Impressionen aus Budapest

  • Impressionen aus Budapest

    Anfangen werde ich mit den Bildern aus meinem Budapest-Urlaub vom 27. August bis zum 4. September. Eigentlich stand ein anderes Reiseziel schon fest, aber wir haben uns dann ganz spontan für die ungarische Hauptstadt entschieden. Und es nicht bereut. Ein Glück, dass meine Freundin eine Ungarin ist, sonst hätte das manchmal gleich ganz anders aussehen können. Das ging schon mit den Abfahrzeiten des ÖPNV los und endete bei den Speisekarten der Restaurants.


    Die Bilder haben abwechselnd mein Kumpel und ich gemacht. Man merkts, denke ich. ;)


    Am zweiten Tag haben wir erst einmal einen kleinen(!) Rundgang gemacht. Es war zwar sonnig, aber nicht wirklich warm.


    Unser Wohnblock in Pest. Von außen hässlich, die Wohnung (vom Vater meiner Freundin) aber wundervoll hergerichtet. Zudem noch sehr zentral gelegen.


    Die U-Bahn. So hoch, dass man Nasenbluten bekommt.


    Die ungarische Akademie der Wissenschaften


    Die Kettenbrücke und das Hilton


    Am dritten Tag. Da das Wetter immer noch sehr kühl war, haben wir uns aufgemacht, eines der zahlreichen Schwefelbäder zu besuchen.


    Unser Viertel. Warten auf den Bus.


    Typische Straßenszene. Elegante Gründerzeitler, aber in desolatem Zustand.


    Idyllisch in einem Park gelegen. Allerdings keine Ahnung, was das ist. Die Betonfläche unterhalb dient im Winter als Eislaufbahn.


    Unser Bad. Mit gleich zwei Eingängen. Einer für die Touristen und einer für die Ungarn, an dem alles 200 Forinth günstiger war. Wieder ein Vorteil, wenn man eine Ungarin dabeihat.


    Die Decke der Eingangshalle.


    Blick aus dem Park auf den Heldenplatz.


    Die ungarische Nationalgalerie.


    Gegenseite.


    Das Heldendenkmal.


    Am vierten Tag. Das Wetter war endlich strahlend und es hatte an die 30° Grad. Heute stand das ungarische Parlament und Karaoke auf dem Plan.


    Innenstadt von Pest.


    Kleiner Teil des Parlaments. Nach Fertigstellung sollte es das größte Parlament in Europa und somit, vor allem gegenüber den Österreichern, ein weithin sichtbares Zeichen des strotzenden ungarischen Selbstbewusstseins sein.


    Zentrales Treppenhaus.


    Das Nationalheiligtum: die Kaiserkrone. Lag lange Zeit im Fort Knox und wurde schließlich im Jahr 2000 mit einer feierlichen Zeremonie an seinen neuen Bestimmungsort überführt.


    Der Sitzungssaal.


    Seit kurzem haben die Kommunisten wieder die Mehrheit der Sitze.


    Fünfter Tag. Zeit, endlich nach Buda zu fahren und die historische Keimzelle der Stadt zu erkunden.


    Die Kettenbrücke und die Burg, die auf ihrem Hügel thront.


    Auf der anderen Seite.


    Auf dem Berg, die Mátyáskirche. Krönungskirche der ungarischen Kaiser.


    Das Parlament durch die Fischerbastei hindurch photographiert.


    Die Fischerbastei.


    Die Kettenbrücke. Das Gebäude am linken Bildrand ist ein traumhafter Jugendstilbau, heute genutzt als Hotel der Vier Jahreszeiten-Gruppe.


    Der Dom.


    Das Parlament.


    Die Altstadt.



    Hier konnte ich noch stolz durch die Gassen stolzieren...


    ... hier wurde ich dann zur Strafe gleich mal von einer Biene angestochen.


    Platz vor der Burg.


    Kettenbrücke samt Parlament.


    Die andere Richtung. Zentrale Brücke von Buda nach Pest.


    Akademie der Wissenschaften samt Kettenbrücke.


    Sechster Tag. Als letztes großes Highlight haben wir uns dann noch eine Schiffahrt auf der Donau gegönnt. Budapest bei Nacht ist wirklich ein einzigartiger Traum. Allerdings alles nicht leicht zu photographieren. Hatte ja kein Stativ und das Schiff hat geschaukelt wie die Sau.


    Vor dem ablegen. Die Burg im Abendrot.


    Die Kettenbrücke. Dieses mal samt Burg. Wieder und...


    ... wieder.


    Das Parlament.


    Und zum Abschluss ein Bild meiner drei Lieblingssehenswürdikeiten. Parlament samt Kettenbrücke SAMT Burg.

  • Budapest scheint ja wunderschoen zu sein. Von den Bildern gefaellt es mit noch besser als Prag. Das Parlament ist einfach gigantisch.


    Leider sin die Fotos etwas pixelig (ein bischen zu stark komprimiert?).

  • Ich war auch einige Male in Budapest. Die Stadt ist wunderschön, definitiv eine der schönsten in Europe. Bin wahrlich verliebt. Das Panorama von der Citadella ist atemberaubend. Die Hügel, die vielen Statuen und vor allem das Parlament in Verbindung mit der Donau sind an Schönheit nicht zu überbieten. Budapest im Sommer ist jede Sünde wert. Die Metrostationen sind in der Tat oft sehr tief angelegt, schier endlose Rolltreppen. Nur in Russland gibt es tiefere.

  • Alt...

    Sarahs Fotos von 2008 sind leider nicht mehr zugänglich, dabei ist Budapest jedem Architekturfreund zu empfehlen. Besonders stark ist die Stadt vom Jugendstil geprägt. Während des Kriegs wurde relativ wenig zerstört, und auch die Nachkriegsbauten sind eher konservativ gestaltet bzw. hat man sich oft für Wiederherstellungen und Rekonstruktionen entschieden. Sehr zu empfehlen ist allgemein und zu Sehenswürdigkeiten u.a. die Lektüre des Wikipedia-Artikels mit seinen Satellitenbeiträgen. Im Internet findet man mehr als genug Fotos vom alten Budapest. Zur Auffrischung hier ein paar wenige Beispiele, wie etwa das imposante Paralement direkt an der Donau:



    Auch die vielen Donaubrücken prägen das Stadtbild. Alle (!) wurden von den Nazis im Krieg gesprengt, anschließend aber wieder aufgebaut - teilweise mit mehr oder weniger kleinen Änderungen. Fünfzig Jahre nach ihrer Wiederherstellung wurde die Freiheitsbrücke wieder umfassend saniert und kürzlich erst für den Verkehr freigegeben:



    Berühmt sind auch der West- und der Ostbahnhof. Ersterer wurde von Gustav Eiffel gebaut, was man an diesem Detail erahnen kann:



    Die ungarische Wirtschaft boomt nicht gerade, und so fehlt es vielen Hauseigentümern am nötigen Kleingeld, um ihre Häuser zu sanieren, obwohl der Staat die Sanierungen bezuschusst. Wenn ich richtig gehört habe, sind bis zu 80% Subventionen möglich. Aber auch diese reichen nicht, um einige Eigentümer zu Sanierungen zu bewegen. An nicht wenigen Häuser nagt deshalb der Zahn der Zeit an der opulenten Substanz, hier bspw. an einem Haus, an dem man noch Einschusslöcher erkennen kann:



    Manche Sanierung wird begonnen, kommt aber kaum voran. Beispielsweise an diesem Eckhaus hinter der Oper, das von einer Holzkonstruktion gestützt wird:



    Eine Vielzahl der Häuser sind jedoch in bestem oder noch gutem Zustand. Häuser mit Fassaden der folgenden Art findet man in der ganzen Stadt, teilweise entlang kompletter Straßenzüge:





    Bilder: epizentrum


    Im nächsten Beitrag geht es um Beispiele der Nachkriegsarchitektur und aktueller Neubauten.

  • Neu

    Quasi in allen Städte-Threads dieses Forums wird kontrovers immer wieder die Frage diskutiert, wie zu bauen sei, wie in Städten mit Altbauten umgegangen wird und welche Qualität Nachkriegsbauten bzw. insbesondere die der Jahre 50er- bis 70er-Jahre haben. In Budapest hat man in den letzten 60 Jahren eher konservativ neugebaut und sehr viele angeschlagene bzw. zerstörte Häuser wiederaufgebaut. Der große Teil der Neubauten fällt weniger auf als bspw. in vielen deutschen Städten, weil man sich stark an bestehende Blockränder, Firsthöhen und auch an typischen Materialien gehalten hat. Bei den Dachformen hingegen herrscht größere Freiheit. Natürlich hat auch in Budapest das "effiziente" Flachdach "flächen"deckend Einzug gehalten.


    Am Flughafen steht ein äußerst prominentes Beispiel der sozialistischen 70er-Jahre-Architektur - der (neue) Kontrollturm von 1977. Momentan begrüßt er die Gäste mit dem plakativen Hinweis auf die ungarische EU-Präsidentschaft:



    Größere Fotos finden sich hier und dort. In der Stadt finden sich einige Beispiele sozialistischer Nachkriegsarchitektur, bspw. dieses hier mit hübschen Balkonen:



    Auf der Budaer Seite mischt sich Alt mit relativ unaufdringlichem Neu:



    Typisch sind Büro- und Regierungsgebäude, die in den 60er- und 70er-Jahren entstanden sind. Exemplarisch die Fassade eines Ministeriums (Minisztérium) neben dem Parlament:



    Echte Bausünden, die wir aus Deutschland zur Genüge kennen, gibt es auch in Budapest. Darin stechen insbesondere die großen Hotelbauten der 70er- bis 80er-Jahre hervor. Das Marriott am Donauufer wurde 2007 nach einer Sanierung wiedereröffnet. Die Materialien der Fassade (Glas und, soweit ich das sehen konnte, geriffelter Sandstein) sind hochwertig; dennoch steht das Teil dem Donaustadtbild komplett im Weg:



    2009 wurde dieses Universitätsgebäude fertiggestellt. Es ist zwar größer als die Nachbarn, fügt sich aber gut in den Blockrand ein:



    Die vorgesetzten Glaselemente:



    Ein anderes Beispiel steht weiter nördlich am Vörösmarty-Platz. Auf dem Google-Luftbild ist es noch in Bau, aber man kann schon den imposanten Baukörper mit dem rund auskragenden Dach erkennen, vor allem aber, dass sich das Gebäude prinzipiell an den Blockrand hält (auch wenn es nach oben auskragt) und auch die Höhen der Nachbarn respektiert. Aktuelles Foto:



    Einige Penthäuser sind übrigens noch zu mieten :) Weiter östlich die Straße hinunter auf dem Luftbild sieht man ähnlich große Neubauten, die sich gut einfügen. Gerade fertiggestellt und erstaunlicherweise noch ohne Mieter ist dieser aus dem Rahmen fallende Neubau am Pester Ufer südlich der großen Markthalle und der Freiheitsbrücke:



    So geht es auch in Budapest... Weiterhin: Wer die letzten Jahre die Stadt regelmäßig besucht hat, wird um das riesige "Loch", die Metro-Baustelle am Kalvin-Platz, nicht herumgekommen sein. Jetzt ist der Platz und die Station mit B-Ebene fast um- bzw. neugebaut und sieht oben so aus:



    Die Straßenbahnstation vor der "Fressgass", der Kirche und neuen Metro-Station:



    Außerdem fällt dem Spaziergänger auf, dass überall in der Stadt Sitzgelegenheiten aufgestellt und kleine Parks angelegt wurden. Auf der Budaer-Seite an der Bartok-Bela-Straße (hinter dem Gellert-Bad) wird die neue Metro-Linie entlanglaufen, und dieses kleine Dreieck wurde zu einem hübschen Mikropark umgestaltet:



    Nicht auf dem Bild sind noch Bänke und ein Wasserspiel. Zu guter letzt ein Altbau - die große Markthalle - und ein Aufzugsschacht, der mich an die lebhafte Diskussion um einen ebensolchen auf dem Opernplatz in Frankfurt erinnert hat:



    Bilder: epizentrum

  • Unsere diesjährige Städtereise führte uns nach Budapest, einer Stadt aus der man bisweilen wenig hört und von der ich eigentlich überhaupt keine genaue Vorstellung hatte was mich dort erwarten würde. Man musste dass die Stadt schön sein soll, aber inwiefern und wodurch... Und im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten, kann das Budapester Stadtbild eigene Akzente setzen, sich abgrenzen und profilieren? Ich war gespannt. Untergekommen sind wir in einem Hotelneubau in der Desseffwy Utca, mitten in der Pester Innenstadt, nahe Opernhaus und Stefans-Basilika.


    Bei den Touren habe ich allerdings versucht mehr das Stadtbild einzufangen, das "normale" Straßenbild abseits der herausragenden Attraktionen. Und selbst das ist wirklich sehenswert. Schon die Umgebung des Hotels ist wirklich sehenswert:




    Der Weg führte durch das Opernviertel:



    Überall auf dem Weg Gründerzeithäuser, soweit das Auge reicht:



    Ganze Straßenfluchten, komplett erhalten und ohne Lücken:




    Nah einigen Fußminuten wird die Bebauung prächtiger,



    ... und es tut sich die Postsparkasse auf, heute die ungarische Nationalbank. Eine Jugendstilperle von allerhhöchster Qualität, die aus dem Meer der Budapester Jugendstilpaläste herauszustechen vermag:




    In der Lobby, die komplette und bis in das kleinste für das Auge auszumachende Detail konsequente Durchgestaltung im Jugendstil setzt sich fort und wird durch rein gar nichts negativ gestört:




    Hier geht einem Liebhaber des Historismus echt das Herz auf. Soweit das Auge reicht, das komplette Stadtbild völlig unbeschädigt, sehr gepflegt und selbst die Erdgeschossbereiche sind original erhalten. Zumeist wird ja meist das gewerblich genutzte Erdgeschoss stark verunstaltet. Nicht in Budapest.




    Links angeschnitten ist eines der wenigen neubauten. Gefühlt würde ich sagen jedes 100'ste Gebäude ist ein Neubau.
    Diese fügen sich stets gut ein und wirken auch tatsächlich nicht unangenehm, wie man es aus unseren Stadtbildern kennt.



    Zwischendrin eine Perle der Sezession:



    Mit Cafehaus und Museum Sezession:




    Die Jugendstil-Stuckgesime an der Decke kamen mir aber bekannt vor. Und tatsächlich, es gibt sie bei diversten Stuck-Händlern auch bei uns (z.B. hier in Hamburg: http://www.stuck-tuemmers.com/…g&gruppe=353&artikel=2226). Ob hier allerdings das Original hängt oder nicht....



    Detail:



    Weiter, im Historismus baden...








    Man renoviert fortwährend und pragmatisch. Manchmal eben auch nur die Fassade zu der einen Straßenseite, die andere später:



    Und weitere, für Budapester Verhältnisse durchschnittliche Gründerzeitler, die auf mich allein schon beeindruckend wirkten:






    Eine Straßenflucht in der Nähe der Margarethenbrücke, im Hintergrund das berühmte Parlamentsgebäude:



    Die Bebauung der Gebäude ist wirklich beeindruckend. Teilweise haben die Gebäude bis zu 8 Vollgeschosse, mindestens jedoch 6 an den größeren Straßen. Die Erdgeschosszonen musste damals mit 4 metern Deckenhöhe ausgeführt werden, was manche Bauherren gerne übertroffen haben. Die oberen Etagen haben aber ebenfalls deutlich über 3,50 m Höhe, und wirkten daher auf mich noch großzügiger und opulenter als ich vergleichbare Bauten aus Berlin oder Wien kenne.


  • Die Baufelder der einzelnen Gebäude sind recht groß, auf den Klingelschildern stehen oft mehr als 30 Namen. Die Stadt ist sehr dicht bebaut, durch die enormen Traufhöhen der Gebäude, die an der 30 Meter Marke kratzt, ergeben sich Belichtungsprobleme in den Straßen. Oft sind sie noch durch viele Bäume zusätzlich verschattet.





    Manchmal gelang ein Blick in eines der Treppenhäuser:



    Doch wie sieht es im Innern eines solchen Gründerzeitpalasts aus? Überrascht hat mich, dass nahezu alle Haustüren mit elektronischen Zugangsschlössern versehen waren, man brauchte also einen Code um herein zu kommen. Aber manchmal was das möglich und schwupp, rein, Fotos machen.


    Das Treppenhaus für das Vorderhaus:



    Schmiedeeiserne Geländer, natürlich original, Stuckdecken und -wände und immernoch recht viel Licht. Wobei gut zu erkennen ist, wie die Belichtung in den unteren Etagen nachlässt.
    Der erste Hof:



    Die Wohnungen werden über Laubengänge erschlossen. Das zweite Treppenhaus, schon einfacher gehalten. Allerdings würde es mich in meiner Nürnberger heimat sicherlich arg beeindrucken, wo wir solch breite Treppenhäuser nur selten haben



    Und der zweite Hof. Die Höfe werden zunehmend kleiner, genau wie das Treppenhaus, das hier mittig angeordnet ist und von dem die Erschließung der Seitenflügel erfolgt:




    Und der dritte Hof:



    Und nochmal der Haupthof:



    In nahezu allen Innenhöfen, in die ich gelangen konnte, sa es so aus, wobei dieser hier sehr gepflegt war. Aber es gibt kein Grün und keine Hinterhofkultur, wie ich sie von zu Hause kenne. Hier wird zeug abgeladen, Klimaanlagen surren und man hört typische Hofgeräusche. Katzen laufen umher, aber es gibt kein Grün, keine Bänke oder angelegte Beete...


    Aber bemerkenswert ist, dass wiederum stets alles möglichst original war. Ich habe keinerlei Baumarkttüren gesehen, keine Plastikfenster, keine neumodischen Edelstahlgeländer oder seltsame Verkachelungen. Selbst due Türen und Fenster waren stets original, aus innen. Und die Innenhöfe sowie die Fenster sind verziert und ornamentiert.


    Ein paar meter Weiter der Hof einer anderen Wohnanlage:



    Schon nach diesen Impressionen kann ich sagen, Budapest ist eine Stadt zum genießen. Eine riesige Stadt komplett im Stil des Historismus, wo das Stadtbild sehr gepflegt wird. Es scheint, als wäre hier die Zeit stehengeblieben und als habe sich hier eine Millionenstadt mit dem Stadtbild von 1920 erhalten. Es gibt keine Hochhäuser und nur sehr wenige Neubauten. Die Stadt protzt mit pompösem Historismus und Jugendstil, der für den einen oder anderen vielleicht schon grenzwertig ist. Aber in dieser konsequenten Durchgestaltung und sorgsamen Erhaltung hat mich das Stadtbild positiv überrascht. Ich habe sage und schreibe ein einziges entstucktes Gebäude in den 5 Tagen dort entdeckt. Es scheint, als lasse mann die Fassaden lieber etwas länger verfallen um sie dann richtig wiederher zu stellen, als sie huschhusch und schmucklos neu zu verputzen. Daher hat die Stadt das Potenzial, dass man sich als Besucher komplett auf sie einlassen kann.


    Es kommen sicherlich noch weitere Bilder...

  • Gegenüber unseres Hotels befand sich ein kleiner Handwerkerladen, der Lampen und leuchter nach historischen Vorbild anfertigt und verkauft. Man wird dort sehr freundlich begrüßt und eingeladen, sich alles anzusehen. Wie übrigens überall, bis auf den Kuppelsaal des Parlaments, wo sich die Kroninsignien befinden, war Fotografieren tatsächlich nirgendwo ein Problem.




    Bei bedarf werden Ersatzteile aus Bronze und Messing in Handarbeit angefertigt.




    Solche Läden finden sich in der Stadt noch massenweise.
    Wie schon gesagt, in der Nähe des Hotels befand sich die Oper:




    Aber auch das profane Wohnhaus gegenüber der Oper verdient einen zweiten und dritten Blick. Historimus in Hochform:




    Mit der U-Bahnlinie 1 gehts in die Nähe des Heldenplatzes. Diese U-Bahnstrecke ist laut unseres Reiseführers die älteste Kontinetaleuropas. Sie liegt nur wenige meter direkt unter der Andrassy Utca, einer Avenue direkt durch die Pester Innenstadt. Die haltestellen sind noch im originalzustand gekachelt und teilweise mit Holz getäfelt.





    Ausgestiegen kurz vor dem heldenplatz, um noch einige Meter durch das sog. Diplomatenviertel zu laufen. Direkt am U-bahn-Ausgang steht diese pompöse Jugendstilvilla zu Verkauf:





    Beispielhaft für die gesamte Stadt ist auch dieses haus innen wie außen original erhalten, in nahezu tatsächlich jedem Detail. Die riesigen Holzfenster sind über 100 jahre alt und in tischlermanier ausfwändigst gestaltet. Witziger Weise ergab es sich, dass der Wachmann oder Housesitter, der das Gebäude bewachen soll, mitbekommen hat, dass wir uns für das Haus interessieren. Er hat und daher netterweise alle Türen und Fenster geöffnet, das Licht angemacht und uns fotografieren lassen. Das starke Gegenlicht durch die über dem Haus stehende Sonne war dabei ziemlich herausfordernd. Wird Zeit, dass ich mir eine DSLR ne Klasse höher beschaffe...


    Schon durch den Eingang war es zu erahnen, der Blick durch die Fenster bestägtigte es: Im Innern des Hauses befindet sich eine tolle Lobby mit Glasdache, hell und in marmor gehalten und im Jugendstil ausgeführt. Wie gern hätte ich das Haus so besichtigt. In deutschland wäre diese Villa sicherlich ein Denkmal erster Güte.






    Spätestens hier hatte ich den Eindruck, dass allein Armut als bester Denkmalschützer, wie man hierzulande oft sagt, eigentlich kaum reichen kann. Egal welchen teppich man hochhob, welche Türe man öffnete, in welche Seitenstraße man blickte, es war alles Historimus. Und bis auf wenige bröckelnde Fassaden auch gepflegt und benutzt und auch immer wieder toll rekonstruiert.

  • Dieser gute Erhaltungszustand hat wenig mit Stadtbildpflege zu tun. Budapest ist halt eine der wenigen Großstädte noch westeuropäischer Prägung – das Stadtbild des Historismus entstand im Wesentlichen in der Zeit von Österreich-Ungarn – die im Zweiten Weltkrieg keinen Flächenbombardements ausgesetzt war. Ähnlich prächtige und typologisch sehr verwandte Gründerzeitviertel finden sich noch in Prag, davon gibt es jedoch nur selten Bilder zu sehen, da sich alles auf die Altstadt stürzt.


    Deutsche Städte vergleichbar starker gründerzeitlicher Überformung und Prachtausbildung, v. a. Berlin, Dresden, Hamburg und Hannover böten heute ähnliche Stadtbilder. Was wir heute als Gründerzeitviertel in Deutschland kennen, sind halt im Prinzip die Vorstädte einer bereits abgeschwächten Qualitätsstufe, die rund um die zerbombten und mehr oder minder gruselig wieder aufgebauten Innenstädte liegen. Dazu kommt noch das historisch bedingte Phänomen der relativ großen Altstädte in Deutschland, die ihrerzeit selten derart große und planmäßige Bebauungen zuließen. Budapest wurde im 19. Jahrhundert ja fast völlig neu hochgezogen.


    Danke für deine Impressionen.

  • Durch das angrenzende Viertel, das heute viele diplomatische Vertretungen beherbergt, da es einige zurückgesetzte Stadtvillen beherbergt, die vor Blicken leicht zu schützen sind. An sonsten ist hier einfachere Historismusbeauung vorhanden, weniger Geschosse und engere Straßen. Die Gestaltung indes ist etwas zurückhaltender als in der Innenstadt, aber keineswegs einfach oder lieblos.









    Blick in eine Seitenstraße. Erinnert etwas an Bln Friedrichshain:



    Ein jüngeres, dem späten Jugendstil zuzuordnendes Gebäude:



    Mit der U-Bahn zurück an die Donau.



    Am Donauufer, eines der mehreren Duzend Prachtbauten, ich glaube ein Theater:



    Eine der vier großen Brücken, die Buda und Pest miteinander verbinden. Es handelt sich bei allen Brücken um rekonstruktionen, sie wurden alle Ende des zweiten Weltkriegs 1944 gesprengt und wieder detailgetreu rekonstruiert:



    Blick auf die Buda'er Seite mit dem Gellertbad, ein Hotel mit Thermalbad. Wir haben dieses Bad nicht ausprobiert, sondern zwei andere.
    Budapest ist nicht wirklich schmutzig, aber des Nachts liegen immer wieder Obdachlose auf den Bänken oder in den Hausecken. Parallel dazu sind Kollonnen von Reinigungskräften unterwegs, um den Müll wegzuschaffen. Spätestens hier wird man zu einem Fan des Flaschenpfands:



    Auf dem Weg zum Westbahnhof, der sich allerdings auch in Pest, auf der östlichen Seite der Donau befindet. Ein Bahnhof, über 100 jahre alt, wie es sie in ganz Europa gegeben hat. In Budapest sind alle drei großen Bahnhöfe noch original vorhanden. Viel los war dort nicht, zwei Züge standen auf den ca. 15 Gleisen.






    Die Ungarn sind wohl sehr Autovernarrt. Die Straßen und Autobahnen sind auch in besserem Zustand als es der Bahnhof als Vertreter der Transportinfrastruktur glauben lassen mag. Insgesamt ist auch Budapest leider sehr Autoverstopft. Zur Rushhour stellen sie sich selbstbewusst und lebensfroh in elend lange Staus. Die Ringstraßen sind zugestaut und man braucht durch die gesamte Stadt bis zu anderthalb Stunden. Grausam. Fahrradfahren ist wohl lebensgefährlich. Es gibt nur wenige ausgewiesene Radwege. Der ÖPNV mit U-Bahnen, Straßenbahnen, O-Bussen und Bussen funktioniert allerdings gut, die Straßenbahnen haben meist ein eignes Gleisbett, dass sie sich nur mit Rettungsfahrzeugen, Bussen und übermütigen Mopedfahrern teilen müssen.


    Detail einer Fußgängerüberführung:



    Der zahn der Zeit nagt an allem. Ausgebessert und reparietr wird erst kurz vor dem Zusammenbruch.

  • Danke RMA, in der Tat hat man eben den Eindruck, in einer Gründerzeit-Musterstadt zu sein. Gäbe ein Sim-City nur mit Gründerzeit-Historimusmodellen, würde eine Weltstadt am Ende so aussehen wie es Budapest heute tut. Richtig auch, wie die Wiener haben auch die Budapester Stadtplaner kurzen Prozess gemacht mit historischer Bausubstanz. In Pest ist mir kaum etwas aufgefallen, dass ich auf vor 1860 datiert hätte. In Buda gibt es ja noch einen kleinen Altstadtflecken, der mich allerdings nicht wirklich so angesprochen hat. Da haben wir hier aussagekräftigere mittelalterliche Altstadtkerne in Deutschland. All die überbordene Jugendstil- und Gründer-Bausubstanz liegt in unseren Städten auf Schuttbergen am Stadtrand. Daher kam ja auch der Eindruck, in einer Stadt zu sein in der die Zeit stehengeblieben ist.
    Man kann auch gut nachvollziehen, weswegen es Zeitgenossen ein Dorn im Auge gewesen sein muss, insbesondere den Ästheten, die diese Stuck- und Ornamenteschlacht irgendwann haben kaum noch ertragen können. Insbesodnere an den Stellen wo der Putz bröckelt kann man das nachvollziehen. Wenn die Schilfrohe von ehemals verputzen Traufgesimsen blank liegen und blinde Stahldrähne aus den nachten mauern schauen, die früher mal irgend ein gesims getragen haben, oder einfach eben nur bis zu 10 cm dicke Putzschichten.

  • Vielen Dank an epizentrum und nothor für die schönen Eindrücke aus Budapest. Die monumentalen Historismusbauten erinnern an die Wiener Ringstraße, der üppige Jugendstil überrascht zudem. Mir scheint, er ist in Budapest stärker ausgeprägt als in der Prager Josefstadt, die heute als bekanntes Jugendstilviertel gilt.



    Zitat von nothor

    Aber bemerkenswert ist, dass wiederum stets alles möglichst original war. Ich habe keinerlei Baumarkttüren gesehen, keine Plastikfenster, keine neumodischen Edelstahlgeländer oder seltsame Verkachelungen.


    Ich konnte mich diesen Sommer in Italien davon überzeugen, was es heißt, Altbauten in Würde altern zu lassen. Plastikfensterwüsten, Dämmwahn (sicher auch klimabedingt), Um- und Ausbauten zwecks Wohnraumoptimierung, verunstaltete Ladenzeilen: Fehlanzeige! Sicher gibt es woanders auch architektonische Verfehlungen, aber dieser flächendeckende Obi-nismus, insbesondere auch im ländlichen Raum, scheint mir ein rein deutsches Phänomen zu sein.

  • Das Geheimnis lautet Eiserner Vorhang und wirtschaftlicher Stillstand. So hatte diese Region der Welt das Glück, über die unselige 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu kommen, vor allem die Zeit bis 1975, wo im Westen ein Abriss- und Erneuerungswahn ohnegleichen herrschte. Als jemand, der in den alten Bundesländern aufgewachsen ist, fallen mir ja schon in Städten wie Leipzig regelmäßig die Augen aus dem Kopf. Mit geschultem Blick kann man auch bei Fernsehfilmen oder -serien bei Einstellungen, die nur die Erdgeschosse zeigen, meist sofort erkennen, ob man sich in einem Gründerzeitviertel in Frankfurt am Main oder Hannover oder eben in Leipzig oder Ex-Ost-Berlin befindet. Wobei sich das zum Glück langsam etwas nivelliert.

  • [...] aber dieser flächendeckende Obi-nismus, insbesondere auch im ländlichen Raum, scheint mir ein rein deutsches Phänomen zu sein.


    Ich stimme zu, dass auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Städten wie Budapest die Altsubstanz bei Sanierungen behutsam behandelt wurde und dass Neubauten größtenteils Rücksicht nehmen. Aber auch dort gibt es Obi- und Pragmatismus, wenn auch im Kleinen. Hier ein Beispiel aus dem zentralen Distrikt 9 von diesem Juli:



    Bild: epizentrum


    In der Mitte und rechts ist eine kreative Mélange von Fensterlösungen zu sehen, links die Rückseite eines Neubaus, der sich (ernstgemeint) auch auf der Vorderseite gut einfügt. Eine typische Situation. Sicher, die Fronten entlang der großen inneren Ringstraßen sind zu größten Teilen original erhalten oder konsistent und stilgerecht saniert. Je nach Eigentumsverhältnissen können die Seitenstraßen dagegen schon ein ganz anderes Bild abgeben. Allerdings immer noch um Längen besser als das kennzifferngetriebene Baugeschehen in Städten wie Frankfurt.

  • Ich finde an diesem Detail sieht man auich gut, dass man in der Stadt schon Wert legt auf ein ansprechendes Stadtbild. Eine schmuddelige Ecke des U-Bahnbereichs kurz vor dem Ausgang.



    Der Metro-Ausgang auf der Ofener Seite der Stadt am Kopf der Margarethenbrücke ist videoüberwacht. Per Schild macht man auch darauf aufmerksam, und das wie ich finde dem Stil des Bahnhofs bestens angepasst. Bei uns wäre hier ein Plastikschild. Man würde diese Lösung als zu teuer strikt ablehnen. Hier scheint das zu funktionieren:



    Solche kleinen angenehmen Details überraschen immer wieder.
    Ein paar meter weiter sind wir zum Lukas-Bad, einer der Schwefelthermen gegangen, für die Budapest bekannt ist.
    Das Bad befindet sich direkt neben einem Sanatorium:




    Blick in den Eingangsbereich:



    Das Gebäude beherbergt auch eine kleine Apotheke:



    Im Bad selbst hat einen auch niemand am fotografieren gehindert. Völlig ungewohnt. Schlussendlich ist man aber selbst pietätvoll, fotografiert niemanden in Unterhose und packt schließlich die Cam weg. Durch den als öffentlichen Park angelegten Hof geht es Richtung Eingang:








    Berühmtheiten aus aller Welt haben Dankplaketten für die erfolgreiche Genesung an der Hofwand hinterlassen:




    Im Innern, das wohl letzte original erhaltene Holzfenster. An sonsten war das bad ansprechend saniert, mit Holzsprossen-Isolierglasfenstern ausgestattet und sehr sauber.



    Überall waren Leute wischend und Putzend unterwegs. Ich hatte keine Badelatschen mit, aber das war dort auch kein Problem, die Sauberkeit war wirklich bestechend. Der Eingangsbereich mit den Kassen:



    Zu den Etagen mit den Umkleiden:



    in der Umkleide:




    In einem Außenbereich mit Sprudelwhirlpool (33°C) und Swimmingpool mit 25-Meter-Bahnen gibt es dort auch mehrere Thermalbecken mit 24 - 40 °C Wassertemperatur. Da lässt es sich wirklich stundenlang aushalten. Allerdings ist das Bad recht schlecht beschildert bzw. nur auf ungarisch, und etwas labyrinthisch aufgebaut. Man läuft ersteinmal ein bisschen orientierungslos durch die Gänge, bis man die Badebereiche findet.
    Bilder aus der direkten Umgebung des Lukas-Bades. Hier stehen auch noch einige ältere Gebäude aus der zeit vor 1850.




    Diese Edelstahlkaminzüge, die bei Sanierungen in die Essen eingezogen werden, sind in Budapest sehr häufig zu finden.



    Mit der Tram geht es zurück zur Margarethenbrücke...



    Und nach entspannenden 3 Stunden im Thermalbad (in der 72-Stunden Budapestcard inklusive) noch einen Absackerkaffee im "Book-Cafe" trinken. Das Cafe ist ein ehemaliger Casinosaal und wurde in ein neueres Kaufhaus integriert. Der Saal liegt nun hinter einem Buchladen.




    Die Integration eines solchen saals in ein Einkaufszentrum funktioniert bestens. Leider hat es in Fürth / By nicht geklappt, bzw. war man unfähig dazu, einen ähnlich historischen Festsaal zu erhalten und in ein Neubau-EKZ zu integrieren... tztz. Aus Deutschland muss man echt zu oft neidisch ins Ausland schauen.

  • Den Touristen wird oft gesagt, sie sollen mal die Andrassy ut entlang flanieren. Ein Straße in Stil eines großen Boulevards mit prachtvoller Bebauung. Das haben wir auch getan, allerdings auch durch das angrenzende Viertel und die Nebenstraßen....





    Hier wird ein Palais neu errichtet. Die historische Fassade wird teilrekonstruiert. Ich fand das bemerkenswert, da die Stadt nun wirklich nicht arm an solchen Fassaden ist:



    Direkt daneben einer der seltenen Neubauten der Stadt, die sich sehr unauffällig und dennoch qualitätvoll geben. Man erkennt sie erst wenn man direkt davor steht. Ich finde an dieser Stelle konnte man erkennen, welche Prioritäten die Stadt setzt: Man will das gründerzeitliche Stadtbild pflegen und nicht leichtfertig hergeben, wie es andere europäische Metropolen zu oft taten.



    Gegenüber:




    Das rege Rein und Raus an diesem Hauseingang machte uns neugierig. Was issn da, was wird dort verschenkt?



    Das von außen unscheinbare Haus entpuppte sich als Markthalle. Freilich nicht so pompös wie die großen Markthallen im Süden der Stadt, aber dennoch reizvoll:







    wieder draußen....



    Blick zurück:




    Durch die hohen Decken, die jedes der alten Häuser aufzuweisen hatte, gibt es in Budapest natürlich eine ausgeprägte Kronleuchter- und Lüsterkultur, die abends ihren Reiz entfaltet. ABER: Interessanter Weise haben die wenigsten Wohnhäuser auch Stuckdecken. Mein Erklärungsversuch dazu wäre, dass (Armut als bester Denkmalschützer) die Entstuckung in den Wohnräumen nur eine Leiter, einen Hammer und ein paar Eimer erfordert. Eine Fassadenentstuckung benötigt dagegen ein Gerüst, Container und einige Arbeiter. Früher sicherlich unerschwinglich, und heute ein Segen für das Stadtbild. Viele der Häuser haben seit 100 Jahren kein Baugerüst mehr gesehen.




    Wieder am Boulevard Andrassy Ut, das "Haus des Terrors", eine Gedenkstätte für die Verfolgung während des 2. WK durch den mit Nazideutschland kolaborierenden ungarischen Sicherheitsapparat, der hier sein Hauptquartier und seine Verhörräume hatte:



    Blick in Seitenstraßen:




    Einer der Paläste an der Andrassy Ut, noch unrestauriert und mit der Patina der letzten Dekaden:



  • Ein Blick aus dem Hotelzimmer in einen Innenhof. Die enge Bebauung hatte ich ja schoneinmal angesprochen. Die gegenüberliegende Bebauung sind die typischen Brandwände der Nachbarhäuser, die sichtbar werden wenn es irgendwo eine Baulücke gibt. Man kann gut erkennen, dass die Kamine durch eingezogene Edelstahlrohre modernisiert wurden. Man kann ebenfalls gut erkennen, dass so hintenliegende Räume sehr bescheiden belichtet sein müssen, wenn der Block komplett bebaut ist. Teilweise sind die Höfe nur noch zu Lichtschächten geschrumpft, die vielleicht 3 x 3 Meter messen. Soetwas kenne ich auch aus Wien, aber nicht aus Berlin oder Nürnberg. Die von epizentrum und cowboy angesprochene OBI-fizierung ist auch hier erkennbar:



    Beim Besuch im Cafe Auguste hat mich nicht nur das Cafe interessiert....



    .. in dem wir Platz nahmen auf der Empore...




    ... sondern auch die versteckten Ecken. Zum Beispiel der Innenhof, einer von hunderten dieser Art in der Stadt:



    ... wo eine Kellertüre offenstand...



    ...und der weitläufige, geräumige Kellergang zugänglich war....



    ... und an dessen Ende eine Plane hing, hinter der Licht war. Das untere Ende eines der oben gezeigten Lichtschächte:



    Diese Lichtschächte... ich weiss eherlich gesagt nicht wass ich davon halten soll. Sie sollen ja die Befensterung von an sonsten fensterlosen Räumen ermöglichen, z.B. Bädern. Aber will man so ein fenster? Ist das am Ende nicht ein zugiger, lärmender Schacht, wenn z.B. eine Lüftung installiert wird von der Küche eines Restaurants im Erdgeschoss? Überhaupt ist mir aufgefallen, das die meisten Höfe, auch wenn sie größer waren, nicht mit Fahrzeugen zugänglich waren. Sprich wie geht hier die Feuerwehr bei einem Hinterhausbrand vor? Vielleicht gab es ja in jedem Haus einen hydranten, der mir nur stets verborgen geblieben war....

  • Naja, hier siehst du authentisch die Verhältnisse der späten Kaiserzeit in explosionsartig gewachsenen Städten wie Hamburg oder Berlin. Solche Bilder vor Augen haben maßgeblich zur Entwicklung der modernen Architektur beigetragen. Die Idee von Plattenbauten in Riegelbauweise mit viel Grün dazwischen, die dann nach dem Krieg entweder in Trümmerwüsten oder mit der Abrissbirne durchgesetzt wurde (bspw. in Ex-Ost-Berlin) kommt genau von sowas. Freilich wie wir heute wissen genauso eine Utopie wie der Glaube, mit dekorierten Fassaden das Elend dieser Hinterhöfe verbergen zu können.


    Hervorragende Bilddoku mit ungewohnten Einblicken, nochmal vielen Dank! Manche der gezeigten Bauten sind schon echt krass, ich hätte nicht erwartet, dass man sowas außerhalb Wiens ein zweites Mal findet. Berlin oder Dresden *hatten* sowas freilich auch zu bieten.