Rekonstruktionen

  • bspw. in hamburg in einigen feuersturmstadtteilen gemacht worden ist, wo man die blockbebauung gegen langgezogene einzelblöcke getauscht hat, die nun sehr tot, sehr anlagen-artig und gar nicht mehr organisch wirken - bspw. hier in der gegend mundsburg :


    https://www.google.de/maps/@53…e0!7i13312!8i6656!6m1!1e1


    muss mich nun doch kurz einmischen und etwas dazu erzählen :)


    zu deinem Google Maps Link zur Info


    vor der Bombardierung


    nach der Bombardierung


    Dein Link ist heute


    Diese Gegend in Mundsburg wurde im Krieg platt gemacht. Da stand NICHTS mehr (fast so heftig wie Hammerbrook) - da sind mit die meisten Opfer der über 30.000 Hamburger vom Feuersturm zu beklagen (Hammerbrook 12.000 Tote)


    Diese Blockbebauung ist optisch wirklich nicht schön, aber (das weiß man erst, wenn man in so einer Wohnung ist) ruhig und gut geschnitten! Außerdem musste ganz dringend Wohnraum her.
    Gründerzeithäuser, so schön wie sie sind, haben oft einen furchtbaren Schnitt, bescheuertes Bad und sind wahnsinnig hellhörig. Für die Menschen war der Neubau ein Luxus und eine Wohltat!


    Inzwischen wird in Mundsburg nach einem Komplettabriss von alten hässlichen Bürogebäuden ein neues Viertel gebaut (Projekt Finkenau)


    Ich habe mein Leid auch vor meinen Großeltern beklagt, wie hässlich die gebaut hätten und wie schade es doch sei, dass die alten Häuser nicht mehr stünden. Die meinten dann, dass die sich um diese Wohnungen gekloppt hätten und jeder aus den runter gekommenen Gründerzeithäusern ohne richtiger Heizung und gescheitem Badezimmer raus wollten.


    Die Blockbebauung erfolgte wegen der Brandbomben. Das Feuer konnte sich durch die enge Bebauung rasend schnell verbreiten. Durch diese Blockbebauung wollte man einen Übergang der Flammen auf Nachbarhäuser für die Zukunft vermeiden.


    Also so schön der Altbau auch ist. Wenn er nicht gescheit saniert ist, ist der ein Alptraum (Nachtspeicher, Hamburger Bad)


    Man muss also verstehen, warum die so gebaut haben. Es war keine reine Geschmacksverirrung :)
    Ähnliche Geschichte ist übrigens der Berliner Plattenbau.


    Köln liegt alles Zentral. Wohnen, Arbeiten, Ausgehen. Dadurch gestaltet sich ein Umgestaltungsprojekt schwieriger als in anderen Städten.


    So bin wieder weg!

  • mundsburg

    lieber häuser, ich finde diese bebauung gar nicht hässlich ! - sie ist natürlich auch nicht im klassischen sinne schön... ich habe das nur als bsp. angeführt, weil ich sagen wollte, dass die zerstörte kölner altstadt-süd zumindest (und das war der vergleich), wenn auch nicht im klassischen sinne "schön", so doch im lebendigen sinne sich "gut" wiederaufgebaut hat, weil sie das weitestgehend in der alten struktur der strassen gemacht hat, was zum erhalt des typischen kölner strassenlebens in den kleinteiligen vierteln und zum erhalt derselben geführt hat: das ist für köln auch geschichte und identität und das gibt es noch; das wird mir immer alles so schnell vergessen, bei aller teilweise, wenn auch oft zu pauschalen, berechtigten kritik am stadtbild - was bleibt denn am ende über die wirklich langen zeiträume einer alten stadt als identitätsstiftend wichtiges übrig... ? das sind die großen baudenkmäler wie kirchen, alte stadtmauern etc. (und davon hat köln wirklich mehr als genug) und das strassengeflecht... auch das wird oft vergessen. das führt auch zum kern der frage, wenn es um rekos geht. was soll denn im kölner falle da hin? römisches, mittelaterliches, neuzeitliches... ?

  • Urlaubslektüre für das „Sommerloch“


    Ich möchte gerne noch auf ein Dokument hinweisen, in dem viele der in diesem Thread „gemeinsam erarbeiteten“ Aspekte thematisiert werden, z.B. Bedingungen und Entstehungsprozesse von Rekonstruktionen und die Frage nach deren bestem baugeschichtlichen Zeitpunkt. Auch auf moderne identitätsstiftende Architektur (auch für Köln wurde ein Gebäude erwählt) wird geschaut.


    Herausgeber (und somit über jeden Verdacht „übertriebener Rekonstruktionsförderung“ erhaben) ist das Bundesministerium für Verkehr,
    Bau und Stadtentwicklung (Quelle): http://www.bbsr.bund.de/cln_01…chungen/2010/Heft143.html


    Desweiteren möchte ich an ein (wahrscheinlich bekanntes) Dokument zur Via-Sacra (3.Aufl.) hingewiesen, in dem sich leider die Crux zwischen Anspruch und Realität moderner Architektur zeigt. Dort wird auch über den in den Beiträgen #138/139 angesprochenen Mauritiussteinweg und über die der Wolkenburg gegenüber liegenden (damaligen) Baulücke doziert, indem sich etwas elitär-arrogant gegen Rekonstruktionen ausgesprochen wird. Inzwischen ist der Parkplatz bebaut – mit bekanntem Ergebnis: Theorie und Praxis.


    http://www.via-sacra-koeln.de/broschuere/ (Quelle: HdA)

  • siemensstraße 34 /Ecke Eichendorffstraße

    Von vantast wurde Anfang des Jahres bereits die Sanierung des Daches der Siemensstraße 34 gezeigt. Die Maßnahme ist zwischenzeitlich abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorzustand stellt die aktuelle Gestaltung des Daches eine deutliche Verbesserung dar, die der ursprünglichen Wirkung des Gebäudes wohl besser näherkommt. Den Ursprungszustand konnte ich im Netz leider nicht finden. Leider finde ich, dass die lieblose Gestaltung der Giebelfelder sowie die Auswahl der dort eingebauten Fenster das Gesamtergebnis erheblich beeinträchtigen. Ein wenig mehr Liebe für das Detail hätte hier extrem viel für die Gesamtwirkung bringen können.



    Eigene Bilder

  • Bin gestern zum Heumarkt gefahren, um mir die Fortschritte am Reiterdenkmal anzusehen, das momentan refurbished wird. Die metallenen Teile wie z.b. die Figuren am Sockel sind entfernt worden und befinden sich in Bayern zur Restaurierung.
    Auch wenn die Arbeiten noch nicht weit fortgeschritten sind, kann man schon erkennen, dass das ganze eine klare Verbesserung darstellen wird. Die bisherigen Sockelteile aus Backstein sind wirklich für solch ein Denkmal unwürdig.
    Auf dem Weg dorthin bin ich über den Alter Markt gekommen und hab gesehen, dass sich auch dort zwei historische Gebäude gegenüber des Rathauses in Restaurierung befinden.
    Eines der Gebäude wird von folgender Firma durchgeführt, deren Homepage mit vielen schönen Visualisierungen ich euch nicht vorenthalten möchte :)


    http://www.antoni.com/


    Wirklich toll zu sehen, dass einigen Hausbesitzern an der Rekonstruktion der Fassaden noch gelegen ist (ich weiß, dass wir vor kurzem bereits einige entsprechende Beispiele hier im Forum hatten ;) )

  • Tag des offenen Denkmals 2015

    Bald ist der "Tag des offenen Denkmals 2015".


    In dem, in meiner Einschätzung, sehr interessanten Programm sind gleich mehrere Punkte zum Thema Rekonstruktion angekündigt, z.B. Ojekte in der Stamm- oder Ottostraße. In Aussicht gestellt werden auch Informationen von Fachleuten zum Thema.


    In der der Herwarthstrasse soll eine Teilrekonstruktion des Erdgeschosses anhand von Bildern veranschaulicht werden. Die durchführende Firma scheint mir dieselbe zu sein, die im Beitrag zuvor lobende Erwähnung fand! :) (Im Link unten Seite 10)


    Die angekündigten Ansprechpartner sind zum Teil "hochrangig", z.B. der Stadtkonservator (Markthalle).


    Details und Teilnahmekonditionen bitte dem Anbieter entnehmen.


    http://tag-des-offenen-denkmal…ender/nw/kreisfrei/12066/ (Quelle: Deutsche Stiftung Denkmalschutz)

  • ^
    Das der Stuck wieder herausgearbeitet werden soll hört sich ja noch ganz gut an.
    Aber dass zum einen die Historie NEU interpretiert werden soll und für den Rest ein klarer Bruch her muss... Naja mit Rekonstruktion hat dies fürchte ich wenig bis überhaupt nichts zu tun.


    Und erfüllt dieses gigantische Innenskelett irgendeine Funktion? Ist dies eine Neuinterpretation von vor der Umgestaltung 1909?
    Ist das Kunst oder kann das weg?

  • ^
    Das ist ein Modell!....und damit man in das Modell von oben hineinschauen kann, hat man das Dach offen gelassen. Nur das Tragwerk ist zu sehen.


    In der Realität ist es natürlich geschlossen.

  • Ich habe letztens Kontakt via Email mit einem Mitarbeiter des Denkmalschutzes gehabt und ihn über Fördermöglichkeiten für Altbaurekonstruktionen befragt.
    Dabei erwähnte er auch, dass die Entstuckung von Fassaden nach dem Krieg von der Stadt gefördert wurde. Wie diese Förderung genau aussah, wollte er dann aber nicht wissen.
    Finde ich interessant. Hatte bisher nur einen Beitrag zum Thema über Berlin gesehen, an dessen Ende es hieß, dass die staatliche Förderung von Entstuckung nur ein Gerücht sei. In Köln hat man es auf jeden Fall geschafft. :nono:

  • Hat man es geschafft, die Entstuckung staatlich zu unterstützen (dem Mitarbeiter des Denkmalschutzes zufolge)

  • ^Immer wieder liest man hier im Forum solche Behauptungen über angebliche Unterstützungen und Förderungen von Entstuckungen. Bis hin zu einem User, der von einem angeblichen Entstuckungszimmer in FFM erzählte, in dem die Modernen die Entstuckung von Möbeln unterstützten (auf die Bitte nach Nachweisen kam leider keine Antwort). Bisher sind das alles lediglich irgendwelche, nicht bewiesene Behauptungen, um ein Feindbild aufrecht zu halten. Und selbst wenn es in der Tat seitens der Stadt Köln solche Unterstützungen gegeben hätte, vieviele Gründerzeithäuser in Köln wurden bewusst enststuckt? 2,3, 5? Ich kenne lediglich ein Gebäude (Richard-Wagner-Straße) welches in den 70-ern entstuckt wurde! Ca. 1100 Häuser aus dem Historismus gibt es in Köln, da wären (wenn es so wäre) 5 Häuser beileibe nicht viel!

  • Na gut, ich kann mich darauf berufen, was mir der Mitarbeiter des Denkmalschutzes gesagt hat. Ich kann dir gerne seinen Namen per PN mitteilen, falls du Interesse hast, dich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    Den Leuten vom Amt kann man wohl keinen sehnsüchtigen Hang zum Historismus unterstellen.


    Und was die angeblich so geringe Zahl an entstuckten Häusern angeht: wenn ich durch die Stadt laufe, sehe ich schon einige offensichtliche Altbauten (je nach Gegend unterschiedliche Anzahl), denen der Stuck fehlt.
    Auf keinen Fall mehr als 10% des Häuserbestandes, aber dennoch.


    Da ich annehme, dass der Stuck nicht von alleine runtergerieselt ist im/ nach dem Krieg, geh ich davon aus, dass da bewusst Hand angelegt wurde.

  • ^Die Häuser ohne Stuck sind in der Regel auf die schnelle wiederaufgebaute Gebäude, die durch den Krieg bis auf die Grundmauern zerstört wurden. Der Stuck wurde nicht nach dem Krieg abgeschlagen (evtl. bis auf Ausnahmen) sondern wurde im Krieg zerstört! Schaue dir Fotos vom Krieg zerstörten Köln an! Es ist erstaunlich (und auch gut), dass es noch so viele Gründerzeithäuser mit Stuck gibt. Nochmals: Ich kenne ein einziges Gebäude in Köln, welches in den letzten 40 Jahren bewusst entstuckt wurde (bei 1100 Gründerzeithäusern)! Hingegen wurden in den letzten Jahren unzählige Gründerzeithäuser vorbildich und denkmalschutzgerecht wiederhergestellt bzw. restauriert!

  • ^Bleiben wir bei den Fakten! Wieviel Häuser wurden DEFINITIV in Köln nach dem Krieg entstuckt? Bitte Nachweise bzw. Belege! Keine Vermutungen oder irgendwelche wikipedia-Berichte! Wie gesagt, ich kenne nur ein einziges Gründerzeithaus, welches in den 70- ern entstuckt wurde (bei 1100 Gebäuden des Historismus)!

  • und was ist mit dem

    oder dem
    oder dem
    oder dem
    oder dem (das wurde zumindest in den letzten Jahren in einen halbwegs akzeptablen Zustand zurückversetzt)
    oder dem
    oder dem
    oder dem ...
    ich kenne von den einzelnen Gebäuden zwar nicht immer den Ursprungszustand, allerdings kann man an den Fensterformaten und der Etagenhöhe relativ einfach ablesen, dass es sich um Bauten aus der Jahrhundertwende handelt, die sicherlich mal ansehnlichere Fassaden hatten als die glattgezogenen Langeweile, die aktueller Wärmeverbundsystemästhetik entspricht. Und für diese Auswahl musste ich nur einmal in Maps.google ein kleines Stück Vogelsanger Straße bzw. Venloer Straße "abfahren". Ob nun steuerlich gefördert oder nicht, ich gehe davon aus, dass bei Bestand der Altbauten die Anzahl mit entstuckten Fassaden bei weit mehl als 5 % liegt und in jedem Fall ist dies ärgerlich und stört die Gesamteindruck des Gebäudes.

  • Ich mische mich mal in euer Gespräch ein. Ja, manche Fassaden hatten nach dem Krieg wohl gar keinen Stuck mehr. Man sieht oft Häuser, auf denen nach dem Krieg auf das noch erhaltene Erdgeschoss Altbau drei Geschosse 50er Jahre Stil gebaut wurden. Manchmal sind diese Häuser sogar unten noch verziert.


    Egal wo man im inneren Bereich Kölns unterwegs ist - Zülpicher Straße, Kunibertsviertel, Nippes, Sülz und sogar im gut erhaltenen Agnesviertel. Überall sieht man locker 10% glatte Altbauten. Diese sehen oft von der Höhe und den Fenstern 1:1 wie ihre Nachbarn aus, welche schön verziert sind. Also kann man schon davon ausgehen, dass diese mal bestuckt waren. Würde man diesen Stuck wieder anbringen, hätte Köln sicherlich 10-20% mehr erkennbare Altbauten. Viele Laien denken, entstuckte Bauten sind aus den 50ern, somit käme etwas das 50er Jahre-Image von Köln weg, es entständen harmonische Straßenzüge und man würde wieder das Alte in der Stadt sehen (ich weiß, Gründerzeitler standen auch nur 70 Jahre bis zum Krieg, jedoch interpretieren das viele eben als alt).


    Doch es bringt außer das Aussehen nun mal keinen Reiz für die Hausbesitzer. Wir haben hier einen Bedarf an Wohnungen, dass diese nicht wie in Leipzig schön hergerichtet werden müssen. Auf dem Markt kommen wohl alle Wohnungen ohne Mühe weg.

  • Ich finde die Diskussion ja ganz nett, aber ich finde es heute unerheblich, ob damals tatsächlich für Entstuckungen Geld gezahlt wurde. Viel interessanter ist doch die Frage, was heute mit den entstuckten (ob durch Bomben im Krieg oder späteren Abschlag) Häusern passiert. Ich sehe auch einige, m.E. entstuckte Bauten aus der Gründerzeit,wenn ich durch Köln spaziere. Ich fände es schön, wenn es hier Förderungen zur Wiederherstellung des Originalzustandes geben würde. Oder die Stadt sollte einen Preis aussetzen, auf zum Beispiel: Originalgetreue Fassadenwiederherstellungen (egal ob Gründerzeitler, 50er, 60er Bau usw. innovative moderne Neubauten) um einen Anreiz zu schaffen.