Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Das MEF und die angrenzenden Gelände waren stets als Aufmarschplatz und Renomierareal für eine sozialistische Diktatur gedacht und wurden auch so genutzt. Ich finde, dies sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen wenn man die Raumwirkung des Ensembles diskutiert. Die damals angedachte Nutzung stößt sich natürlich mit den heutigen Bedürfnissen einer Bürgerstadt. Statt großer Freiflächen auf denen man hunderttausend Grenzsoldaten und Thälmann-Pioniere aufmarschieren lassen kann, braucht so eine Stadt eher kurze Verbindungswege zwischen den Knoten mit hoher Besucherzahl, also Museen, Fernsehturm, Bahnhof, Kino usw. Wenn man das MEF als vom Rest der Stadt isolierte Fläche akzeptiert und so erhalten will, kann man das natürlich machen, vergleichbare Anlagen gibt es nur in den Warschauer-Pakt-Staaten, China oder heutzutage vielleicht in Astana. Man würde die Vielseitigkeit Berlins als lebendiges Museum der Architekturgeschichte wieder einmal unterstreichen. ;)

  • Ich denke, hier verwechselt Necrokatz einige Orte. Die Demonstrationen und Paraden fanden nie auf dem Rathausforum statt, sondern auf der Karl-Marx-Allee. Die Beete und Wasserspiele hätten da ja auch enorm gestört.




    Am Rathausforum sah es dagegen so aus:






    Besonders zu beachten sind die eleganten Metallstühle von Achim Kühn, die extra für diesen Ort angefertigt wurden.

    4 Mal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • Irgendwie scheint es hier ein Missverständnis zu geben: nur weil man für eine Bebauung des Rathausforums ist, ist man nicht gleich gegen Freiflächen an diesem Ort. Aber bei einigen Usern gibt es scheinbar nur schwarz-weiß (blöd, wenn die Ideologie einem selbst im Weg steht).


    Etwas Ähnliches, wie am Walter-Benjamin-Platz könnte den Fernsehturm in eine interessanters Szene setzen. Ebenso eine bessere Platzfassung des Rathausvorplatzes durch Gebäude. Das gleiche um das künftige Luther-Denkmal.


    Man stelle sich bspw. am Ende dieses Platzes die Treppe zum Fernsehturm und den Turm selbst vor: http://www.architektur-bauphys…Walter-Benjamin-Platz.jpg

  • Naja... da ist mir der Gedanke an eine gepflegte und ansehnliche Grünfläche lieber. Mit diesem nur auf den Fernsehturm einzwängenden Blick könnte ich nichts anfangen und bekäme da eher Platzangst.
    Nene, ich bleib dabei. Das Rathausforum als größere Grünanlage macht an dieser Stelle Sinn vor allem dann wenn rundherum in den nächsten Jahren (Molkenmarkt, MEF - langfristig, Petriplatz, Alex) die Bebauungsdichte deutlich zugenommen haben wird.

  • @ Konstantin:
    Ich habe ja auch geschrieben, daß der Bereich des Rathausforums weiterentwickelt werden muß, der gegenwärtige Zustand mit seiner mutwilligen Verwahrlosung ist doch nur eine Momentaufnahme.
    Wie viel man auch aus eher kleinen Flächen bei einer hochwertigen Grüngestaltung machen kann zeigt z.B. der nur 2,4 ha große Körnerpark in Neukölln; so etwas, nur eben in moderner, zeitgenössischer Formensprache halte ich für den Bereich des Rathausforums für angemessen.
    Ein anderes Beispiel ist etwa der Parc André Citroen in Paris.

  • @ Klarenbach: Ja, wenn die die Kühnschen Stühle noch da wären und auch der Fernsehturmsockel nicht durch Zubauten verhunzt wäre. Hätte, könnte, wollte.


    Ist aber nicht: nun hat der Senat das Ganze pseudomodernisiert, nur um den Veränderungsdruck für ein paar Tage loszuwerden. Mit echter DDR-Nostalgie kann ich mich ja noch aus konservatorischen Gründen anfreunden, aber das ist Staatsgeste in Richtung PdR, wo kein PdR mehr ist.


    @ Urbanist: die Momentaufname dauert jetzt aber schon 20 Jahre.

  • Sicher, dort muß etwas passieren, und die gegenwärtigen Modernisierungsmaßnahmen rund um den Sockel des Fernsehturms sind ein erster, wenn auch halbherziger Schritt dahin.
    Es muß eine grundsätzliche Entscheidung getroffen werden, welcher Teil dieses Bereichs der Innenstadt verdichtet werden soll und welcher Bereich als Park entwickelt wird, und diese grundsätzliche Entscheidung kann man sicher auch vor 2019 treffen.
    Eine Bebauung des MEF als Link zwischen Molkenmarkt/Nikolaiviertel und dem Hackeschen Markt mag sinnvoll sein, und von mir aus auch als Teil einer IBA unter dem Motto "Draußen und Drinnen", wenn zugleich auch die Urbanisierung der verdichteten Peripherie (Großsiedlungen) und die Radialen als wiederherzustellender Lebensraum und Verbindung zwischen diesen Schauplätzen gleichberechtigt behandelt werden.
    Das Rathausforum zwischen dem Fernsehturm und den Bebauungskanten Rathauspassagen/Spandauer Str./Karl-Liebknecht-Str. kann dann als auf intensive Nutzung und große Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten angelegter Park entwickelt werden, wobei die Wasserspiele am Fernsehturm als Element dieses neuen kompakten Stadtparks ebenso integriert werden können wie auch die Entstellungen der Sockelbebauung des Fernsehturms zurückgebaut und denkmalpflegerisch einwandfrei wieder in ihren Urzustand versetzt werden kann.
    Es sollten aber auch Elemente der aktuellen Entwicklung im Bereich Urban Gardening bei dieser Weiterentwicklung Eingang finden, denn Beispiele wie die Prinzessinnengärten am früher ja auch sehr unwirtlichen Moritzplatz haben bewiesen, daß die dabei entstehenden sozialen Netzwerke nicht nur die soziale Integration fördern, sondern auch die soziale Kontrolle. Damit leisten solche Projekte auch einen Beitrag, der aus der gegenwärtigen Verwahrlosung zumindest zeitweise resultierenden Atmosphäre der Gleichgültigkeit gegenüber antisozialem Verhalten entgegenzuwirken.

  • Ich denke, hier verwechselt Necrokatz einige Orte. Die Demonstrationen und Paraden fanden nie auf dem Rathausforum statt, sondern auf der Karl-Marx-Allee.


    Ich denke, da muß man Necrokatzen mal recht geben. Schon mal was vom Lustgarten gehört? Und vom Platz vor dem Palast? Was im MEF abging, weiß ich nicht so genau, sicherlich auch tolle sozialistische Selbstvergewisserungen.


    Necrokatz spricht ausdrücklich von den umliegenden Flächen des MEF, wie man in ihrem Beitrag lesen kann. Meiner Meinung nach ist eine Bebauung des MEF zwingend. Setzt das Rathaus auch gut in Szene.


    Für mich ist auch zwingend - auch wenn man das Rathausforum weitestgehend so beibehält - den Neuen Markt bzw. das Lutherdenkmal wiederaufzubauen. Allein das würde die Gegend freundlicher und weniger totalitär machen. Zusätzlich sollte der Bereich zwischen Panoramahaus und Marienkirche bebaut werden. Man kann durchaus wieder urbane Qualität auf das Forum bringen, ohne die Weitläufigkeit über die Maßen zu unterminieren. Hier muß ich Hobbyist deutlich rechtgeben. Immer dieses A oder B Denken. Das verstehe ich nicht. Ich persönlich kann mir auch gut eine aufgelockerte Randbebauung der Rathausstraße vorstellen - dort wo jetzt Dschungelcamp angesagt ist. So würde eine angenehme Urbanisierung des Forums stattfinden. Es würde mithin sogar besser zur Geltung kommen.


    Daß die Sozialismusleute dazumalen es mit der Weitläufigkeit übertrieben haben und daß man in deren Geist die Dinge sogar heute noch besser regeln kann, möchte ich den Forumfans hier mal nahelegen.


    Ich halte eine (lockere) Randbebauung + Neuen Markt im Moment für die beste Lösung. Eine volle Bebauung des gesamten Areals würde meines Erachtens keine gute Synthese bedeuten, sondern zwei verschiedene Städtebausprachen nebeneinander quetschen.


    Korrektur: Direkt zwischen Panoramahaus und Marienkirche ist wohl zu wenig Platz, aber westlich der Kirche, Richtung Spandauer sollte der Rand bebaut werden. Inklusive Reformatorendenkmal. Das ist eigentlich ein Muß in Deutschland und ein Frevel, wenn das nicht geschieht.

  • Naja... da ist mir der Gedanke an eine gepflegte und ansehnliche Grünfläche lieber. Mit diesem nur auf den Fernsehturm einzwängenden Blick könnte ich nichts anfangen und bekäme da eher Platzangst.
    Nene, ich bleib dabei. Das Rathausforum als größere Grünanlage macht an dieser Stelle Sinn vor allem dann wenn rundherum in den nächsten Jahren (Molkenmarkt, MEF - langfristig, Petriplatz, Alex) die Bebauungsdichte deutlich zugenommen haben wird.


    Rein von den Prioritäten sehe ich die Anlage direkt am Fernsehturm auch eher in der letzten Reihe. Ich denke mal, dass die Reihenfolge
    - MEF/Molkenmarkt
    - Alex
    - Rathausforum
    - Turm


    sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken wird.

  • Heute fand im Roten Rathaus die erste Veranstaltung des Stadtforum 2030 statt, auf der über die künftige Berliner Stadtentwicklungsstrategie diskutiert wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde am Rand auch das Thema Rathausforum und IBA in der Innenstadt gestreift. Stadtentwicklungssenator Müller machte dazu folgende Aussagen:
    Die IBA hat nicht das Ziel, Gebiete zu entwickeln, in denen die Investoren ohnehin schon Schlange stehen. Vielmehr soll sie Gebiete entwickeln, die derzeit noch nicht im Fokus der Investoren stehen, die aber große Potenziale haben. Dabei mahnte er eine strategische Planung für mehrere Jahrzehnte an. Daher hält er eine Konzentration der IBA auf die Innenstadt nicht für sinnvoll.
    Eine mögliche Bebauung des Rathausforums wäre weiterhin nicht geignet, das Berliner Wohnungsproblem zu lösen. Einerseits wäre die Masse zu gering, andererseits würden hier keine der gefragten preiswerten Sozialwohnungen entstehen.
    Über die Weiterentwicklung des Rathausforum soll in einem längeren Diskussionsprozess entschieden werden, bis 2019 würde aufgrund der Bauarbeiten dort ohnehin nicht gebaut werden können. Nach meinem Eindruck hat sich der Vorstoß von Herrn Stöß damit erledigt.


    In der folgenden Publikumsdiskussion kam dieses Thema auch zur Sprache. Ein Herr Erich-Delattre aus Hamburg-Altona (offenbar ist das der Leserbriefschreiber, den Konstantin zitiert hat) sprach sich für eine Bebauung des Rathausforums aus. Viele andere Redner plädierten dagegen für den Erhalt innerstädtischer Freiflächen.

  • Ich verstehe immer noch nicht, warum eine Bebauung auf dem Areal im totalen Gegensatz zu innerstädtischen Freiflächen dargestellt wird.


    Man kann doch beides an diesem Ort machen? Aber offensichtlich ist diese Art der Diskussion gewollt?

  • Nach meinem Eindruck hat sich der Vorstoß von Herrn Stöß damit erledigt.


    Nach meinem Verständnis darf auch Herr Müller weiterhin seine Meinung vertreten - mehr ist es dann aber auch nicht. Selbstverständlich wird die nicht nur von Herrn Stöß angeregte Debatte über eine Bebauung dieser und der umliegenden Brachflächen auf dem Gelände der Berliner Innenstadt auch in Zukunft intensiv geführt werden. Ob es Klarenbach nun passt oder nicht...


  • Man kann doch beides an diesem Ort machen? Aber offensichtlich ist diese Art der Diskussion gewollt?


    Ja. Weil es auch garnicht um Stadtentwicklung oder gar Architektur geht. Es ist eine Weltanschauungsfrage.
    Dazu muss man wissen, dass die 'sozialistische Stadt' weit mehr war, als einfach nur ein urbaner Lebensraum. Sie war immer auch der steingewordene Ausdruck klarer ideologischer Dogmen - Funktionsraum und Machtrepräsentation zugleich. Mit breiten Aufmarschmagistralen, zentralen Huldigungsstätten, einzelnen kultisch stilisierten Höhendominanten, weitgehend gleichgeschalteter Sozialstruktur. Die Überhöhung der eigenen Ordnung gegenüber allen anderen war grundsätzlich systemimmanent. Unter diesen Gesichtspunkten muss man auch die heute noch geführten Diskussionen betrachten.

  • ^
    Wenn ich also eine Freilassung des Rathausforums als Grünfläche - zum Ausgleich der künftig immer dichter bebauten Umgebung - befürworte bin ich ideologisch verblendet und hänge dem sozialistischen Städtebau an?

  • Also irgendwie kommen wir mit solchen Vorwürfen nicht weiter. Diskussion schön und gut, aber Prioritäten haben erstmal andere Gebiete. Ich würde mir wünschen, dass man mit solcher Inbrunst (benötigter Wohnraum, Belebung etc) für den Molkenmarkt solche Presse machen würde. Gerade dort ist Platz und eine politische Aufladung weit geringer, als es auf dem Bereich vor dem Fernsehturm bei den Diskussionspartnern zu finden ist.

  • Noch dazu: eine Verdichtung des Gebietes am Rathausforum kann nur erfolgen, wenn drumherum alles dicht genug ist, um eine weitere Bebauung zu rechtfertigen.
    Molkenmarkt, Petriplatz, Breite Straße, Schinkelplatz, Rochestraße und der Alex selbst sind doch Gebiete (plus ggf. Marx-Engels-Forum), die einfacher durchsetzbar sind und eher aus einem Dornröschenschlaf wach geküsst können.


    Die Dichte Berlins Mitte und Urbanität ist nicht nur Sache des Rathausforums, sondern vorallem erstmal den Rest des Stadtursprungs Berlins/Cöllns.

  • Na, so schnell wie Klarenbach wird der "Vorstöß" sicher nicht beerdigt, auch wenn es K. schmerzt. Ich glaube nicht, dass sich der SPD-Vorsitzende von seinem unterlegenen Konkurrenten und Bausenator Müller zurechtwisen lässt - zumal Stöß mit dem Fraktionchef Saleh eine Partnerschaft eingegangen ist. SPD nd CDU im Abgeordnetenhaus werden einen Antrag basteln, der Herr Müller verpflichtet dass zu tun, was er nicht will. So haben es die Koalitionäre in Sache "Neue Liegenschaftspolitik" und Nussbaum auch gemacht. Dann kann Müller sehen ob er das umsetzt (und Senator bleibt) oder zurücktritt. Ich tippe mal auf Klebearsch.


    Und dann gibt es ja noch den Regierenden Bürgermeister, seit 1999 Länderchef mit Richtlinienkompetenz. Ganz raushalten wird der sich da auch nicht können.


    Die B-Pläne für die Breite Straße und den MM schmoren, weil man sich angeblich zwischen CDU und SPD noch nicht über die Verschmälerung der Straße verständigt hat.

  • Wenn ich also eine Freilassung des Rathausforums als Grünfläche - zum Ausgleich der künftig immer dichter bebauten Umgebung - befürworte bin ich ideologisch verblendet und hänge dem sozialistischen Städtebau an?


    Bei Tel33's Darstellung handelte es sich eher um eine Beschreibung der realexistierenden Diskussion und politischen Lager, womit er wohl nicht ganz unrecht hat. Leider bewegen sich solche Diskussionen häufig auf diesem Niveau.


    Bei uns ist hoffentlich mehr drin.


    Wie steht man denn hier zu einer lockeren Randbebauung, wie ich sie vorschlug. Das wäre meiner Meinung nach perfekt, würde die erdrückende Weite mildern und urbanes Flair zurückbringen. Obendrein vor allem die beiden geschichtlichen Paradigma augenscheinlich werden lassen.


    Für mich eine perfekte Berlin-Lösung. MEF sollte dagegen exakt nach historischem Raster bebaut werden.

  • ....Es ist eine Weltanschauungsfrage.
    Dazu muss man wissen, dass die 'sozialistische Stadt' weit mehr war, als einfach nur ein urbaner Lebensraum. ....Unter diesen Gesichtspunkten muss man auch die heute noch geführten Diskussionen betrachten.


    Das stimmt,ist aber für die heutige Diskussion gegenstandslos. Ich bin für die Beibehaltung der Freifläche,wenn sie teilbebauen will ,dann IMHO nur im größeren Zusammenhang.Dann müssten die Rathauspassagen weg,alles andere macht gar keinen Sinn.Am wenigsten macht es Sinn den Fernsehturm in einen Hinterhof zu stellen. Und eins muss klar sein.Belebt man die alten Strassenraster incl.der Straßenbreite und baut nach heutigen Maßstäben ( höher als damals) wird es in den engen Straßen dunkler als früher. Wenn da heute gebaut würde dann sowieso 6 Geschosse + Staffelgeschoß. Das ganze wäre eine reine Privatnutzung an so einem öffentlichen Ort,sollte man auch mal darüber nachdenken.

  • Bei uns ist hoffentlich mehr drin.


    Das hoffe ich auch.


    Das Rf würde doch mittelfristig eine Einrahmung erhalten (MEF in 20 – 30 Jahren, Platten an der KLS + Rathausstraße, Fernsehturm/Alea/Panoramahaus + mgl. Nachbarbebauung).
    Eine weitere Fragmentierung des Rfs halte ich daher und auch aufgrund der geringen Fläche für unnötig.


    Stößes Vorstoß ist nett gemeint aber irgendwie auch ein bisschen weltfremd. Er wünscht sich also eine IBA für das historische Zentrum. Was meint er denn wie hoch die Grundstückspreise steigen würden wenn das Areal erstmal als Bauland deklariert wird? Die ganzen Grundstückseigentümer werden ihr Bauland wohl kaum zu einem IBA-verträglichen Preis verkaufen wenn genügend private Investoren Schlange stehen um ihre Projekte zu entwickeln.