Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Wenns nach hinten geschoben wird, bietet sichs trotdem als Wahlkampfthema an. Angenommen CDU und BFF gewinnen, dann haben wir große Chancen auf eine möglichst weitgehende Rekonstruktion. Wenn Grüne oder FDP allein regieren würden, dann müssten wir uns auf ne Bebauung im Stil des ursprünglichen Engels-Entwurfs gefasst machen (damit hat sich die FDP bei mir auch im höchsten Maße unbeliebt gemacht, damit werd ich nicht nur auf Bundes- sondern mittlerweile auch auf kommunaler Ebene in absehbarer Zeit kein Kreuz bei der FDP machen). Irgend ein Grünen-Politiker hat angeblich gefordert für das historische Museum noch einen noch-moderneren Entwurf als die beiden aktuellen weiter bearbeiten zu lassen. Und solche Hornochsen kriegen in Frankfurt auch noch jede 6 Stimme... :nono:

  • Freitag

    Da geh ich hin, da bin ich nämlich wieder da!!!!


    ...und nach wie vor, kein technisches Argument gegen eine Rekonstruktion von gut 90% der Vorkriegsbebauung!!!!


    Von wegen ein paar Leitbauten, bloß nicht einvernehmen lassen. Der Großteil muß die Rekonstruktion sein und die moderne Bebauung, wo es nicht anders geht, die Ausnahme bleiben (z.B. Markt 16)

  • Welche Parzellen sind denn definitiv nicht rekonstruierbar?
    Und wie siehts aus mit dem Haus Mohrenkopf, wo heutzutage der scheußliche Kunstverein steht?


    Wenn ich die Wahl habe zwischen Komplettrekonstruktion der meisten Gebäude mit Lückenauffüllen mit moderner unpassender Architektur und der Original-Reko von etwas weniger Gebäuden, dafür allerdings ausschließlich historische (oder historisch aussehende) Fassaden im gesamten Gebiet. Ich glaub dann würde ich eher zur zweiten Möglichkeit tendieren. Das wichtige ist ja dass die Bebauung insgesamt ein stimmiges Ensemble ergeben muss
    Wobei natürlich die Komplett-Reko inklusive historischer Fassaden an Nicht-Rekos nach wie vor das Ziel sein sollte.
    Aber so wies aussieht diskutiert man momentan nur einen Kompromiss herbei. In den Presseberichten stand übrigens dass bei der Gründung der BI niemand die Komplett-Reko wollte, was ich persönlich so aber überhaupt nicht gespürt habe. Gab zwar auch einige deren Meinungsäußerung in die Richtung ging, aber ich glaub die meisten Mitglieder sind nach wie vor für die Komplett-Rekonstuktion.

  • Neubauten

    Wie ich schon schrieb, nehme ich mal Markt 16 als Beispiel. Dort stand bis mindestens 1738 (Holzschnitt vom Hühnermarkt) ein gotisches Fachwerkgebäude, ebenso Markt 14. Diese beiden Gebäude hatten drei, teilweise ineinander verschachtelte typische Satteldächer (mit den "Frankfurter Nasen"), welche darauf schließen lassen, daß es eigentlich drei Gebäude waren. Anhand der Fensteraufteilung (u.a. Fenstererker im 1.OG, sowie typische Konsolen an typischen Stellen) kann man sagen, daß es sich um Gebäude aus der Übergangszeit handelte (1450-1550), wobei daraus sogar die Balkenlage recht eindeutig zu bestimmen wäre, WENN der Holzschnitt wenigstens nur annähernd maßstäblich wäre.
    Ist er aber nicht.
    Beide Gebäude wurden wohl im 19. Jhdt. niedergelegt und durch der Zeit entsprechenden Ziegel-Bauten ersetzt. Markt 16 wurde im 20. Jhdt. sogar nochmal durch einen Beton-Klotz abgelöst, der einer Rekonstruktion wirklich nicht bedarf.


    Daher halte ich es an dieser Stelle für die sinnvollste Lösung, wenn ein guter Architekt (ziehen wir mal Herrn Mäckler auf unsere Seite) dort Gebäude konstruiert, welche die ursprüngliche Form (drei ineinander verschachtelte Satteldächer in gotischer Form, vielleicht sogar mit den typischen Nasen, eventuell auch grob die Fensteraufteilung) orientiert.


    Desweiteren habe ich sehr dürftige Informationen zu den Gebäuden Neugasse 2-6, wobei hier eine Rekonstruktion nicht unmöglich ist, ich benötige nur mehr Material und suche noch. Ebenso das mittlere Gebäude des Komplexes Hinter dem Lämmchen 8 (Klein Nürnberg).


    Daß man keine Komplettreko mehr wünscht, geht auf genau diese Tatsachen zurück. Ich hatte nämlich ein Gespräch am Vorabend mit den Gründern der Initiative, um die Tatsachen nochmal genauestens durchzugehen, damit nicht irgendwelche Architekten während meiner Abwesenheit falsche Behauptungen aufstellen, welche dann nicht widerlegt werden können. Somit legen wir auch hier, wie ich es immer getan habe, sämtliche Tatsachen inkl. der Probleme von vorn herein auf den Tisch, um jedem die Möglichkeit zu geben, sich ein weitestgehen objektives Bild zu verschaffen.
    Wäre schön, wenn die Archtekten das genauso gemacht hätten...


    Zu Haus Mohrenkopf: Vom Erdgeschoß habe ich genau Maßzeichnungen, vom 2. OG Bilder einer Sanierung (Balkenlage offen). Wenn man das Haus Kunstverein durch dieses ersetzen würde, wäre auch das Problem des Durchgangs zu Hinter dem Lämmchen gelöst.
    Außerdem wäre dann mit dem Haus Markt 42, Küschnerlaube (hieß es glaube ich) ein geschlossenes Bild zum Steinernen Haus entsanden.


    Habe ich aber aus politischen Gründen nicht gefordert, obwohl es besser wäre, da ich erstmal ausräumen möchte, daß irgendjemand behauptet, jetzt wird wegen der Rekonstruktion alles abgerissen (wie Flagge so von sich gegeben hat).
    Lustig ist, daß diese Tatsache, daß eigentlich Markt 40 so nicht herstellbar ist wg. dem Haus Kunstverein, bei der "Insel"-Forderung von Engel auf einmal keine Rolle mehr spielt. Dies ist leider ein weiteres Beispiel für die Unfähigkeit des Büros Engel. So wie sie damals nicht mal das Höhenniveau richtig lesen konnten, scheren sie sich bei diesem Vorschlag auch nicht um Realismus. Für ein großes Architekturbüro schon beschämend, wenn sie mit all ihrer "Fachkompetenz" nicht mal Dinge beachten, die jedem Laien auffallen...

  • Nochmal @ Kardinal:


    Daß man keine Komplettreko mehr wünscht


    Ich glaube auch, hier sind einige Missverständnisse am Werke. Beispielsweise war im Artikel in der FNP über die Gründung der Bürgerinitiative zu lesen gewesen:


    Eine komplette originalgetreue Rekonstruktion wird nicht befürwortet.


    Ich war ja auch an dem Abend da, und ehrlich gesagt, ich kann den Eindruck, wie ihn die FNP wiedergibt, nicht teilen. Natürlich wurde von einem großen Teil der Anwesenden eine "komplette originalgetreue Rekonstruktion" befürwortet, auch wenn es Bedenken und abweichende Einzelmeinungen gab.


    Hier noch ein Link zu einem interessanten Artikel in der WELT:


    http://www.welt.de/data/2005/12/05/813003.html?s=1


    Als jetzt die Stadtverordneten Experten und Bürger ins Rathaus einluden, um dem Verlangen der neuen Bürgerbewegung auf den Grund zu gehen (und ihm möglichst die Spitze zu brechen), redeten die beiden Lager dreieinhalb Stunden aneinander vorbei. Während die Politiker und Planer für einen (reichlich faden) Kompromiß zwischen Alt und Neu stritten, ging es den Bürgern um ein konkretes Bild der alten Welt.
    [...]
    Fast beschwörend wandte der Planungsdezernent ein: "Wer will denn so eng wohnen?" Ohne "Licht, Luft, Sonne", wie von Vordenkern des 20. Jahrhunderts gefordert, werde man niemand für die neue Altstadt begeistern können. Er übersah dabei geflissentlich, daß die Begeisterten im Publikum saßen.
    [...]
    Architekten und Planern fällt das Denken in dialektischen Konzepten noch schwer. Insofern könnte Frankfurt mit seinem Nebeneinander von Global City und neuer Altstadt tatsächlich zu einer Art Modell für die "Stadt der Zukunft" werden.

  • Zitat von 3rdwave

    Vorsicht, ein Link des Grauens, öffnen auf eigene Gefahr!


    http://www.competitionline.de/…d=6617&wettbewerb_id=2859


    ein Grund mehr, morgen anwesend zu sein...


    Besonders dieser eine Satz regt mich auf:

    Entgegen der historischen Struktur wird ein neuer Platz zwischen Braubachstrasse und Schirn geschaffen


    wie kann man die Geschichte seiner Stadt nur dermaßen mit Füßen treten? :angry2:

  • Zum Altstadt-Sonderausschuss und der konstutierenden Sitzung morgen ein interessanter Artikel in der FAZ:

    Viele Wünsche und manche Bedenken.


    Kardinal, gut, dass du wieder da bist! Bezüglich der Machbarkeit von Rekonstruktionen müssen doch einige unberechtigte Bedenken ausgeräumt werden, so sieht es zumindest für mich aus.

  • wie kann man die Geschichte seiner Stadt nur dermaßen mit Füßen treten?


    Tja, das sind eben die Architekten von gestern...


    Die kommen sich wahrscheinlich cool und hipp vor, wenn sie extra betonen, dass sie "entgegen der historischen Struktur" planen. Was in den Köpfen der Menschen vorgeht, verschlafen sie.

  • Was das betrifft ist Frankfurts Altstadt davor aber bis zum zweiten Weltkrieg relativ verschont geblieben. Es wurde zwar das ein oder andere Gebäude barockisiert, oder welchen Stil auch immer , aber zumindest der Grundriss ist wurde meist so belassen wie er war.
    Und vor allem bestand die Altstadt aus Gebäuden aus allen Epochen. Trotzdem bot sich egal wo man hinblickte ein Ensemble das wie aus einem Guss wirkte. Und genau das ist man heutzutage überhaupt nicht mehr in der Lage zu bauen. Moderne Gebäude neben alten, egal aus welcher Zeit wirken immer wie Fremdkörper, weil die Architekten den Bezug zur Historie verloren haben, und sowas wie Detailreichtum offensichtlich ein Fremdwort für diese Leute ist.
    Aus dem ersten Absatz ergibt sich logischerweise, dass es eine absolut legitime Forderung ist, den alten Grundriss originalgetreu wieder herzustellen. Und aus dem zweiten, dass nicht nur historisch bedeutsame Gebäude sondern die allermeisten rekonstruiert werden müssen.
    Obwohl man auch schon im 19.Jahrhundert scheiße gebaut hat. Ich will da jetzt gar nicht so sehr auf den Braubachstraßen-Durchbruch hinaus, den man ja durchaus akzeptieren konnte, bis auf die Tatsache, dass der Nürnberger Hof und kurze Zeit später auch das Haus Esslinger, darunter litten.
    Mir gehts vor allem um den Mist den man nach dem Brand 1866/67 beim Dom veranstaltet hat. Mit Abriss der Höllgasse-Ostseite, mit der Folge dass dann ein auf Randbebauungshöhe unverzierter Domturm, der nie dazu bestimmt war frei zu stehen, eben selbiges dann tat.
    Und diese ... von Architekten vom Schlag wie Jourdan oder Engel, finden ausgerechnet Vorkriegsentwicklungen, die besser nicht gewesen wären, für anlehnungswert (siehe südlicher Anbau ans Haus am Dom, glücklicherweise gescheiterte Umverlegung des Krönungsweges).
    Langfristig hoffe ich ja immer noch, das man irgendwann die Vernunft besitzt, und dem Dom wieder das Umfeld gibt das ihm gebührt, also bis direkt an den Domturm grenzende Gebäude, die auch ein historisches Aussehen verdient haben.

  • Es wird keinen weiteren städtebaulichen Wettbewerb geben, dem eine historische Rekonstruktion zu Grunde liegt. Das jedenfalls ist im Sonderausschuss heute deutlich geworden.

  • sch... Politik,
    außer der BFF will sich niemand auf einen konkreten Standpunkt festlegen, das könnte ja Wählerstimmen kosten.


    Es läuft alles auf Verzögerungstaktik hinaus.


    Man möchte zwar die Bürger in den Ausschußsitzungen zu Wort kommen lassen, aber möglichst nur "sachkundige Bürger", wobei man sich wohl in langwierigen Verhandlungen noch auf eine Definition von "sachkundig" einigen muß :nono: :nono:


    Es muß von der Politik entschieden werden, welche Häuser aus technischer Hinsicht rekonstruiert werden können !! :doof: :doof:
    Das heißt dann wohl, dass das der nette Herr Schwarz macht, der scheinbar
    für Rekos nicht das geringste übrig hat.


    Interessant war auch die Meinung eines CDU-Mannes, man (sinngemäß) "könne den vorhanden Parkraum nicht dem Krönungsweg opfern"


    Positiv zu bemerken ist, dass man Kardinal wenigstens für 3 Minuten hat zu Wort kommen lassen und ausdrücklich wünscht, dass er den weiteren Ausschußsitzungen beiwoht.

  • Tja, was kann ich jetzt von dieser Ausschusssitzung berichten? Besonders ausführlich wird es diesmal nicht, denn erstens musste ich ja früher gehen, und zweitens wiederholen sich die Aussagen mittlerweile doch sehr.


    Als erwähnenswert ist mir im Gedächtnis geblieben:


    - Österling (SPD) warf Schwarz (CDU) vor, an der momentanen Krönungsweg-Problematik schuld zu sein, da er ja den Bau des Hauses am Dom, das in den Krönungsweg hineinrage, zugelassen habe. Schwarz erwiderte, dass die SPD dem Haus am Dom doch damals auch zugestimmt habe. Also das übliche Politikgeplänkel - jeder gibt die Schuld dem anderen, und jeder versucht sich als der Bürgerfreundlichste zu profilieren (abgesehen von dem Fettnapf, in den Heumann mit seiner Unterscheidung von "Bürgern" und "Berufsbürgern" getreten ist wie auch mit seiner Vorstellung, nur "sachkundige" Bürger sollten zu Wort kommen - es folgte eine Diskussion darüber, nach welchen Kriterien ein Bürger als sachkundig gelten solle).
    - Volker Stein (FDP) kann nicht still sein und zuhören, wenn andere Leute reden, sondern muss sich permanent mit seinen Nachbarn unterhalten - eine Unart, die bei Schulkindern normalerweise sofort geahndet wird.
    - Österling sagte, der Engel-Entwurf sei eben ein Entwurf für eine moderne Bebauung des Areals, und dem müsse man jetzt einen Reko-Entwurf zur Seite stellen, damit die Bürger zwischen diesen beiden Entwürfen die Wahl hätten.
    - Becker (CDU) sagte, dass Dominik Mangelmann den Ausschuss bei seiner weiteren Arbeit begleiten solle.
    - Ich bin gegangen, nachdem Jutta Ditfurth (Ökolinx) anfing irgendwas von Faller-Häusern zu erzählen...

  • Ich habe da noch ein paar Bilder aus einem Artikel der FAZ gescannt, welche die Problematik verdeutlichen. Hier sind sie


    Dieses Foto zeigt den Römerberg mit Blick auf die Kirche, wie es mal ausgesehen hat


    Hier der Blick im jetzigen Zustand


    Und hier der Blick, wie er KSP Engel und Zimmermann vorschwebt
    http://img229.imageshack.us/im…esrmerbergsnachkspeng.jpg


    Dazu ist hier ein Plan mit der Bebauung im historischen und im jetzigen Zustand hier zu sehen.
    http://img229.imageshack.us/im…erbergbebauunggestern.jpg

  • Meinung von Petra Roth: „Ich will Frankfurt sein Herz zurückgeben”

    Naja, und dass heisst dann in der "Praxis": Ein paar Alibi-Häuschen. Voilà :


    FAZ: Was soll denn nun aus dem Areal werden?


    Roth: Ich möchte dort Frankfurt sein Herz zurückgeben. Der historische Altstadtgrundriß soll die Grundlage für die Bebauung sein - mit Spitzdächern. Vier Häuser könnten rekonstruiert werden, darunter die Goldene Waage und das Rote Haus. Sie können aber nicht dort aufgebaut werden, wo sie einmal gestanden haben. Man muß sehen, ob man sie nebeneinander hinstellt oder anders anordnet.


    FAZ: Wie sollen denn die Häuser in dem neuen Viertel genutzt werden?


    Roth: Das Nutzerkonzept ist noch zu entwickeln und ganz wichtig. Das Viertel soll ja belebt sein. Daraus ergeben sich Fragen. Schaffen wir Wohnungen? Büchereien? Kinos? Wenn dort Gaststätten hinkommen, werden die Mieter darüber gleich sagen, von 21.30 Uhr an müsse aber Ruhe herrschen. Das müssen wir alles abwägen. Sicher ist, daß wir das Areal nicht verkaufen wollen. Deshalb sollen die Grundstücke nur in Erbpacht vergeben werden.


    Auszug aus dem Interview in der FAZ.

  • "können aber nicht dort aufgebaut werden wo sie gestanden haben". Wie kann man als OB nur so uninformiert sein? Hört die nur die "Argumente" der Reko-Gegner?
    Noch schlimmer: 4Häuser. Von fast 50! Da dreht sich mir sonstwas um!

  • Zum Glück entscheidet Petra Roth das nicht alleine.
    Wart's mal ab, das werden vielleicht noch ein paar mehr Häuser, und zwar alle am richtigen Ort:cool: