Stadtgestaltung/ -entwicklung

  • @RainerCGN:


    Meine Kritik ist konkret genug. Fahr nur mal durch Köln und schau dir das ganze höchstpersönlich an. Und wieso kann man Berlin als Hauptstadt nicht mit anderen Städten vergleichen? Durch das föderale System in Deutschland ist dieses Argument nichtig. Das ganze Geld der Investoren fliesst ja nicht nur dort hin und Deutschland ist kein zentralistischer Staat der seine ganze Gestaltungspolitik nur auf das eine "Aushängeschild" richtet. Warum sollen denn die Politiker in Berlin ganz selbstverständlich fähiger sein, qualitativ hochwertiger zu planen, nur weil es die Hauptstadt ist?


    Wo sind denn in Köln herausragende Projekte? Also ich kenne kaum welche, die in den letzten Jahren gebaut wurden. Wenn dann mal schöne und aufregende moderne Architektur verwirklicht wird (wie am Rheinauhafen), kommen ganze Horden von Leuten die das kritisieren und sich die gute, alte ländliche Bebauung zurückwünschen.


    Ich versteh auch wirklich nicht, wie du Immobilienscout als Referenz für deine Argumentation nehmen kannst. Ich bin beruflich bedingt häufig innerhalb Deutschlands unterwegs und sehe einfach den gewaltigen Unterschied, der Köln alt aussehen lässt.


    tieko:


    Mir ist klar, dass in Deutschland fast nur mit Beton gebaut wird. Die Kunst besteht aber eben darin, es nicht so aussehen zu lassen. Zu erstaunen bin ich vor paar Wochen durch das Uni Viertel gelaufen, und musste zur Kenntnis nehmen, wie ein Betonneubau neben dem Hörsaalgebäude knapp 1 Jahr nach Fertigstellung schon vollkommen versifft aussieht. (Vom Plastik Neubau mit grünen Fenstern neben dem edlen Hauptgebäude will ich gar nicht erst reden).


    Ich denke einfach, kriegsbedingt ist der Wille zur ästhetischen Gestaltung in Köln vollkommen untergegangen. Da die Stadt mehr oder weniger einer Ruine glich, hatten nachfolgende Generationen kaum einen Bezugspunkt und keinen Sinn für Schönheit (Stichwort Abriss der alten Oper und des Hauptbahnhof Gebäudes). Und da es heute immer noch kein Licht am Ende des Tunnels gibt, sehe ich auf für die ästhetische Zukunft schwarz.

  • Es fehlt eine klare Gestaltungssatzung für die zentralen Gebiete der Stadt Köln. In Städten wie München oder Berlin (und selbst in Gelsenkirchen Buer) hat man mit solchen Satzungen hervorragende Erfahrungen machen können. Beispiele für Vorgaben: Rasterung der Fassade, Gestalt des Dachs, Zulässige Materialien, Fensterform, Material der Fenster, Außenwerbung...


    Innerhalb von 20 Jahren könnte Köln mit einer solchen Satzung einen unfassbaren Sprung nach vorne machen. Es fehlen der politische Wille (Interessengruppen der Hauseigentümer und der Architekten), die Weitsicht (das ständige drehen um seine eigene Achse) und der Sinn für Ästhetik und Materialien...


    Natürlich gibt es auch positive Beispiele der letzten Jahre (um mal ein paar zu nennen):


    Das Dominium (mir etwas zu historisierend) http://bauwatch.koelnarchitekt…urfuehrer/97.dominium.htm


    Das Weltstadthaus http://bauwatch.koelnarchitekt…_pianos_weltstadthaus.htm


    Der Kölnkubus (war neulich seeeehr überrascht!) http://koelncubus.de/


    Das Bürogebäude an St. Kunibert: http://bauwatch.koelnarchitekt…baeude_an_st_kunibert.htm


    Das Ernst-Flatow-Haus (man kann auch kostengünstig UND attraktiv bauen) http://bauwatch.koelnarchitekt…109.ernst_flatow_haus.htm


    Die Sanierung des Wohngebäudes am Theodor-Heuss-Ring, Ecke Domstraße ist auch ein positives Beispiel...

  • Ich werde hier sicher kein Referat darüber halten, warum Berlin in einer anderen Liga spielt als Köln. Nun gut, jeder hat da eine andere Sicht der Dinge. Vielen Dank für die Belehrung, ich kenne mich sehr wohl auch persönlich in den von mir genannten Städten aus. Ich nutze Immobilienscout, neben dem Architektur Forum, als Recherche für Neubauprojekte. Ich glaube, es gibt einem einen ganz guten Überblick über den Markt.


    Das Beispiel mit dem Baumarkt von Tieko ist meines Erachtens kein wirklich gutes Beispiel. Der Berliner Baumarkt liegt direkt am Kudamm, der in Köln direkt neben der Auffahrt zum Ausläufer der Zoobrücke im einem eher industriell geprägten Stadtteil in Köln-Kalk. Natürlich gefällt mir der Baumarkt in Berlin auch viel besser, aber ich finde man kann es einfach nicht miteinander vergleichen.


    Das es auch in Köln herausragende Projekte gibt ist unbestritten:


    http://www.werkstadt.com/project/clarenbach-gaerten-koeln/
    http://www.schultearchitekten.…gsbau/rheinkai-k%C3%B6ln/
    http://www.koelnarchitektur.de…/de/home/aktuell/2774.htm
    http://www.bauwens.de/referenz…detail/project/suelz_pur/
    http://bauwatch.koelnarchitekt…uehrer/96.quartier_21.htm
    http://bauwatch.koelnarchitekt…gewerbehof_huhnsgasse.htm
    http://www.spichern-hoefe.de/index.php?id=244
    http://www.peek-cloppenburg.de/unternehmen/koeln/
    http://bauwatch.koelnarchitekt…rfuehrer/83.wohnwerft.htm
    http://bauwatch.koelnarchitekt…er/73.dagobertstrasse.htm
    http://chile-architects.com/es…stra_szlig_e/all/indexAll
    http://www.voswinkel-real-esta…oln-bayenthal/das-objekt/


    Herausragende, gute Architektur, macht sich meiner Meinung nach auch nicht daran fest ob sie historisierend ist. Das klingt mir hier im Forum bei vielen Kommentaren einfach viel zu oft durch. Da schwingt mir zu viel Wehmut, Idealisierung und Verklärung des Alten mit.


    Ganz nach dem Motto:


    Historisierend = gute Architektur
    Mordern = schlechte Architektur


    Mir persönlich geht es um Ästhetik und schöne Materialien. Das kann sowohl ein modernes Gebäude sein wie ein historisierendes Gebäude.

    3 Mal editiert, zuletzt von RainerCGN () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • äpfel und birnen

    ich denke, in der losgetretenen diskussion - die ja eigentl. auch off-topic ist - werden äpfel mit birnen verwechselt. der vorwurf, bei den aktuellen wohnungsprojekten entstünden abgekapselte siedlungen, also keine neuen urbanen quartiere, ist ja gar nicht so falsch.


    allerdings hat baumann9 hier natürlich ganz bewusst in punkto bauqualität, die sich tatsächlich nicht wirklich von der qualität anderer wohnsiedlungsvorhaben in den deutschen städten unterscheidet, provoziert und deshalb ging dann diese ziemlich sinnfreie diskussion bzw. das typische köln-bashing los.


    hier werden aber leider äpfel mit birnen verwechselt - die besonders von RainerCGN gerne und oft gezeigten quartiere liegen ja praktisch alle (oder sogar wirklich alle) nicht in der innenstadt! das ist ganz wichtig zu bedenken. daher kann man hier auch nicht von "verdörflichung" sprechen - und gerade der vorwurf der "unbelebtheit", der ja damit einhergeht, ist in köln wahrscheinlich so falsch am platz wie kaum wo anders - köln platzt vor lauter quirligem leben aus allen nähten und hat daher ein wirklich tolles urbanes lebensgefühl zu bieten (das hat schon albert speer in seinem masterplan positiv an köln hervorgehoben), das sich über strassen wie besonders die venloer str., die es so auch in london geben könnte, sogar noch weit über die innenstadt (altstadt + neustadt) hinaus erstreckt - zuletzt war ein artikel in der welt, der darauf hingewiesen hat, das köln die höchste einwohnerdichte hat, wenn man seine bewohnten bereiche zugrunde legt - da köln große waldbereiche an den rändern annektiert hat, kommt man auf die hohe grundfläche der stadt, die wiederum die einwohnerdichte "drückt".


    köln ist definitiv quirliger und lebendiger als das beschauliche münchen (für meinen geschmack viel zu bieder, dumpf und historisierend - und im vgl. zu köln mit seinen 12 romanischen kirchen, alten stadtmauerresten etc. hat münchen auch in punkto richtig alten denkmälern weniger zu bieten) - aber auch als das weitläufige, tatsächlich etwas "verstreute" hamburg (hat die niedrigste einwohnerdichte der dt. millionenstädte) und auch als das für meinen geschmack viel zu weitläufige berlin, das aber natürlich als einzige stadt in deutschland einen wirklichen weltmetropolen-charkter hat; ich glaube, das meint RainerCGN, wenn er sagt, das berlin ein sonderfall ist. doch zurück zum thema: in köln muss man wegen der gezeigten wohnprojekte in den vor- und vor-vor-orten also wahrlich keine angst vor zu wenig urbanität haben.


    und wenn hier schon in der diskussion berlin gennant wird, dann muss man auch folgendes festhalten: berlin hat im prinzip gar keine historische mitte, gar keinen kern, weshalb auch der nachkriegsvorwurf an köln unter dem aspekt des unreflektierten, gerne betriebenen köln-bashings in folgendem punkt richtig zu stellen ist: die kölner innenstadt hat - abgesehen von den großen sünden der nord-süd-fahrt und den "bächen" - ihren historischen strassenzuschnitt, also ihre histor. morphologie, die ganz unabhängig von der art der bebauung als solche wirkt, und damit auch ihren unbestreitbar fühlbaren, alten charakter im vergleich zu den unfassbaren kriegszerstörungen erstaunlich gut wiederhergestellt. sonst hätte die stadt ja auch nicht soviele (altstadt-)touristen. da haben viele andere städte, die sich teilweise ein ganz neues strassenraster gegeben haben - was das histor. stadtgefühl ganz erheblich zerstört - viel größere fehler gemacht; man nehme den ganzen riesigen bereich in berlin um den alex-platz herum, besonders zw. alex-platz und friedrichshain, man nehme die komplette darmstädter, hannoveraner oder auch frankfurter innenstadt - und sicher gibt es da noch mehr tabula rasa bsp. - hier war köln im ggs. zu vielen anderen städten nach dem krieg dann doch viel bewahrender, als das viele denken, was damals übrigens auch belächelt worden ist; so bspw. das wiederaufbaukonzept von rudolf schwarz, das darin bestand, um die romanischen kirchen wieder die kleinen, lebendigen veedel und auch baulich niveauvolle bzw. interessante quartiere entstehen zu lassen, die sich sozusagen an den kirchen "hochziehen" sollten; wenn man sich diese 12 veedel um die roman. kirchen in der altstadt heute ansieht, merkt man: das hat ziemlich gut geklappt ! und da ist im besten sinne auch was "urban-humanes" entstanden.


    köln hat zudem alle wirklich kunsthistorisch bedeutenden bauten, die keine profanbauten waren, gerettet, was den histor. charakter über den wandel der zeiten mit ihren wechselnden moden der gestaltung der profanbauten nachhaltig gerettet hat. die oper - gerne gebrauchtes bsp. - war ein historisierender monster-trümmer - da ist die neue (bald auch großartig sanierte) kölner oper architektonisch ein viel besseres zeugnis ihrer entstehungszeit. und wenn man mal von den wohnungssiedlungen in den vororten absieht; deren qualität ich auch nicht immer toll finde: in der innenstadt wird in köln seit einiger zeit sehr wohl auf qualität geachtet und es werden auch fehler der vergangenheit korrigiert. insofern ist es ganz falsch und auch schlicht ein zeugnis von unwissen in punkto köln, diese wohnprojekte auf die bereiche der als köln wahrgenommenen innenstadt zu beziehen, wie es in diesem themen-strang ja passiert. für diesen bereich gibt es sogar einen masterplan. ganz im gegensatz zu berlin, wo gerade der leere bereich um den hauptbahnhof (teil der alten mitte) mit einer baulichen belanglosigkeit nach der nächsten zugeschmissen wird. dasselbe passiert übrigens auch am spreeufer im alten mauerbereich - O2-arena und co. lassen grüßen - da entsteht gerade ein gewerbegebiet in zentrallage!


    bei manchen usern hier frage ich mich, ob sie tatsächlich wissen, worüber sie reden - über die berliner versäumnisse der stadtentwicklung kann man in den feuilletons regelmäßig lesen, daher ist gerade berlin ein unfassbar schlechtes beispiel! insofern bleibt hier bei vielen für mich nur unreflektiertes stadtbashing und eine befremdliche nostalgisierung alles alten hängen... sorry (auch für das off-topic, wobei man manchmal auch einfach weiter ausholen muss).

  • abekoeln:


    Ich weiss nicht ob ich dein Essay richtig verstanden habe, aber so wie ich es verstehe gibt es in Köln anscheinend 2 Arten von Menschen: Die Köln "Basher"(Menschen mit Ideen, einem Sinn für Ästhetik, und einem Blick über den Tellerrand der Stadt) und die Köln "Verteidiger" (Köln ist der Nabel der Welt, in dieser Stadt gibt es nichts negatives, wer was dagegen sagt, hasst Köln). So versteh ich diese ganze Diskussion ehrlich gesagt.


    Klar sind paar dieser Bauprojekte nicht in der Innenstadt. Aber was heisst für dich "Innenstadt"? 6 Minuten vom Heumarkt bis zur Kalk Post zum "Bürgerpark" und 8 Minuten vom Neumarkt nach Ehrenfeld zum "Grünen Weg" sind für mich immer noch "Stadt" und eben keine Vororte! Und da ist es einfach nur ärgerlich, das dort Siedlungen entstehen, die du in einer Stadt wie London (die du ja mit Köln vergleichst) 40 km von der "Innenstadt" findest. Wenn wir nur so bauen würden und alles ausserhalb der Ringe schon Vorort wäre (Rechtsrheinisch eingeschlossen), dann hätte Köln die urbane Qualität von Buxtehude.


    Ich werde mich zu diesem Thema auch nicht mehr äussern, da es hier sowieso keine Lösung gibt. Es gibt einfach zwei Lager, keiner weicht hier auch nur einen Zentimeter von seiner Meinung ab.


    @RainerCGN:


    Es geht nicht um
    historisierend=gut
    modern=schlecht


    Es geht um Qualität=Schön.

    Einmal editiert, zuletzt von baumann9 ()

  • Da wird in diesem Forum endlich mal leidenschaftlich gestritten und dann sind plötzlich alle beleidigt:confused: Kommt schon, Leute.


    Und wo hier gerade London angesprochen wird: London ist wirklich ein architektonisches und städtebauliches Desaster.
    Und verkehrstechnisch: Dort würde man sich über eine Nordsüd-Fahrt oder über eine Innere Kanalstraße ein Loch in den Bauch freuen.

    Einmal editiert, zuletzt von vantast ()

  • ^ Da kann ich vantast nur zustimmen. Ich finde die ganze Diskussion hier sehr spannend, davon lebt doch dieses Forum und deshalb würde ich mir in Zukunft viel mehr davon wünschen. Also Leute, raus aus dem Schmollwinkel :)


    baumann9
    Eine so extreme Front zwischen „Köln-Bashern“ und „Köln-Verteidigern“ kann ich eigentlich nicht ausmachen. Die meisten Leute hier können durchaus differenzieren, gehen offenen Auges sowohl durch Köln als auch durch andere Städte und sind weit davon entfernt Köln als Nabel der Welt zu betrachten (ganz im Gegenteil). Ich selbst habe hier auch schon mehrfach die Uniformität des Siedlungsneubaus und dessen mangelnde städtebauliche Ideen kritisiert. RainerCGN vertritt da eben im Allgemeinen eine etwas positivere Auffassung. Damit steht er hier aber oft alleine gegen alle und um so mutiger finde ich es, dass er sich davon nicht beirren lässt. Das hat auch nix mit "Köln-Verteidigung" zu tun sondern damit, dass ihn die moderne Art des Bauens eben anspricht (so zumindest mein Eindruck).


    Wenn du sagst "in anderen Städten wird das viel besser gemacht" kann man sich da nach wie vor nicht viel drunter vorstellen. Rainer hat dir eine ganze Reihe seiner Meinung nach herausragenden Kölner Projekte aufgezeigt. Wenn du auch konkretere Bauprojekte als aus deiner Sicht gelungene Beispiele in anderen Städten nennen könntest, wäre dein Standpunkt besser nachzuvollziehen.

  • Ich kann Vantast und Tilou nur zustimmen!


    Ich wollte hier niemanden durch meine Argumentation persönlich angreifen, falls sich das hier für dein ein oder anderen so dargestellt/gelesen hat. Aber kontrovers diskutieren darf man doch noch. ;)


    Dadurch gab es doch in den letzten Tagen endlich mal etwas Bewegung und einen regen Gedankenaustausch im Kölner Forum! Manchmal habe ich nämlich das Gefühl das alle nur passiv mitlesen. Insofern ist es doch gut, dass wir alle durch eine etwas andere Brille schauen! :daumen::daumen:

  • Ich versuche gerne mal darzustellen, was ich mir persönlich unter nachhaltiger, qualitativer Stadtbebauung vorstelle.


    Eine schöne, zeitlose, zur Strasse gerichtete Wohnbebauung in London:
    http://clipperplace.co.uk/


    Das folgende stell ich mir nicht unter einer schönen, zur Strasse gerichteten Bebauung vor:
    http://klostergaerten.pandion.de/index.php?id=8# (Der Block zur Aachener Str.)


    Ein weiteres sehr interessantes Wohnprojekt in London:
    http://www.barratthomes.co.uk/…don/H309201-Redwood-Park/


    Und ein weiteres, sehr unappetitliches in Köln:
    http://www.vorgebirgsgaerten.de/


    Eine Passage in Rotterdam (die bestimmt nicht viel mehr kostet als son öder Betonbau):
    http://www.beijerlandsebrug.nl/


    Schicker Lückenbau in Utrecht (...):
    http://www.fimek.nl/toekomstigeprojecten.php?item=56


    Moderner Eckbau in Lyon:
    http://www.strem.fr/nos-refere…te-de-la-clinique-du-parc


    Apartments in Breslau:
    http://verityuptown.pl/


    Haus in Köln...:
    http://home.immobilienscout24.de/559439/content/513630



    Die Projekte die ich ausserhalb von Köln ausgewählt habe, sind alle im Ausland. Nun gut. Aber hauptsächlich in Westeuropa. Und bis auf London auch in Städten, mit denen es Köln wirtschaftlich und kulturell locker aufnehmen könnte.
    Und ich habe bewusst keine extraordinären Projekte ausgewählt, sondern normale Bebauungen, normal in dem Sinne, in welchem Stil man heutzutage in Europa baut und was man als ästhetisch ansieht. Und da hält Köln einfach nicht mit. Um es mal drastischer auszudrücken: Köln ist nicht mehr auf westeuropäischem Standard, und sogar auf dem Weg, von osteuropäischen Standards abzudriften.


    Die Stadt wurde im Krieg vollkommen zerstört, keine Frage, und dadurch schon einmal zerstört. Aber es schmerzt, mit an zusehen, wie die Stadt immer noch Stück für Stück zerstört wird. Nach dem Krieg brauchte man Wohnraum, man baute schnelle, hässliche Zweckbauten da die Menschen auf der Strasse schliefen. Und diese stehen immer noch, 70 Jahre später. Man hat ständig die Hoffnung, das wenigstens heute schön gebaut wird. Aber wenn man dann überall noch Neubauten sieht, die sich kaum unterscheiden, und man weiss, diese werden wiederum für mind. 70 Jahre stehen, dann ist das traurig, denn heute existiert diese Not nicht mehr!


    Es ist eben keine Schönheit, einen Betonbau hinzuklatschen, wo um die Fenster bisschen Farbe geschmiert wird. Denn jeder von uns weiss doch eigentlich, das diese Bauten spätestens in 10 Jahren wieder total hässlich sein werden, weil Beton an der Fassade einfach total verdreckt und auch nicht zeitlos wirkt, sondern eher rückständig und an eine Zeit der Armut und des Kriegs erinnert. An eine Zeit, als Kultur nicht mehr vorhanden war. Man schaue sich doch nur die zahlreichen Neubauten an: ein rechteckiger, kantiger Betonneubau, mit weisser Farbe gestrichen, und einem kleinen bunten Strich von unten nach oben vielleicht um bisschen Abwechslung reinzubringen. Die Neubauten in anderen Städten sehen eben in dem Sinne zeitlos aus, das sie auch in 30 Jahren noch vertretbar sein werden.


    Ich verstehe nicht, wieso in Köln keine Einsicht einkehrt. Nicht umsonst nennt man Köln auch "die hässlichste Stadt Deutschlands".
    Nicht weil der Krieg uns die Schönheit genommen hat, sondern weil wir weiterhin nichts dagegen tun, die Schönheit wieder zu erlangen.

  • Und wo hier gerade London angesprochen wird: London ist wirklich ein architektonisches und städtebauliches Desaster.
    Und verkehrstechnisch: Dort würde man sich über eine Nordsüd-Fahrt oder über eine Innere Kanalstraße ein Loch in den Bauch freuen.


    Würde eine Stadtautobahn quer durch die Innenstadt die Londoner glücklich machen, hätten sie welche gebaut. Nach der ersten Nord-Süd-Verbindung wird gerade eine Ost-West als gewaltiges Großprojekt gebaut, doch nicht im Autobahnbereich.


    Persönlich laufe ich lieber in der Londoner Innenstadt als in der Kölner, wo ich spätestens nach ein paar Minuten eine mehrspurige Straße treffe. Nicht grundlos wollte der Innenstadt-Masterplan ein paar Spuren abbauen - nicht jeder erlebt die Städte durch Windschutzscheibe.


    Wenn schon die moderne Architektur angesprochen wird - wo wird diese gebaut? Diese in vielen Threads oft abgebildeten weiß-grauen Kuben sind doch nichts modernes, bloß Abklatsch ein Jahrhundert alter Konzepte. In London hingegen wird sichtbar an vielen Ecken nach neuen gesucht. Besonders spannend finde ich die Kontraste der wirklich neuer Lösungen mit historischen (oder zumindest so wiederaufgebauten) Bauten (in der City kann ein kleines Haus des 18 Jh. neben einem neu errichteten Hochhaus stehen) - von diesen hat die Kölner Innenstadt ebenso zu wenige.


    Selbstverständlich kann man dies auch über Bonn, Düsseldorf und erst recht die Städte des Ruhrgebiets sagen - eine Erkenntnis, die nicht tröstet.

  • baumann9


    Meiner Meinung nach ist die Stadt seit den 70er Jahren sehr viel attraktiver geworden und ihre linksrheinische wagenradähnliche Stadtstruktur mit den Grüngürteln und den sich im Halbkreis an die Innenstadt anschmiegenden durchgängig lebendigen Veedeln, sucht ihresgleichen.

    Deine Beispiele überzeugen mich auch nicht wirklich. Das ist auch nicht besser als das was in Köln zurzeit gebaut wird.
    Ich habe das Gefühl, dich stört in erster Linie der ständige Weißputz an den Häusern und nicht so sehr die Form und Funktion der Gebäude.


    Das Projekt Klostergärten mag ich vor allem deshalb nicht, weil es eben auf den Klostergarten gar keine Rücksicht nimmt und ihm den Rücken zuwendet, anstatt architektonisch auf ihn einzugehen. Auch die Seite zur Aachener Straße hin wirkt irgendwie piefig und präsentiert sich nicht großstädtisch genug.


    Was Du an den Vorgebirgsgärten so furchtbar findest, leuchtet mir nicht so ganz ein, denn ich finde, sie haben eine
    sehr freundliche Atmosphäre und die Innenhöfe sind hell und schön gestaltet.
    Mittlerweile sind auch die benachbarten Bauprojekte fast fertiggestellt und machen aus diesem Gebiet ein ganz gelungenes Stück Stadt.


    Aber ich kann schon nachvollziehen, dass dir der ständige Weißputz auf die Nerven geht - das geht mir ganz ähnlich.
    Der Trick mit Hilfe bunter Farbe die Fenster größer wirken zu lassen, ist auch daneben.


    @RainerCGN


    Durch den Autobahnanschluss lassen sich die Projekte noch besser vergleichen, denn einen solchen Anschluss gibt es in Berlin auch direkt daneben; dazu noch Bahngleise auf der anderen Seite.
    Der Baumarkt in Berlin ist regelrecht eingekeilt zwischen Bahn und Ausfahrt, aber trotzdem ist er architektonisch gut geraten.
    So schlimm ist es in Kalk ja auch gar nicht. Das Odysseum ist ein gelungenes Gebäude und die denkmalgeschützten Fabrikhallen gleich hinter dem Baumarkt sind auch sehr schön; ebenso ist das Gebäude vom Music-Store architektonisch völlig okay.

    Aber warum macht man für einige Gebäude aufwendige Architekturwettbewerbe und Sanierungen und lässt gleichzeitig zu, dass Bauhaus ein riesiges Allerweltsgebäude daneben setzt?
    Das Grundstück ist so attraktiv für Bauhaus, dass sie sich mit Sicherheit auf einen Architekturwettbewerb eingelassen hätten.
    Man hat es nur eben überhaupt nicht versucht, oder man war nicht energisch genug. Das meine ich mit Versäumnis.

    6 Mal editiert, zuletzt von tieko ()

  • ^


    Ich finde auch, dass die Vorgebirgsgärten einen sehr freundliche Atmosphäre haben und bestens in das Gewerbegebiet der Eifel passen - ach nein, das sind ja Wohnbauten für Menschen in einer 2000 Jahre alten Millionenstadt!


    Wie kann man so etwas wie die Vorgebirgsgärten auch nur im Ansatz verteidigen? Da wird immer wieder Weissputz auf Beton mit langweiliger, rechteckiger Form, heraushängenden Balkonen und einem Staffelgeschoss, dass wie ein Technik Raum aussieht, gebaut.
    Das sieht aus wie ein provisorisches Dorf, dass sich Wissenschaftler im tiefsten Sibirien für die Zeit ihrer Forschungen gebaut haben, und nicht wie ein "gelungenes Stück Stadt".


    Keins meiner dargestellten Projekte ist auch nur im Ansatz so qualitätslos, wie das, was zur Zeit nur noch in Köln gebaut wird.


    Diese Art von Bebauung ist die simpelste, anspruchsloseste die es gibt. Zur Architektur gehört die Kunst, mit Rücksicht auf die vorherige Bebauung neues zu schaffen, was Akzente setzt.


    In Köln wird das wohl so verstanden, Rücksicht auf die Nachkriegskästen zu nehmen und als Akzent einen orangenen Strich neben dem Fenster zu setzen.. Super :daumen:

  • Zitat:

    Es ist eben keine Schönheit, einen Betonbau hinzuklatschen, wo um die Fenster bisschen Farbe geschmiert wird. Denn jeder von uns weiss doch eigentlich, das diese Bauten spätestens in 10 Jahren wieder total hässlich sein werden, weil Beton an der Fassade einfach total verdreckt und auch nicht zeitlos wirkt....


    baumann9: Wo sollen denn Ihrer Meinung die vielen Betonbauten stehen, deren Fassaden total verdreckt sind? Ich kenne lediglich ein einziges - einigermaßen aktuelles - Gebäude in der Kölner Innenstadt (Gereonswall); und dessen Betonfassade sieht nach 10 Jahren noch immer sauber aus. Oder kann es sein, dass Sie nicht genau wissen, was ein Betonbau eigentlich ist? Die Häuser, die Sie als positive Beispiele anfügen (London, Breslau etc.) sind nämlich - mit großer Wahrscheinlichkeit - ebenfalls Betonbauten. Daher zur Info eine Erklärung zum Thema Betonbau: Fast alle größeren Häuser werden im Rohbau aus Beton hergestellt. Der Beton-Rohbau wird anschließend mit Dämmung, Ziegeln, Fliesen etc. verkleidet. Der Beton hat also rein garnichts mit der architektonischen Qualität zu tun!

  • baumann9: Darf man auch erfahren wo du eigentlich wohnst?


    Ich finde du wiedersprichst dir in deinen eigenen Aussagen. Du nennst Beispiele die selbst in ihrer Kubatur und ihrer Formensprache nicht anders sind als das, was in Köln auch gebaut wird.


    Das einzig entscheidende Merkmal, worin sich diese Projekte meiner Meinung nach im Ansatz von denen in Köln unterscheiden, ist die Verkleidung/Gestaltung der Wäremdämmfassaden.


    Diese sind aus ihrer Tradition heraus, gerade in England, den Niederlanden den nordischen Ländern oder auch in Hamburg oft mit Ziegeln verkleidet.


    In Köln, das mag man mögen oder aber auch nicht, ist es in der Regel eine Putzfassade mit einem Sockel. Dies folgt im übrigen einer langen Tradition. Insofern führen viele Architekten heute, eine Bautradition fort, die schon sehr lange in Köln beheimatet ist.


    Um mal ein paar sehr prominente Beispiele zu nennen, der ein oder andere wird, auch wenn es sich um schwarz/weiß Aufnahmen handelt, eine gewisse Ähnlichkeit zu heutigen Neubauten erkennen.


    Die Naumannsiedlung in Niehl um 1929:


    Der blau Hof in Buchforst um 1927:


    GAG-Siedlung Bickendorf II um 1928:


    Weiße Stadt in Buchforst um 1927:


    Quelle: Bilderbuch-Koeln.de

  • @RainerCGN:
    Sehr schöner Beitrag, der einem so ein bisschen die Perspektive erweitert. Allerdings ist das ja nur ein - wenn auch beachtlicher - Teil der Kölner Bautradition. Zunächst sind die Bauten, die heute laut Deiner Darstellung daran anschließen, kaum von der Qualität wie die von Dir gezeigten. Es fehlt einfach die Verspieltheit des Expressionismus, der sich noch dem Nicht- Funktionalen der Vor- Bauhaus- Zeit verpflichtet fühlte. Einfach mal eine Kante mehr einbauen, als unbedingt nötig wäre, nur damit das Auge seinen Spaß hat. Das hat man im Bauhaus dann ja willentlich abgeschafft, woran wir heute noch leiden.


    Zum zweiten aber ist in Köln die Tradition der Kleinteiligkeit noch wesentlich stärker vertreten, als die von Dir gezeigte Form des Siedlungsbaus. Oft liegen ja um die genannten Beispiele herum kleine Einfamilienhäuschen, die heute - um ein bisschen Farbe bereichert - dank ihrer bescheidenen Größe eine unglaubliche Vielfalt zeigen. Diese wiederum knüpfen an die ältere Tradition der kleinteiligen Häuserreihen in Ehrenfeld, Nippes usw. an.
    Diese Tradition ist für Köln eigentlich am typischsten, wie ich finde (das berühmte "Kölner Dreifensterhaus" gehört auch dazu). Sie ist auch gar nicht mit der Großformatigkeit Berlins, oder den Gründerzeitstädten zu vergleichen, sondern stellt einen ganz eigenen Charme und "kölschen" Charakter dar.
    Leider wird diese Tradition fast gar nicht mehr fortgeschrieben, und auch nur in den seltensten Fällen (wie am Eigelstein) bei Ergänzungsbauten beachtet.

  • Das Problem ist nicht das Bauhaus, sondern die Tatsache, dass es keine Auseinandersetzung mit Materialien und Farben gibt. Ich rede von penetranten Farben, weißen Plastikfenstern und Baumarktambiente... Das Bauhaus würde sich bei dieser Wahl von Materialien und Farben übergeben. Der Bau von großen Wohnkomplexen durch große Investoren, hat also mit dem Bauhaus NICHTS zu tun! Da wäre eher die Stadt gefordert, eine strengere Reglementierungen der Gestaltung per Satzung zu schaffen, wie das auch andere große Städte machen...

  • hallo beisammen,
    ich finde besonders spannend, dass der ksta in direkter folge die zwei megathemen pendlerfrust / stau und nachlässigkeit der stadtgestaltung auspackt ohne jedoch einen inhaltlichen zusammenhang herzustellen. die plätze barbarossaplatz, heumarkt, neumarkt, ebertplatz leiden doch nicht nur an der fehlenden schönheit, sondern der sie umtosende oder dominierende autoverkehr verhindert doch jegliche aufenthaltsqualität, die für plätze entscheidend ist. das von bauwens-adenauer genannte beispiel des heumarkts finde ich bezeichnend: er schlägt vor das reiterdenkmal in die mitte zu versetzen. das klingt einfach und ist möglicherweise etwas hilfreich der ödnis etwas entgegenzusetzen, das problem der südlichen hälfte als absolute verkehrsfläche bleibt dennoch bestehen und dem wird nichts entgegengesetzt. der heumarkt bleibt ohne seinen südlichen abschluss. der ebertplatz wird auch durch die anhebung auf straßenniveau nicht automatisch lebenswerter solange vierspurige autospuren dort herum führen. der offenbachplatz wird auch mit dem neuen ensemble von der dort siebenspurigen ns-fahrt dominiert bleiben. in meinen augen ist die stadt besonders dort besonders dreckig wo der autoverkehr dominiert: bäche, barbarossaplatz, neumarkt, ... da dort keine aufenthaltsqualität hergestellt werden kann. schön fand ich, dass herr bauwens adenauer mehr platz für fußgänger forderte. leider erklärte er nicht direkt, dass er bereit ist diesen platz dem autoverkehr zu nehmen. gewöhnlich geht stets ein aufschrei durch die parteienlandschaft und presselandschaft, wenn ins gespräch gebracht wird eine straße von 8spuren auf 7 spuren zurückzubauen (ns-fahrt bzw. ottoplatz), weil dann ja der böse stau droht. leider kann man nicht alles haben, man muss sich zwischen einer hässlichen stadt mit stau und einer lebenswerten stadt auch mit stau entscheiden ....

  • Nord-Süd-Bahn-Gestaltung

    Ich stelle das Thema nicht in den Stadtbahn-Thread, sondern hier ein, da es mir in diesem Fall um die Stadtgestaltung geht.


    Ich finde, dass die U-Bahn-Aufgänge (trotz Sichtbeton) mit der "Gravur" des Haltestellennamens deutlich wertiger aussehen,
    als der auffällig blaue Aufgang am "Alter Markt". Die unterirdische (blaue) Gestaltung kann doch kein Grund sein.
    Noch das Ornament eines KVB-Boss-Kopfes - perfekt. :D


    Oder - keine rhetorische Frage - gibt es jemanden, der die blaue Variante schön(er) findet?


    Verwaisten Link entfernt, Text unverändert.

    Einmal editiert, zuletzt von K-Restaurieren () aus folgendem Grund: Verwaisten Link entfernt, Text unverändert.

  • Ich finde beide Ausgänge nicht wirklich gelungen, wobei die nicht gefärbte Sichtbetonvariante wesentlich besser wirkt als dieses schreiend blaue Etwas auf dem Alter Markt.
    Dieser blaue Eingang zeigt schon etwas von der Kompetenz von den Verantwortlichen, die diese Farbgestaltung genehmigt haben. Nachdem der Platz nach jahrelanger baustellenbedingter Entstellung wieder hergestellt wird, setzt man dieses blaue Etwas mitten rein. Man könnte argumentieren, dass die blaue Färbung dem geneigten U-Bahn Nutzer als Hinweis dienen soll, wo der Eingang zu dieser zu finden ist. Allerdings hätte man das sicherlich auch eleganter gestalten können. Soweit ich mich erinnern kann, befindet sich an dieser "Balustrade" nichtmal ein Hinweis auf die U-Bahn, so dass man es von der Ferne auch für den Eingang zu Toiletten oder liegen gelassenes Baumaterial halten kann.