Botschaften und Residenzen in Berlin

  • @ Hans Dampf: Das ist eine gute Nachricht für die Wilhelmstraße. Gibt es mit Blick auf den Abriss der tschechischen Botschaft auch Pläne,
    den ehemaligen Wilhelmplatz wiederherzustellen?

  • Schon lustig, was für eine "Kettenreaktion" so ein kleiner Satz in einem Artikel, in dem es eigentlich um ganz was anderes geht, so auslöst.


    Die Fakten sind:


    1. Die Aufgabe des Botschaftsgebäudes ist alles andere als konkret.


    2. Sollte das geschehen, bedeutet das noch lange nicht den Abriss des Gebäudes. (Aus meiner Sicht ist das auch nicht wünschenswert.) Ob man es mag oder nicht, es gilt als besonderes Beispiel sozialistischer Architektur und als als herausragendes Beispiel des Brutalistismus.


    3. Auf bzw. um das Gelände des ehem. Wilhelmplatzes stehen u. a. große Wohnhäuser, deren Bewohner sicher gern dort wohnen. Soll man die auch alle abreißen?


    Antwort: Ich weiß nicht, was 2099 passiert, aber Pläne zur Wiederherstellung des einstigen Wilhelmplatzes gibt es derzeit nicht.


    Hier noch ein Statement aus Baunetz.de zur Tschechischen Botschaft: Demnach hat die Botschaft ein phänomenales Design und wäre als Club die erste Adresse in Berlin. ;)

  • Verwundern braucht einem diese Kausalkette aber nicht Backstein.
    Der Gedanke ist nicht abwegig und ganz so unwahrscheinlich ist die Wiederherstellung des Platzes in unabsehbarer Zeit meiner Einschätzung nach nicht.
    Und das setzt nunmal den Abriss der Botschaft und den vorherigen Auszug voraus - insofern kommt wohl nicht wenigen ein ähnlicher Gedanke.

  • ^^ Wunschdenken sei ja auch erlaubt und die Gedanken sind frei. Aber es wird so oft geträumt, bestimmte Nachkriegs-Situationen wieder in historische Formen zurückzubringen, dass es mich doch wundert. In manch einem prominenten Bereich mag das ja auch langfristig passieren (z. B. ME-Forum, Schlossplatz, Molkenmarkt), auch wenn das Ergebnis dann auch nicht jeden befriedigen wird.


    Immer wieder mal kommen hier im Forum auch Ideen auf, z. B. den von Plattenbauten geprägten Zentrumsbereich östlich und südöstlich des Alex wieder in eine Art Gründerzeit-Reko umzuwandeln. Sowas halte ich nun einmal für utopisch.


    M. E. muss man nicht jede Ecke, die im oder nach dem Krieg verloren gegangen ist, wieder historisch zurückbauen... vor allem nicht, wenn man interessante moderne Gebäude dafür wieder abreißen muss.


    Der Bereich, wo einst der Wilhelmplatz war, ist ja schon städtebaulich verbessert worden (Wiederherstellung des Ziethenplatzes samt Statuen, Restaurierung und Neubebauung im Blockrand um diesen Platz. Dafür waren aber keine Abrisse erforderlich.


    Die heutige Wilhelmstr. hat ja auch nichts mehr mit der Vorkriegssituation zu tun, wollte man da auch zurück in die Vergangenheit, käme man vom Hundertsten ins Tausende...


    Aber wie gesagt, ich weiß nicht, was 2099 passiert.

  • @Andi


    Eben, das würde ich doch auch sagen. Nicht umsonst schrieb ich im Konjunktiv (und von einer Randnotiz). Unwahrscheinlich - und damit unkonkret - ist der Auszug der Tschechen wohl offenbar aber auch nicht. Vermutlich schämt man sich, das hässliche Entlein der Botschaftsgebäude in Berlin zu sein. Mit einem Auszug wäre der Weg frei gemacht für eine schöne Asbestsanierung...

  • Aber es wird so oft geträumt, bestimmte Nachkriegs-Situationen wieder in historische Formen zurückzubringen, dass es mich doch wundert.


    Also ehrlich gesagt, das wundert mich nicht einmal ansatzweise. Dafür sind die Fehlplanungen der Nachkriegszeit einfach zu grotesk. ;)

  • ^^ Nun, es gab auch vor dem Krieg Fehlplanungen und es gibt sie auch jetzt. Außerdem geht es mir darum, dass viele Wünsche ja verständlich, aber eben nicht unbedingt sinnvoll, nicht realistisch und noch weniger bezahlbar sind. Das hatten wir erst vor kurzem mit dem Mehringplatz. Den finde ich auch furchtbar und da würde ich mir auch einen Abriss und Wideraufbau in alter Form wünschen, aber das ist halt auf lange Sicht nicht realistisch. Ebensowenig wie der Abriss der Stadtautobahn am Bundesplatz. (Leider)


    Würde man den Wilhelmplatz wieder auf den Stand von 1920 beamen können, hätte ich übrigens gar nichts dagegen. Dann aber mit den damals vorhandenen Stadtpalais und nicht mit irgendwelchen dubiosen Interpretationen, die im Falle einer Wiederherstellung entstehen würden.


    Wie gesagt, egal ob die Tschechen drin bleiben oder nicht - das Gebäude ist m. E. erhaltenswert. Für den Titel des hässlichen Entlein der Botschaftsgebäude gibt es doch ganz andere Kandidaten - so z. B. die neue Botschaft der Slowakei. Oder der "moderne" Anbau der Schweiz. Und was Singapur da als fensterarmen Bunker an der Voßstr. baut, ist auch alles andere als prickelnd.

  • Botschaft Singapur

    Der Neubau der Botschaft von Singapur ist jetzt ohne Gerüste zu bewundern: Ein für mich ziemlich uninspirierter Steinwürfel.
    Damit reiht er sich nahtlos in die, sagen wir mal unprätentiöse bzw. langweilige Nachbarbebauung in der Voßstraße ein. Erschreckend wenig Fenster gibt es zur Straße und zu den Seiten, nur nach hinten ist der Bau etwas freundlicher:





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  • Ist zwar kein Meisterwerk, aber ich finde sie weist zu Straße hin, verglichen zu ihren Nachbarn, eine gewisse...Eleganz auf. Wird wohl an dem "Schwung" der Öffnung liegen. Die Rückseite hingegen ist wieder quadratisch-praktisch, wie der Rest der Nachbarschaft...

  • Mir gefällt`s. Der Bau hat etwas Skulpturenhaftes, irgendwie kompromisslos. Und die verwendeten Kalkstein-Fassadenelemente machen einen edlen Eindruck. Ich finde, in dieser mangels Altbausubstanz wenig stilgebundenen Gegend kann man schon mal ästhetisch gesehen etwas wagen. Und der Kontrast zu den benachbarten Bauten, insbesondere dem Otto-Bock-Bau, ist beeindruckend.

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  • So eine Grundsteinlegung erfolgt heutzutage dann, wenn alle wichtigen Herren und Damen mal einen Platz im Terminkalender finden. ;)


    In der Realität ist schon recht viel Stein bzw. Beton in der Baugrube zu sehen. Aber schön, dass es flott voran geht und auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt.


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  • Da anscheinend zwischendurch das Architekturbüro gewechselt wurde und nicht mehr der ursprüngliche Entwurf von sic! gebaut wird Post 120 die Frage. Hat jemand evtl mehr Visualisierungen des neuen Entwurfs der türkischen Botschaft von nsh architekten? Die beiden bei Tagesspiegel abgebildeten zeigen leider ein Gebäude, das sich in seiner "Offenheit" an der US Botschaft zu orientieren scheint.

  • Da stimme ich brako zu.
    Ich hatte mich beim Ausheben der tiefen Grube schon gewundert: wo waren die ehemaligen Kellerruinen abgeblieben, die eigentlich in den Neubau integriert werden sollten? Ein sympathisches Detail, - weil eben integrierend -- sein Fehlen mir aber durchaus verschmerzbar, da ich es sowieso nicht wahrnehmen kann.
    Etwas unwohler wird mir da schon bei der Betrachtung des neuen Entwurfs. [sic!] hatten ganz auf den Begriff "Offenheit" hin geplant, ohne dabei die an dieser Stelle passende repräsentierende Geste des Gebäudes zu vernachlässigen: dieses großzügige Atrium, das den Blick auf die innere Struktur freigibt, zurückversetzt und geschützt durch zwei Flügel, aber doch innen wie außen offen und einsichtig. Zwei Flügel mit zwei unterschiedlichen, aber sich ergänzenden Fassaden. Auf der einen Seite türkische Ornamentik auf der anderen, überspitzt formuliert, das Berliner Raster. Eine Gartengestaltung, die sich bewusst nicht vom Tiergarten abgrenzt, sondern sich als sein Teil versteht.
    Dazu eine Kubatur, die, in meinen Augen, ich versuche zu beschreiben, irgendwo "gesetzt", "erwachsen" und Ruhe gebend ist. Eine Sphinx vor einem Brunnen liegend, am Rande eines Gartens.


    Was jetzt offensichtlich realisiert wird, ist für mich eher ein Gegenentwurf. Das Kupfertor wirkt auf mich wie der Eingang zur Felsenhöhle Ali Babas - ein eigentlich schöner Gedanke, aber in der Gesamtansicht doch zu wenig dominierend. Auch die Sockelgestaltung ist hier etwas klein geraten. Das Gebäude wirkt so etwas klobiger und verschlossener, die eigenständige Gartengestaltung trägt dazu bei. Ganz nett ist noch die Einbindung von Sichel und Stern in die Fassade.
    Mir kommt eine politische Assoziation: als hätte man sich zuvor als Teil von etwas Größerem präsentieren wollen, setzt man nun ganz auf eigene Identität.
    Was hätte man durch die Kombination einiger Aspekte für ein tolles europäisches Gebäude schaffen können. Diese Chance, - hier wird's manifest -, vergeben.

  • Mal wieder ein Bild von der Baustelle der türkischen Botschaft. Die ersten Wände wachsen aus der Grube. Bald wird es schwierig, von der Straße aus einen Gesamt-Überblick zu fotografieren:






    Bei den Griechen ist der sichtbare Baufortschritt seit geraumer Zeit eher gering. Vielleicht warten die erst mal auf die nächste Tranche: ;)



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  • Botschaft Singapur

    Bei der neuen Botschaft von Singapur an der Voßstraße wurden jetzt auch die Restarbeiten abgeschlossen. So gibt es nun den obligatorischen Zaun samt Wach- bzw. Kontrollpavillon und die Fahnenmasten.


    Nach wie vor bin ich kein großer Fan von dem Gebäude, finde es aber auch nicht mehr so banal wie noch vor einigen Wochen. Ganz interessant finde ich, dass man durch das Gebäude "durchschauen" kann (s. letztes Bild).





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  • Türkische und griechische Botschaft

    Erst mal ein frohes neues Jahr an alle!


    Bin heute mal wieder an den o. g. Botschafts-Baustellen vorbeigekommen. Bei den Türken ist der Rohbau fast fertig, es werden bereits die Fenster eingebaut.






    Auch bei den Griechen geht es allmählich voran. Am aus Beton wieder aufgebauten "Altbau" (nördlicher Bauteil) wird derzeit die alte Kalksteinfassade wieder vorgeklebt. Der "moderne" Neubau bekommt eine zur Hiroshimastraße hin fensterarme Fassade aus glatten Kalksteinplatten:








    Auf der Seite zur Hildebrandstraße sieht man bereits das auf Altbau getrimmte Mansardendach mit Gauben und Ziegeln:



  • Botschaft der Türkei

    Ich glaube es gab hier noch keine Darstellung der aktuellen Pläne.


    Das Büro NSH aus Schöneberg ist verantwortlich für Bau und Visualisierung:


    Meines Erachtens sehr viel mutloser und langweiliger als der ursprüglich geplante Entwurf (s.o.). Schade, dass so eine wichtige diplomatische Vertretung nun ein eher belibieges Quartier bekommt. Ob es die öffentliche Kritik am "Bündüskünzlürümt" war, die den Entwurf zu Fall brachte?


    Der Tagesspiegel geht darauf nicht näher ein und stellt nur bekanntes vor:
    http://www.tagesspiegel.de/ber…fuer-berlin-/6144006.html