Historische Mitte Altona

  • Historische Mitte Altona

    Dieses Thema habe ich nicht gefunden, halte es aber für eine gute Sache und dringend wert, dass darüber gesprochen wird:


    Die verschwundene Mitte Altonas sollte wiederbelebt werden. Wie? Mit einer wohldosierten und mutigen Bebauungsverdichtung im Bereich der Trinitatiskirche unter Einengung der Königstraße und ihrem nichtsagenden, verwahrlosenden Begleitgrün. Im Zuge dessen sollte man den gesamten Grünzug, der sich von der S-Bahn Holstenstraße bis zum Fischmarkt zieht, einer Umplanung unterziehen. Bemerkt überhaupt jemand, dass es diesen gibt?
    Es gibt bereits eine Initiative, die die Diskussion langsam angeschoben hat, das kann hier nun fortgesetzt werden.

  • Als langjaehriger Altonaer der vielleicht eines Tages mal aus Paris zurueck nach Hamburg kommt, kann ich diese Idee nur unterstuetzen. Staedtebaulich waere es dringend notwenig den halbwegs intakten Strukturen auf der Ottenser Seite des Altonaer Bahnhofes im Osten ein Gegenstueck zu verpassen. Die jetztige Situation ist 65 Jahre nach der Zerstoerung der Stadt langsam mehr als unhaltbar. Der Stadtraum wirkt ungeordnet und bietet wenig bis gar keine Aufenthaltsqualitaet. Grade im alltaeglichen Vergleich mit Paris bemerkt man (bzw bemerke ich) wie verheerend der aktuelle Zustand in Altona-Altstadt ist.


    Dies ist besonders aergerlich, da die Lage ueber ein enormes Potenzial verfuegt - Sie ist zentral gelegen, gut erschlossen und elbnah. Hier koennten langfristig tausende von familientauglichen Wohungen entstehen. Allerdings bedarf es dafuer einer Masterplanung und vor allem des Willens, das Areal ueber einen Zetraum von vielleicht 20 Jahren umzukrempeln.


    Der vielversprechendste Weg weare m.E. ein staedtebaulicher Wettbewerb, der zwei Teile beeinhaltet: Einen kurzfristig zu realisierenden Kern (also ein groesseres Wohnbauprojekt) als Nukleus, damit es einen sichtbaren Projektbeginn gibt und - zweitens - eine langfristige Masterplanung zur Umgestaltung, Neugestaltung und Nachverdichtung des Altonaer Ostens.


    Ich wuerde mir an dieser Stelle keine historisierende Altstadt-Atrappe wuenschen, sondern modernes zeitgemaesses Bauen, dass sich aber vom Massstab und Grundsatz her an innerstaedischen Wohn- und Geschaeftsgebieten der Gruenderzeit orientiert. Im Wesentlichen also eine fuenf- bis sechsgeschossige Blockrandstruktur mit einigen Quartiersplaetzen. Wichtig waere, dass man teilweise den Mut haben muesste das bestehende Nachkriegs-Strassenraster aufzugeben und die Stadtstruktur voellig neu zu gestalten.


    Wenn es gelaenge die Schule zwischen Koenigstrasse und Struenseestrasse zu verlagern und das riesige Schulgelaende neu zu bebauen koennte an dieser Stelle so ein Ausgangspunkt fuer eine Umgestaltung entstehen.


    PS 1: wilkommen im Forum uebrigens, Josef.


    PS 2: Schoen waere es, wenn mal einer der zahlreichen Forums-Fotografen aus Hamburg des Ist-Zustand dieses Viertels hier dokumentieren koennte.

    Einmal editiert, zuletzt von Midas ()

  • Im Zuge dessen sollte man den gesamten Grünzug, der sich von der S-Bahn Holstenstraße bis zum Fischmarkt zieht, einer Umplanung unterziehen. Bemerkt überhaupt jemand, dass es diesen gibt?


    Aber ja, selbstverständlich ist der Grünzug bekannt! Er ist eine hervorragende Fahrradroute, und ich bin froh, dass es solche Grünzüge gibt. Is' ja wohl die Höhe, den wegplanen zu wollen! ;)

  • Es gibt hier ja immer wieder gute Ideen, wo etwas getan werden sollte. Ich möchte in diesem Zusammenhang mal auf den Petitionsausschuss bei der Hamburger Bürgerschaft verweisen: http://www.hamburgische-buerge…_sta.tpl&sub1=94&cont=228


    Dort können Bürger Anliegen einreichen, die dann evtl. an den Senat zur Bearbeitung weitergereicht werden. Ich denke für einige der Ideen hier, würde sich eine solche Petition anbieten, z.B. auch für einen Masterplan Altona-Altstadt.

  • Aber ja, selbstverständlich ist der Grünzug bekannt! Er ist eine hervorragende Fahrradroute, und ich bin froh, dass es solche Grünzüge gibt. Is' ja wohl die Höhe, den wegplanen zu wollen! ;)



    Das stimmt!
    Aber zum Glück hat das ja auch keiner vor.



    ... eine solche Petition anbieten, z.B. auch für einen Masterplan Altona-Altstadt.



    Ich glaube, das ist schon in der Mache.

  • Sollte nicht der Fernbahnhof verlegt werden um Platz fuer Wohnungen zu schaffen ? In diesem Kontext kann ja vielleicht etwas Schwung in eine generelle aufwertung Altonas kommen.


  • Anbei mal eine Skizze die illustrieren soll, was an Baumasse und an "Stadtkorrektur" auf dem von mir in Post #2 bereits erwaehnten Schulgelaende entstehen koennte - als Auftakt fuer weitere Entwicklungen in Altona. Quelle: Ich auf Basis von GoogleMaps. Direklink falls das Thumbnail nicht funktioniert: http://img20.myimg.de/newaltonasmall01d88c0.jpg Diese urbanen Un-Raeume (aus heutiger Sicht) muessten m.E. dringend entwickelt werden und bergen ein riesiges Potential.

  • @ Midas: Die von Dir vorgeschlagene Neubebauung des Schulgeländes kann die heutige Situation nur verbessern. - Zur Zeit wirkt der Stadtraum dort wie eine Durchgangsstation.


    Die Blockrandbebauung sollte allerdings unterschiedliche Fassaden-Typen aufweisen. Durch teilweise klassisch-moderne Fassaden (ähnlich wie beim Westend in Ottensen) könnten die wenigen verbliebenen Altbauten im Umfeld "Verstärkung" bekommen. Eine einheitliche Gestaltung wie in der Jarre-Stadt lehne ich ab.


    Die Schule hat für den Stadtteil aber auch eine belebende Funktion. Diese könnte meiner Meinung nach an einer Stelle dieser Fläche in Form eines Hochbaus zentriert werden.


    Nördlich des heutigen Schulgeländes befinden sich an der Königstraße teilweise noch die Pfähle der alten Straßenlaternen. Es wäre schön, wenn die alten Laternen wieder hergestellt und mit modernen Leuchmitteln betrieben würden.


    Ganz in der Nähe soll noch bis in die Nachkriegszeit hinein das Alte Altonaer Rathaus gestanden haben. In diesem Fall halte ich eine Rekonstruktion für wünschenswert, um diesem Stadtteil wenigstens ein kleines Stück seiner Identität zurückzugeben. Kennt jemand die genaue Stelle?

  • Hier ein Flyer zum Thema Reko des Rathauses. König-/Ecke Dosestr. Also schon ein Stück weg, von der heutigen Innenstadt. Heute steht da wohl eine ARAL-Tanke. Scheint wirklich "süß" gewesen zu sein. Muss mir Altona bei meinem nächsten Besuch mal genauer anschauen. Kenne nur das Rathaus und den Platz davor, mit diesem starken Brunnen. Scheint nen Spaziergang wert zu sein.

  • Die Schule hat für den Stadtteil aber auch eine belebende Funktion. Diese könnte meiner Meinung nach an einer Stelle dieser Fläche in Form eines Hochbaus zentriert werden.


    Da hast Du nicht ganz unrecht und irgendwo muss die Schule ja auch bleiben. Ein Hochhaus finde ich aber vielleicht ein Bisschen zu viel des Guten fuer eine Schule.


    Wenn ich mir die heutigen Baumassen so ansehe denke ich aber, dass allein schon einer der der vier von mir auf dem Schulgelaende vorgeschlagenen Bloecke saemtliche Raeumichkeiten aufnehmen koennte. Wenn man sich beispielsweise vorstellt, dass der oestliche Block (fuenf oder sechs Etagen) keine innere Bebauung haette sondern einen "freien" Innenhof in dem vielleicht maximal eine Aula oder eine kleine Sporthalle steht sollte das schon reichen (siehe Illustration)


    Was die Fassaden angeht gebe ich Dir recht: Die Bloecke sollten aus einzelnen Objekten zusammengesetzt werden, die in einem "Rutsch" gebaut werden aber dabei individuell entworfen und gestaltet sind.


    Wichtig faende ich ausserdem der Kirche als "Ortsmarke" wieder eine halbwegs inkakte Raumsituation zu geben. Die Flaechen zwischen der Kirche und der noerdlich gelegenen Strasse sind heute verschwendet und sollten bebaut werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Midas () aus folgendem Grund: Illustration hinzugefuegt

  • @ Ben: Die Ecke König-/Dosestr. ist wirklich "weit ab vom Schuss". Quasi um die Ecke liegt der westliche Eingang zur Reeperbahn. Die Hochhäuser dort sind nicht gerade ein würdiges Umfeld für eine Rekonstruktion des Alten Altonaer Rathhauses. Die Nähe zur Kirche auf der anderen Seite passt schon besser dazu. (Siehe auch Illustration von Midas - oben rechts.)



    @ Midas: Mit "Hochbau" für die Schule war einfach etwas Höheres und Zusammenhängenderes als die gegenwärtige Bebauung gemeint. Die Blockstruktur mit 5 bis 6 Geschossen finde ich gut.


    Der Park südlich der Kirche ist jetzt schon ziemlich schmal. Da hätte eine zusätzliche Bebauung nur den Vorteil, dass die monotone Hexenberg-Siedlung vedeckt würde.

  • Wenn man schon im großen Maßstab umstrukturieren würde, dann schlage ich vor, dass die Königstraße, Kirchenstraße, Mörkenstraße und Blücherstraße alle in einen angemessen dimensionierten Kreisel münden.


    Den Spielplatz an der Behnstraße (westlich der Schule) sollte man beibehalten bzw. aufwerten.

  • Der Park südlich der Kirche ist jetzt schon ziemlich schmal. Da hätte eine zusätzliche Bebauung nur den Vorteil, dass die monotone Hexenberg-Siedlung vedeckt würde.


    In diesem Bereich ist die Bebauung in meinem "Entwurf" aus genau diesem Grunde nicht zusaetzlich sondern stattdessen. Ich habe den Abobe Photoshop Bagger anrollen lassen und die westliche Haelfte der Hexenberg Siedlung planiert und ueberbaut. Vergleiche hier. Die oestliche Haelfte habe ich stehen gelassen, weil ich dachte, dass das ganze mit zu vielen wilden Abriss-Phantasien dann unrealitsch wird. Ich denke aber es ist hier noetig dem Park eine klare und ansprechend gestaltete Raumkante zu geben.


    Ganz ohne Abrissbirne wird man insgesamt nicht auskommen.


    >dann schlage ich vor, dass die Königstraße, Kirchenstraße, Mörkenstraße und Blücherstraße alle in einen angemessen dimensionierten Kreisel münden.


    >Den Spielplatz an der Behnstraße (westlich der Schule) sollte man beibehalten bzw. aufwerten.


    Stimmt. Man koennte nur das obere Drittel meines Blocks (des westlichen Blocks) bauen um den Spielplatz von der Strasse zu trennen und die suedlichen Zweidrittel frei lassen.


    Der Kreisel ist an sich auch eine gute Idee, ich bin mir nur nicht sicher, ob er passt, ohne gleich allzu grossflaechig abzureissen.


    Wenn ich Zeit habe werde ich das mal entsprechend in meine Karte einzeichnen.

  • Der Kreisel kann ja etwas mehr in das Schulgelände hineinragen, damit nördlich des Kreisels nichts verschoben werden muss. Da nach deiner Vorstellung die Schule eh geplättet werden solle, wäre das ja möglich.

  • Der Kreisel kann ja etwas mehr in das Schulgelände hineinragen, damit nördlich des Kreisels nichts verschoben werden muss.


    Stimmt. Allerdings muss ich dann sagen, dass ich einen Kreisverkehr der nicht in der Achse der Koenigstrasse liegt aus staedtebaulichen Gruenden nicht fuer wuenschenswert halte - dann lieber eine vernuenftig gestaltete Kreuzung. Im Prinzip finde ich die Kreisverkehr-Idee an dieser Stelle sehr gut, aber realistisch glaube ich, dass man dann auch an die Bebauung und die Strassenverlaeuffe an der Nordseite der heutigen Kreuzung "ran" muss.


    Hier nochmal eine nachgebesserte Baumassenverteilung mit Spielplatz im Westen, jedoch vorerst ohne Kreisel.


  • Und hier noch einmal eine Variante mit dem von DiggerD21 angeregten Kreisverkehr. (Der Link ist okay, myimg.de ist machmal etwas langsam)


    Meine Meinung dazu: Mit dem Kreisverkehr und der angepassten Babauung wirkt das ganze viel schluessiger und stimmiger als mit der Kreuzung. Allerdings: Je weiter man solche Gedanken spinnt und je mehr Veraenderungen man in einen Entwurf einbaut, desto schwieriger - um nicht zu sagen unrealistischer - wird das ganze. Ich finde die Loesung insgesamt aber noch "im Rahmen" des halbwegs realistischen.

  • Der Kreisverkehr schafft eine schöne Platz-Situation. In der Mitte könnte eine Skulptur mit einem Altona-Thema platziert werden.


    Ein Argument gegen die Umsetzung ist meiner Meinung nach die "spitze Ecke". Ein Abbiegen scheint da nicht praktikabel.


  • Ich habe noch einmal ueberarbeitet... Das Verlagern der Schule vom vierten in den zweiten Block bringt nicht nur die Schule naeher an den Spielplatz, sondern erlaubt auch - wenn man denn einen Kreisverkehr will - eine interessantere Gestaltung des neuen runden Platzes um den ebendiesen Kreisverkehr. Siehe hier.


    DonjonO5's Problem mit dem rechtsabiegen an der Spitzen Ecke sehe ich als nicht so dramatisch an. Der Kreisel ist sehr grosszuegig angelegt: PKW und Lieferwagen und kleinere Lastwagen kommen locker um die spitze Ecke, eine regelmaessige Linienbusvernindung die dort abbiegt gibt es nicht und die handvoll besonders grosser Lastwagen oder Reisebusse muesste ggf eine Ehrenrunde fahren.

  • Das sieht schon ganz nett aus. :) Wenn man vom Kreisverkehr die Kirche in vollem Umfang sehen könnte (z.B. indem der nördlich der Kirche angedachte Gebäudeblock etwas nach hinten versetzt wird und der entstandene Freiraum durch einen Fußgängerboulevard genutzt wird) und zumindest das erste Hochhäuschen (neben dem roten Punkt) gegen Blockrandbebauung ersetzt würde, hätte man eine richtig attraktive Sichtachse.


  • Was die beiden Punkte angeht bin ich etwas skeptisch. Ich bin zwar kein Freund der "aufgelockerten Bauweise" aber ausgerechnet die beiden Punkthauser (siehe Ausschnittsvergroesserung) gehoeren fuer mich noch mit zum Besseren der 50er-Jahre-Architektur in Hamburg. Adrett saniert und in einem aufgewerteten Umfeld koennten sie ganz gut aussehen. Ausserdem denke ich dass man wie schon gesagt aufpassen muss nicht in reines Wunschdenken abzudriften.


    Die Plaene sollten so angelegt sein, dass mit einem ueberschaubaren(!) Mass an Stadtumbau ein Anfang fuer eine weitere Entwicklung gemacht wird. Dieser Startschuss sollte nicht damit stehen und fallen, dass gleich grossflaechig Bestandsbauten agerissen werden mussen. Das koennte nach hinten losgehen und nur dazu fuehren, dass solche Projekte nie angegangen werden.


    Zur Kirche: Ich finde im Gegenteil, dass die Kirche staedtebaulich etwas eingefasst werden muss. Das bringt natuerlich mit sich, dass man sie nicht mehr aus jedem Winkel bildfuellend sehen kann. Entscheidend ist aber, dass das Portal durch die neue Strassenflucht nicht zugeaut wird.