modetrends) nicht auf Anhieb erfahrbar. Ich wäre Dir wirklich sehr dankbar, wenn Du Dich ernsthaft mit den Ursachen für manche gestalterische Beweggründe beschäftigen würdest. Ich halte das für notwendig, da eine weitere Argumentation, die auf reinen Mutmaßungen fußt und bei deroft der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein scheint, m. E. ziemlich sinnfrei ist.


    Übrigens erachte ich es eigentlich für selbstverständlich, dass man nicht sofort dem erstbesten und bequemsten Erklärungsversuch für seine jeweilige Meinung erliegt (und dafür notwendigenfalls sogar alle möglichen Verschwörungstheorien bemüht oder über Dinge befindet, die einem allein nie zustehen können, z. b. den mangelnden Intellekt heutiger Planer betreffend). Ich habe aber den Eindruck, diese Herangehensweise wird hier immer populärer. Fatal finde ich aber die Ansicht, von einem 'konsistenten Geschmacksempfinden' zu sprechen! Sicher, es gibt Proportionen und Formen, die von der Natur vorgegeben sind und deshalb universeller als andere funktionieren. Aber die wenigsten davon finden sich in der Architektur wieder. Ausserdem ist es nach meiner Kenntnis selbst denen, die sich damit erwerbsmäßig beschäftigen, noch nicht gelungen, hier die kulturelle Komponente zweifelsfrei von der 'biologischen' Seite zu trennen und gegebene Entfremdungsprozesse exakt zu erkunden. Immerhin gibt es auch genügend Zeitgenossen ohne besonderen Hang zur Architektur, die mit klassischen Bauten überhaupt nichts anfangen können. Willst Du unterstellen, diese seien irgendwie degeneriert oder besäßen einen Gen-Defekt? Mir ist auch nicht aufgefallen, dass diese Leute (die scheinbar gegen den Trend leben) alle einer auffälligen sozialen Schicht angehörten. Eine seriöse Quelle wäre für diese Aussage daher sehr wünschenswert! Ich hoffe, da kommt etwas Verwertbares. Bei Deiner merkwürdigen, scheinbar zum Gesetz erhobenen Abstraktion: Glas plus Beton gleich unmenschlich (ergo Tonziegel plus Mörtel plus Putz gleich menschlich; muss man nur noch die ach so menschlichen Entstehungsbedingungen vieler alter Häuser ausklammern, fertig) habe ich da leider wenig Hoffnung.


    Für Deine Behauptungen zum Gipsstuck hätte ich auch gerne mal eine Quellenangabe. Dass er im Vergleich zu konkurrierenden Materialien nenneswert haltbar sei, widerspricht sowohl der Intention der Bauherren während seiner Verbreitungszeit, als auch zeitgenössischen Berichten. Die Kopplung der Verwendung an die mangelnden Natursteinvorkommen erscheint mir so lange plausibler. Haltbarer Gipsschmuck, der über eine flache Ornamentik hinaus geht, wurde im Übrigen genau wie Natursteinschmuck mit Wandankern aus Stahl befestigt. Das Gewichts-/Verwendungsmöglichkeiten-Argument lasse ich daher nicht gelten (wie gesagt, bis auf seriöse Widerlegung).



    Abschließend zum Weltbild: Im Wesentlichen erkenne ich dieses 'Weltbild' vor allem bei Dir. Du brauchst mir nicht erzählen, wozu ich neige! Dass ich wohl weit eher Fakten als Du abbilde, sollte Dir die Realität tagtäglich beweisen! Du solltest den Spieß nicht umdrehen, schließlich schlägst Du hier auf (und mit dir einige andere) und willst gerne erklären, wie einfach alles sei und wie man die gebaute Umwelt verbessern könnte. An stichhaltigen Belegen, warum ausgerechnet Du zu den 'Guten', zu den 'Schlauen' (oder was weiß ich) gehörst, die uns mit ihren Eingebungen diesmal endlich in eine strahlende Zukunft führen, habe ich noch nicht viel gelesen. Ich akzeptiere Deine geschmackliche Ausrichtung, die sicher eine recht große Schnittmenge mit meiner besitzt (und würde das wohl auch tun, wenn wir völlig gegensätzliche Vorstellungen von Architektur und Städtebau besäßen). In den Grenzen der Erhaltung (bzw. Wiedererlangung) eines Gemeinsinnes - zu dem weit mehr als ein paar geschichtsschwangere Hüllen gehören - soll meinetwegen jeder nach seinen Vorstellungen glücklich werden. Ich akzeptiere aber keine Universalvorschläge, die mit totalitären Anwandlungen einhergehen, indem versucht wird die eigene Vorstellung anderen als die einzig Wahre Lösung überzuhelfen, wo Geschmacksfragen als Fakten verkauft werden und wo alle, die den steinigeren Weg gewählt haben um sich entsprechnend einzubringen, von schierer Masse oder Ignoranz erschlagen werden sollen! Es haben sich schon so viele Leute mit Hingabe daran vesucht, die Akzeptanz der gebauten Umwelt zu erhöhen (wieder die blöde Oberlehrerhaftigkeit: was u. a. zum aufkommen der Moderne führte!) uind sind daran gescheitert. Warum sollte das nun ausgerechnet jemandem gelingen, der gegen den verstrahlten Müll mit Omas Staubsauger anrückt? Spielt doch überhaupt keine Rolle, wie nett die Oma immer war (die nur ihre Kinder verprügelte, aber nicht ihre Enkel).


    So, das war's bis hier. Ich freue mich natürlich über eine erneute Rote-Pünktchen-Kanonade von beleidigten Leberwürsten, die es nicht vertragen können, wenn man sie aus ihren Träumen reißt, und die aus Mangel an Argumenten auf diese Art ihren Frust ablassen müssen! :D

    Schneewittchen, sind das Tatsachenbeschreibungen oder Vermutungen? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass diesem Bau an so prädestinierter Stelle und mit diesem Mieter eh die aktuellen Standards zuteil werden, sprich Installationsböden (eigentlich ein Muß bei modernen Bürohäusern), Fußbodenheizungen statt Konvektoren vor der Brüstung sowie Kühldecken. Ich hatte auch gemutmaßt, aus diesen Ansprüchen leiten sich die relativ großen lichten Geschosshöhen des Rohbaus ab. Schade, wenn das tatsächlich ein 'aussen hui, innen naja'-Ding werden würde.

    Übrigens ist zumindest der Rücksprung von Deckenverblendungen/-installationen im Aussenbereich von Glasfassaden eigentlich usus (trapezartiger Querschnitt an den Aussenkanten). Nur die Fussbodeninstallationen tragen auf.