Leipzig: Neufassung des Wohnungspolitischen Konzeptes

  • Ich lese in der Pressemitteilung nicht, daß der Mieterbund behaupten würde, es gäbe in ganz Sachsen einen Wohnungsmangel. Er sagt, daß in den beiden größten Städten Dresden und Leipzig eine Situation besteht bzw. sich abzeichnet, daß preisgünstige Wohnungen bereits sehr knapp sind oder in naher Zukunft knapp werden. Damit gibt es hier eine diametral entgegengesetzte Situation zu der dritten, deutlich kleineren Großstadt Chemnitz, den Mittel- und Kleinstädten und den ländlichen Regionen in Sachsen. Allerdings leben in Dresden und Leipzig zusammen über eine Millionen Menschen (1.061.170 mit Stand 30. November 2013 laut Statistischem Landesamt) und damit mehr als ein Viertel der knapp über 4 Millionen Einwohner_innen des Bundeslandes. Zu dem Ballungsraum gehören auch noch unmittelbar benachbarte kleinere Städte wie etwa Taucha und Markkleeberg oder Freital und Radebeul.


    In Dresden "fehlen nach Angaben der Stadt aktuell in Dresden schätzungsweise 4.000 Mietwohnungen", so dieser Tage Stefan Rischke, Geschäftsführer bei Engel & Völkers Commercial Dresden ( http://www.deal-magazin.com/ne…igenden-Mieten-in-Dresden ). In Leipzig stehen derzeit etwa 12.000 (3,6 %) marktaktive Wohnungen leer, das ist nicht mehr allzuweit von der Umzugs- und Sanierungsreserve von 2 bis 3 % entfernt. Durch Sanierung und Neubau auf den Markt kommende Wohnungen sind fast ausschließlich im hochpreisigen Segment. Aber all das wurde hier schon mehrfach ausgeführt.

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    Unabhängig vom Mieterbund - stimmt, Neubauten erfolgen nahezu zu 100% im hochwertigen Segment oder im Luxussegment, Altbausanierungen mittlerweile selbst an Hauptstraßen teilweise luxuriös, wo man vor 3 oder 4 Jahren noch für 4 Euro kalt leben konnte, werden jetzt trotz jeder Menge Krach bis zu 10 Euro kalt verlangt. Wo das noch "normal" ist, fragt man sich. Da spielen einige Investoren jedenfalls sehr an der Preisspirale, da die Lage an der Hauptstraße eigentlich keine 10 Euro kalt hergibt und auch die Nachbargebäude oftmals deutlich weniger kosten ;). Frage mich manchmal, an welchen Mietspiegeldaten sich manche Investoren orientieren. Schliesslich schafft es GRK selbst in ruhigen Lagen noch für 6-7 Euro kalt gehoben zu sanieren, während andere Unternehmen an Straßen mit Straßenbahn und viel Lärm 3-4 Euro mehr verlangen.
    Erst will keiner dort wohnen, teilweise über 20 Jahre lang und jetzt ziehen Leute an stark befahrene laute Hauptstraßen und zahlen dafür noch Preise ... nur um im hippen Viertel zu leben? Vermutlich stammen viele davon nicht aus Leipzig, da jeder Ur-Leipziger weiß, dass man für 10 Euro kalt auch locker abseits der Hauptstraßen noch ne Wohnung findet.


    Die Mietreserve schmilzt jedenfalls ab, spätestens wenn im Sept/Okt noch tausende Studenten neu kommen, geht es nochmal um einige 100(0) WE runter.
    Beispiele finden sich in der Bilder-Doku "Bauerbe" einige.

  • Bevor kopflos in staatlichen oder kommunalen Wohnungsbau investiert wird, sollte man eher weitere Anreize für Sanierungen derzeit nicht nutzbarer Altbauten schaffen. Da gibt es auch in Leipzig noch einiges zu tun.

  • Offensichtlich wird in Leipzig "teurer" oder gar "luxuriöser" Wohnraum explizit dort geschaffen, wo vorher keiner war: in Neubauten und sanierten Altbauten, die die letzten 5 bis 25 Jahre leer standen.
    Diese Tatsache sollte zumindest aktuell die Situation am Wohnungsmarkt nicht verschärfen.
    Spannend bleibt es in der Tat für die nächsten 3-5 Jahre:
    - hält der Neubau-Boom an?
    - werden die letzten noch unsanierten Altbauten fertig?
    - bleibt es bei jährlich 10.000 Neuleipzigern?

  • Schnell steigende Preise "in Neubauten und sanierten Altbauten, die die letzten 5 bis 25 Jahre leer standen" verschärfen die Situation am Wohnungsmarkt allgemein, da sie dank Mietspiegellogik und Beispielwirkung auch die Bestands- und in erster Linie die Neuvermietungsmieten der Nachbarschaft mit nach oben ziehen. Das läßt sich im Moment sehr gut unter anderem links und rechts der Karl-Heine-Straße beobachten. In zwei neu sanierten Häusern werden 7,50 Euro/m² kalt verlangt, da überlegt sich doch der Nachbar, ob er es nicht bei einer Neuvermietung einer 90er-Jahre-Rauhfaser- und Laminatwüste mal mit 6,50 Euro/m² statt bislang 4,50 Euro/m² versuchen soll. Und siehe da, im Moment scheint das sogar zu funktionieren. So ist nun mal die Logik eines Wohnungsmarktes, zumindest solange da der Staat nicht regulierend eingreift.


    Von den 10.000 und mehr Neu-Leipziger_innen pro Jahr können sich mit Sicherheit nicht alle die Wohnungen der CG-Gruppe an der Prager Straße und andere Luxusangebote leisten. Aktuell und in den nächsten ein, zwei, drei Jahren greifen sie daher auf den Leerstand an Bestandswohnungen zurück, der dadurch schnell sinkt (siehe z.B. die Zahlen bei der LWB und den Genossenschaften - http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=436816 ). Aber der wird in absehbarer Zeit - 2016, 2017? - auf die Leerstandsreserve oder darunter abgeschmolzen sein.



    Spannend bleibt es in der Tat für die nächsten 3-5 Jahre:
    - hält der Neubau-Boom an?


    Ich gehe davon aus, daß sich der Geschoßwohnungsbau in den teureren und mittleren Lagen wie Südvorstadt, Connewitz, Gohlis, Schleußig, Plagwitz ... noch mal verstärkt. Aber die Zahl der noch vorhandenen und nicht bereits beplanten Baulücken ist nicht unbegrenzt. Sie hatten 2008 ja mal begonnen, potentielle Bauflächen im Süden in eine google-maps-Karte einzutragen: http://www.dafmap.de/d/lhal.html?id=1503&mt=4&zoom=16 und unter "Layer" in der Karte oben rechts "Projekte 2008 (Dr. Zott)" anklicken. Viele blau markierte Baulücken sind bereits gefüllt, andere werden aus eigentumsrechtlichen oder anderen Gründen wie Leitungstrassen und Sammler nicht bebaut werden können. Auch Garagen und Nebengebäude haben Eigentümer und die müssen sich erst einmal dazu entschließen, zu verkaufen oder neu zu bauen. Und es gibt auch so etwas wie Naturschutz für Einzelbäume oder Baumgruppen bzw. den Wunsch, nicht alle Blockränder wieder komplett zu schließen und alle Lücken zu bebauen. Andere Baulücken werden für Nichtwohngebäude benötigt, derzeit vor allem Kindertageseinrichtungen... .



    - werden die letzten noch unsanierten Altbauten fertig?


    Meiner Schätzung zufolge gibt es in ganz Leipzig einschließlich der eingemeindeten Vororte aktuell etwa 12.000 nicht marktaktive Wohnungen, zum allergrößten Teil (grob geschätzt 10.000) mit Baujahren 1880-1914 oder aus den 20er und 30er Jahren. Aber nicht alle von denen werden saniert werden (können). Zum Teil ist der Zustand so schlecht, daß die Gebäude es nicht mehr hergeben. Kürzlich brannte zum Beispiel der Fliederhof an der Rackwitzer Straße mit mehreren Dutzend Wohnungen nieder. Es schwirrt die Schätzung von mindestens 60 bis 80 Gebäuden, also etwa 800 Wohnungen, durch den Raum, vielleicht sind es aber auch noch deutlich mehr: http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=420667


    Zum Teil liegen die Gebäude an Hauptverkehrsstraßen oder in Gegenden mit schlechtem Leumund wie der Eisenbahnstraße, wobei sich da gerade lange Zeit gültige Standortbewertungen verschieben. Aber bis die Sanierungswelle mit voller Wucht durch die Mockauer Straße rollt muß noch einiges passieren.


    Nicht wenige gehören Eigentümern oder Eigentümergemeinschaften, die nicht willens oder nicht in der Lage sind, ihre Objekte zu verkaufen oder selbst zu sanieren. Weit über 100 Erben von Vancouver bis Melbourne, bis aufs Messer verstrittene Brüder und Schwestern, Sammler, die Objekte im Paket und/oder blind gekauft, die Rosinen rausgepickt und den Rest vergessen haben .... .



    - bleibt es bei jährlich 10.000 Neuleipzigern?


    Warum sollte sich der aktuelle Trend in den nächsten vier, fünf ... Jahren drastisch abschwächen oder sogar wieder ins Gegenteil verkehren? In diesem Jahr werden die Zuzugszahlen wiederum steigen.


    Zuzug laut Einwohner_innenregister:
    2011: + 7.373
    2012: + 10.702
    2013: + 11.349
    2014: ca. 12.000 - 13.000 Menschen (Von Januar bis Ende Juni 2014 betrug das Wachstum 4.549 Menschen, im ersten Halbjahr 2013 "nur" 3788.)


    Damit wird die aktuelle Bevölkerungsvorausschätzung, die auf den Daten von 2012 beruht, sogar in der sogenannten optimistischen Variante wieder deutlich übertroffen. In dieser wird für 2013 mit einem Wanderungsgewinn von 9.100 Menschen (7.800 in der Hauptvariante) und für 2014 mit 8.300 Menschen (in der Hauptvariante 7.000) gerechnet. Für 2020 wurden in der optimistischen Variante mit etwa 581.500 Einwohner_innen gerechnet, jedoch dürften es deutlich mehr sein. http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=436599


    Das längst noch nicht leere Umland spielt dabei eine immer kleinere Rolle, da sich zum einen der Abwanderungstrend eher selbst verstärkt als abschwächt und zum anderen Leipzig mittlerweile fast aus der ganzen Republik und Europa (überwiegend junge) Menschen anzieht. Siehe die Folien 2 und 8 in der Präsentation von Prof. Harald Simons "Schwarmstadt Leipzig" vom 8. Juli 2014 ( http://www.leipzig.de/buergers…frontend_push&docID=33153 ) bzw. allgemein Beitrag # 94 unten.


    Laut LVZ ist der natürliche Bevölkerungssaldo in Leipzig seit letztem Jahr positiv, es gibt mehr Geburten als Sterbefälle (LVZ vom 23. August 2014: Baby-Boom: Das sagen Leipziger Familien. http://www.lvz-online.de/leipz…/r-citynews-a-251746.html ). Allerdings standen laut kommunaler Statistik 2013 den 5.834 Geburten 6.017 Sterbefälle gegenüber. In Dresden ist der Saldo schon positiv, dort beruht das Bevölkerungswachstum auch zu einem nicht geringen Teil darauf.

  • Leipzig: Neufassung des Wohnungspolitischen Konzeptes

    ^ Im Kern stimme ich deinem Beitrag ja zu, aber ich glaube nach wie vor nicht, dass Luxussanierungen zum Anstieg der Mieten beiträgt, sondern ausschließlich die gestiegene Nachfrage. Btw, die olle 90er-Jahre-Bude mit Rauhfasertapete und Teppichboden in Plagwitz für Sechsfuffzig zeigst du mir. Es ist richtig, dass Plagwitz im Moment gehypt wird wie sonstwas und alle Hippschter dieser Welt (oder wenigstens aus Berlin) da hin wollen, für mich bleibt die Karl-Heine-Str. zwischen Felsenkeller und Bahnhof Plagwitz ein no-go zum Wohnen und finde die Georg-Black-Avenue zum Wohnen attraktiver, für weniger als Sechsfuffzig hier übrigens im Luxussegment. Aber ich schweife ab...


    Die Mietpreise orientieren sich nicht primär an der Ausstattung, sondern an Angebot und Nachfrage. Wenn die Großsanierer sich in der Ausstattung an der ollen 90er-Jahre-Bude orientieren (abgesehen davon, dass dies wenig nachhaltig wäre), wird der Mietpreis hinterher trotzdem kaum weniger betragen, dafür kann Karl-Heinz Müller aus Buxtehude seine olle 90er-Bude deutlich verteuern, mangels Angebot im gehobenen Segment. Heute muss er dank ausreichendem Angebot im gehobenen Segment was tun, um von 4,50 auf 6,50 Euro erhöhen zu können. Nicht umsonst dokumentieren wir hier im DAF zunehmend Zweitsanierungen.


    Darüber hinaus, ich wiederhole mich gern, solange die kommunale LWB ihre Liegenschaften weiter veräußert, brauchen wir hier nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. ;)

  • @ LE Mon. hist.: Nur - was tun?
    Die Mietpreise zu begrenzen, würde schlagartig den Wohnungsneubau und etliche Altbausanierungen abwürgen. Inwiefern dies zu einem entspannten Wohnungsmarkt beiträgt, bleibt die Frage.


    Da - wie Sie auch richtig bemerken - alle Prognosen fraglich sind, wird die Prognose, daß Leipzig weiter so wächst, aber auch fraglich bleiben. Schaun mer ma ...

  • Btw, die olle 90er-Jahre-Bude mit Rauhfasertapete und Teppichboden in Plagwitz für Sechsfuffzig zeigst du mir.


    Inhaltlich später, hier nur mal ein kleiner Ausflug in die Weiten von Immoscout24. Allerdings nur Klicklaminat, leider keine hochgebörtelte Kratz-Auslegeware:


    Merseburger Str. 15: 2 Zimmer, Spitzen-Laminat, schöne glatte Papptüren mit geschmackvollen Beschlägen, ..., 45 m² für 279,00 EUR kalt, macht 6,20 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/76782951


    Eduardstraße 4: ähnlich edel, 1996 saniert, 360,00 EUR für 60 m², 6,00 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/76768532


    Lauchstädter Straße 28: leider nur Beschreibung und keine Innenaufnahmen, 320,00 EUR für 49 m², 6,53 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/75988295


    Lauchstädter Straße 21: 528,00 EUR für 80,93 m²; 6,52 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/75846741


    Lauchstädter Straße 7: 399,00 EUR für 61,21 m²; 6,52 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/75792682


    Alte Str.: 90er-Jahre-Neubau (?), 1-Zimmer-Erdgeschoßwohnung, 316,00 EUR für 45,53 m², 6,94 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/76760309


    Alte Straße 27d: Noch mal 90er-Jahre-Neubau, 450,00 EUR für 60,81 m², 7,40 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/75909291


    Ernst-Mey-Str. 14: 2002 saniert, das ist fast noch 1990er Jahre, 295,00 EUR für 39,40 m², 7,50 EUR/m²
    http://www.immobilienscout24.de/expose/76752726


    und so weiter.

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    Studie vom Institut für Wirtschaft Köln


    http://www.mdr.de/nachrichten/…stitut-wirtschaft100.html


    Demnach ist Leipzig eine der Städte mit der höchsten Armutsquote im Osten - neben Berlin.


    Weiterhin sind befristete Jobs und atypische Beschäftigungen seit den Arbeitsmarktreformen unter Schröder in Sachsen stark gestiegen (= höhere Mietbelastungsquoten trotz geringer Mieten, unklare berufliche Zukunft führt zu häufigeren Umzügen oder der Anmietung billiger Wohnungen, da man nicht weiß, ob man sich 9 Euro kalt in zwei Jahren noch leisten kann etc.).


    Alles Dinge, die man bei aller Euphorie des sinkenden Leerstandes berücksichtigen muss.


    By the way "aber ich glaube nach wie vor nicht, dass Luxussanierungen zum Anstieg der Mieten beiträgt, sondern ausschließlich die gestiegene Nachfrage."

    Zum Glück geht es bei Immobilien nicht um Glaubensfragen.
    Luxussanierungen bzw. -neubau führt definitv zum Anstieg der Mieten, natürlich zeitverzögert. Wenn in der SüVo irgendwo ein Haus X und Y und Z gebaut und für 10-12 Euro kalt vermietet wird, während die Nachbarn im Bestand bisher nur 5-7 Euro verlangen, steigt der Mittelwert der Miete an und demnach können auch die Nachbarn bei Neuvermietung anpassen. Auch im Bestand ist dies bekanntlich nach mind. 2 J. Wohndauer (im Rahmen) möglich, ohne dass irgendeine Sanierung vorgenommen wurde.


    Natürlich führt AUCH die steigende Nachfrage zu höheren qm-Preisen, jedoch führen vor allem die vielen neuen Objekte (Alt+Neubau) mit Preisen von 8-10, lokal 12 Euro kalt, dazu, dass das Niveau insgesamt im Mittel steigt. Immobilienanbieter egal welcher Art orientieren sich auch an ihrer näheren Umgebung und nicht nur an der Nachfrage.

  • ^ Danke für die Auflistung aus immoscout. Die Wohnungen sind jedoch entweder keine "ollen" aus den 90ern, haben eine gehobenere Ausstattung und/oder haben nur 1 Zimmer und schon gar nicht haben sie vorher mal nur 4,50 Euro gekostet. Was 1-Zimmer-Wohnungen betrifft, vergleiche Angebote der kommunalen LWB in ähnlich gefragten Lagen und deine Auflistungen sind reine Schnäppchen.


    Zu deinem zweiten Beitrag: wenn 10 bis 12 Euro im Luxussegment und in Bestlage abgerufen werden (was hier schon als "Mietwucher" gilt), warum kosten Neubauten mit normaler Ausstattung einer Wohnungsgenossenschaft im fernen Grünauer Plattenbauviertel dann trotzdem noch 8 Euro? Die Bestandsmiete beträgt dort etwa 4,30 Euro. Setzt in Grünau jetzt auch eine Verdrängungswelle ein und wenn ja: Wo werden die Armen in Leipzig in Zukunft noch wohnen können?

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    LWB - tjaja, dort gibt es teilweise Angebote jenseits von gut und böse für un- und teilsanierte Objekte in guten Lagen bis zu 9 Euro kalt. Bei meiner Wohnungssuche selbst erlebt, dagegen sind die Angebote in Plagwitz echt noch erträglich. Gehobene Ausstattung (Echtholzparkett Fußbodenheizung, getrennte Dusche und Wanne, Dachterrasse, Penthouse-Stil, Lage am Wasser etc. sind Beispiele für gehobene Merkmale) finde ich dort allerdings in den wenigsten Wohnungen wieder.


    10-12 Euro kalt sind in Bestlagen mittlerweile durchaus kein Mietwucher mehr. Es gehören immer zwei dazu:
    1. Firma X, die die Preise absichtlich besonders weit oben ansetzt, um maximale Gewinne (Rendite) für die Käufer rauszuschlagen. (Viele Investoren würden bei 1 Euro weniger Kaltmiete sicher immer noch schwarze Zahlen schreiben.)
    2. Mieter Y, der bereit ist, diese Preise zu zahlen.
    Insbesondere beim (Beispiel!) Interdruck Palais merkt man, dass die Vermietung ziemlich hinkt und im Neubau noch immer sehr viel leer steht, selbst im Altbau sind einige Wohnungen noch immer leer - trotz Bezugsfertigkeit seit 1.1.2014 (!). In so einer Lage gehen Wohnungen eigentlich schon vor Fertigstellung weg, aber anscheinend sind die Leute dort nicht bereit, die hohen Mieten zu zahlen. Mittlerweile gibt es ja schon ne EBK umsonst.


    Zurück zum Text - das Thema Grünau und Co. hatten wir bereits früher. Neubauten sind ohne Förderung erst ab 7 EUro kalt rentabel, da kann auch eine Genossenschaft nichts tun. Außerdem erweitern die Genossenschaften ja ihr Angebot, was oft nur aus Platte und 60er Jahre-Bauten besteht. Denn eine Genossenschaft braucht vielfältige Wohnungen und Mitglieder, es reicht nicht, nur Rentner (die damals mit gebaut haben) und Arme (die v.a. in Grünau und Co. nachziehen) zu versorgen.
    Das ist ein eklatanter Unterschied zu den "Luxussanierern"; die ausschliesslich renditeorientiert im gehobenen Segment Alt- oder Neubau anbieten.


    Weiterhin führen drei Neubauten für 8 Euro kalt nicht zur Verdrängung. Sie wirken sich vielleicht im Cent-Bereich aus, wenn wieder eine Durchschnittsmiete des Stadtteils gebildet wird.
    Drei Neubauten in Grünau sind kaum marktrelevant - anders als mehrere 100 WE, die in den citynahen Gebieten (wieder)entstehen oder bereits entstanden sind in den letzten ca. 5 Jahren. Hier führen die zahlreiche Sanierungen und Neubauten zwangsweise auch zu einer langsam steigenden Durchschnittsmiete, wenn der Bestand voll ist und die neuen Objekte allesamt 1, 2 oder 3 Euro über der Bestandsmiete angeboten werden (plus die steigende Nachfrage, die zusätzlich hineinspielt).
    Leider gibt es in Leipzig keine qualifizierte Datengrundlage bzgl. der Mieten und nur einen einfachen Mietspiegel, so dass wir viel im Unsicheren herumstochern und uns auf Portale wie Immoscout verlassen müssen.

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    "Darüber hinaus, ich wiederhole mich gern, solange die kommunale LWB ihre Liegenschaften weiter veräußert, brauchen wir hier nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen"

    Zum Thema LWB, Wohnungspolit. Konzept und mögliche Verdrängung statt Erhalt günstigem Wohnraums durch LWB-Verkäufe ein aktuelles Beispiel:


    Bernhard Göring Straße 110:
    Bis ca. 2012 in LWB-Besitz. 9 von 12 WE mit Stand 2011 bewohnt. Verkaufsprospekt (VK: 685.000 Euro) hier zu finden:
    http://m.lwb-immobilienangebot…ernhardringStrasse110.pdf


    Dann an die DGG übergegangen. Verkauf für 3.100-3.400 Euro pro qm. Macht einen Verkaufspreis insgesamt von knapp 3,4 Mio. Euro (!).
    http://www.dgg-ag.de/sites/def…_110_prospekt_up_load.pdf
    Haus wurde/wird entmietet, auch ein Verein ist umgezogen, ob alles per Zwang oder freiwillig, ist mir nicht bekannt.
    Die Bestandsmiete lag zuvor bei um die 4 Euro (da teilsaniert mit Gasetagenheizung etc.) kalt.
    Die angepeilte Zielmiete liegt nun bei 7,50 bis 9,50 KALT, also mehr als doppelt so hoch. (Bitte nicht die leidige Diskussion, dass 4 Euro nicht wirtschaftlich seien, das haben wir oft genug gehabt und das haben sicher alle verstanden.)
    Die Stadt - namentlich LWB - vernichtet somit an diversen Stellen preiswerten Wohnraum, statt ihn zu erhalten und preiswert zu sanieren, was durchaus möglich wäre, wenn ein Wille da wäre und die LWB dazu verpflichtet worden wäre, wenigstens ihren bewohnten Altbau-Bestand zu halten und nicht zu verramschen.


    Bei solchen Beispielen, die es zu hunderten gibt (weitere u.a. auf der Jahnallee, in Gohlis usw., leider gibt es nrigendwo eine komplette Übersicht, was der LWB alles an Altbauten gehörte), ist jedes wohnungspolitische Konzept Makulatur und um es klar zu sagen Verarsche derer, die wenig Geld haben und trotzdem halbwegs anständig wohnen wollen und müssen. Es gibt zigtausende, die mit Gasetagenheizungen keinerlei Probleme hätten. Die LWB hat im Altbaubereich nur Anfang der 90er mal investiert. Seit 2000 gab es dann fast nur noch Abriss, danach folgte massiv Verkauf. Investitionen im Altbaubestand fast vollständig: Fehlanzeige. Und somit muss sich keiner wundern, dass die LWB im Altbaubestand kaum bis gar nicht mehr präsent ist. Jetzt soll sie ggf. per Beschluss (sofern es dazu kommt) mit Steuergeldern wieder Bestände aufkaufen.
    Ein Irrsinn! ... und die privaten Immobilienfirmen freuen sich, dass die LWB beim Rückkauf dann das 10fache des Verkaufspreises zahlt.

  • Viele Investoren würden bei 1 Euro weniger Kaltmiete sicher immer noch schwarze Zahlen schreiben.

    Bei €11 Kaltmiete bedeutet 1€ runter: Rendite-10%. Die Renditen liegen aber regelmässig nur im einstelligen % Bereich.


    1€ runter bedeutet daher: negative Rendite. Auch wenn sich das bei manchen anders "anfühlt".


    Wer das Märchen von den Traumrenditen wirklich selber glaubt, der sollte schnellstens selbst ins Geschäft einsteigen! 10% Rendite bei 3% Kreditzinsen sind ein klarer Selbstläufer - ein finanzielles Perpetuum Mobile, sozusagen!

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    Ähem.
    Ich kenne die Details der Firmen nicht, aber warum vermieten manche Firmen trotz gehobener bis luxuriöser Sanierung (die üblichen Dinge wie Fußbodenheizung, Balkon o. Terasse, glatt geputzte Wände statt 0815-Rauchfaser, Badewanne u Dusche getrennt usw.) für 6-7 Euro kalt und bieten trotzdem Renditen von 5%+X, während andere 12 Euro kalt verlangen und auch nicht mehr Rendite bieten?
    Ich bin mir recht sicher, dass einige wenige Firmen absichtlich die Mieten hoch ziehen, schließlich geht es trotz gleicher Ausstattung teilweise 1-3 Euro günstiger.

  • "3€ günstiger" sind 30% Rendite! Wenn Du so sehr daran glaubst, dann wird es für Dich Zeit, Omas Spargroschen gewinnbringend anzulegen. Dazu bist Du moralisch ja geradezu verpflichtet (Oma gegenüber).


    Notfalls tuts auch der Dispo/weitere Überziehung mit max. so um die 17%. Da bleiben immer noch fette 13% für Dich übrig. Die erste Million ist bekanntlich die schwerste - und das schöne am Kapitalismus ist, dass jeder mitmachen kann!

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    ...aber warum vermieten manche Firmen trotz gehobener bis luxuriöser Sanierung (die üblichen Dinge wie ....) für 6-7 Euro kalt und bieten trotzdem Renditen von 5%+X, ....


    Lieber Altbaufan,
    bitte nenne mir mal eine Firma, die das macht! Ich kenne nämlich keine einzige.
    Und falls du nun die GRK anführen solltest (das vermute ich), so muss ich leider entgegnen, dass die GRK eine Bauträgergesellschaft ist. Folglich vermieten die selber keine Wohnungen, die verkaufen nur. Diese Firmen können gar keine "Renditen" ausschütten, das finanzielle Risiko liegt allein bei den Käufern der Eigentumswohnungen.


    Oder an welche Firma hattest du gedacht?

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    So ein Käse, also echt mal. 3 Euro sind 30 % Rendite. Ja ne, is klar. Und morgen schneit es? Wenn dieses Märchen stimmen würde, müssten die Immobilienkäufer (i.d.R. Privatinvestoren die nur 1 oder 2 Eigentumswohnungen kaufen) ja massenweise mit ihren Wohnungen unglücklich werden und Verluste machen,wenn sie nur 6-8 Euro Kaltmiete in der Kalkulation haben und das Haus nebenan 12 Euro. Hört man darüber tagtäglich Skandale? Nein, eben nicht.
    Ergo ist das totaler Nonsens.
    Wenn man das Spiel weiterrechnet, weiß man auch, dass deine pauschale Rechnung so oder so nicht passt.
    Wenn ich von 8 Euro 3 Euro abziehe, sind das schonmal keine 30% mehr. Ebenso wenn ich von 12 oder 13 Euro kalt 3 Euro wegnehme. Wenn ich es bei 10 Euro tue, passt es, ansonsten aber NICHT. Ergo passt auch die angebliche Rendite-Rechnung nicht bzw. ausschliesslich für den "10 Euro kalt"-Fall. Und selbst da kann man das nicht einfach pauschal berechnen, da du vorher selbst geschrieben hast, dass Rendite sich im einstelligen Bereich bewegt, 30% Rendite gibt es nirgends.
    Trag doch bitte mal was qualifiziertes bei, statt Milchmädchenrechnungen, die vorn und hinten nicht aufgehen.


    Es ging um die Tatsache, dass vergleichbar oder nahezu gleich ausgestattete Objekte bei Anbieter X teilweise 10-12 Euro kosten, bei Anbieter Y aber nur 8. Und dass einige Bauträger da gezielt Preise hochtreiben, weil es genug Nachfrager zahlen, ohne zu merken, dass es fast überall auch günstigere Alternativen im gehobenen Segment gibt.

    PPS: Da ich mich mit DieVa überschnitten habe

    - Natürlich erhalten Bauträger keine Rendite, sie haben aber eine Verwaltung hintergeschaltet, welche die Mietverträge etc. verwaltet und einen Mietpool besitzt und dies dann an die Anleger auch auszahlt. Es macht eben nur nicht KSW, GRK, CG oder wer auch immer direkt, sondern über die nachgeschaltete Hausverwaltung, welche i.d.R. genauso heißt, nur eben mit dem Wörtchen "Hausverwaltung" hinten dran. Und wenn die Anleger zehntausendfach betrogen werden würden, müssten sie sich ja alle an die Medien wenden, oder? Bisher hörte man nur von Einzelfällen... so schlecht kann es also um die Rendite selbst bei 6, 7 oder 8 Euro nicht bestellt sein.

  • Und wenn die Anleger zehntausendfach betrogen werden würden, müssten sie sich ja alle an die Medien wenden, oder? Bisher hörte man nur von Einzelfällen... so schlecht kann es also um die Rendite selbst bei 6, 7 oder 8 Euro nicht bestellt sein.


    Bitte beauftrage doch einmal die Suchmaschine Deines geringsten Mißtrauens mit einer Recherche zum Thema "Schrottimmobilien"!

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    3 Euro sind 30% Rendite passt wie erwähnt nur bei 10 Euro pro qm. So viel Denkvermögen hatte ich eigentlich beim Conne-Witz(er) erwartet.


    3 Euro bei 8 Euro macht laut der sogenannten Mathematik dummerweise aber keine 30%.
    8 Euro macht 10 % => 0,80 Euro = 2,40 Euro sind dann bereits 30 %.
    usw.
    Deine besserwisserische Art kannst du künftig auch stecken lassen, wenn du selbst die einfachste Mathematik nicht beherrschst und pauschal 3 Euro = 30% als gesetzt darstellst. Dass das nur bei 10 Euro funktioniert, weiß jedes Kind was Prozentrechnung hatte.
    Oder sind 3 Euro mehr o. weniger neuerdings auch +/- 30%, wenn ich vorher fiktive 4,44 Euro bezahlt habe? Dann schneit's morgen vermutlich wirklich :D


    Und Schrottimmobilien, da gibts auch genug Leute, die keine Ahnung von Immobilien haben und sich schlecht informieren oder das Objekt vorher nie persönlich gesehen haben (z.B. Käufer die im Süden wohnen). Sowas kommt AUCH vor. Würden hier einige Unternehmen tausende WE verkaufen und am Ende ist die Rendite negativ, wären die Unternehmen garantiert mit so einem schlechten Ruf behaftet, dass da keiner mehr kauft oder die Staatsanwaltschaft den Laden irgendwann dicht macht. Solche Firmen gibt (gab) es durchaus, Namen nenne ich lieber keine, sonst gibt's nur noch ne Klage wegen übler Nachrede oder ähnlichem...