hfrik, also Standstreifenfreigabe als IV-freundliche Kapazitätserweiterung zu verkaufen... Standstreifenfreigabe ist aus der Not geboren, wenn trotz überhand nehmendem Verkehr immer noch kein Geld für Ausbau bereitgestellt wird. Standstreifenfreigabe geht übrigens regelmäßig mit Tempolimit einher.
Echterdinger Ei, Wow. Kommst Du eigentlich mit dem Auto einigermaßen herum, zwecks Vergleich auch in anderen Ballungsgebieten? Im Bereich Stuttgart gibt es vier größere Knoten an Autobahnen: Zuffenhausen (A81xB10), Leonberger Dreieck (A8xA81), Stuttgarter Kreuz (A8xA831/A81) und Echterdinger Ei (A8xB27). Das war's. Dir mag das gigantisch erscheinen, doch es ist ein Witz. Da braucht man gar nicht nach Frankfurt, München oder gar ins Bahnideal Zürich schauen, es wird schon um Längen von Mannheim, Mainz, Nürnberg, Saarbrücken oder auch Leipzig übertroffen.
Auch sehe ich nicht, daß es groß Widerstände gegen Schienenprojekte gäbe, während Straßen quasi unter der Hand Stück für Stück gebaut würden - wie Du behauptest. Ich sehe trotz oder aufgrund der von fehlplaner aufgeführten Projekte keinen dem Ballungsraum angemessenen Straßenbau, dafür ein gut ausgebautes Stadtbahn- und S-Bahnnetz, welches jährlich erweitert wird. Trotz S21, dem ja von Teilen nachgesagt wurde, kleinere Projekte abzutöten, wurden S-Bahn-Strecken auf mehreren Ästen verlängert, neue Stadtbahnlinien eröffnet, andere verlängert, Takte erhöht, dazu mit recht modernem Fahrmaterial.
In schienenbegeisterten Kreisen wird gerade das Stuttgarter Stadtbahnsystem gelobt, steht mit an der Spitze. Ich kenne hingegen keinen, der das hiesige Straßennetz lobte. Wie auch? Messbarer Ruf als Stauhauptstadt oder ein Blick auf die Straßenkarte genügen.
I.d.Z. wiederhole ich daher hier im passenderen Strang, bezieht sich allerdings auf BaWü gesamt:
Bzgl. Autobahnbau kam im relativ großen Flächenland BaWü die letzten knapp 50 Jahre an Nennenswertem jenseits kleiner Abschnittserweiterungen lediglich die A81 hinzu. Diese Karte aus 1974 zeigt fett schwarz den Autobahnbestand und gestrichelt damalige Planungen... Man vergleiche, was zwischenzeitlich in Bayern, Hessen odetr RP entstanden ist, selbst im Osten wurde seit 1990 ein dichteres Netz bei geringerer Bevölkerungsdichte realisiert. Ein paar der angedachten Autobahnen wurden in BaWü immerhin teilweise in Form gelber Autobahnen realisiert, die jedoch überwiegend langsamer ausgelegt und stärker geschwindigkeitsbegrenzt sind. Vergleichbar eher mit Regionalzugverkehr. Reutlingen soll übrigens die einzige deutsche Großstadt ohne Autobahnanschluß sein. Die A98 am Hochrhein als das seit Jahren "größte" BaWü-Autobahnneubauprojekt entwickelt sich etwa alle 10 Jahre 5-10 km weiter - und damit es bei diesem Tempo niemandem schlecht wird teilweise nur einspurig.
Derartige Vergleiche sind übrigens wesentlich aussagekräftiger als ein Vergleich Straßen- vs. Schieneninvestition bzw. -bau. Man vergleicht auch nicht Schienen- mit Radweginvestition. Im Bundesländervergleich unter ggf. Berücksichtigung von Fläche und Ew. zeigt sich die Angemessenheit weitaus besser. Ebenfalls von Gewicht ist die Transportleistung, die im Bereich Güterverkehr Straße:Schiene etwa 3:1 beträgt. Im Bereich Personenverkehr m.E.n. um 10:1 .
Umgehungsstraßen sind natürlich hinzugekommen. Überall. Diese dienen jedoch regelmäßig in erster Linie nicht dem Autofahrer, sondern die Stadt zu entlasten. Für den Autofahrer bedeuten sie fast immer Mehrweg und nicht selten trotz der höheren Geschwindigkeit mehr Zeit. Man denke dabei auch an die Zunahme der Siedlungsflächen, Gewerbegebiete und Güterverkehre. Wie sollte das alles durch die Stadt gehen? Die Schiene bleibt freilich in der Stadt, schon weil sie viel mehr knoten- und zentrumsabhängig ist. Wäre trotzdem mal interessant den Aufschrei mitzuerleben, wenn man mal vorschlüge, die Bahn im großen Bogen um eine Stadt herumzuführen. (Scherz)
Stau kennt man eigentlich nur vom Auto. Daß Züge im Stau stehen, sieht man eher selten. Vielleicht wird mal gewartet, bis einer passiert hat oder an Langsamfahrstellen das Tempo gedrosselt. Solches gibt's jedoch auch im IV: Tempolimit wegen Brückenalter, Fahrbahnverengung, Ampeln. Und das obwohl bei der Bahn nicht wirklich rationiert wird. Sitzplätze sollten manchmal reserviert werden, aber mitgenommen wird immer - von sehr seltenen Sondersituationen wie Streik, Betriebsstörung, Unwetter abgesehen. Also ich hatte auf dem tw. spontanen Weg zum Bahnhof noch nie Angst, nicht mitfahren zu können, weil nicht reserviert.
Übrigens spült der IV einen Überschuß in die Steuerkasse, werden über diverse IV-Steuern und -Abgaben mehr Gelder eingenommen als in den Straßenverkehr zurückfließen. M.a.W. führt weniger IV zu weniger finanziellem Spielraum für Schhieneninvestitionen, weil diese Steuern im allgemeinen Topf landen.