Was mich in diesem Zusammenhang etwas wundert: der große Aufschrei wegen der Einschränkung der S-Bahn ab 2026 bis fast 2040 ist fast ausgeblieben.
Zwei Beispiele? Die Neuvergabe ab 2026 beinhaltet keine (!) S10 nach Grünau mehr, es wird somit wieder nur zweimal pro Stunde gefahren statt vier mal. Das ist eine Angebotsreduzierung um 50 %. Zudem wird ab 20 Uhr vom 30-Minutentakt der wichtigsten Linien auf 60-Minutentakt umgestellt. Betrifft zum Beispiel S3, S4 und S5. Das bedeutet, dass man dann ab 20 Uhr vom Markt oder WLP nur noch stündlich ins Umland kommt...
Die S2 wird erst später neu vergeben von Sachsen-Anhalt. Sieht so aus, als wenn ab 2026 nur noch die S2 ab 20 Uhr zweimal pro Stunde fährt. Wie das mit Klimaerwärmung und (angeblicher) Verkehrswende zusammen passt, erschließt sich mir nicht...
Mir ist es auch aufgefallen. Ich bin auch mittlerweile überzeugt, dass sich die S-Bahn hier zu einem Reinfall entwickelt. Nicht mit der annehmbaren Nachfrage des Netzes sondern mit dem Angebot, was vieles offen lässt. Die "S-Bahn Mitteldeutschland" wirkt bisher wie ein namentliche und organisatorische Zentrierung einer Regionalbahn des Raums Leipzig-Halle.
Die Züge passen einfach nicht zur Nutzung. Die Züge sind zu klein bemessen. Es gibt zu wenige Garnituren. Es werden Ziele angefahren die sehr weit weg sind und eigentlich RB Charakter haben. Dadurch fehlen selbst im größeren Einzugsgebiet sinnvolle und dichtere Taktzeiten zum pendeln. Es fehlen im größeren Einzugsgebiet - und das ist viel gravierender - Ziele in den klassischen Pendeldistanzen welche bisher zu übergroßen Teilen mit dem Auto fortgelegt werden. Während absurderweise Ziele wie Dessau, Wittenberg, Falkenberg, Jüterbog, Zwickau, und Glauchau angesteuert werden. Obwohl Hoyerswerda sinnvollerweise entfällt, kommt nun völlig unsinnig Plauen dazu.
Dennoch werden die großen Arbeitsorte wie die Industriegebiete überhaupt nicht angefahren. Das Stadtgebiet von Leipzig ist zu gering erschlossen und für weite Teile der direkten Peripherie nicht via S-Bahn zu erreichen. Dadurch entfallen die überlebenswichtigen Faktoren der Erreichbarkeit von Ausbildungs- und Studienplätzen, generell Schulen, die Arbeits- und Freizeitorte. Die Wahrnehmung der S-Bahn in Leipzig generell, ist viel zu gering. Und zu guter letzt ist das Netz extrem unzuverlässig.
Grundlegend fehlt aber vor allem die Vernetzung der unmittelbaren Region. Die Möglichkeiten der ausgeprägten Mobilität in Bezug auf Ausbildung, Arbeit, und Freizeit werden ungenügend abgedeckt und haben einen unmittelbar negativen Effekt auf die Ober- und Unterzentren sowie die Peripherie und einen ausbleibenden Effekt auf die Großstädte Leipzig und Halle. Ich bin kein Verkehrsplaner sondern Regional- und Stadtplaner. Aber für mich ist das zunehmend eine gravierende Fehlplanung.