Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Diskussionsthread

  • Wenn alle im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien das Ergebnis dieser Stadtdebatte beschlossen haben, dann wird es ja wohl nicht so schlecht sein. Aber vermutlich ist das ein ziemlich geistloser Versuch einiger "Fassadendemokraten", die Entscheidungen unserer demokratisch gewählten Vertreter zu diskreditieren.

  • Wenn alle im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien das Ergebnis dieser Stadtdebatte beschlossen haben, dann wird es ja wohl nicht so schlecht sein.


    Nee, ist klar. Am besten sind Parlamentsentscheidungen bekanntlich dann, wenn ALLE zustimmen, wie damals bei der "Nationalen Front" in der DDR-Volkskammer unseligen Angedenkens ... .


    Meister Klarenbach, hier nochmal zum Mitschreiben: In unserer Form der Demokratie müssen Parlamentsentscheidungen nicht von allen Abgeordneten beschlossen werden, sondern (in der Regel) nur von einer einfachen Mehrheit - und haben trotzdem den gleichen Wert. Insofern ist an den Potsdamer Beschlüssen nichts auszusetzen.


    Winke, winke.

  • Selbstverständlich sind die Potsdamer SVV-Beschlüsse legitim, und genauso legitim ist es, ein Bürgerbegehren zu starten, um andere Beschlüsse zu erreichen. Nicht legitim ist es dagegen, Leuten, die dieses demokratische Recht nutzen, mangelnde Demokratiefähigkeit zu unterstellen, das ist einfach nur mieser Stil und zeugt von mangelndem Respekt.
    Ansonsten wäre es natürlich auch legitim, gegen die Beschlüsse des Berliner Abgeordnetenhauses ein Volksbegehren zu starten. Aber wenn selbst Konstantin die Erfolgsaussichten so schlecht einschätzt, dann scheint es hier wirklich wenig Unzufriedenheit zu geben.

  • Ich habe mich, Klarenbach, nicht zu Erfolgsaussichten eines Bürgerbegehrens geäußert. Meines Wissens nach hat niemand davon gesprochen und einen Zusammenhang mit Potsdam gibt es nicht. In Berlin müssten ganz andere Massen begeistert werden und da die Altstadt nun seit 100 Jahren systemübergreifend und Hand in Hand zerstört wurde ist mit einem Interesse für die Mitte eben nur noch in kleinen Kreisen zu rechnen. Dies gilt für die Anhänger einer historischen Stadt genauso für die Anhänger einer nächsten Überformung des Stadtkernes. Hier werden wir abwarten, was die nächste Legislatur bringt, für diese ist das Thema abgeschlossen.


    In Potsdam ist es natürlich legitim ein Bürgerbegehren zu starten. Ich fürchte nur, dass Klarenbach ganz anders argumentieren wird, wenn die Stadt wesenliche Teile des Bürgerbegehrens ebenso legitim ablehnt, weil sie der Kommunalverfassung widersprechen. Auf die argumentative Wendung bin ich jetzt schon gespannt.

  • Wenn die Stadt wirklich auf die Idee kommen sollte, das Bürgerbegehren abzulehnen, dann landet die ganze Sache vor Gericht. Meine Prognose ist: Das Bürgerbegehren wird dann genehmigt, und das ganze Verfahren wird dem Bürgerbegehren einen zusätzlichen Schub geben. Dann entsteht nämlich der Eindruck, dass Jakobs Angst vor dem Bürgerbegehren hat und er mit einer Niederlage rechnet. Das kommt bei den Wählern erfahrungsgemäß sehr schlecht an.
    Aber ich vermute mal, das Rechtsamt wird Herrn Jakobs über die Erfolgsaussichten solch einer Ablehnung aufklären und das Gerichtsverfahren bleibt uns erspart.

  • Selbstverständlich sind die Potsdamer SVV-Beschlüsse legitim, und genauso legitim ist es, ein Bürgerbegehren zu starten, um andere Beschlüsse zu erreichen. Nicht legitim ist es dagegen, Leuten, die dieses demokratische Recht nutzen, mangelnde Demokratiefähigkeit zu unterstellen, das ist einfach nur mieser Stil und zeugt von mangelndem Respekt.


    Aber das tut doch keiner. Wenn ein Bürgerbegehren (für was auch immer) eine Mehrheit findet, dann ist das eben so.


    Der Einzige, der hier ständig die Legitimität demokratisch gefällter Entscheidungen (nämlich der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung) anzweifelt, weil ihm deren inhaltliche Linie nicht gefällt, sind doch Sie und der Vertreter der "Andere".


    Aber nur zu. So werden Sie das FH-Gebäude, das Mercure-Hotel und den Staudenhof auch nicht retten.

  • Heute hat die Initiative "Potsdamer Mitte neu denken" genau 17.017 Unterschriften für das Bürgerbegehren gegen die Kahlschlagsanierung in der Potsdamer Mitte an den Landeswahlleiter Förster übergeben.
    Nun werden die Unterschriften geprüft, 13.566 gültige Unterschriften sind nötig. Am 14. September wird sich dann die Stadtverordnetenversammlung mit dem Bürgerbegehren beschäftigen. Lehnt sie ab, kommt es innerhalb von 8 Wochen zum Bürgerentscheid. Bei diesem muss dann eine Mehrheit von mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten zustimmen.
    http://www.pnn.de/potsdam/1093216/

  • ^17.017 von ca. 130.000 wahlberechtigten Potsdamern und damit diese knapp 17.000 ihren Willen bekommt brauchts auch nur ein Quorum von 25 %, klingt ja super demokratisch. Aber gut, so sieht es die Kommunalverfassung Brandenburgs vor.


    Und sollte dann eine Mehrheit die von dir sogenannte "Kahlschlagssanierung" sozusagen befürworten, sich also gegen das Ansinnen des Bürgerentscheids stellen, gibst du dann Ruhe? Oder heißt es dann, "ja Moment, es wurde ja nur das Ansinnen des Bürgerentscheids abgelehnt, daraus lässt sich aber kein expliziter Auftrag ableiten die städtische Planung weiter fortzuführen.


    Oder anders gefragt: was müsste passieren, damit du dich damit abfindest und es einfach gut sein und auf sich beruhen lässt? Würde mich wirklich interessieren.

  • Das Bürgerbegehren gegen den Kahlschlag in der Potsdamer Mitte hat die nächste Hürde genommen. Nach Prüfung der Unterschriften wurden 14742 gültige Unterschriften gezählt, das sind rund 1100 mehr als die geforderten 13610 Stimmen.


    Die nächsten Schritte sind wie folgt:
    Am 31.8.2016 soll das Ergebnis der rechtlichen Prüfung vorgestellt werden, am 14.9.2016 werden sich die Stadtverordneten mit dem Bürgerbegehren befassen. Wenn es keine rechtlichen Einwände gibt und die Stadtverordneten das Bürgerbegehren ablehnen, dann muss spätestens bis zum 14.11.2016 der Bürgerentscheid stattfinden. Dort müssen dann eine Mehrheit der Stimmen und mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten für die Ziele des Bürgerbegehrens stimmen.


    http://www.maz-online.de/Lokal…ft-notwendige-Stimmenzahl

  • Dem Artikel entnehme ich, daß vom Bau von "drei Wohnkarrees" die Rede ist.
    Dabei geht es dann wohl hauptsächlich um die Finanzierung der Abrisse und die Besitzverhältnisse der Grundstücke.
    Von "Kahlschlag" fantasiert mal wieder wie gewohnt nur Klarenbach.



    Gruß, Jockel

  • Wiedergewinnung der historischen Mitte Potsdams

    Heute meldete die PNN, dass die Stadtverwaltung Potsdams dem Beispiel v. Boddiens folgen wird und wohl teilweise die Fachhochschule mit einem großen Transparent/Stoff/Plastikplane, das eine Fotografie des einstigen Knobeldorffschen Hauses "Alter Markt 17" zeigen soll, verhüllen möchte.


    Ich frage mich: WARUM ist man nicht schon längst auf diese Idee gekommen?


    Ich denke, vielen Potsdamern (zumindest den nach ´45 Geborenen) ist nicht klar, wie die Umgebung des Potsdamer Stadtschloßes durch das Leitbautenkonzept gewinnen wird...es braucht halt auch mehr als nur ein paar Modellen in einer Infovitrine oder netten Visualisierungen in der Zeitung, um die Leute zu überzeugen!
    Von einer solchen "Verhüllung" verspreche ich mir unendlich viel Zustimmung!


    http://www.pnn.de/potsdam/1099342/

  • ^ich vermute, an der Haltung von Klarenbach und anderen Gegnern wird auch das nichts ändern. Aber ja, denen, die dem Lautbautenkonzept befürwortend oder auch nur aufgeschlossen gegenüber stehen mag es helfen die eigene Vorstellungskraft zu unterstützen, sodass nicht nur die Gegner sondern auch die Befürworter mit Motivation an die Sache gehen und am Ende hoffentlich die Vernunft siegt. Ich finde aufjedenfall beruhigend, dass man offenbar verstanden hat, dass man die "Dagegen"-Fraktion ernst nehmen und die Befürworter mobilisieren muss.

  • Kahlschlag und Potsdamer Mitte

    Ohne mich näher auf solche zu nichts führende Diskussionen einlassen zu wollen, inwieweit Gebäude wie FH und Rechenzentrum "Ikonen" der DDR-Architektur waren, kann ICH pers. überhaupt nicht das Schlagwort vom "Kahlschlag" nachvollziehen oder gar akzeptieren.


    Wenn am selben Ort ein großer Parkplatz entstehen würde oder aber einfach nur ne grüne Wiese...dann wäre ich sofort bei den Kahlschlag-theoretikern...aber SO, wenn die freiwerdenden Grundstücke auch noch kleinparzellig bebaut werden sollen und dies auch noch mit Wohnraum..und der auch noch teilweise für otto Normalverbraucher erschwinglich sein wird?? WAS kann man eigentlich mehr von einer zukunftsorientierten Stadtplanung erwarten? :daumen:


    Schon lange bevor ich mich in diesem Forum anmeldete, wurde bei mir der Verdacht genährt, dass der wahre Grund für diese erbitterten Diskussionen in Potsdam eher ideologische Grabenkämpfe sind. :nono:


    Das erlebt man in ähnlicher Form in Berlin mit diesen nicht endend wollenden Diskussionen um die Rigaer Straße. :Nieder:
    Auch da geht es den Bewohnern der Rigaer höchstens peripher darum, billigen Wohnraum zu erhalten und in friedlicher Koexistenz mit Nachbarn zu leben, sondern ausschließlich um die Verwirklichung eigener Lebensentwürfe, die man von der Mehrheitsgesellschaft finanziell bekommen möchte..was ich zwar verständlich (wer hätte das nicht gerne?)...aber ziemlich egoistisch finde. Also ICH jedenfalls würde auch gerne zu einem Niedrigmietzins Citynah wohnen und bestimmte Anweisungen meiner Hausverwaltung mißachten...dummerweise finde ich dafür keinen Unterstützerkreis mit dem ich in hochtrabenden Ideologiedebatten verbunden bin.:)


    Egal, ich jedenfalls finde diese neuerliche Potsdamer Initiative gut, Touristen und Besucher der Stadt Potsdam sowieso, denn die sind sicher dankbar für solche hautnahen und plastischen Informationen zur Stadtgestaltung (oder besser: Stadtheilung).
    Ich muss ehrlich eingestehen: ich gehöre auch zu denen, deren Fantasie mitunter nicht ausreicht, mir etwas Künftiges vorzustellen..ich brauche was "handfestes"..und ich glaube, viele meiner Mitmenschen ticken ähnlich.
    Und das, trotzdem ich Potsdam nur Wochen nach der Wiedervereinigung besuchte und pers. damals glaubte, dass man eigentlich die halbe Stadt erst einmal abreißen müßte...verkommen und ruinös sie in weiten Teilen damals war.

  • Natürlich das das Propaganda, die Reurbanisierung der Altstadt "Kahlschlag" zu nennen. Denn der Kahlschlag war ja nötig, um das Institut für Lehrerbildung (IfL) "Rosa Luxemburg" in Potsdam Mitte zu errichten. Das IfL war auch kein lustiger Amüsierschuppen mit Bars und Kegelbahn für die breite Bevölkerung, wie es den Leuten im Berliner Fall des Palastes der Republik weisgemacht wird, sondern eine der zentralen Stellen der Lehrerausbildung der ganzen DDR. Wie die Richterakademie im Schloßpark Babelsberg wurden hier keine Denkmalschützer oder Verkehrspolizisten ausgebildet sondern die intellektuellen Stützen der DDR. Mit der heute gern zitierten "Öffentlichkeit" war es auch nicht weit her - das Haus war für die Öffentlichkeit tabu und der angeblich öffentliche Laden Richtung Westen war ein "Exquisit"-Geschäft wo nur einkaufen konnte, wer über Devisen verfügte.


    Klarenbach würde jetzt - genauso wie viel andere - erwidern: deshalb muss man ja nicht den gleichen Fehler, nämlich den Kahlschlag, der zum Bau der heutigen FH geführt hat, wiederholen. Jedoch hiesse dies letztendlich den Zerstörern der Altstadt recht geben: Bomber-Harris genauso wie Ulbricht, der das Abräumen vieler wiederaufbaufähiger angeordnet hatte. Und tatsächlich geht es den "Neudenkern" nicht die Gestaltung der Altstadt, sonst hätten sie sich an der Neubeplanung der Alten Fahrt, des Stadtschlosses und des Einsiedlerblockes beteiligt - hier gab es aber - ausser Fundamentalopposition - kein Wort. Im Gegenteil. heute rühmt Neudenker Tomczak das wiederaufbaugebaute Stadtschloß (allerdings nur um daraus zu folgern, dass die heutige FH mit ihrer angeblich ähnlichen Kubatur erhalten bleiben müsse). Nein: hier geht es einzig und allein um den Versuch einer Blockade städtischer Politik der sog. Rathauskoalition.

  • Die Kahlschlagsanierung ist ein Konzept, das auf den flächenhaften Abriss vorhandener Bausubstanz und die anschließende Neubebauung setzt. Das Gegenstück zur Kahlschlagsanierung ist die behutsame Stadterneuerung, die eben auf den Erhalt der vorhandenen Bausubstanz, auf ihre Sanierung und gegebenenfalls Umnutzung setzt. Daher ist die Bezeichnung Kahlschlagsanierung für das, was in Potsdam passiert, völlig korrekt.


    Ansonsten zeigt die geplante potemkinsche Fassade ja nur die Hilflosigkeit der Kahlschlagbefürworter. Wenn sie solche Mätzchen, die auch noch einen fünfstelligen Betrag kosten sollen, nötig haben, dann muss es um die Unterstützung für dieses Konzept schon sehr schlecht stehen.

  • Der Begriff "Kahlschlagsanierung" ist untrennbar verbunden mit dem Konzept der autogerechten Stadt. Breite Straßen, weite Flächen, Aufbrechen des Blockrandes, industrialisiertes Bauen. In Potsdam plant man genau die Korrektur dieses zumindest an jener Stelle gescheiterten Projektes. Die Rückkehr zu einer kleinteiligen Struktur, die auf lange sicht überhaupt erst eine organische Stadtentwicklung wieder möglich macht. Die Stadt die du erhalten willst, besteht aus mit wenigen Großbauten überzogene Flächen deren Nutzung engste Grenzen gesetzt sind. Dein Versuch den Begriff "Kahlschlagsanierung" hier ins genau Gegenteil zu verkehren, ist zu durchsichtig.

  • Die "Kahlschlagsanierung" wird auch euphemistisch als "Flächensanierung" bezeichnet. Aber Du merkst ja, Saxonia, Klarenbach will darüber gar nicht diskutieren, sondern benutzt diesen Begriff in diesem Forum jetzt zum 20sten Mal - weicht jedoch jeder inhaltlichen Diksussion aus.

  • Herrje, Larry.


    1) Der Alte Markt 17 von Knobelsdorff ist selbstverständlich eine Leitfassade und wird wiederhergestellt. Da dieser Bau den westlichen Teil des (südlichen) Alten Marktes abschliesst ist es natürlich sinnvoll diesen zu visualisieren, bevor man die FH abreisst. Der Dreiecksgiebel des Hauses korrespondiert mit der Brauerstraße 1, dem Lehmannschen Haus (auch von Knobelsdorff).


    2) Die Blindfische von den PNN haben den Palast Barberan da Porto angebildet. Dieses befand sich in der Schwertfegerstraße 1, das Original ist von Palladio und steht in Vicenza. Auch dieser Bau hat eine Leitfassade und wird wiederhergestellt.




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