Nbger Zentrum: Reko des PELLERHAUS vorgeschlagen

  • Ich bin gestern über Facebook auf die Pläne für den Umbau zum Haus des Spiels gestoßen. Diese scheinen also trotz klammer Kassen recht fortgeschritten zu sein.


    https://museenblog-nuernberg.d…mbau-zum-haus-des-spiels/


    Der letzten Funke Hoffnung, dass Corona dem Ganzen noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte, ist wohl somit auch erloschen.


    Sehr schade, eine vertane Chance für ein meines Empfindens fragwürdiges Projekt.

  • Danke für den Link!


    Allerdings bin ich mir nicht so sicher ob das nun wirklich alles so kommt. Im Text heißt es ja:


    Anfang Juni hat Rechenauers Büro den Bauantrag abgeben, erfahrungsgemäß dauert die Prüfung ein halbes Jahr. Wann es dann losgehen kann mit dem Umbau? Das hängt vor allem von der Finanzierung und der Entscheidung des Nürnberger Stadtrates ab. „Wir glauben und hoffen, dass es weitergeht. Die Rahmenbedingungen passen“, sagt Robert Rechenauer optimistisch.

    Quelle: https://museenblog-nuernberg.d…mbau-zum-haus-des-spiels/


    Außerdem informierten die Altstadtfreunde kürzlich, dass sie sich mit der Stadt bzgl. der Nutzung des Hofs und der dort entstandenen Räume geeinigt hätten. Ob das in der Explosionszeichnung also wirklich alles so zutrifft? Insbesondere auch im Hinblick auf den Aufzug links vom Pellerhaus?


    Ich bleibe dabei, ein guter Kompromiss wäre eine Reduzierung des Projekts auf die Fläche des vorherigen Imhoffhauses. Die Fläche im Pellerhaus wird ja für die Realisierung des Projekts gar nicht unbedingt benötigt. So könnten kosten eingespart werden und die Option für eine andere Lösung bliebe möglich...


    d.

  • Fangen wir mit dem Positiven an. Die Öffnung der Erdgeschosszone und der Umbau in ein Café ist alleine für sich genommen durchaus gelungen.


    Aber ansonsten: Schrecklich, wirklich schrecklich. Die Aufnahme des Innenhofs mit dem Blick weg von der Schmuckseite und hin zum Mayer-Bau der 1950er Jahre zeigt die ganze Banalität von letzterem Gebäudeteil, dass in dem verlinkten Beitrag im Museumsblog zum "Turmhaus" hochgejazzt wird. Der dort adelnd verwendete Begriff "Pellerhaus" wird dabei auf den gesamten Komplex bezogen, wobei dessen Schwerpunkt ja eigentlich der Ersatzbau für das Imhoffhaus ist. Also im Grunde grob irreführend.


    2,30 Meter Deckenhöhe: Wie deprimierend. Zwei komplette Obergeschosse werden deswegen bei der millionenteuren Sanierung als bloße Lagerräume genutzt. Unfassbar. Und offenbar muss man auf dem unbebauten Grundstück westlich des "Turmhauses", wo einst das Schwarze Pellerhaus stand, noch einen externen Fahrstuhl anbauen, damit das Gebäude überhaupt erschlossen werden kann.


    Ein derart verhunzter Gesamtkomplex hat wirklich Seltenheitswert und ist alleine schon deswegen denkmalwürdig. Als abschreckendes Beispiel.


    ...


    Dexter : Ich stimme Dir inhaltlich zu. Aber der Zug steht auf dem Gleis und rollt jetzt an. Die (teilweise) Nutzung des Innenhofs durch die Altstadtfreunde, die die Rekonstruktion ja immerhin mit soweit ich weiß 5 Mio. Euro aus Spendengeldern finanziert und handwerklich ausgeführt haben, ist nur noch ein Feigenblättchen.

  • Da bahnt sich ein Jahrhundertfehler im Nürnberger Städtebau an. Es würden Millionen in ein Projekt versenkt, dass das Bauwerk durch die erforderlichen neuen Fluchtwege, Dämmungen, Klimatisierungen, EDV-Technik usw. noch mehr verstümmelt. Das wird am Ende weder ein schöner 50'er-Jahre-Komplex sein, kein Renaissance-Gebäude und auch nichts modernes. So ein Pottpurri spricht Architekturfans eigentlich nie an, sondern gilt eher als Negativbeispiel. Die Sanierung würde man sicher in wenigen Jahren bereuen, wenn man erkennt dass man dafür auch hätte eine Schule, mehrere Kindergärten oder sowas bauen können.


    Aber naja, Eingriffe am Denkmal müssen ja reversibel sein, d.h. die anstehenden Fehler ließen sich von einer geläuterten Generation einst wieder rückgängig machen. Der Mayerbau ist ein glückloser Bau, und das sieht man an den enormen Eingriffen, die anstehen.


    Ich drücke immernoch die Daumen, dass die geplante Sanierung scheitert und es unterm Strich für Nürnberg gut ausgeht.

  • 2 Geschosse als Lagerräume sind in dieser Lage schonmal eine ziemlich starke Unternutzung. Und da ist ja noch das Problem mit der Finanzierung. Ich kann mir vorstellen dass es entweder noch Jahre dauert um die erforderlichen Summen überhaupt zusammen zu bekommen, sodass die Pläne dann wieder passé sind, oder sich die Zeiten dann so geändert haben, dass man merkt, dass die nicht erweiterbare Flickschuster-Lösung dann doch keine langfristige ist - und umzieht. Wenn ein erneuter Umbau dann unpraktikabel wäre, wäre dies wohl dann der endgültige Todesstoß für den ganzen Komplex.

  • Also ich finde die Pläne nicht schlecht. Sie machen aus dem Bestand etwas gutes. Ob es das "Beste" ist, kann und will ich nicht beurteilen. Es wird aber Platz und Gebäude definitiv beleben. Die Planungen lassen auch Um- oder andere Nutzungen der Raume zu.



    2 Geschosse als Lagerräume sind in dieser Lage schonmal eine ziemlich starke Unternutzung.

    mit Verlaub, das ist ein ziemlicher Unsinn!

    Das Germanische bekommt mitten im Zentrum ein Tiefdepot für über 40 Mio. €, das dringend benötigt wird, aber so gut wie nie Besucher sehen wird. Das Neue Museum hat große Lager -und Depotflächen im Gebäude. Und jedes Kaufhaus hat mehr oder weniger Lager- und Serviceflächen.

  • ^

    Ich denke Sprenggiebel bezieht sich mit seiner Bewertung darauf, dass es hier immerhin um den Ort des "Pellerhauses" geht. Vom einst prächtigsten Renaissance-Gebäude nördlich der Alpen ist es nun weitgehend ein Depot und Lagerhaus geworden. Was für eine Karriere. Der Vergleich mit dem GMN hinkt, denn das GNM platziert sein Depot nicht am Eingang und begrüßt damit die Besucher und benennt es dazu noch nach dem wichtigsten, historischen Gebäudetrakt am Ort. Vielmehr schafft das GNM ein hochmodernes, für Besucher unsichtbares Depot für Kunstschätze, und das sollten Depots auch leisten. Weder das eine noch das andere wird der Magazintrakt am Egidienberg werden.

  • Ich pflichte hier nothor bei. Natürlich brauchen Museen Depots. Beim GNM wird das allerdings unter die Erde verlagert (wo es hingehört) und ist nicht Teil des prominentesten Gebäudetrakts.


    Und dann sehe ich nun doch einen Unterschied zwischen den Kunstschätzen des GNM oder mit Abstrichen des Neuen Museums, bei denen es sowohl um Sicherheit als auch bezüglich Raumklima um konservatorische Aspekte des Erhalts der Werke geht, und den Brettspielen des Haus des Spiels, die sich von Wert und Bedeutung her nun mal doch nicht mit einem Renaissance-Gemälde vergleichen können.

  • Genau, in der Regel befinden sich die Depots im Keller, oder in irgendwelchen kunsthistorisch wenig wertvollen, verbauten, anders nicht nutzbaren Hinterhöfen.

    Das alte Pellerhaus war ein zwar nach außen reich geschmückter, aber doch streng nach innen orientierter Bau, der überaus kunstfertige Räume geboten hat. Niemals war der Wiederaufbau hier eine adäquate Nachnutzung. Und jetzt kommt eventuell weitere Flickschusterei dazu: der original Renaissance Treppenturm kann so nicht genutzt werden, sodass man eventuell das schwarze Pellerhaus nur als Zugang wiederaufbauen will. Das ist für mich Unternutzung!

    Es ist eben mit ziemlicher Sicherheit nicht das "Beste" für diesen Platz, sondern eine weitere vergebene Chance.

    Hauptsache Belebung durch suboptimale Nachnutzung - der Gedanke ist hier denke ich nicht angebracht, denn es ist nun wirklich nicht so dass das Viertel droht sonst komplett auszusterben oder zu verslummen. Im Gegenteil, auf der Inneren Laufergasse ist trotz nochmals hässlicherer Architektur sogar richtig gut was los, und mit einer weiteren Verkehrsberuhigung könnte es mit Sicherheit sogar noch mehr sein.

    Dass direkt am Platz nix los ist liegt eher an der reinen Wohnbebauung an den Platzrändern zusammen mit der Tatsache dass die Egidienkirche nur die dritte Geige bei den großen Kathedralen spielt - sowie der Nutzung eines Großteils des Egidienplatzes als Parkplatz. Auch so eine Unternutzung.

  • an alle die hier laut nach einer Rekonstruktion des Pellerhauses schreien: was soll nach Wiederaufbau die Nutzung sein??? Was soll rein???

    - Ein leeres Gebäude wird es nicht sein.

    - Wohnungen oder Büros? Dann sollen die Nutzer den Wiederaufbau Bezahlen (aber nicht die öffentliche Hand, zumindest nicht über die üblichen Zuschüsse bei Denkmalschutz hinaus).

    - Soll es es eine öffentliche Nutzung sein? Vielleicht sogar ein "Haus des Spiels". Alternativ ein Museum? Ein Ausstellungshaus?


    Dann braucht es in jedem Falle Depot-/ Magazin-/ Nebenflächen. Wo sollten die dann entstehen? In einer Etage mit 3 m Deckenhöhe? ist das besser? In einem neu zu bauenden Tiefkeller, der wegen Denkmalschutzwohl nicht kaum gebaut werden dürfte (oder das Budget sprengt)? In einem postmodernen Anbau?

    ps. selbst die Kunsthalle Nürnberg, als reine Ausstellungsinstitution ohne Sammlung, nutzt max. 3/4 de Grundfläche als Ausstellungsfläche und benötigt den Rest für Einlagerungen von Stühlen, Transportverpackungen, Werkzeugen, usw.



    Das ganze erinnert mich an den Wiederaufbau des Stadtschlosses in Berlin. Wichtig war vielen nur der WIederaufbau einer Fassade (und v.a. die Vernichtung des Palast der Republik als Erinnerungen an die verhasste DDR). Die Nutzung stand hintenan und führte zum halbgaren Humboldtforum...

  • Planer, obwohl ich nicht glaube, schon einmal nach dem Wiederaufbau des historischen Pellerhauses "geschrien" zu haben, fúhle ich mich jetzt mal angesprochen.


    Was die Kosten betrifft: Die Altstadtfreunde waren bereit, einen Wiederaufbau - wie schon beim Hof des Gebäudes - rein aus Spendengeldern zu finanzieren. Für Otto Normalsteuerzahler wären also überhaupt keine Kosten entstanden. Die Instandsetzung des Meyerhauses zahlen wir über unsere Steuern hingegen alle.


    Die Altstadtfreunde sorgen auch jetzt schon für eine Belebung des Innenhofes, mit Lesungen, Konzerten und Führungen. Erschließt sich mir nicht, weshalb man das nicht auch auf die Innenräume erweitern können sollte. Von einem Gästehaus für Künstler bis zu Büronutzung wäre vieles weitere dankbar.


    Allerdings stellt sich die Frage gar nicht, weil die Stadt Nürnberg eine Rekonstruktion kategorisch ablehnt

  • Für mich ist die Antwort ziemlich naheliegend: Das "Haus des Spiels". Unzureichende Magazinflächen mit geringen Deckenhöhen gibt es ja im Imhoffhaus immernoch genug. Im Pellerhaus allerdings ließen sich dann zahlreiche Nutzungen umsetzen: Repräsentative Veranstaltungsräume mit hohen Decken und moderner Austattung - oder eben das wieder an seinen angestammten Ort translozierte "Schöne Zimmer", das jetzt unrichtig im Fembohaus eingebaut wurde (wo es vermutlich nicht korrekt ausgerichtet ist, da Westfenster - im Pellerhaus gibt es keine Westfenster).

    Und wenn einem nichts einfällt, dann hat man halt 4 Meter hohe Magazinräume. Für mich ist der korrekte Anschluss an den Treppenturm und den Hof schon Grund genug für die Rekonstruktion. Ja, mir wäre sogar ein Abriss und eine völlige Neuschöpfung des Magazintraktes lieber als die Sanierung des Ist-Zustandes, wenn er es schafft den Treppenturm und den Hof anzuschließen, denn allein dadurch wäre er eine wertigere Struktur. Nur ist eine Neuschöpfung mit all den Problemen, die sie aufwirft, garnicht notwendig, da der Vorgänger von 1602 gut genug dokumentiert und kulturhistorisch wichtig genug wäre für eine Rekonstruktion.


    Egal wie ich es drehe und wende, der Mayer-Magazinbau ist für mich die denkbar schlechteste Lösung für den Ort, den Denkmalschutz für diesen Magazinkubus kann ich nicht so richtig verstehen. Er ist mit wenig erkennbarer Weitsicht und Umsicht geplant und stört eigentlich jede zukünftige Entwicklung erheblich. Um ihn nutzbar zu halten wird wohl auf dem Grundstück des Schwarzen Pellerhauses eine weitere Krücke angefügt werden müssen. Flickschusterei hat hier jemand gesagt, und das sehe ich genauso. Von Amtswegen.


    Hat das eigentlich mal jemand zuende gedacht? Wenn OB König davon spricht, das "Schwarze Pellerhaus" zu rekonstruieren, es zugleich aber als Erschließung für den Mayer-Magazinbau zu planen, wo dann Treppenhäuser und Aufzüge rein sollen, die sowohl die Deckenhöhen des schwarzen Pellerhauses als auch des Mayer-Magazinbaus berücksichtigen sollen, was soll das eigentlich für eine Konstruktion werden? Das wird wieder ein Hybrid aus historischer Fassade und technischen Einrichtungen, wo innen und Außen nicht zusammenpassen. Und das alles um ein denkmalgeschützes Magazinhaus "am Leben" zu halten.... Für mich ergibt das wenig Sinn und ich vermute, man würde uns Nürnberger dafür nur auslachen.

  • Passend zum Thema: Für das Nachbargrundstück des Pellerhauses, auf dem die Ruinen-Reste des Schwarzen Pellerhauses und des peststadels stehen, hat die Stadt nun ihre Pläne für einen "Pocket Park" vorgestellt.


    https://www.nordbayern.de/regi…bergs-altstadt-1.11208902


    Auch der etwaige Wiederaufbau des Schwarzen Pellerhauses (u.a. als Verkleidung für den Aufzug für das eigentliche Pellerhaus) wird dabei zu meiner Überraschung angesprochen. Der Bürgerverein Altstadt ist allerdings dagegen. Und wer das finanzieren würde, steht ebenfalls in den Sternen.


    Was mal wieder nicht thematisiert wird, ist die Frage, warum die Tetzelgasse so eine nicht nur überbreite, sondern auch unbegrünte Schneise bleiben muss.

  • Ich hätte gerne einen Wiederaufbau des Peststadels, in welcher Form auch immer, dafür eine Sperrung der Tetzelgasse und ihre Umwandlung in einen Park - man wird ja noch träumen dürfen.

    Grausam wäre ein moderner Aufzug, der an das Pellerhaus rangeklatscht wird.

    Manchmal ist das Äußere eben so wichtig fürs Stadtbild, dass die Frage nach der Nutzung im Inneren nachrangig ist, wenn wir schon beim Stadtschloss Berlin sind. Die Alternative war damals übrigens nicht Erhalt des Palastes der Republik, der musste auf Grund des Asbests eh entkernt werden, sondern weitgehender Abriss und Rekonstruktion von diesem - auch nicht authentischer als eine Rekonstruktion des Vorzustands. So ähnlich verhält es sich auch hier.

    Was die Alternative fürs Haus des Spielens wäre? Meinetwegen wäre es, dass die Stadt stattdessen ein paar üble Nachkriegsprovisorien z.B. in der Breiten Gasse kauft (das Ladensterben geht fröhlich weiter), diese abreisst und dort einen passenden Neubau hinstellt.