Regierungsviertel und Hbf: Alte Beiträge 2005 - 2006

  • Hab mir mal alle Entwürfe angeschaut, es hat doch tatsächlich der schlechteste gewonnen, unglaublich!!!

  • Wenn ich mir die Bilder des bestehenden Hauses ansehe und die Beurteilung des Preisgerichts lese, wird die Entscheidung für mich allerdings sehr nachvollziehbar. Die anderen Entwürfe haben ihre Realisierbarkeit teilweise nicht einmal nachgewiesen, entgegen den Anforderungen die Eingangslösung schlecht angelegt und den Innenraum oder die Technik schlecht gelöst. Mir hätte die Fassade von De Architeken Cie. am besten gefallen, allerdings war auch dieser Entwurf in der Gesamtschau unbefriedigend. - Ich finde es reichlich erstaunlich, wie sehr die Architekten teilweise an den Anforderungen vorbeigeplant haben.


    Ebenso erstaunlich finde ich es, dass auch hier im Forum nur die Fassaden bewertet werden und keine Frage nach Realisierbarkeit oder gar dem Raumkonzept gestellt werden.


    Ferner muss man zum Siegerentwurf noch folgendes sagen: Das Bild gibt eine denkbar schlechte Stimmung wieder. Fassade und Umgebung sind ja nun nicht wirklich in schwarz/weiß gehalten ;) und üblicherweise gibt es auch noch einen Himmel über dem ganzen. Wenn sich die Bebauung der Umgebung in der Glasfassade spiegelt und die Sonne noch scheint, sieht das Haus ganz anders aus als in dieser sehr verunglückten Darstellung.

  • Ich glaub, man hat diese Darstellung gewählt, um davon abzulenken, dass das Gebäude überhaupt nicht zur Umgebung passt.

  • Rohne: Und warum passt der Siegerentwurf nicht zur Umgebung? Ich kann Deine Meinung nämlich überhaupt nicht nachvollziehen.

  • Im Siegerentwurf sind 2 schwarz stilisierte Gebäude. An der Kreuzung stehen 3 moderne Bauten, eines davon ist dieses Gebäude, dass nun umgebaut werden soll. Ich frage Dich nocheinmal nach der Begründung: Warum passt der Siegerentwurf nicht zur Umgebung?

  • Neue Bilder von Ecke!!!


    http://www.ekunkel.de


    Die scheinen ja vor dem Haupteingang alles einfach nur zu teeren, das finde ich sehr schade! Ich dachte, dort werden schöne Marmorplatten oder wenigstens etwas ähnliches verlegt, die den gesamten Platz sehr aufgewertet hätten.:nono:

  • @ Manuel: dann schau dir doch mal an wie die schwarz stilisierten Gebäude bei den anderen Entwürfen dargestellt sind.

  • Rohne: Ich habe mir nicht nur alle Entwürfe angesehen, ich kenne die Kreuzung und habe die Gebäude dort gesehen. Diese Kreuzung besteht aber (was Wunder) aus 4 Ecken und nicht nur aus dem einen Altbau dort.


    Und wenn man dem Altbau dort gerecht werden will, ist eine verglaste Fassade m.E. ja gerade eine gute Lösung und erst Recht besser als der viel zu helle und massiv wirkende Entwurf, der den 3. Preis bekommen hat. Allenfalls die von mir bevorzugte Fassade von De Architeken Cie. wäre m.E. in der Lage, trotz der massiven Wirkung sich dort sozusagen einzupassen. Alle anderen Entwürfe (bis eben auf den ersten Platz) passen im Prinzip überhaupt nicht dahin. Glas hingegen passt sozusagen immer, weil es sich nicht in den Vordergrund stellt. Ferner finde ich auch immer die sich darin ergebenden Spiegelungen sehr interessant.


    Die Argumente, um die ich Dich gebeten habe, hast Du in Deinen Kurzbeiträgen aber immer noch nicht geliefert.

  • Den niederländischen Entwurf fand ich auch am besten. Gut ich kenn die anderen Seiten nicht, schon fast ein Jahr her dass ich das letzte Mal in Berlin war. Aber gegenüber des Altbaus würde wenn dann nur eine richtige Glasfassade passen, aber das was den ersten Preis bekommen hat ist einfach nur schlimm.

  • Manuel
    stimme dir bei der Bewertung des Gebäudes voll zu.
    Auch ist die Glasfassade nicht so langweilig wie sie von einigen gemacht wird!
    Wichtig ist vorallendingen (m.M.n.) wie der unterste Bereich des Gebäudes letztendlich in der Realisierung aussieht.
    Auch wenn die Renderings etwas andeuten, bleibt letztlich abzuwarten, für welche Glasqualität man sich entscheidet.
    M.M. hängt davon fast immer die gesammte optische Aussenwirkungsqualität von Gebäuden ab.
    Ein tolles Beispiel ist doch der Pei Bau, der durch die verwendeten Glasarten weit besser wirkt, wie mit dem 0815 Zeugs.

  • Na dann wil ich mich auch noch eimischen. ;)


    Mit dem Siegerentwurf kann ich leben, auch wenn ich grundsätzlich kein Freund der reinen Glasfassade bin und einen anderen vorgezogen hätte.


    Manuel, Deiner Pro-Glas-Argumentation bez. der städtebaulichen Situation vor Ort kann ich nur bedingt folgen. Richtig ist sicher, dass sich der Bau gerade gegenüber dem nördlichen Bestand zurücknimmt. Dadurch, dass der Neu-/Umbau auf der Schattenseite der Straße liegt, dürfte sich sogar tatsächlich eine signifikante Spiegelung des Altbaus auf jenem ergeben. Genau betrachtet kommt dieses Argument jedoch m. E. einer Bankrotterklärung gleich. Denn warum sollte sich das Neue vor dem Alten zurücknehmen? Warum kann es nicht ebenbürtig sein? Etwa, weil es nicht möglich ist?


    Ob diese "Zurücknahme" der Glasfassade das wesentliche Merkmal des Baues wird, bezweifle ich. Die mit diesem Prinzip vorgetäuschte Leichtigkeit steht auch im - von manchen als aggressiv empfundenen - Widerspruch zum Gegenüber. Ich denke da nur an die unsägliche "Über-Eck-Durchsichtigkeit", die diesem Typus immanent ist. Und im Übrigen reflektiert die Fassade mehrheitlich, nämlich an ihrer Hauptseite, etwas m. E. drittklassig Zeitgenössisches und nicht den Klinker-Papagei.



    Mein Favorit wäre statt dessen der Ankauf von Gruber & Kleine-Kraneburg gewesen. Der Entwurf berücksichtigt am ehesten die eingeführte Fassadengliederung, die ja nicht zwingend gestalterisch, sondern vor allem technisch schlecht war/ist und überträgt am ehesten den Anspruch des alten Entwurfes in die Neuzeit - bewahrt ihn also, statt ihn auszulöschen oder zu sehr zu überzeichnen. Besonders gefällt mir hier die Beibehaltung der Sockelzonengliederung, auch wenn dieser im Gegensatz zur Auslobung steht.



    Für den dritten Platz von Müller-Reimann gilt das ähnlich. Allerdings halte ich ihn im Vergleich für unruhiger. Die Gliederung des EG, die des Staffelgeschosses (Verdopplung der Achsenbeite, "halbe" Ecklösung) und die angedeutete Attika überzeugen mich nicht. Und die asymmetrisch eingerückten Laibungen in den Normalgeschossen finde ich beinahe schon albern. Sorry.


    Den zweiten Preis von Baumewerd finde ich grundsätzlich nicht schlecht. Aber hat man soetwas nicht bereits vor 15 Jahren ausgiebig bei Sawade besichtigen können? Sockelzone und Stafelgeschoss gefallen mir hier mit am Besten. Anderereits halte ich die sehr strenge Abfolge von Wand und Öffnung mit identischen Abmessungen für unterkühlt, da zu simpel geometrisch. Das funktioniert m. E. nur bei wesentlich schlankeren Bauten.


    Zum von einigen hier bevorzugten De Architekten & Cie.: Sorry, aber für mich ist das der Schlechteste unter den gezeigten Entwürfen. Das beginnt schon mit dem unbefriedigenden Zusammenspiel von (mal wieder: ;)) Dach, Sockel und Fassade. Leider sind hier auch Ansicht und Visualisierung im Eckbereich des Daches nicht identisch. Die geziegte Ecklösung ist in der Ansicht noch ungelöst (oder ist tatsächlich eine Vietel-Pyramide vorgesehen?). Das in der Längsachse geneigte Dachgeschoss ist für meinen Geschmack leider völlig ausserhalb jeder Ernsthaftigkeit! Und die pro Geschoss halbversetzte Anordnung der Blindfenster (oder sollen das einfach schräg eingesetzte Scheiben sein?) empfinde ich - wie jede dieser neumodischen Interpretationen des Themas - nicht als glaubwürdige (archi)tektonische Leistung.




    Manuel,


    ich habe hier auch zunächst nur die Fassaden bewertet. Selbstverständlich gehören u. a. die Bewertung der Realisierbarkeit (technisch, rechtlich und ökonomisch) sowie der Funktionalität zu den Aufgaben der Juroren. Dass kann m. E. jedoch unter dann notwendiger Detailbeachtung und spezifischer Sachkenntnis kaum ein (Laien-)Forum leisten. Das sachbezogene Eingehen darauf ist auch nicht genügend über die verlinkten Seiten möglich und würde zudem den zumutbaren Umfang für Forennutzer sprengen (was ja schon mein Beitrag tut ;))



    Gruss
    AeG

  • AeG: Ich bin hier im Forum normalerweise nicht dafür bekannt, Zurückhaltung bei neuer Architektur zu fordern und will dies auch in diesem Fall nicht machen. Das Neue soll sich bestimmt nicht vorm Alten verstecken. Und soweit lässt es der Siegerentwurf ja auch nicht kommen. Es ist halt nur so, dass der Vorwurf einiger hier, der Siegerentwurf würde die umgebende Bebauung vollkommen ignorieren, m.E. schlicht nicht zutrifft. Dementsprechend mein Verweis auf die (zurückhaltende) Wirkung von Glasfassaden. Der Entwurf passt sich sozusagen ein ohne sich unnötig zurückzunehmen. Überhaupt gelingt es Glas m.E. eben am besten, Brücken zwischen alt und neu zu schlagen.
    Der von einigen hier favorisierte Entwurf von Müller-Reimann hingegen hätte sich überhaupt nicht angepasst, sondern wäre geradezu als Gegenentwurf zur vorhandenen Bebauung dagestanden. Überhaupt kommt bei mir etwas der Verdacht auf, dieser Entwurf wird von einigen nur deshalb favorisiert, weil er noch am ehesten "klassisch" aussieht.


    Zur Realisierbarkeit der Entwürfe und zur Frage, ob die Anforderungen erfüllt worden sind, kann man in der Bewertung des Preisgerichts einiges nachlesen. Sehr viel mehr als das haben wir natürlich nicht. Ich störe mich nur etwas daran, dass das Preisgericht von einigen zwar gescholten, seine Begründung aber offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen wird. Das meinte ich damit. - Nur die schönste Fassade rauszusuchen und zu sagen, der 3. Preis ist dann der beste, ist mir zu wenig.

  • Zitat von AeG

    Genau betrachtet kommt dieses Argument jedoch m. E. einer Bankrotterklärung gleich. Denn warum sollte sich das Neue vor dem Alten zurücknehmen? Warum kann es nicht ebenbürtig sein? Etwa, weil es nicht möglich ist?


    Dem kann ich jetzt nicht folgen: Sollte etwa jeder gläserne Neubau nur wegen der Spiegelung eines gegenüberliegenden Altbaus eine Bankrotterklärung für moderne Architektur sein, weil sich das Neue vor dem Alten "zurücknimmt"? Solange das Gebäude nicht nur als Spiegel fungiert (ob das hier der Fall gewesen wäre kann ich nicht sagen, weil ich das Ensemble nicht im Kopf habe), sehe ich das entschieden anders.


    Mit Deinem Favoriten gehe ich indessen d'accord.

  • Manuel: Zur Nutzbarkeit muß man ja sagen, daß die Siegerentwürfe ja nicht direkt so gebaut werden, wie sie entworfen wurden. Dafür gibt es ja die Phase, in der der Bauherr Änderungen geltend machen kann. Da die Fassaden wohl alle die gleichen Ausmaße hatten, wäre das wohl möglich gewesen. Ich habe echt nichts gegen Glas, finde Glashochhäuser auch toll (Skyper), aber dieses Glasgebäude gefällt mir nunmal einfach nicht.

  • Mann, das Bild ist echt der Hammer! Da geht einem echt das Herz auf. Es sieht fast aus, als wäre der Bahnhof schon fertig!
    Und die Illumination vom Bahnhof und vom Spreeufer ist genauso perfekt wie der blaue Abendhimmel...... einfach nur schön!