Regierungsviertel und Hbf: Alte Beiträge 2005 - 2006

  • Manuel,


    sorry, die Links zu den betreffenden pdf's oben rechts hatte ich übersehen.




    stativision,


    nö, ich denke, wir haben uns mißverstanden. Diese Zurücknahme, von der ursprünglich Manuel sprach, muss ja nicht unbedingt etwas mit der Spiegelung zu tun haben, siehe die Beispiele am Hackeschen Markt. Manuel hatte ja folgendermaßen argumentiert:


    Und wenn man dem Altbau dort gerecht werden will, ist eine verglaste Fassade m.E. ja gerade eine gute Lösung und erst Recht besser [...] Alle anderen Entwürfe [...] passen im Prinzip überhaupt nicht dahin. Glas hingegen passt sozusagen immer, weil es sich nicht in den Vordergrund stellt. Ferner finde ich auch immer die sich darin ergebenden Spiegelungen sehr interessant.


    Daruf bezog ich mich.


    Es würde nun arg philosophisch werden, wenn wir über den Wert des "Alten" und dem dazu Relativen des "Neuen" sowie über die individuelle Wirkung von Glas debattierten . Von mir dazu nur soviel:


    Ich habe seinerzeit bei Prof. Adolf Krischanitz zwei für mich sehr wichtige (wenn auch subjektive) Dinge vermittelt bekommen. Erstens, ein Neubau / eine Ergänzung sollte das Bestehende respektieren, sich jedoch nicht vor ihm verrenken oder verstecken (was jedoch m. E. für die Universallösung Glaskubus zutrifft) und zweitens, auf vordergründig Spektakuläres ausgerichtete "Erfindungen" in der Architektur sind meist eher kurzlebig, da sie spätestens von der nächsten "Erfindung" auf die Beliebigkeit reduziert werden und eine Sammlung von "Gags" (das war dafür sein bevorzugter Begriff) noch keine Stadt macht.


    Letzteres würde m. E. gar für die angedeuteten Wellen in der Fassade des Siegerentwurfes zum Ausdruck kommen.


    Nach meiner Auffassung haben wir vor allem deshalb ein Problem, mit Neubauten dem Umfeld und den Traditionen der europäischen Stadt gerecht zu werden, weil wir noch immer einfach versuchen, eine ökonomisch und technologisch determinierte Architektursprache als philosophisch belegt zu verkaufen.



    Gruss
    AeG

  • Ich habe seinerzeit bei Prof. Adolf Krischanitz zwei für mich sehr wichtige (wenn auch subjektive) Dinge vermittelt bekommen. Erstens, ein Neubau / eine Ergänzung sollte das Bestehende respektieren, sich jedoch nicht vor ihm verrenken oder verstecken (was jedoch m. E. für die Universallösung Glaskubus zutrifft) und zweitens, auf vordergründig Spektakuläres ausgerichtete "Erfindungen" in der Architektur sind meist eher kurzlebig, da sie spätestens von der nächsten "Erfindung" auf die Beliebigkeit reduziert werden und eine Sammlung von "Gags" (das war dafür sein bevorzugter Begriff) noch keine Stadt macht


    Oh Gott oh Gott, der Krischanitz lebt doch gar nicht mehr!


    Nach meiner Auffassung haben wir vor allem deshalb ein Problem, mit Neubauten dem Umfeld und den Traditionen der europäischen Stadt gerecht zu werden, weil wir noch immer einfach versuchen, eine ökonomisch und technologisch determinierte Architektursprache als philosophisch belegt zu verkaufen.


    Mann Mann AeG bitte verstehe, der Architekt hat eine andere Funktion!
    Du gehst von einem künstler Ideal des 18. Jh aus.
    Aber nicht alle leben in einem Elfenbeinturm, fernab von der Außenwelt, unabhängig! Und selbst diese traditionelle Funktion des "Intellektuellen" bestand schon früher nie so in dieser Form!
    Bedenke doch allein die Lebensgeschichte von Goethe und Schiller. Der Eine passte sich an, der Andere nicht, und lebte dementsprechend schlechter!
    Wenn du es drastisch ausdrücken willst ist es eine Art der Architekturprostitution.
    Man macht Vorschläge, die dem Auftraggeber gefallen sollen!
    Sogar Rem Koolhaas hat gesagt, dass er sich keine Aufträge aussuchen könnte.
    Ich denke Henselmanns Grabsteininschrift trifft die Funktion des Architekten genau: " Ich habe Vorschläge gemacht!"


    Und noch ein schönes für die Sammlung von unserem Hermann Henselmann:
    "Wir müssen wegkommen von einer Architektur, die nur die Eitelkeiten der Architekten befriedigt!"

  • AeG: ok, so geht's klar ;)
    klang nur wie eine allgemeinposition von dir, daher war ich etwas verwirrt.


    zu den wellen: sind mir beim ersten blick gar nicht aufgefallen, daher würde ich nicht unbedingt von vordergründigem gag sprechen (das wird ja sehr oft von architekturkritikern verwendet, aber ich finde die ganze sache mit dem vordergründigen ästhetischen kick sehr nebulös: ab wann ist etwas vordergründig und ab wann ist es beständiges design - kann man das überhaupt ohne abstand/direkt beurteilen? oder muss etwas funktion haben, um kein "gag" zu sein?)


    wie auch immer: von den jetzigen renderings kann ich absolut nicht davon ausgehen, ob und wenn, wie überhaupt der altbau darin gespiegelt wird und zumindest als solitär gesehen halte ich den neubau für ok, die wirkung an der ecke kann ich mir aber schlecht vorstellen.


    Kent: irgendwie versteh ich jetzt nicht den zusammenhang von deinem elfenbeinturm zu aegs aussage zu der philosophischen belegung von in wahrheit in erster linie ökonomisch/technologischen architektursprachen:confused:
    und ob krischanitz noch lebt oder nicht tut wohl wenig zur sache, hehe...

  • Folgende Frage beschäftigt mich, weil es in der Begründung des Preisgerichts mehrfach so ausgeführt wird: Wie kommt es, dass so viele Entwürfe ganz offensichtlich die Anforderungen nicht erfüllen oder in Teilen ihre Konstruktion nicht nachweisen können, bzw. Teile der vorgeschlagenen Konstruktion schlicht nicht realisierbar sind? Bei einigen Entwürfen könnte man sogar das Gefühl bekommen, der Architekt hätte nur die Außenmaße genommen und eine passende Fassade (und in einigen Fällen gar ein Staffelgeschoss) draufgemalt, ohne daran zu denken, dass es ja um den Umbau eines bestehenden Gebäudes geht und dementsprechend einige Parameter vorgegeben sind.

  • Das Thema, ist doch einfach, dass mir die Diskussion ein bisschen zu abgehoben ist. Was können solche geschönten Bildchen, denn schon großartiges aussagen? Wenig!
    Im Prinzip wissen wir fast nichts von den Entwürfen. Lediglich ein Häppchen wurde uns zugeworfen!
    Ich finde, dass ist ein bisschen wenig! Deswegen finde ich die Diskussion auch noch nicht so gehaltvoll, den Allgemeinplätze zu Durchschnittsarchitektur sind nicht gerade erhellend!


    Auf der bbr. Seite gibt es zumindest manchmal richtige Pressemitteilungen, wo dann der Grundriss und noch einige andere Informationen enthalten sind.
    Im Moment können wir der Seite nur die einstimmige Annahme des Entwurfes entnehmen, und dass die anderen Architekten vorbeigeplant hätten bezgl. der Raumnutzung!
    Um es auf den Punkt zu bringen! Ich will mehr Infos bzgl. Material Ausführung etc.
    Dann können wir nämlich weit besser darüber diskutieren.

  • Zitat von stativision

    ab wann ist etwas vordergründig und ab wann ist es beständiges design - kann man das überhaupt ohne abstand/direkt beurteilen? oder muss etwas funktion haben, um kein "gag" zu sein?


    Eine sehr schwierige Frage. Ich kann sie Dir nicht hinreichend beantworten. Zumindest in der Vergangenheit war es so, dass jeder noch so überflüssige Schnickschnack ursprünglich ein funktionales Vorbild hatte. Aber da man den meisten "Gags" auf Anfrage auch rückwirkend eine Notwendigkeit beimessen kann ... ;)


    Kent,


    WAS bezwecken Deine Zeilen? Weder ist über Krischanitz' angebliches Ableben irgendwas zu finden, noch sehe ich Bezüge zu altvorderen Dichtern und erst recht glaube ich, in diesem Kontext spricht das Henselmann-Zitat eher für mich :).


    Naja, zumindest den "Elfenbeinturm" solltest Du mir mal dingfest nachweisen. Ich hatte bisher immer geglaubt, ich gehöre eher zu den Realisten. Aber gerade im Falle von Regierungsbauten (wie im o. b. Beispiel) kann es m. E. nicht schaden, die Rolle des Architekten als bloßen Erfüllungsgehilfen einer politischen Entscheidung zu hinterfragen, zumal in der gesamten Vergangenheit gerade die gesellschaftlichen Bauherren am ehesten der Baukunst die Stange hielten.


    Lange Rede ... Ich plädiere lediglich dafür, der jeweiligen städtebaulichen Situation und den Erfodernissen an einen jedweden Bau mehr Rechnung zu tragen - statt sich vordergründig im Bad einer bestimmten Fraktion architekturtheoretischer Claquere zu suhlen. Das hat für mich nichts damit zu tun, ob man sich Aufträge aussuchen kann, oder nicht. Und ich kritisiere weniger die eingereichten Arbeiten (einen Großteil kenne ich nicht einmal), als vielmehr die undifferenzierten, immer gleichen und der jeweiligen Mode unterliegenden Ansprüche der Bauherren (heute: Glas und Stahl = Transparenz und Weltoffenheit, schlichte Kuben = moderne Antithese zum wilhelministischen Prunk und ähnliches Blabla), die immer zu den gleichen, langweiligen Ergebnissen führen.


    Und ich denke auch, eine eigene Haltung zu diesen Themen kann nicht schaden. Das bedeutet nicht automatisch, dass man als Einsiedler endet. Es gibt schließlich auch genügend Beispiele für Personen aus verschiedensten Fraktionen, die trotz des "Elfenbeinturmes" (oder gerade deswegen) heute Erfolg haben (Baller, Ghery, Hadid und nach anfänglichem Opportunismus inzwischen auch Kollhoff etc.).


    Wäre schön, wenn Du mir noch einmal mitteilst, worauf Du hinaus wolltest.



    Guss
    AeG

  • Ok, AeG
    Deine Antwort ist nachvollziehbar und begründet. Trotzdem möchte ich noch einmal auf die Begründung der Jury hinweisen.
    Letzendlich sind doch die anderen beteiligten Architekten selbst schuld, wenn sie denn Anfoderungen nicht entsprechen!
    Das dann ein Jury gezwungen ist, einen nicht gerade so kreativen Entwurf auszuwählen, ist demnach nur ein Resultat des Sachzwanges?
    Außerdem Leidenschaft gehört in ein Forum, deswegen muss man auch diskutieren dürfen!
    Und in welchem Punkt befriedigt, denn der Gewinnerentwurf irgendwelche Selbstdarstellungsgelüste?!

  • wustet ihr das diese Säule mit den DB Leuchtbuchstaben drauf ein Entlüftungssschacht vom Straßen / Eisenbahntunnel ist ?


    auch interessant das der Turm beim Daimler Gebäude am Potsdame Platz mit dem grünen Würfel oben drauf auch ein Entlüftungsschacht ist.. und zwar auch vom Tiergartentunnel.

  • Achso, die Bügelbauten. Ja, die sind nicht gerade kristallin und recht wuchtig, das stimmt schon. Zusammen mit der Halle finde ich es aber nicht mehr schlimm und von Innen ist es ja alles andere als dunkel.

  • Ich war über Ostern am Lehrter Bahnhof und bin derbe enttäuscht ! Alles eine einzige Baustelle ! Das pure Chaos rings herum und man eiert über sonstwas für Umwege auf diesem bahnhof herum !


    Von Fertigstellung der Außenflächen nicht die Spur zu sehen - überall wird wie blöde was angefangen, aber nichts irgendwie fertig. Dafür das in vier Wochen Eröffnung sein soll . .. . viel Glück, Herr Mehdorn.


    Am schlimmsten finde ich jedoch, dass die Bahn tatsächlich auf allen Hinweisschildern in der Stadt nur noch hauptbahnhof stehen hat- Sogar der anfangs noch beabsichtigte Zusatz Berlin Hauptbahnhof - Lehrter Bahnhof ist gestrichen. Es steht einach nur Hauptbahnhof da.


    Man stelle sich das mal in Paris oder London vor !


    Bin doch ziemlich enttäuscht . .