Benetton Mega Store [fertiggestellt 2006]
Erlesenes für die Einkaufsmeile
In der Fußgängerzone soll ein attraktiver Neubau entstehen – der Investor stellt hohe Ansprüche an das Projekt Von Alfred Dürr
Fußgängerzonen in der Innenstadt – sehen sie inzwischen nicht überall gleich aus? Präsentieren sich nicht überall die gleichen Fassaden und Filialen? Ist irgendwo noch der spezielle Flair einer besonderen Stadt zu spüren? In der Münchner Fußgängerzone werden diese Fragen wieder aktuell. Das aus dem Jahr 1965 stammende Geschäftshaus in der Kaufingerstaße 15, in dem sich das Bekleidungsunternehmen K + L Ruppert und im Kellergeschoss WOM World of Music befinden, soll im November nächsten Jahres abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. 2005 wird dann das Haus mit einem so genannten Flagship-Store der italienischen Modemarke Benetton und Büroräumen (in den oberen Etagen) eröffnet.
Als Investor des Projekts hat die Bayerische Immobilien AG, die zur Schörghuber Unternehmensgruppe gehört, die Stadt München und den zukünftigen Mieter Benetton in den Wettbewerb um die Vergabe des Architektenauftrags einbezogen. Ein solches Verfahren ist durchaus ungewöhnlich für den Bereich Fußgängerzone. Wie zu hören ist, lagen dem Investor zunächst verschiedene Entwürfe vor, die allerdings den Ansprüchen nicht genügten. Deswegen entschied man sich für einen Wettbewerb. Man wollte der fortschreitenden Verödung der Innenstädte etwas entgegen setzen, sagt Udo Scheffel, der Sprecher des Vorstands der Bayerischen Immobilien AG. Große, glatte Glasfassaden, auf die Bedürfnisse der Produktpräsentation der großen Filialisten zugeschnitten – mehr sei es nämlich meist nicht, was das Stadtbild an den Einkaufsmeilen bestimme.
Mit im Preisgericht waren Stadtbaurätin Christiane Thalgott sowie der städtische Denkmalschützer Franz-Leopold von Stillfried und Heimatpfleger Gert F. Goergens. Nicht nur das Engagement der Stadtplaner und der Kommunen sei gefragt. Gerade auch die Immobilienwirtschaft trage Verantwortung für die Standortqualität und die Architektur im Zentrum der Städte, so Scheffel.
Das Benetton-Gebäude soll sich durch eine moderne Haustechnik und flexible Flächeneinheiten auszeichnen (zuständig für die Architektur ist das Münchner Team RKW Rhode Kellermann Wawrowsky) – und natürlich durch die Fassade, die das Büro Hierl Architekten, ebenfalls München, entworfen hat. Die wesentlichen Merkmale: Zur Kaufingerstraße hin gibt es im Erdgeschoss eine großzügig verglaste „Schaufront“. Das Obergeschoss ist durch „Vitrinen“ charakterisiert, also durch aus der Fassade hervorspringende Fenster. Darüber, so Architekt Rudolf Hierl, habe er eine regelmäßige Lochfassade mit unterschiedlich transparenten Fenstern entwickelt. Die Fassade ist mit einem hellen, geschliffenen Naturstein verkleidet.
„Wir haben uns im Preisgericht schon etwas Besonderes gewünscht – ein Gebäude von hoher Qualität, das aber auch nicht aus dem Bild der Kaufingerstraße herauskippen darf“, sagt Franz-Leopold von Stillfried. Trotz aller Neubauten biete die Münchner Fußgängerzone nämlich keineswegs ein verwechselbares Einheitsbild und habe sich mit der Abfolge von neueren und traditionellen Gebäuden ihre Eigenständigkeit bewahrt.
Nach Angaben des Büros Hierl betragen die Gesamtbaukosten 14,4 Millionen Euro, auf die Fassade entfallen 1,4 Millionen Euro. K + L Ruppert und WOM werden zum 30. Oktober 2004 ihre Geschäfte schließen. Das Bekleidungsunternehmen zieht um in die neuen Riem Arcaden in der Messestadt. Was mit WOM (gehört zum Karstadtkonzern) passiert, ist nicht entschieden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass WOM in einer der Münchner Karstadt-Filialen unterkomme, so Unternehmenssprecher Michael Scheibe.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
So soll's aussehen:
Siehe auch: http://www.bayerische-immobilien-ag.de/