Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • so gibt es in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und gerade bei Frau Lüscher die Meinung, dass der Konflikt um den Stadtkern nicht durch den Sieg einer Fraktion über die andere gelöst werden kann und dass der Stadtkern daher weder komplett durch den modernen Städtebau noch komplett durch den vormodernen Städtebau geprägt werden sollte.


    Zum Stadtkern gehört u.a. die City-West, wo es niemals die Altstadt gab und die Moderne sich beliebig austoben könnte. Genauso das Kulturforum. Im MEF-Fall wird u.a. das benachbarte Hotel auf jeden Fall bestehen bleiben.


    So stellt sich die Frage, welchen Anteil an Rekonstruktionen man in der Altstadt anstreben möchte - und wieso sollte er nicht gerade auf dem MEF höher ausfallen, wenn er in vielen umliegenden Bereichen 0% beträgt?

  • Selten Personen die ihren Lebensunterhalt in der Privatwirtschaft verdienen.


    Was soll das denn bitte heißen? Dass man nur Leuten "in der Privatwirtschaft" genug Geschmack zutrauen darf, sich kompetent zu städtebaulichen Fragen zu äußern? Oder dass Leute, die nicht in der Wirtschaft arbeiten, es ohnehin nicht wert sind, zu solchen Fragen gehört zu werden?

  • soweit ich dich verstanden habe verstehst Du unter Stadtreparatur den Totalabriss von allem was dich stört, no?


    ja, denn bislang gibt es kein Beispiel (überall dort wo das umgesetzt wurde)bei dem das nicht die beste Lösung war, z.B. :
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=431232&postcount=137


    Was soll das denn bitte heißen? Dass man nur Leuten "in der Privatwirtschaft" genug Geschmack zutrauen darf, sich kompetent zu städtebaulichen Fragen zu äußern? Oder dass Leute, die nicht in der Wirtschaft arbeiten, es ohnehin nicht wert sind, zu solchen Fragen gehört zu werden?


    Wenn man sich das Spektrum der Bevölkerung so anschaut, gibt es prozentual verteilt eben solche, solche und solche und die Stadtentwicklung geht doch alle etwas an!
    Wenn doch aber eine Gruppierung völlig überrepräsentiert ist, stellt sich doch die Frage wer da was bestimmen will und was das Motiv ist.

  • @ unbekannter Rotmelder:

    Eine jede existierende Rekonstruktion oder zumindest ähnlicher Aufbau der Vorkriegszustände hat sich noch nie als falsch herausgestellt. Kein Einziges Gebäude dieser Art (fertiggestellt) hat sich im nachhinnein als falsch herausgestellt.


    Dann nenne doch mal ein Gebäude/ein Ensemble dieser Art welches sich im Nachhinein als Flop herausgestellt hatte, bzw. nicht angenommen wurde oder in irgendeiner Art und Weise als falsche Entscheidung tituliert wurde!

  • Also das ist ja nun völlig zynisch und einigermaßen unverschämt. Wie oft wurden hier Bilder gepostet, die beweisen sollen, dass nach dem 2.Weltkrieg eine wiederherstellbare städtische Struktur bestand.


    Hier z.B. beim Bau des Fernsehturms: http://upload.wikimedia.org/wi…/65/196608a_Ostberlin.jpg


    "Am 20. März 1965 begannen die nach Ulbrichts Weisung „rigoros durchzuführenden“ Abrissarbeiten von insgesamt 29.400 Quadratmeter Wohn-, Büro-, Verkaufs- und Lagerfläche. Um die Räumung des Geländes und der teilweise noch völlig intakten Gebäude schneller durchführen zu können, kamen neben Abrissbirnen auch Sprengungen zum Einsatz. ... Dann konnte ein rund 20 Meter hohes Stahlgerüst für die Betonierung des Turmfußes aufgestellt werden, die am 15. März 1966 begann." Quelle Wiki


    Natürlich war die jetzige Freifläche ein gewollter städtebaulicher Akt.


    https://model2.de/light/9756/athene-5v6r295xe2w16h59sfy.jpg


    dazu die Freiraumplanung von 1968.

  • Eine Struktur ist zu jeder Zeit wiederherstellbar. Es ist ausschließlich eine Frage des Wollens und der historischen Verantwortung.

  • Ach, dieser Stadtraum wurde also 'angelegt' um frei zu bleiben? Angesichts des Datums schon ein einigermaßen zynischer Euphemismus, zudem unwürdig für ein 'Architekturforum'...
    Schauen wir doch mal wodurch dieser Stadtraum angelegt wurde...
    http://footage.framepool.com/d…ationalgalerie-lustgarten


    Soso ...


    Ich möchte hier auf Klarenbachs , wie immer hervorragenden, historischen Diskurs verweisen: http://www.deutsches-architekt…p?p=393105&postcount=1518


    Eine Struktur ist zu jeder Zeit wiederherstellbar. Es ist ausschließlich eine Frage des Wollens und der historischen Verantwortung.


    Es ist unsere historische Verantwortung diesen Ort nicht zu zerstören, indem er zugebaut und privatisiert wird und dadurch zu einem austauschbaren Posemuckel mutiert. Dann wäre er für immer verloren.

  • Wie oft wurden hier Bilder gepostet, die beweisen sollen, dass nach dem 2.Weltkrieg eine wiederherstellbare städtische Struktur bestand.


    Natürlich hat so eine Struktur bestanden. 2 Beispiele (Städte mit ca. 2-300.000 Einwohnern, gehörten zu den zerstörtesten Städten im WWII (ca. 75% Zerstörungsgrad)):


    Münster ist bekannt für seine wiederaufgebaute Altstadt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnster_%28Westfalen%29


    Kassel wurde nach NS-Plänen autogerecht wieder aufgebaut:
    http://de.wikipedia.org/wiki/W…krieg#Wiederaufbauplanung


    Kassel gilt als sehr häßlich, Münster hingegen als sehr schön => Es geht also wenn man nur will!

  • Ja klar, das war nicht der Punkt. Ich bin selbst aus Münster und halte den Wiederaufbau dort für sehr gelungen. Der Punkt war zu zeigen, dass nicht der Krieg den Freiraum geschaffen hat, sondern die 60er Jahre Stadtplanung.

  • Es ist unsere historische Verantwortung diesen Ort nicht zu zerstören, indem er zugebaut und privatisiert wird und dadurch zu einem austauschbaren Posemuckel mutiert. Dann wäre er für immer verloren.


    Der Ort IST zerstört worden - wie du ja selbst nur einen Beitrag weiter oben erkannt hast. Wo nicht durch Krieg, da durch spätere Kahlschlagpolitik.
    So oder so kann es nur eine historische Verantwortung geben - und die liegt aus städtebaulicher Sicht VOR der mutwilligen Zerstörung des Areals.
    Ich denke, den Verlust von 'nichts' kann man durchaus verschmerzen.

  • Der historisierende Wiederaufbau in Münster erfolgte gegen den allgemeinen Trend nur, weil die Münsteraner immer wahnsinnig stolz auf ihren Prinzipalmarkt waren und diesen unbedingt wiederhaben wollten. Sie wussten, dass sie hier eine in Deutschland einmalige städtebauliche Konfiguration hatten.


    Berlin hingegen hatte die Altstadt einer ostelbischen Kolonialistenkleinstadt, die völlig durchschnittlich war und die man immer loswerden wollte (vor WWII). Nun hat man mit dem Rathausforum etwas herrausragendes, das man bewahren sollte.


  • Berlin hingegen hatte die Altstadt einer ostelbischen Kolonialistenkleinstadt, die völlig durchschnittlich war und die man immer loswerden wollte (vor WWII). Nun hat man mit dem Rathausforum etwas herrausragendes, das man bewahren sollte.


    Und da fragen sich manche ernsthaft, warum es keine 'Interessenvertretung' für derlei Ansichten gibt? Das ist so schräg, dass es schon wieder lustig wird... :lach:.
    Mal so zu Klarstellung: Das 'Rathausforum' gibt es nicht. Es ist auch nicht explizit erschaffen worden. Damit wird heute der namenlose, unbebaute Platz vor dem Berliner Rathaus umschrieben unter dessen schmucklosen Betonplatten die Reste des Neuen Marktes und Marienviertels liegen. Und regelmäßig bei Grabungen zum Vorschein kommen.

  • Bei Verleugnung wird's leider auch nicht wahr.


    Lesen Sie doch einfach mal was oben steht, besonders das von Klarenbach, dann würden Sie auch nicht so autistische Aussagen treffen.

  • Der Punkt war zu zeigen, dass nicht der Krieg den Freiraum geschaffen hat, sondern die 60er Jahre Stadtplanung.


    Aber die hat sich doch letztendlich als falsch herausgestellt? Nehmen wir an, Berlin (zumindest dieser Teil) würde nochmal in Schutt und Asche liegen, niemand käme doch auf die Idee es so wieder hinzubauen wie es jetzt ist.

  • Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen, und wenn das erfolgreich war, diese zu korrigieren. Beim Kulturforum ist man sich ja mittlerweile darüber einig. Auch beim Rathausforum wird diese Erkenntnis einmal siegen. Die Berliner Innenstadt sieht aus wie eine beliebig austauschbare Neubausiedlung, wie sie überall auf die grüne Wiese geklotzt wurden. Einzig der Fernsehturm ist über die Landesgrenzen bekannt. Der Rest ist belanglose Nachkriegsmoderne. Was soll hier denn erhaltenswert sein? Das verstehe ich nicht.


    Ich sehe einzig den städtebaulich herabwürdigenden Umgang mit der Marienkirche, so wie ihn diese SED-Kirchensprenger-Genossen im Allgemeinen pflegten. Was soll daran bitteschön erhaltenswert sein? Wir brauchen nur die Gehwegplatten anheben, dann sehen wir, was erhaltenswürdig ist und dem Kirchenbebäude Würde gibt. Die Rückkehr der Stadt ist hier gemeint. Und wenn sich das Marienviertel nicht mit den Rathauspassagen oder Berlin-Quaree verträgt, müssen diese fallen. Es kann doch nicht sein, das es im Zentrum einer Welt-Stadt wie irgendwo in Marzahn aussieht. Die Altstadt gibt es über der Erde nicht mehr, das ist richtig. Aber unter dem Pflaster existiert sie sehr wohl noch. Ihre Straßen und Plätze warten darauf, wieder belebt zu werden.

  • Welche Innenstadt käme denn Ihrer Meinung nach ihrem Ideal einer zukunftigen Berliner Innenstadt am nächsten? Bitte ein konkretes Beispiel, es würde mich wirklich sehr interessieren. Und bitte ein Beispiel, das sich mit hiesigen Materialien und Bautechniken verwirklichen lässt.

  • Idealvorstellungen kann es hier keine geben. Es ist keine Stadt, die erst noch auf dem Reißbrett entstehen muss. Eine Altstadt entwickelt sich und expandiert. Sie probiert sich aus, sie gestaltet und verwirft wieder. Das ist der ‚natürliche‘ Lebenstakt. Verwerfen ist jetzt dran, da der Totalabriss und die Zubetonierung den Tod bedeuteten. Wir sollten auf den Jahrhunderte alten Fundamenten aufbauen und nicht auf einer dünnen Zeitschicht einiger weniger Weltverbesserer, die die Geschichte längst selektiert hat.


    Zeitgenössische Architekten werden gefragt sein, ebenso die Traditionalisten unter ihnen. Von mir aus Patzschke neben Gehry oder auch Libeskind. Nur anfangen sollten wir und nicht das Vermächtnis der Nachkriegsmoderne konservieren, nicht an diesem Ort. Vielleicht exemplarisch. Wie aber geht man mit einem Riegel um, der sich über 3 Karrees streckt? Den kann man nicht auf Dauer erhalten. Das Kulturforum als Freilichtgalerie von aufgereihten Ikonen der Moderne - an der Marienkirche aber bitte nicht! Es gibt sie dort nicht. Dort gibt es endlose Leere und DDR-Staatsplatte.