Leipzig: St. Trinitatis (realisiert)

  • Baubeginn für St. Trinitatis


    Wie die LVZ mitteilt, wurde heute grünes Licht für die Baustart der neuen Probsteikirche St. Trinitatis gegeben. Start ist im März 2012, Fertigstellung weiterhin Ende 2013.

  • Der international ausgeschriebene Wettbewerb über die Gestaltung des Innenraumes der Probsteikirche ist abgeschlossen.



    Dies wird z.B. in der SZ gemeldet.



    Falk Haberkorn aus Leipzig wird ein bis zum Boden reichendes Kirchenfenster gestalten. Auf zwei Scheiben wird der Text aus dem Alten und dem Neuen Testament zu lesen sein.


    Jorge Pardo, in LA lebender Künstler mit kubanischen Wurzeln wird den Altar, den Taufstein und andere liturgische Ort farbenfroh gestalten.
    Die Entscheidung der Jury sei in beiden Fällen einstimmig gefallen.

  • Auch die BILD bringt Bilder. Zum Teil sind es dieselben, aber auf einem weiteren ist der Entwurf fuer den Innenraum von Jorge Pardo besser zu erkennen:


    22 Meter breit, drei Meter hoch - und aus Glas!
    Propsteikirche kriegt Leipzigs größte Bibel
    http://www.bild.de/regional/le…-bibel-21964088.bild.html


    Mir ist es eigentlich egal, wahrscheinlich werde ich das Gebaeude so schnell auch nicht von innen sehen. Aber der Innenraum erinnert mich eher an ein Parlament oder eine Veranstaltungshalle als an eine Kirche. Nun, das ist dann nur konsequent, wenn man an das Auessere denkt.

  • ^


    Puh da stimme ich vollends zu, den Eindruck kann man haben - mir drängt er sich auch förmlich auf. Es ist Innen eben sehr weiß, hell, leer und mit Verlaub auch ziemlich steril. Dafür aber auch unpathetisch und in punkto Ausstattung ganz im Sinne der Modernisierungen des letzten Jahrhunderts - schließlich darf man keine barockmäßig überfrachteten Innenräume mehr erwarten. In diesem Punkt hat sich die katholische Kirche - jedenfalls hierzulande - doch schon deutlich verändert. Aber das ist ja alles zusammen - viel mehr als die Außenarchitektur übrigens - eine ganz private Sache der Gemeinde. Solange die katholischen Kirchgänger sich mit diesem Innenraum wohl fühlen, darin beten können und ihn als tatsächlich sakral angemessen betrachten soll das eben so sein. Als Nichtmitglied jener Gemeinde stünde es mir auch nicht an daran herumzudiskutieren. Über den Außenbau kann man ja aber freilich auch als Außenstehender - das hat der Thread ja schon gezeigt - ganz vortrefflich streiten.

  • Neue Leipziger Propsteikirche wird später fertig

    LVZ-Online, 10.01.2012
    Neue Leipziger Propsteikirche wird später fertig – Wärmesonden sorgen für Bauverzug bis 2014
    Robert Nößler
    http://www.lvz-online.de/leipz…/r-citynews-a-120843.html


    Die Fertigstellung der neuen katholischen Propsteikirche wird sich bis mindestens Sommer 2014 verzögern. Ursprünglich war die Fertigstellung bis Ende 2013 geplant. Dies sagte Pfarrer Gregor Giele am Dienstag auf Anfrage von LVZ-Online. Grund für den etwa sechsmonatigen Bauverzug ist eine Planungsänderung beim Wärmesystem des Gebäudes. Für die Beheizung der Kirche sollen nun rund 100 Meter tiefe Sonden in den Boden gegenüber des Neuen Rathauses getrieben werden, um ein Erdwärmesystem zu installieren. Laut Pfarrer Giele sei das Sondenfeld effektiver als die ursprünglich geplanten Sonnenkollektoren auf dem Dach. „Die Sonnenwärme in die Erde zu leiten und dort zu speichern wäre auch technisch zu aufwändig gewesen“, so der Pfarrer. Im Betrieb sei das Erdwärmesystem außerdem zuverlässiger und weniger sensibel. Solarenenergie wird jedoch weiterhin eingesetzt. Thomas Gohr vom verantwortlichen Architekturbüro Schulz und Schulz teilte mit, dass statt der Kollektoren nun Photovoltaikelemente auf dem Kirchendach vorgesehen sind. Er kann jedoch noch nicht genau sagen, wie hoch die voraussichtliche Kostenersparnis gegenüber dem ursprünglichen Konzept ist. Die Größenordnung sei erst benennbar, wenn die genauen Planungen abgeschlossen sind. Ausgegangen werde derzeit von einem Erdsondenfeld unter dem gesamten Gebäude in einem Raster von neun mal neun Metern.


    Die Arbeiten für das rund 15 Millionen Euro teure Gotteshaus sollen Ende April mit der Erweiterung der Baugrube beginnen. Im Sommer sollen die ersten Gründungspfähle für das Gebäude in den Erdboden gerammt werden. Im Herbst folgen die Bohrungen für die Sonden.


    Trotz der längere Bauzeit werde sich an den Kosten nichts ändern, sagte der Pfarrer. „Die Obergrenze von 15 Millionen Euro bleibt bestehen.“ Das Gotteshaus soll zu einem Großteil durch Spenden finanziert werden. Dabei sind bislang sind rund 4,8 Millionen Euro eingeworben worden. Die restlichen Kosten trägt das Bistum Dresden-Meißen.

  • Da möchte die Gemeinde aber ihre eingenommenen Spenden vedoppeln, damit diese einen Großteil der Baukosten darstellen.


    Zum Bau:


    War dort nicht eine Tiefgarage geplant? Ich meine mich erinnern zu können, auf einem Entwurf in der Nonnenmühlgasse eine Einfahrt gesehen zu haben.

  • Kann man diesen Schrott noch irgendwie aufhalten? :(


    Mit Verlaub, aber das kann man doch nur als architektonisches Verbrechen und Gewaltakt an der Leipziger Innenstadt bezeichnen.


    Die Kubatur der Trinitatis-Kirche ist einfach nur lächerlich banal, nichtssagend, austauschbar und aggressiv gegenüber der Umgebung, vorallem zum Neuen Rathaus.


    Dieses Modell macht den städtebaulichen Griff ins Klo überdeutlich.



    Woanders kann man sowas ja mitunter machen, vielleicht wird es auch von der Materialität her sehr qualitätvoll. Es bleibt aber ein missproportionierter Klotz in der völlig falschen Umgebung.

  • Na mal im Ernst. Findest du als Leipziger(?) das gut, was dort gemacht wird?


    Der Entwurf mag ja anderswo sogar funktionieren, doch wie erwähnt tritt er aus meiner Sicht das gewählte Umfeld mit Füßen und missachtet, was er nur missachten kann.

  • ^ Wie fundiert argumentiert. Mag ja sein, dass der Gewinnerentwurf nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist, wenn du eine bereits geführte Diskussion aber wieder beleben möchtest, solltest du etwas mehr bieten als Allgemeinplätze und vorgebliche Eigenschaften der Kubatur, die du ohne Begründung mal so in den Raum wirfst.

  • Was gibt es da noch auseinander zu klabüstern? Das sieht doch jedes Kind, was dort nicht stimmt!


    Keinerlei Eingehen auf die dahinterliegende Quartiersbebauung - viel zu niedriges Kirchenschiff und ein unproportional hoher, vom Rest des Gebäudekörpers entrückter Kirchturm. Das opulente Rathaus wurde offensichtlich völlig ausgeklammert. Es findet im Kirchenbau keinerlei Entsprechung, Würdigung - es wird stattdessen behandelt, als stünde es dort nicht, als wäre es Luft.
    Zudem wird hier durch diesen unnötigen Solitär die Chance auf urbane Nachverdichtung und die Erweiterung des Blockrands am Luther-Ring vertan.


    Desweiteren kann ich nichts, aber auch rein gar nichts leipzigtypisches oder wenigstens sächsisches an dem Neubau erkennen.


    Das ist doch das leidige Problem mit so vielen Bauten seit der Bauhausmoderne.
    Internationale Beliebigkeit, Austauschbarkeit und Nichtachtung der städtebaulichen Situation. Ich würde auf derlei "Allgemeinplätze" verzichten, wenn uns die Realität eines Besseren belehrte, doch das ist leider nur sehr selten der Fall.



    Überdies halte ich in Zeiten, in denen die Religion (zu Recht!) in aufgeklärten Industrienationen überwiegend auf dem Rückmarsch ist, derartige Kirchenneubauten in prominenter Innenstadtlage ohnehin für fragwürdig. Gerade auch angesichts der um Gemeindemitglieder ringenden bestehenden Kirchen.


    Wir wollen uns sicher nicht in einer religiösen Diskussion verlieren, aber dieser kleine Exkurs sei noch erlaubt:


    Studie belegt Vormarsch des Atheismus in christlichen Ländern

    Ostdeutsche und Tschechen sind die grössten Zweifler an der Existenz eines Gottes. Dies geht aus einer Studie der Universität Chicago hervor. Sie zeigt auf, dass der Atheismus in vielen Ländern auf dem Vormarsch ist.
    In der ehemaligen DDR glauben nur noch 13 Prozent der Ostdeutschen an die Existenz eines Gottes.

  • Gern würde ich noch einen weiteren, an St. Trinitatis zu konstatierenden Aspekt anbringen:


    Diverse Sichtachsen werden durch den Turm behindert werden. Aus einigen Perspektiven wird dieser langgezogene Kasten wohl oder übel Teile des Rathauses verdecken und damit eine völlig unnötige Disharmonie erzeugen, die es so vorher nicht gegeben hat.


    Alles in allem ein überflüssiger Schandfleck, so wie sich das Projekt den Planungen nach darstellt.
    Ich lasse mich in der Realität gern eines besseren von einem überraschend guten Resultat belehren. Aber im Augenblick sehne ich nur eines herbei: Den Abbruch des Projektes (an dieser Stelle!).

  • Ich hätte nicht geglaubt, dass ich mal in die Gelegenheit kommen könnte, diesen Neubau in irgendeiner Weise zu verteidigen und ich will auch nicht ausführen, was mich selbst an diesem Kirchenneubau stört - das hat nämlich tatsächlich nichts mit Architektur zu tun und gehört deshalb nicht hierher, ABER: architektonisch ist dieser Neubau sowohl im Sinne der Gemeinde, als auch im historischen Sinne nur konsequent. Man mag kubische, einfache Formen nicht mögen - die Kirchenarchitektur hat sie jedoch schon einige Jahrzehnte (zum Großteil schon vor dem 2. WK.) als ihre moderne Architektursprache bestimmt. Es wäre demnach historisch, aber auch ideologisch einigermaßen befremdlich würde man dort jetzt einen eklektizistischen Kirchenbau hinsetzen, nur weil gerade das Rathaus eben auch eklektizistisch ist. Zur Stellung und zur Dimension des Turmes lässt sich ähnliches sagen und hinzufügen: seine städtebauliche Funktion ist nicht die Unterordnung gegenüber der Umgebung sondern "Dominanz" oder wenigstens "Erkennungszeichen" - ansonsten könnte man auch ganz auf ihn verzichten, denn die Glocken bekommt man auch anderswo unter.
    Die katholische Gemeinde hat ein innerstädtischen Grundstück für ihren Neubau erhalten, um das sie nach Abriss des Vorgängerbaus (an etwas anderer Stelle) betrogen wurde. Es ist ihr gutes Recht eine Architektursprache zu wählen, die ihren Bedürfnissen und Wünschen gerecht wird - ich finde das kann man akzeptieren. Ihr vorzuwerfen, dass sie das nun endlich (wieder) auch an prominenter Stelle tun darf, finde ich nicht korrekt.
    Eine tatsächlich umfassende Auseinandersetzung mit der Thematik sprengt aber sowieso den Rahmen und muss mit dem Hinweis auskommen, dass Sakralarchitektur gegenüber profaner Architektur einer Vielzahl an Besonderheiten und eigenen Regeln unterliegt, die vornehmlich in einer innerkirchlichen Debatte formuliert wurden und werden müssen.

  • Ich redete überhaupt nicht von einem "eklektizistischen Neubau". Mit keinem Wort. Bitte nicht irgendwas in meine Zeilen hinein interpretieren, was da gar nicht steht.


    Ich will einen Bau, der das Rathaus respektiert. Das waren meine Worte.


    Das geht ja auch in den verschiedensten kreativen Formen.


    Da braucht man gar nicht weit schauen, im nicht allzu fernen Zwickau etwa wurde schon in den 90ern dieses errichtet: http://www.weiseundtreuner.de/…php?topicID=1&projektID=1
    (Kirchgemeindezentrum in Zwickau - Neuplanitz)


    Oder dieses spannende Teil in Paks, Ungarn: http://commons.wikimedia.org/w…oly_Spirit_Church_in_Paks


    Himmel, selbst Corbusier hatte schon spannendere sakrale Eingebungen als derlei Klötze.


    Bitte nicht so verstehen, dass das 1:1 übernommen gehört. Was ich sagen will ist: Auch der moderne Kirchbau kann kreativ und gleichzeitig regional orientiert sein, sich städtebaulich eingliedern oder wenigstens eine gestalterisch kreative Idee erkennen lassen.


    St. Trinitatis tut nichts davon und ist daher für sein Umfeld ohne Wert. Der Bau verhält sich stattdessen noch unnötig destruktiv. Er hat den genius loci, die Atmosphäre und den Geist des Ortes, in keinster Weise verstanden. Wie so viele modernistische Architekten ihr Umfeld nicht verstehen oder verstehen wollen.


    Ein klassischer Fall von: Chance vertan.

  • @ AequitArt,


    bevor man hier lospoltert, sollte man sich über das Projekt hinreichend informieren. Es steht eigentlich alles in diesem Thread, weshalb es müßig ist, längst geführte Debatten immer wieder von neuem diskutieren zu müssen. Der Kirchenneubau fungiert als Ersatz für St. Trinitatis in der Emil-Fuchs-Straße, deren dauerhafte Sanierung sich wirtschaftlich nicht rechnet, weil u.a. das Fundament völlig durchnässt ist. Des weiteren verzeichnet die katholische Gemeinde seit Jahren einen Mitgliederzuwachs, der hauptsächlich auf den Zuzug aus den sog. Altbundesländern zurückgeht. Diese und andere Tatsachen, z.B. dass die Propsteikirche bereits vor 1945 an repräsentativer Stelle ganz in der Nähe stand, hat die Stadt dazu veranlasst, der Gemeinde ein Grundstück am Innenstadtring zwecks Neubau zu vermachen.


    Der geplante Neubau wird vollständig mit Rochlitzer Porphyr verkleidet, einem Naturstein, der seit Jahrhunderten im mitteldeutschen Raum in der Architektur Verwendung findet und somit sehr regionaltypisch ist. Darüber hinaus wird das historisch begründete dreieckige Grundstück mit dem Neubau vollständig in Blockrand ausgeführt, wodurch die nordöstliche Seite der Nonnenmühlgasse wieder ihre Fassung zurückerhält. Alles weitere zur Architektur hat aedificator bereits erläutert. Nur noch so viel: "Internationale Beliebigkeit, Austauschbarkeit und Nichtachtung der städtebaulichen Situation" kann man dem Historismus genauso viel (oder so wenig) vorwerfen wie du der Bauhausmoderne.


    Deswegen kann man den Neubau natürlich immer noch saublöd finden, aber du siehst, man muss sich der Argumentation wegen schon ein bisschen mehr anstrengen.

  • @ AequitArt


    1. Du hast davon gesprochen, dass das Rathaus im Kirchenbau "keinerlei Entsprechung" finden würde ... das ist durchaus anders formuliert ... aber ich will jetzt nicht auf Kleinigkeiten herumreiten.
    2. Deine Bildbeispiele zeigen mir nun aber, in welcher Richtung Du Kirchenarchitektur erwartest. Ich will die Beispiele jetzt auch nicht wörtlich nehmen, was auch deshalb Quatsch wäre, weil es sich um Kirchen für den ländlichen Raum handelt, die für den innerstädtischen Rahmen nur sehr schwer zu übernehmen wären weil sie auf ein Interagieren mit der Landschaft hin ausgelegt sind. Aber mir bleiben ganz grundsätzliche Zweifel, wie derartige Kirchen das Rathaus (nach Deinem Ermessen) weniger stören würden, als der vorhandene Entwurf.
    3. Nachdem sich Deine Beiträge nun immer mehr zu einer arg unsachlichen - sogar emotionalen - Hasstirade gegen die bösen "modernistische Architekten" entwickeln habe ich auch keine Lust mehr darauf einzugehen, welche Qualitäten auch eine sachliche und schlichte Moderne haben kann. Vielleicht zum Abschluss nur noch so viel: "Einfach" und "oppulent" sind für den Sakralbau nicht nur als architektonisch, sondern eben auch als theologisch gegensätzliche Konzepte zu begreifen.

  • Deutschlandradio Kultur aus Berlin hat heute einen längeren Beitrag über den Neubau der St.Trinitatis-Kirche in Leipzig gebracht.


    Herausgestellt wird die Tatsache, dass die katholische Kirche - als Weltgemeinde- wieder einen Platz im Zentrum Leipzigs bekommt. Man kann zur Amtskirche stehen wie man will, für die kulturelle Vielfalt in Leipzig ist die Entscheidung der St.-Trinitatis-Gemeinde den Neubau im Stadtzentrum zu errichten, eine gute Entscheidung.


    In einer Zeit, in der Gemeinden eher damit zu kämpfen haben, dass das Geld noch nicht einmal für den Erhalt ihrer Gotteshäuser ausreicht, wird der Leipziger Neubau Modellcharakter für die gesamte katholische Kirche in Deutschland zugesprochen.


    Betont wird auch das rege Gemeindeleben in den beiden evangelischen Hauptkirchen der Stadt Leipzig. Die Nikolaikirche wird sogar mit dem Stephansdom in Wien verglichen.


    Vor einigen Tagen hatte ich ein holländisches Ehepaar getroffen, die eher zufällig in Leipzig halt gemacht hatten und begeistert waren von der Atmosphäre in der Thomaskirche. Die beiden hatten eine Motette mit dem Thomanerchor besucht.



    Vielleicht findet Dankwart Guratzsch in dem Beitrag von DRadio Kultur Antwort auf seine Frage, warum es beim Neubau der katholischen Kirche anders läuft als beim Paulinum.