MainTor-Projekt II: der Abbruch der Degussa-Bauten (realisiert)

  • Ach, komm, man wird doch mal einen Scherz machen dürfen - auf dem Stück steht ja nun einiges, was immer wieder kritisiert wird, manches, was auch meiner Meinung nach weg kann oder muss, und dass die Annahme, irgendjemand könne von der Obermainbrücke bis zur Neuen Mainzer Straße alles abreißen wollen, absurd ist macht es eben zum Scherz. Weiter unter "Weg mit dem Alpen, freie Sicht zum Mittelmeer!"

  • Xalinai / RMA: ich fand "Euern kleinen Diskurs" jedenfalls lustig, musste ordentlich schmunzeln ... ;)


    Zum Ernst der Sache: das, was auf diesem ganzen Block bis vor kurzem bzw immer noch teilweise steht, hat mich immer abgeschreckt. Vor allem vor dem Hintergrund der fast vollständigen Abschottung und Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber durchaus natürlich auch aus architektonischer Sicht. Wobei ich nach dem mehrmaligen Besuch der MMK Ausstellung von dem Mittelgebäude und seinem filigranen Baustil begeistert bin und es sehr schade finde, daß es auch abgerissen werden soll.


    Und natürlich ist auch das Geplante zum großen Teil eine wirkliche Verbesserung des Bisherigen, v.a. auch wenn man das imposante Modell der DIC in der Ausstellung sieht. Da ist man schon zunächst mal geblendet und beeindruckt. Denn das wirkt schon ganz schön imposant.


    Aber so ganz zufrieden und glücklich bin ich mit dem ganzen Konzept doch nicht. Für mich wirkt das ganze etwas kalt und abweisend und es fehlt mir irgendwie die Einbeziehung des Mains und der Öffentlichkeit. Und genau hier schliesst sich auch wieder der Kreis zu Xalinais' eigentlich ironisch - jedoch etwas weiter gefassten - Einwand, was man bei einem Abriss alles hätte neu bauen könnte .... Genau das trifft m. E. genau auf das von der DIC geplante neue Viertel zu, denn da wäre städtebaulich und architektonisch um einiges mehr drin gewesen, als dieser kalte "Financial District" (so die Eigenwerbung der DIC) :nono:

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    Meine Antwort auf den von dir verlinkten Beitrag hat nichts an Gültigkeit verloren.

  • Weiter geht's auf dem Degussa-Areal. Hier einmal wieder eine langgezogene Totale:



    Baggertanz:



    Am zukünftigen Primus Ecke Neue Mainzer / Weißfrauenstraße fallen jetzt die Fassadenplatten:



    Bilder: epizentrum

  • Schmittchen, Beitrag #44:


    Ich gebe Dir natürlich vollkommen Recht, dass sich derartige Projekte und natürlich überhaupt jegliche Bautätigkeit stets an wirtschaftlichen Gegebenheiten orientieren muss. Daher steht die Architektur, wie sonst keine andere klassische Kunstrichtung, im Spannungsfeld zwischen Budgets und Ertrag auf der einen und dem künstlerischen Anspruch auf der anderen Seite.


    Genau dieses Spannungsfeld ist es ja auch, was Architektur doch wieder so spannend macht, denn sie erfolgt eben gerade nicht allein aus Selbstzweck und im stillen Kämmerlein, sondern sie hat eine unmittelbare Auswirkung auf Bewohner, Mieter und sämtliche "Nutzer" der Stadt, also auch Passanten im weiteren Sinne. Und sie will ja auch "erlebt" und gesehen werden. Und sie verlangt demnach einfach auch nach Auseinandersetzung mit ihr.


    Und das ist auch der Grund weswegen über die Architektur und deren Entwürfe so trefflich gestritten und debattiert werden kann. Es ist nicht leicht, auf der einen Seite die Investoren glücklich zu machen und auf der anderen die öffentliche Meinung, den Bürger oder den Architekturkritiker. Das Ergebnis ist meist eine Abwägung beider Interessen. Oftmals dominiert natürlich auch der Kommerz und ganz selten dominiert sogar der reine Entwurf - da fällt mir z.B. gerade die Elbphilharmonie ein ...


    Aber gerade dieses Forum bietet einen Austausch der verschiedenen Meinungen, Ansichten und - ja auch: Idealvorstellungen (und manchmal sogar Phantasien). Und auch wenn sich jeder hier um die kommerziellen Rahmenbedingungen bewusst ist, so muss sich doch auch jeder Investor mit seinem nach Kosten und Ertrag durchgeplanten Projekt der Kritik stellen.

  • Nachdem der Südbau verschwunden ist geht es immer mehr den Gebäuden im mittleren Teil an den Kragen:





    Die Schmelzer-Skulptur an der Neuen Mainzer Straße wurde mittlerweile eingepackt und anscheinend auch schon etwas aus der Hauswand herausgelöst:



    Bilder: Gizmo23

  • Anfang der 1980er sah es vom gleichen Standort noch so aus:



    Etwas später wird gerade das gebaut, was jetzt weg ist:



    Ich bin mal gespannt, ob ich den Abriss der neuen Gebäude noch erlebe. Ich rechne zumindest damit.........

  • Tja, das ist jetzt blöd. Ich habe zwar eine Dokumentation über das Degussa-Gelände, aber bis in die 1930er Jahre geht die nicht (nur bis in die 1920er). Das einzige was ich noch anbieten kann, ist diese Übersicht:



    Klick für große Ansicht


    Da ist zwar was mit 1935 vermerkt, aber ob es sich um das gleiche Gebäude handelt ist nicht ersichtlich. Aber hier hätte ich noch eine Ansicht von dem, was in den 1970ern hinter dem Riegel stand. Zum Teil noch sehr alte Fabrikationsanlagen. Auch zur Neuen Mainzer Straße hin steht noch Vorkriegsbebauung.



    Sollte ich noch was aussagekräftiges finden, stelle ich es hier ein.

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    Hallo,


    wie ich es sehe muß der Querriegel nur ganz kurz gestanden haben, denn ich habe in meinen Frankfurt Büchern Bilder, wo da vorher noch ein vierstöckiges Wohnhaus gestanden hatte, an der Ecke wo heute der Südbau abgerissen wird. Laut Aussage von ehem. älteren Kollegen war in diesem Wohnhaus eine recht zwielichtige Kneipe gewesen. Wie man auf dem zweiten Bild vom Beku Bildarchiv sehen kann wurde dieser Querriegel dann wieder bis zum sog. Laborbau abgerissen, um dem "Südbau" mit dem schönen Ecktreppenhaus Platz zu machen. Schön zu sehen ist auch das Hochhaus der Deutschen Bank mit der sog. "Bischofsmütze" die nachts beleuchtet war, und das erste beleuchtete Hochhaus Frankfurts war, kann sich noch jemand daran erinnern ?

  • Fast wie auf Bekus zweitem Foto in #50 sah es auch Ende der vergangenen Woche wieder aus. Die vermauerten Fenster lagen wieder frei:



    Auch die jahrzehntelang verdeckte Travertin-Fassade und die Fenstergewände waren wieder da:



    Es muss so gewesen sein, dass der Laborneubau von 1937 von Eduard Ziegler in der Nachkriegszeit umgebaut wurde. Unter anderem wurde um ein Geschoss aufgestockt, danach sah das Gebäude aus wie auf Bekus erstem Foto in #50. Um Platz für die 1980er-Erweiterung zu schaffen, wurde der Bau erneut umgebaut, dabei verkürzt und später in den neuen Blockrand integriert.


    Bleibt die Frage, wie die offenbar gründerzeitliche Rückfassade zu erklären ist:



    An der Schneidwallgasse gab es übrigens hervorragend belüftete Toiletten zu sehen:



    Bilder: Schmittchen

  • ....denn ich habe in meinen Frankfurt Büchern Bilder, wo da vorher noch ein vierstöckiges Wohnhaus gestanden hatte, an der Ecke wo heute der Südbau abgerissen wird.


    Nein, dieses Haus stand noch vor dem Südbau und somit an der Ecke zum Untermainkai. Es ist auf meinen Bildern leider schon entfernt. Der Südbau steht an der ehemaligen Ecke Neue Mainzer Straße/Alte Mainzer Gasse, also genau dahinter. Das Degussa-Gelände ging ehemals nicht bis an den Kai heran.

  • Wenn ich dem Abriss so zusehe kommt immer mehr Wehmut auf...
    Da geht ein Stück Lebensabschnitt.....25 Jahre darin verbracht und nu?


    Leerstand der Büroflächen und Schicki Micki am Mainufer, das wird das dabei heraus kommen....


    Schlimm an der ganzen Sache ist ja nur für uns Ex-Degussaner das der Ehemalige Besitzer und heutige Namensgeber der Ex Degussa dieses Goldstück in der City verscherbelte......Hauptsache Cash, egal wieviel.
    Traurig....hätte er auch gleich verschenken können...


    Aber das ist Politik, diese ist sehr seltsam um es mal so auszudrücken.


    Schade das ich die Bilder vom Innenleben der Degussa nicht so einfach hier hoch laden kann


    oder per abload.de...einfach easy anmelden, Bilder hochbeamen, fertig..bekommst du alter Jogger auch hinne :cool:

  • Bei der totalen Austauschbarkeit des Projektes stimme ich dir zu. Bezüglich der Vergangenheit solltest du aber nachdenken, ob da die Erinnerung nicht mit dem goldenen Pinsel malt, wie die Chinesen sagen. War es noch zeitgemäß, ein riesiges Gebiet im Zentrum einer Großstadt zu haben, das für die Öffentlichkeit vollkommen unzugänglich ist? Wie gesagt, für die Nutzung hätte ich mir auch etwas originelleres gewünscht, aber dass etwas passieren musste, steht wohl außer Frage.


    Ob hier wieder ähnlich wie im Westhafen oder gar im Bankenviertel (Europaviertel jetzt schon gefühlt ähnlich) etwas entsteht, das in keinster Weise mit der Lebendigkeit (gerade nach Geschäftsschluss) der gründerzeitlichen Stadterweiterungsgebiete konkurrieren kann, bleibt abzuwarten.

  • Wer sagt denn, dass jedes Gebiet in einer Innenstadt von der Öffentlichkeit zugänglich sein muss? Ich zumindest hatte in den letzten Jahrzehnten keine Mangelerscheinung, weil ich da nicht rein durfte. Auch sonst ist mir niemand bekannt, der ein Problem damit hatte.


    Womit ich jedoch ein Problem habe ist die Tatsache, dass wieder einmal eine größere und gewachsene Ecke in Frankfurt einer Ansammlung von klinischen Glaskisten weichen muß. Insofern muß ich exdegussaner zustimmen, es wird auf Schickimicki am Mainufer hinauslaufen. Alleine schon die verqueere Namensgebung (Winx) unterstreicht dieses und wird sich kaum in`s Gedächtnis der Normalbürger festsetzen. Mit dem Begriff "Degussa" konnte jeder was anfangen.


    Überhaupt überzieht diese Art der Benennung unsere Stadt mittlerweile wie eine Seuche. Ein Fernmeldehochhaus hat jeder gekannt, aber ein Nextower, bei dem noch nicht mal die richtige Schreibweise offenkundig ist? Von Myzeil und anderen Beispielen will ich erst gar nicht reden. Aber möglicherweise drückt sich weltstädtischkeit nur durch Anglizismen aus, die vom Großteil der Bevölkerung nicht verstanden wird.


    Was das Degussa-Gelände anbelangt, so will ich da nicht falsch verstanden werden. Gegen die Neubebauung habe ich prinzipiell nichts und Fortschritt muß stattfinden, aber so notwendig wie hier teilweise behauptet wird ist sie nun auch wieder nicht. Genauso wie das Konzept nicht gerade überragend ist. Es handelt sich lediglich um plumbe Bürobauten, durchsetzt mit Zuwegungen und den heute obligatorischen "Coffee-Shops" (innovativ?). Das gibt in meinen Augen keine Identität und kann überall stehen.


    Ich bin jetzt schon auf die Beurteilung der Frankfurter Bürger gespannt. Das die nicht alles toll finden, nur weil`s hoch oder neu ist, wissen wir spätestens seit dem Umbau der Dreiplatzanlage Goetheplatz.

  • Wer sagt denn, dass jedes Gebiet in einer Innenstadt von der Öffentlichkeit zugänglich sein muss? Ich zumindest hatte in den letzten Jahrzehnten keine Mangelerscheinung, weil ich da nicht rein durfte.


    Ich schon. Als Fußgänger und als Fahrradfahrer empfand ich das Areal als Barriere, und die Straßen nördlich und westlich davon (Weißfrauenstraße über dem Tunnel bzw. die Neue Mainzer Straße) laden nicht zum Promenieren ein. Ich habe mir immer gewünscht, ich könnte vom Römerberg am Leonhardskirchhof vorbei durch die Alte Mainzer Gasse bis zur Neuen Mainzer Straße weiterlaufen und mich dann für das kleinste Übel entscheiden. Zur Zeit sieht man schon an der Leonhardskirche, dass hinter dem Karmeliterkloster Schluss ist, und nur Ortskundige wissen, dass sie vor dem Degussa-Areal durch die kleine Passage wenigstens runter zum Main laufen können. Ich empfinde das Aufbrechen des Areals als Bereicherung.


    Von der Qualität der Bebauung und dem historischen Wert eines Teiles des Bestandes spreche ich jetzt nicht.