Bauprojekte im Lyoner Quartier (Bürostadt Niederrad)

  • Projekt "We Live Tower" - Umbau Bürohochhaus Lyoner Straße 14 in Wohnhochhaus

    Für das in Beitrag #445 ausführlich vorgestellte Revitalisierungsprojekt liegt ein modifizierter Entwurf vor. Zu finden ist er auf der Website der MAG, also der Gesellschaft, die für die Realisierung des Umbaus zuständig sein wird. Man kann davon ausgehen, dass der Entwurf den in #455 gezeigten ersetzt.


    Änderungen gibt es nicht nur beim Wohnhochhaus und seinem Anbau. Auch der westlich davon geplante Neubau einer Kindertagesstätte anstelle eines Parkdecks wurde überarbeitet. Im kommenden Sommer ist der Baubeginn, Ende des zweiten Quartals 2026 die Fertigstellung geplant.


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    Bild: HWKN / MAG / i Live Group

  • Wenn die Realität annähernd so aussehen wird wie das Modell, ist das optisch eine klare Verbesserung gegenüber dem Status Quo, der aber auch fürchterlich ist. Die Gesichter sind etwas random, weil es so etwas in Niederrad sonst nicht gibt (außer Tony Yeboah auf der anderen Seite der Bahnlinie), aber als Tor hat das schon etwas.

  • Neues zum "Olivetti Campus":


    Diese (eigentlich durchaus nicht unspannende) Projekt-Geschichte zieht sich ja bereits seit einigen Jahren in die Länge. Und leider haben hierbei wohl zu viele Leute ein Mitspracherecht oder meinen dies zu haben. Ihr wisst ja, zu viele Köche verderben den Brei.

    Und das scheint hier passiert zu sein. Aber beginnen wir von vorne:


    Vor ein paar Jahren wurden erste Vorstudien von der Baucon GmbH in Auftrag gegeben, um zu prüfen, wie man den Olivetti Campus besser fassen und verdichten könnte. Gerade, weil wir in dieser Stadt so dringend Wohnraum brauchen.

    Als dann klar wurde, dass es das Projekt "Blue Towers" (und hier) wohl nicht bis zur Ziellinie schaffen würde, begannen die ersten Überlegungen, beide Bereiche zusammenzufassen und gemeinsam/hintereinander zu planen und bauen.

    Das Projekt erhielt den vorläufigen Namen: Urban Twin Towers.


    Es bestand aus 2 Türmen mit jeweils 1x24 Etagen, 1x22 Etagen und 5 Türmen mit jeweils 14-15 Etagen. Auf dem Gelände des Olivetti Ensembles waren damit in 3 Türmen 30.000m² BGF geplant, zusammen mit den optionalen weiteren 4 Türmen auf dem Areal der Blue Towers, hier sprechen wir von erstaunlichen weiteren 52.000m² BGF.

    Architekt der Studie/Vorplanung war das Büro Max Dudler aus Berlin. Der Stil des Büros ist klar, stringent, manchmal zu steril, immerhin einhergehend mit zumeist hochwertigen Sandsteinfassaden und man muss diesen Stil generell mögen. Hier, an dieser Stelle, passte er aber sehr gut.


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    Bild: Max Dudler


    Legende: in Rot, die geplanten Neubauten auf dem Olivetti Gelände, in Blau, die Neubauten auf dem Blue Towers Areal


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    Bild: Max Dudler


    Hier erkennt man nun sehr gut, woher der Name Urban "Twin" Towers abgeleitet ist, denn die beiden hohen Türme fassen das Gelände im Norden und im Süden als Turmgeschwister ein.


    Ein paar Jahre später wurde das Projekt aber verkauft und umgeplant. Und ja, man muss sagen, nicht zu seinem Nachteil, denn bei der Studie waren die Baumassen zu erdrückend und zu eng zusammen geplant. Zudem die kleinen Türme die gleichen Höhen wie die beiden Olivettis hatten, also optisch keine große Abwechslung. Auch wurde der direkte Blick allzu oft auf die beiden Olivettis zu stark eingeschränkt.


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    Schmittchen hat uns dann in 2021 über die neue Planung informiert #368


    Sie erhielt den Namen "Olivetti Campus".

    Man merkte aber bereits jetzt die Anwesenheit von zu vielen Köchen. Eine politische Partei im Frankfurter Magistrat wollte unbedingt eine verminderte Grundstücksausnutzung erreichen, die Denkmalschützer wollten den Blick auf die Olivettis erhalten und dafür sorgen, dass das Ensemble nicht "erdrückt" wird.


    Im Grunde aber war es jetzt, zumindest von den Bauhöhen, der Platzierung stimmig. Und auch relativ abwechslungsreich; Sichtbezüge zu den Olivettis wurden verbessert und das Ganze wirkte optisch nicht mehr so langweilig.


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    Bilder: Max Dudler


    In dieser Überarbeitung waren nun mehr Freiflächen, weitläufigere Bebauung geplant; 1 Turm mit 20 Etagen und 70 m Höhe, 1 Turm mit 18 Etagen und 63 m Höhe, 1 Turm mit 16 Etagen und 55 m, 1 Turm mit 12 Etagen und 42 m Höhe und zuletzt 1 Turm mit 10 Etagen und 35 m Höhe. 2 Türme wurden komplett gestrichen (jeweils die Türme an den südwestlichen Ecken der beiden Plangebiete). Zusätzlich auf dem Areal der Blue Towers die Blockrandbebauung mit Ihren 4 Etagen.


    Turm 1 mit seinen 20 Etagen kann man hier wunderbar visualisiert betrachten:


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    Bild: Fovea Images


    Grundriss:


    Bild: https://i.ibb.co/GcrF1Pv/UT-neu-03.jpg


    Bild: Max Dudler


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    Aber warum denn etwas einfach mal gut bauen, wenn man es weiter "optimieren" und günstiger machen kann ... es klang ja bereits einmal im Forum an ...


    Leider wurden bereits aber seit dem Jahr 2022 weitere Überarbeitungen vorgenommen.

    Unter anderem wurden Turmhöhen nochmals reduziert (selbst Turm 1, der einzige richtige "Solitär" des Ensembles mit seinen ehemals 20 Etagen wurde jetzt auf 17 Etagen gekürzt), alles scheint gleich einer Olivetti Einheitshöhe, optisch bedauerlicherweise eine Katastrophe.

    Dadurch nimmt man die Olivettis visuell fast noch weniger wahr als bei der 1. Studie (vor allem die Höhenreduzierung des Turm 2 mit seinen vormals 18 Etagen auf nun 12 Etagen ist mehr als unschön).

    Die Fassadengestaltung wurde sehr vereinfacht.

    Alles wirkt extrem trostlos, langweilig, kalt und abweisend. Wer möchte denn dort wohnen?


    Ich darf einen guten Bekannten zitieren:

    "So gestaltet man doch eine Geheimdienstzentrale, aber um Himmels willen doch kein Wohnhaus-Ensemble."


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    In den Höhen haben wir bei dieser Überarbeitung keine große Diversität mehr:

    1 Turm mit 17 Etagen, 1 Turm mit 16 Etagen, 1 Turm mit 15 Etagen, 1 Turm mit 14 Etagen und einen Turm mit 12 Etagen. Ein Teil des Blockrands wurde gestrichen. Alle Höhen entsprechen inzwischen in etwa den Technikhöhen der Olivettis.


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    Irgendwie helfen auch die Möwen nicht mehr ... bei der Tristesse.


    Bilder und Visualisierungen: Max Dudler


    Aufgeben möchte ich die Hoffnung nicht, dass vielleicht doch noch einmal in Richtung Version 2 optimiert wird, die Wohnungslage gibt es auf alle Fälle her. Und das Grundstück auch. Und auch die Olivettis (liebe Denkmalschützer).

    Denn schlimmer als dieser geplante "Modus Simplicissimus" bei dem wir mittlerweile angelangt sind, kann es eigentlich nicht mehr kommen.

  • Danke für den ausführlichen Beitrag und die Einordnung Adama. Man kann da wirklich nur auf eine weitere Bearbeitung hoffen. Was dieses Beispiel auch wunderbar zeigt ist, dass der beste Architekt nichts ausrichten kann, wenn die Planungsvorgaben ihn derart einschränken, dass da am Ende nur Grütze rauskommen kann.

  • Diese Fassaden erscheinen wie düstere Albträume, mit Reihen von Fenstern ohne jegliche erkennbare Struktur. Sie verraten die grundlegenden Prinzipien der klassischen Architektur, indem sie die Aufteilung der Fassade in verschiedene Symmetrien vernachlässigen. Stattdessen präsentieren sie eine monotone Weite, ohne Form, einfach nur Fenster an Fenster an Fenster. Folglich strahlen sie eine Eintönigkeit, eine Leere, eine fremdartige Aura aus, die oft mit unpersönlicher Sterilität von Vorstadthochhäusern in Verbindung gebracht wird.


    Der nächste Fehler, dem die Architekten hier verfallen werden, ist, auf das Feedback zu reagieren, dass die Fassaden langweilig wirken, indem sie beginnen, eigenartige Strukturen einzubauen – viereckige Einrahmungen, vielleicht sogar mit verschiedenen Farben, um die Fenster herum –, um die Monotonie zu durchbrechen. Dadurch verwandelt sich der Albtraum jedoch in ein vollkommenes Chaos, das den Betrachter mit visuellem Unbehagen erfüllt und regelrecht augenärztliche Beschwerden verursacht.




    Mit nur minimalen Maßnahmen wie diesen – gerade einmal fünf Minuten mit MS Paint (ausgeführt von jemandem ohne architektonische Ausbildung) schnell Verbesserungen eingeführt werden können, die die Monotonie effektiv durchbrechen.


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