Ich habe gestern eine sehr ausführliche Nachricht von Stefan Forster erhalten – zu seinem hier viel diskutierten und kritisierten Häuserblock (Ecke Launhardt- und Ferdinand-Happ-Straße). Er geht in seiner Nachricht zudem auf den ebenfalls kritisierten Umbau des Osthafenplatzes ein. Vorneweg: Er stimmt im Grunde allen hier geäußerten Kommentaren zu.
Ebenfalls voranstellen möchte ich die traurige, den meisten wohlbekannte Einsicht: Über Architektur zu urteilen heißt leider nur sehr bedingt, über Architektinnen und Architekten urteilen zu können. Denn, wenn wir uns durch die Stadt bewegen, steht da oft weniger ein Forster-, ein Mäckler-, ein Jourdan-, ein Heide- oder ein Meixner Schlüter Wendt-Bau, sondern das, was der Bauherr davon übrig gelassen bzw. damit gemacht hat. Es ist also in etwa so, als würde man einen Roman beurteilen, der um die Hälfte aller Seiten gekürzt und seiner besten Formulierungen beraubt wurde – und bisweilen noch schäbig ergänzt.
Die im Folgenden zitierten Ausführungen Forsters finden hier mit seiner freundlichen Genehmigung Eingang.
"Im Auftrag der drei Investoren hatten wir versucht, die städtebauliche Figur zu ändern. Statt den Osthafenplatz über die Hanauer hinweg zu entwickeln, schlugen wir eine Schließung des Blockrandes und einen internen ruhigen Quartiersplatz vor. Gefühlt haben wir dem Stadtplanungsamt (mit Herrn Hunscher) mindestens 10 Varianten vorgestellt – alle wurden abgelehnt. Uns ist es lediglich gelungen, den Durchgangsverkehr rauszunehmen.
Irgendwann kam Herr Hunscher mit einer Skizze einer seiner Mitarbeiterinnen auf die Investoren zu. Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Der ABG wurde die übelste Ecke zugewiesen – nach dem Motto, die schlechteste Lage für geförderten Wohnungsbau und Kita.
Für den neuen Platz versprach das Planungsamt einen späteren Wettbewerb. Wir wurden von der ABG mit der Baueingabe beauftragt. Der B-Plan sah für die Gestaltung unserer Häuser „Kontorhaus-Charakter" vor. Dieser Vorgabe kamen wir mit verklinkerten Häusern und großen Atelierfenstern nach. Herr Junker hat das dann immer mehr herunter gekürzt, sodass nur noch ein Sockelriemchen übrig blieb – war halt wie immer alles zu teuer. Das Ergebnis ist jetzt sichtbar.
Die Ausführungsplanung ist dann von Züblin an ein anderes Büro vergeben worden (sie waren billiger als wir). Somit haben wir mit dem jetzt sichtbaren Ergebnis nicht allzu viel zu tun. Der durchgehend gestreifte Ringelsockel ist als ironischer Aufschrei zu verstehen. Ich bin es mittlerweile leid, immer die Verantwortung für alles zu übernehmen. Für Qualität braucht es immer auch einen verantwortungsbewussten Bauherrn. Die ABG ist hingegen nur geldorientiert – d.h. so billig wie möglich. Weil ich das öffentlich kritisiert habe, ist die Zusammenarbeit mit der ABG seit über 3 Jahren von ihr beendet worden. Für Qualität braucht es auch den Rückhalt bei der Verwaltung – diesen gab es hier auch nicht („Kontorhaus-Stil“).
Zum Schluss noch ein Wort zur Stadt: Gab es nicht mal die Vorgabe nach begrünten Stadträumen? – Da war doch was. Der Umbau des Osthafenplatzes zu einem Parkplatz sowie der neue Platz strafen dem Lüge – eigentlich unfassbar!!! Das ganze Projekt ist eine verpasste Chance mit zudem völlig überteuerten Eigentumswohnungen."
Seine Nachricht beendet Stefan Forster mit der traurigen Feststellung: "Ich bin müde von Frankfurt – hier kann man keine Qualität schaffen – ich bin müde dafür zu kämpfen."