Nbger Süden: Lichtenreuth - Technische Universität Nürnberg

  • Die alten Umladehallen hätten auf dem Grundstück der TU Nürnberg gestanden und in ihren riesigen Dimensionen geschätzt ein Drittel von deren Gelände eingenommen. Die Universität orientiert sich nicht auf Maschinenbau (wie etwa die Technische Fakultät der FAU), sondern auf KI, Quantencomputing, Robotik oder Biomedical Engineering. Ob man da riesige und flache Hallen braucht, wage ich zu bezweifeln.


    Dazu kommt: Es handelt sich bei dem ehemaligen Güterbahnhof um einen der meistbombardierten Orte Nürnbergs. Bei den Bauarbeiten im Nordwesten des Areals gab es schon mehrere Funde massiver Blindgänger. Im Südosten, auf dem Uni-Gelände, wird es nicht anders aussehen.

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    "Aber" kann man ja immer sagen, die Hallen waren zugegebenermaßen sehr groß, man hätte ja auch nur Teile stehen lassen können. Mein Eindruck war, und ich war damals recht nah dran an den verantwortlichen Stellen, dass nichteinmal überlegt wurde, ob da etwas gegangen wäre. Es war absichtlich gewollt, ein jungfräuliches Gelände zu schaffen, bei dem man ins Leere hinein planen kann. So wie es halt die Chinesen machen. Und es leider symptomatisch in Nürnberg, auch auf dem Cromwell-Areal wurde alles radikal weg gerissen um neu ins Leere hinein bauen zu können. Man verschenkt halt viel Potenzial das Wiedererkennungswert schaffen könnte und wodurch sich Europäische Städte eigentlich auszeichnen, was ihnen ihren Lebenswert verleiht. Die Kombination aus neu und alt, das wiederverwenden und Neuerfinden von Historischem. Eine Stadt wie Nürnberg wird doch niemals überzeugend eine reine Stadt des 21. Jahrhundert sein, immer nur in Teilen. Das darf man ruhig auch sehen. Die Bahnhofstraße z.B. ist nahezu ausschließlich 21. Jahrhundert: Die Hotels kommen langsam in die Jahre, die Fassaden veralgen und ergrauen, die Straße wird heute allgemein als misslungen beschrieben, jetzt, da sie nicht mehr nagelneu ist.


    Es gibt vergleichbar große Städte in Deutschland, die ganz anders zu ihrem industriellen Erbe stehen und denen geht es nicht schlechter als Nürnberg, was Vitalität und Gründerstimmung anbelangt. Einen Strang mit dem Titel "Umgang mit Industriedenkmälern" kann man in für Nürnberg nicht einrichten, er bliebe leer, hier gibt es keine Beispiele, nur Abrisse.

  • Es gibt doch ein paar Beispiele von Industriebauten wie AEG-Glände

    und einige Gebäude in der Südstadt (Siemens?), die Grundiggebäude hinter dem Stadion um nur einige zu nennen.

    Die ehemalige Quelle ist zwar kein Industriegbäude aber immerhin wird es erhalten.

    Zugegeben Industriedenkmäler müssen das nicht unbedingt sein.

  • Also, ganz so düster wie Du, nothor , sehe ich das nicht.


    Zum einen hat Nürnberg (leider) kaum so schöne alte Industrie-Klinkerbauten wie sie z.B. im Leipzig-Strang zu sehen sind.


    Zum anderen wird vieles von dem, was an industriellem Erbe da ist, durchaus erhalten und saniert. Zusätzlich zu den oben von Gerch genannten Beispielen fielen mir noch ein:


    -        das Turmgebäude auf dem Branntwein-Areal,


    -        das ehem. Elektro-Werk auf dem Milchhof-Areal, in dem heute eine Osteria ist,


    -        das Bauhaus-Hauptgebäude am Milchhof, prominente am Wöhrder Talübergang,


    -        die kleine Remise in der Vogelweiherstraße,


    -        das Hauptgebäude des ehem. Güterbahnhofs am Kohlenhof,


    -        direkt gegenüber die Backstein-Lagerhalle, in der heute der Zollhof-Tech-Inkubator ist,


    -        der Kulturladen und die Villa Leon im Leonhardspark,


    -        und für mich am gelungensten: das ehem. Brauerei-Hauptgebäude auf dem Tucher-Areal an der Schillerstraße.


    Beim Kromwell-Areal stimme ich Dir zu. Schade, dass der alte Backsteinbau abgerissen wurde. Die ehem. Umladehallen auf dem Rangierbahnhofareal erscheinen mir persönlich hingegen als eine Phantomschmerz-Chimäre. Kaum ein Nürnberger kannte sie, sie haben keinen sinnstiftenden Wert. Wer nicht auf dem Güterbahnhof gearbeitet hat, hat sie nie gesehen. Täglich fuhren auf der Münchner Straße Tausende an ihr vorbei – dass sich hinter dem Grüngürtel irgendwelche Hallen befanden, dürfte kaum jemandem überhaupt bewusst gewesen sein.

  • .... Wer nicht auf dem Güterbahnhof gearbeitet hat, hat sie nie gesehen. Täglich fuhren auf der Münchner Straße Tausende an ihr vorbei – dass sich hinter dem Grüngürtel irgendwelche Hallen befanden, dürfte kaum jemandem überhaupt bewusst gewesen sein.

    Das Argument finde ich nicht stichhaltig, denn das "Betroffenheitsprinzip" trifft ja immer zu. Das Theater wegen dem Abriss einer Villa und dem Abholzen alter Bäume am Rande von Erlenstegen oder wo das war kann ich z.B. nichteinmal richtig verorten, ich weiß nicht wo das ist. Trotzdem waren letztens zahlreiche Leserbriefe dazu in der Presse. Ebenfalls kann man das auf den ehem. Deportationsbahnhof Märzfeld beziehen, den ich auch nicht kannte bis mich Aktivisten mal dorthin einluden. Andersherum, man kann natürlich Dinge stets leerstehen lassen, warten bis drumherum alles bewachsen ist und dann nochmal eine Generation abwarten bis das Objekt nicht mehr gekannt wird.

    Den Güterbahnhof haben naturgemäß erstmal nur jene gekannt, die dort gearbeitet haben. BTW, dort fand 1985 die deutschlandweit beachtete Feier "150 Jahre Deutsche Eisenbahn" statt, wenn man Fotos der Ausstellung sieht fragt man sich als Nürnberger, wo das eigentlich war, hat doch unser Hauptbahnhof kein solches Hallendach. Ebenso sehe ich es in der Natur der Industriedenkmale, dass sie eben nicht jedem bekannt sind. Das dürfte die Tafelhalle ebenso betreffen.


    Grundsätzlich hast du sicherlich Recht, dass nicht alles verschwindet, deine Liste würde ich sogar noch um das Hefe-Werk in Buch und die Ziegelei in Boxdorf erweitern, die dem Vernehmen nach ja erhalten bleiben sollen.


    Dennoch frage ich mich immer wo denn der Schmerz dabei wäre, das eine oder andere mehr zu erhalten, um den Orten Würde und Identität zu verleihen. Wenn kein Geld mehr da ist für Kultur und Denkmalpflege, dann hat das ja tiefere Bedeutung, die ich hier aber nicht ausbreiten würde, das führt zu weit. Nur soviel, Denkmalpflege ist für mich Kultur, und Kultur und Kultiviertheit ist für mich die entscheidende Errungenschaft menschlicher Evolution und unterscheidet uns Menschen fundamental von den Tieren bzw. der Steinzeit, in der es nur um das tägliche Überleben ging.

  • In Nürnberg verschwindet schon deutlich, deutlich mehr Industriekultur als in Leipzig oder Berlin. In der Provinz ist das zwar noch schlimmer, aber gut schneidet Nürnberg dennoch nicht ab.

    Vor ein paar Jahren besuchte ich einmal den Campus Belval der Universität Luxemburg in Esch. Auch hier: hochmoderne, auch etwas höher und mutiger geplante Neubauten als in Nürnberg - die Würze, der Charakter entsteht aber erst durch die Industrie Relikte. Sonst wäre das alles schon sehr steril.

    Das so etwas hier unmöglich ist finde ich schon schade. Gerade die Osteria zeigte doch, dass auch ein Teilerhalt der Hallen möglich gewesen wäre.

  • Passend zur Visualisierung des Moduls II im Beitrag #251 von arc_bn, gibt es jetzt den dazugehörigen Bebauungsplan im Ratsinformationssystem (siehe hier) einzusehen. An einer Stelle sind bis zu 16 Stockwerken möglich, womit zumindest mal wieder die 50m geknackt werden dürften. Im Schnitt ist eine zum Teil offene Blockrandbebauung mit in der Regel sechs Geschossen geplant. Ich hoffe nur, die Parzellierung in große Baugrundstücke sorgt nicht dafür, dass die anfangs angestrebte Kleinteiligkeit am Ende dann doch wieder langgezogenen monotonen Fassaden weichen wird. Erfreulich auf jeden Fall, dass man sehr viele Grün- und Sickerflächen eingeplant hat und die Parkplätze bis auf wenige Ausnahmen in Tiefgaragen verschwinden sollen. Zu Erwähnen ist hierbei auch noch, dass anscheinend drei Mobilpunkte allein im Modul II entstehen sollen.