OstStern - Quartiersentwicklung auf Ex-Mercedes-Areal (realisiert)

  • Ich dachte bei der Stadt hätte ein Umdenken in Sachen Boden-Versiegelung stattgefunden. Diese Plätze werden sich in zukünftigen Sommern mächtig aufheizen, egal wie hoch die Bäume dann sind

  • Ist es denn ein städtischer Platz? Ist es nicht. Es gibt Gehrechte zu Gunsten der Allgemeinheit, und die Freiflächengestaltung wurde über einen städte-

    baulichen Vertrag geregelt. Den so gesetzten, zwischen Stadt und Bauherrn abgestimmten Anforderungen wird entsprochen worden sein. Viel Möglichkeiten für sehr große Bäume gibt es ohnehin nicht, denn unter dem Platz befindet sich eine Tiefgarage. Deren Bau sieht man unter anderem hier.

  • Auch ich habe mir das Ergebnis vor ein paar Tagen mit einem Forumskollegen angesehen. Danke an Micha81 für die vielen guten Bilder, passend geliefert! Leider teilen wir auch dieselbe Meinung der meisten Vorredner.

    Regelrecht schockiert (und sehr überrascht) waren wir von dem Riegel an der Launhardtstraße von Stefan Forster Architekten, gar nicht unbedingt wegen der Kubaturen oder der fehlenden differenzierten Ausgestaltung (keine Lisenen beispielsweise), nein, es sind die Farben.

    Weniger ist manchmal mehr und hier hätte es genügt, die farbigen Akzente einfach sein zu lassen und stattdessen mit farblich ähnlichem Klinker zu arbeiten oder mit dunklen Farben. Oder alles oberhalb des Klinkers in einer Farbe mit z. B. Akzentuierungen der Fenster.


    Es geht um diesen Riegel (rötlich eingefärbt):


    oststern01bkfgt.jpg

    Bild: Google Maps

    Die Rückseite (grün eingefärbt) allerdings ist völlig in Ordnung, fast jede Wohnung hat einen Balkon, es ist alles einfarbig und einfach stimmiger gehalten, man kann es auf einigen Bilder von Micha81 gut sehen:


    oststern03x9eh8.jpg

    Bild: Google Maps

    Aber auch die Rückseite rettet den Riegel bedauerlicherweise nicht mehr. Ob es mit der Förderung der Wohnungen zusammenhängt? Ich weiß es nicht. Mit wenigen kostengünstigen Kniffen hätte man optisch wertigeres erreichen können. Aber vielleicht wiegen hier die inneren Werte mehr. Oder man wollte die geförderten Wohnungen bewusst von außen abwerten, um eine klare Trennung zu erzeugen.




    Hingegen sind alle Bauten am Oststern West (grün markiert) gut bis sehr gelungen. Hier zeigen die folgenden Büros, dass man auch besser kann:

    Fischer Architekten (Mannheim), Jo Fanzke und Meixner Schlüter Wendt (Frankfurt), HS 02 Huthwelker Stoehr und Partner (Wiesbaden)

    Nur den einzeln stehenden Block rechts im Blockinneren (nicht grün markiert) hätte ich anders platziert, dieser bringt optisch ein wenig Unruhe.


    oststern02h0dav.jpg

    Bild: Google Maps

    Hier spielt man mit Lisenen, verschiedenen Balkontypen und Loggien (Farben, Materialität, Form), ansprechenden Eingangsportalen, Klinker und einem passenden Farbkonzept.

    Auch hier gibt es 2 Bauten, die wenig bis keinen Klinker vorweise und die nur einfarbig gestaltet sind. Für Lebendigkeit sorgen die Balkone und die Fenstergestaltungen. Es geht ansprechend, auch mit wenig.


    Kommen wir aber nun zu meinem Hauptkritikpunkt und dieser wurde ja schon einige Male auch von anderen angesprochen: die zu extreme Versiegelung der Freiflächen.


    Betrachten wir uns dazu dieses Google Maps Bild:


    oststern04qpeib.jpg

    Bild: Google Maps


    Gelblich eingefärbt der Hinterhofbereich des Büroneubaus von Drees und Sommer, weitaus weniger versiegelt als in den öffentlichen Bereichen. Wir haben uns den Hinterhof ansehen können und er wurde von den Angestellten schon gut angenommen. Ein deutlich fühlbarer Temperaturunterschied zum Quartiersplatz. Dort gibt es in der Mitte einen kleinen erhöhten Bereich (aufgrund der TG) mit 4 kleinen, mit Sitzmauern umrandeten Pflanzbereichen mit ein paar Bäumen. Viel zu wenig, man hätte mehr als das doppelte unversiegelt lassen können, bzw. mehr oder grössere von den erhöhten Pflanzbereichen bauen können. Für die Feuerwehr wäre immer noch genug Platz.


    d85_0150n6evu.jpg


    Bild: Adama


    Ebenso auf der anderen Seite eine vertane Chance und ich verstehe es wirklich nicht, warum man wieder einmal Parkplätzen gegenüber Menschen den Vorrang gewährt. Wie toll wäre es gewesen, noch 2 Autospuren wegzunehmen, in der Mitte die Parkplätze zu entfernen und die Ränder mit Bäumen und Büschen zu bepflanzen, in der Mitte dann Rasen und Sitzgelegenheiten unter den Bäumen am Rand. Die gewünschte Platzwirkung mit der gegenüberliegenden Seite hätte man so verbessern können. Einfach schade, denn wer will sich denn im rot umrandeten Bereich aufhalten, es gibt ja noch nicht einmal eine einzige Bank.


    oststern05g7f5k.jpg


    Bild: Google Maps


    Danke, das war es. In der Hoffnung, dass am Forster Riegel nochmal nachgearbeitet wird und das am besten jetzt sofort noch mehr entsiegelt wird.

  • Ich habe gestern eine sehr ausführliche Nachricht von Stefan Forster erhalten – zu seinem hier viel diskutierten und kritisierten Häuserblock (Ecke Launhardt- und Ferdinand-Happ-Straße). Er geht in seiner Nachricht zudem auf den ebenfalls kritisierten Umbau des Osthafenplatzes ein. Vorneweg: Er stimmt im Grunde allen hier geäußerten Kommentaren zu.


    Ebenfalls voranstellen möchte ich die traurige, den meisten wohlbekannte Einsicht: Über Architektur zu urteilen heißt leider nur sehr bedingt, über Architektinnen und Architekten urteilen zu können. Denn, wenn wir uns durch die Stadt bewegen, steht da oft weniger ein Forster-, ein Mäckler-, ein Jourdan-, ein Heide- oder ein Meixner Schlüter Wendt-Bau, sondern das, was der Bauherr davon übrig gelassen bzw. damit gemacht hat. Es ist also in etwa so, als würde man einen Roman beurteilen, der um die Hälfte aller Seiten gekürzt und seiner besten Formulierungen beraubt wurde – und bisweilen noch schäbig ergänzt.


    Die im Folgenden zitierten Ausführungen Forsters finden hier mit seiner freundlichen Genehmigung Eingang.


    "Im Auftrag der drei Investoren hatten wir versucht, die städtebauliche Figur zu ändern. Statt den Osthafenplatz über die Hanauer hinweg zu entwickeln, schlugen wir eine Schließung des Blockrandes und einen internen ruhigen Quartiersplatz vor. Gefühlt haben wir dem Stadtplanungsamt (mit Herrn Hunscher) mindestens 10 Varianten vorgestellt – alle wurden abgelehnt. Uns ist es lediglich gelungen, den Durchgangsverkehr rauszunehmen.


    Irgendwann kam Herr Hunscher mit einer Skizze einer seiner Mitarbeiterinnen auf die Investoren zu. Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Der ABG wurde die übelste Ecke zugewiesen – nach dem Motto, die schlechteste Lage für geförderten Wohnungsbau und Kita.


    Für den neuen Platz versprach das Planungsamt einen späteren Wettbewerb. Wir wurden von der ABG mit der Baueingabe beauftragt. Der B-Plan sah für die Gestaltung unserer Häuser „Kontorhaus-Charakter" vor. Dieser Vorgabe kamen wir mit verklinkerten Häusern und großen Atelierfenstern nach. Herr Junker hat das dann immer mehr herunter gekürzt, sodass nur noch ein Sockelriemchen übrig blieb – war halt wie immer alles zu teuer. Das Ergebnis ist jetzt sichtbar.


    Die Ausführungsplanung ist dann von Züblin an ein anderes Büro vergeben worden (sie waren billiger als wir). Somit haben wir mit dem jetzt sichtbaren Ergebnis nicht allzu viel zu tun. Der durchgehend gestreifte Ringelsockel ist als ironischer Aufschrei zu verstehen. Ich bin es mittlerweile leid, immer die Verantwortung für alles zu übernehmen. Für Qualität braucht es immer auch einen verantwortungsbewussten Bauherrn. Die ABG ist hingegen nur geldorientiert – d.h. so billig wie möglich. Weil ich das öffentlich kritisiert habe, ist die Zusammenarbeit mit der ABG seit über 3 Jahren von ihr beendet worden. Für Qualität braucht es auch den Rückhalt bei der Verwaltung – diesen gab es hier auch nicht („Kontorhaus-Stil“).


    Zum Schluss noch ein Wort zur Stadt: Gab es nicht mal die Vorgabe nach begrünten Stadträumen? – Da war doch was. Der Umbau des Osthafenplatzes zu einem Parkplatz sowie der neue Platz strafen dem Lüge – eigentlich unfassbar!!! Das ganze Projekt ist eine verpasste Chance mit zudem völlig überteuerten Eigentumswohnungen."


    Seine Nachricht beendet Stefan Forster mit der traurigen Feststellung: "Ich bin müde von Frankfurt – hier kann man keine Qualität schaffen – ich bin müde dafür zu kämpfen."

  • Hut ab, dass er reagiert und erklärt hat. Das passt zu ihm.


    Gut auch, dass er die Genesis beschrieben hat, um typisches Unheil nachvollziehen zu können.


    Ich kann seine Resignation gut verstehen, denn er hat Geschmack und Willen zur Gestaltung.

    Da bleibt ihm nur noch, sich die Bauherren auszusuchen, für die er arbeiten will. Damit wären aber noch nicht die Probleme mit den städtischen Ämtern behoben.


    Klar kann man verstehen, dass Bauherren für geförderten Wohnungsbau nicht mehr Geld ausgeben, als unbedingt nötig. Nur ist es auch da eine Frage der Ehre, ob man sein Objekt nicht doch der Gestaltung des Stadtraumes ein wenig mehr anpassen kann, als bei diesem Beispiel. Und dabei geht es meistens garnicht um mehr Kosten, sondern um Geschmack und Willen.

    Allein die Farbauswahl! (Ich greife mal diesen Punkt heraus.) Wenn man schon dieses Graublau und Vanille wählt, dann könnte man sie mit weissen Akzenten kontern statt mit dem dunklen Grau und dem Orange, um eine feinere Anmutung zu erreichen. Das ist nur ein Beispiel. (An der Hofseite hat das ja geklappt...)

    Ein Beispiel: Mein Onkel war ein erfolgreicher Malermeister mit hoher Qualität bei der Ausführung seiner Arbeiten. Nur hatte er kein Gefühl für Farben und Farbkompositionen. Nach etlichen "Fehlschlägen" hat er einen Freund (Schlachter von Beruf) Farben aussuchen und mischen lassen. Der hatte einen Sensus dafür.


    Ich hoffe und wünsche, dass Stefan Forster weiter Qualität schaffen kann - auch in Frankfurt. Das gilt für ihn, wie für all die anderen Star-Architekten dieser Stadt, die sich national wie international bewiesen haben.

  • Stefan Forster hat leider sehr genau beschrieben woran es in Frankfurt krankt, eine Stadtplanung die tatsächlich einen Plan oder gar eine Vision für die 5. größte Stadt Deutschlands existiert schlicht weg nicht. Nirgendwo in einer deutschen Großstadt wirken die Plätze vernachlässigter und konzeptloser als in Frankfurt- es gibt eigentlich nur den Opernplatz als historischen Platz der (noch immer) funktioniert und den Walther-von-Cronberg-Platz als einzige moderne Planung die aufgeht und urban ist. Ansonsten sind alle neu geplanten Quartiersplätze missglückt, und die wichtigsten Plätze der Innenstadt, also Hauptwache und Konsti sind seit Jahren dysfunktional und ungelöst.
    Wenn man nach Hamburg, Düsseldorf, München, Stuttgart, Hannover oder auch Nürnberg schaut, überall ist der öffentliche Raum viel sorgfältiger und hochwertiger gestaltet. Aber Arbeitsverweigerung wird in unserer Stadtplanung nicht weiter geahndet, man befindet sich ja damit immer in bester Gesellschaft, schon eine mittelmäßige Qualität erscheint da total suspekt... Es ist ein Elend wie sehr Frankfurt unter Wert verkauft wird, aber ein Herr Hunscher muss sich ja nie rechtfertigen...