Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Update

    Nachdem mein Beitrag eben mitten beim Tippen durch eine Aktualisierung verschwand, noch mal die Infos ganz knapp (für mehr Hintergründe sind daher die Links sehr zu empfehlen, zumal gerade die Mopo-Artikel diesmal sehr gut geschrieben sind):


    Sehr positiver Trend für 2014 und 2015:
    2014 gab es ein unerwartet hohes BIP-Wachstum von 2,2% (nach dem schwachen 1. Halbjahr rechnete man mit 1,2%) und einen Zuwachs bei den versicherungspflichtigen Jobs um 40.000. Auch das erste Quartal 2015 begann mit einem satten Zuwachs von 2,5% und bisher sieht es so aus, als werde man im zweiten Quartal auf ein ähnliches Niveau kommen. Der Jobmotor läuft auch wieder: Im Januar 2015 hatte man 3,3% mehr sozialversicherungspflichtige Stellen als im Vorjahr. Zumindest im April gab es aber keinen allzu starken Rückgang bei den als arbeitssuchend gemeldeten (rund 200.000 oder 11%). Da wurde in den ersten Monaten wohl schon viel vorweggenommen.
    M o p o
    rbb



    YouTube eröffnet Filmstudio in Berlin:
    In Kooperation mit einer Berliner Filmschule hat Google-Tochter YouTube nun ein eigenes Studio in Berlin eröffnet. Dort können Kanäle mit mehr als 1.000 Abonnenten künftig kostenlos diverse Räumlichkeiten und modernste Filmtechnik (4k-Kameras, Greenroom, Mac-Computer mit moderner Schnitttechnik) nutzen, um hochwertigere Filme mit 360-Grad-Aufnahmen sowie authentischen Settings zu produzieren und so mehr Aufrufe und mehr Werbeeinnahmen für YouTube und somit auch den Kanal selbst zu generieren. Also ein win-win-Szenario. Vorläufer gibt es bereits in NYC, LA, Sao Paulo, Tokyo und London.
    Spiegel Online
    Wirtschaftswoche

  • BMW bekommt Konkurrenz direkt vor der Haustür. Ein Start-Up will das Tesla-Modell nun auch für die Moped-Industrie kopieren und kleine e-Mopeds komplett mit Akku und Zulassung ab 1.700 Euro vertreiben (bei BMWs e-Scootern ist es eher der zehnfache Preis). Gefertigt werden die Mopeds zunächst aus bereits vorhandenen Komponenten (Yamaha-Roller plus Panasonic-Akkus) in China. Jedoch nur auf Bestellung und per Direktlieferung - Lager wird es nicht geben. Später sollen dann auch eigene Modelle in Berlin entwickelt werden. Inzwischen wurden schon in mehreren Finanzierungsrunden 3 Mio Euro eingesammelt. Bis Ende des Jahres soll es bis zu 100 Mitarbeiter in Berlin geben...
    Berliner Zeitung

  • Völker der Welt, schaut auf diese Stadt...

    ...und besucht sie am besten auch gleich. So denken Tourismusindustrie und Einzelhandel und freuen sich entsprechend über jede Großveranstaltung mit überregionaler bzw. internationaler Strahlkraft.


    Große Events kommen bald wieder im Sport mit den Finalspielen in DFB-Pokal und Champions League. Allein letzteres wird der Stadt laut Handelsblatt wohl 36 Millionen Mehreinnahmen bringen. Zumindest einen Imageschub aber auch weiteres Interesse gerade bei Israelis weltweit werden die Maccabi Games einbringen, die erstmals in ihrer 70 Jahre alten Geschichte in Deutschland stattfinden werden. Generell wird die Standortvergabe als historisch betrachtet. Die Spiele werden bewusst an ehemaligen Nazi-Schauplätzen ausgetragen, es werden Enkel von früher ausgegrenzten jüdischen Sportlern teilnehmen.
    Sueddeutsche
    Juedische Allgemeine
    Berliner Zeitung


    Die arabische Welt wird wohl eher die 30 Folgen der Seifenoper "Memory of a paper" verfolgen, die in Berlin produziert und genau zur besten Sendezeit im Rammadan ausgestrahlt werden. Man rechnet mit ca. 220 Millionen Zuschauern und einem "gewaltigen Werbeeffekt" (der Berlin-Tourismus boomt ohnehin in den arabischen Staaten). Trotz eines vergleichsweise geringen Etats gilt das Projekt als eines der aufwändigsten Auslandsproduktionen, die je von arabischen Filmteams erstellt wurden. Parallel wird mit der 5. Staffel von "Homeland" auch erstmals eine komplette Staffel einer großen US-Serie in Deutschland produziert. Bekanntlich stecken US-Filmteams immense Summen in solche Produktionen und verdienen umgekehrt auch viel mehr damit als mit Kinofilmen. Auch hier hofft man entsprechend auf positive Nebeneffekte für die Hauptstadt.
    Welt zu Memory of a Paper
    Berliner Zeitung zu Memory of a Paper
    FAZ zu Homeland
    Sueddeutsche zu Homeland

  • Arbeitslosigkeit in der Region schrumpft weiter:
    Berlin und Brandenburg haben (für sich wie auch gemeinsam) die niedrigste Arbeitslosigkeit seit der Wende erreicht. In Berlin ging die Zahl im Mai um 4.624 (0,2%) zurück, in Brandenburg sogar um 5.245 (0,4%). Mit 196.353 bzw. 10,8% sowie 112.921 bzw. 8,5% Arbeitssuchenden gab es seit 1991 keinen besseren Mai mehr.
    RBB


    Studie zählt Berlin zu den wettbewerbsfähigsten Standorten weltweit:
    Glaubt man der Studie Global Cities 2015 von A.T. Kearney wird das Wachstum auch weiter voranschreiten. Unter 125 untersuchten Städten belegte Berlin in den beiden Rankings zur aktuellen (17) und zukünftigen global Stärke (13) jeweils Positionen unter den ersten 25 und zählt damit zu den 16 besonders starken Standorten der Welt.
    Finanzen.at


    Neue Zukunftsschmiede am Start:
    Die Zukunftsfähigkeit einer Stadt wird natürlich gerade durch ihre Innovationskraft bestimmt. Daher werden neue Zukunftsschmieden immer mit großer Hoffnung begleitet - und von denen wurden in Berlin in den letzten Monaten und Jahren schon sehr viele geschaffen. Nun haben das Medizintechnik-Unternehmen Ottobock sowie das speziell auf Rapid Prototyping ausgerichtete Fab Lab Berlin kürzlich den sogenannten "Open Innovation Space" eröffnet. Weitere Partner werden u.a. TU Berlin sowie das Design Research Lab der UdK sein. Neben klassischen Werkzeug wie Holzbearbeitungsmaschinen wird dort Erfindern modernstes Equipment wie 3D-Drucker, Lasercutter, Platinen- und CNC-Fräsen sowie CAD-Software zur Verfügung stehen. So sollen rasch qualitativ hochwertige Prototypen erstellt werden können. Aber auch die Digitalisierung und zunehmende Vernetzung sollen hier erforscht und vorangetrieben werden.
    Finanzen.net


    Nachdem ich wie gesagt viele ähnlicher Projekte (sei es von großen internationalen Unternehmen oder regionalen Mittelständlern) verfolgt habe, scheint hier wirklich eine kritische Masse erreicht zu sein. Ich finde die Vergleiche zum Silicon Valley inzwischen nicht mehr ganz so albern und vermessen. Auch große und kleine Innovationsmessen zu allen möglichen Themen konzentrieren sich zunehmend in der Stadt. Natürlich braucht es Zeit, bis die neuen Wertschöpfungsketten greifen und aus Innovationen wettbewerbsfähige Produkte werden. Der Nährboden dafür scheint aber durchaus vorhanden zu sein.


    Licht und Schatten in der Industrie:
    Und was macht indessen die gute "alte" Industrie? Die Liste der Erfolge und Rückschläge ist hier mal wieder lang. Wurde die 100 Mio-Investition von BMW kürzlich noch als großer Glücksfall gefeiert, stecken nun auch Rolls Royce (Triebwerke) und Mercedes (Motoren) große Summen in ihre Standorte in und bei Berlin. So können hunderte Arbeitsplätze dauerhaft gesichert und sogar viele neue geschaffen werden. Wie schon bei BMW ist das als klares Bekenntnis zum Standort zu verstehen. Ein solches fehlt Bürgermeister Michael Müller aktuell bei Siemens. Dort sollen im hoch renommierten Turbinenwerk nach ersten Einschnitten erneut hunderte Jobs wegfallen. Insgesamt wird es nach dem Schnitt wohl 400-800 Stellen weniger geben. Noch verhandeln Betriebsrat und Politik mit den Verantwortlichen, wobei der Druck mE zu verpuffen scheint.
    Tagesspiegel zu Siemens
    MOPO zu Rolls Royce
    Berliner Zeitung zu Daimler


    Überrascht hat mich übrigens ein kleiner Artikel zu BASF. Ich wusste gar nicht, wie stark man dort in 15 Jahren gewachsen ist. Anfänglich (2005) sollten hier bis zu 450 Jobs entstehen. Inzwischen seien es 1.200 geworden...
    Mopo

  • Rolls Royce wird am Standort Dahlewitz in den nächsten Jahren in Dahlewitz noch viel Aderlass betreiben.Also nicht alles glauben was in der Zeitung steht

  • Digitale Revolution - Quo vadis Berlin?

    Amazon eröffnet neues Entwicklungszentrum - bis zu 450 neue Jobs:
    Mal wieder ein neues Entwicklungszentrum in Berlin? Im Prinzip kommen solche Meldungen seit einigen Jahren regelmäßig. Aber es ist offenbar schon ein sehr ambitioniertes Projekt. Berlin wird Amazons europäischer Standort für das "Maschinen-Lernen": Software-Entwickler, Systemingenieure und Web-Entwickler sollen hier bspw. neue Technologien rund ums Cloud Computing sowie der Analyse großer Textmengen mit Hilfe von Algorithmen entwickeln. Ähnliche Entwicklungsteams gibt es laut Amazon noch bei der Firmenzentrale in Seattle sowie in Bangalore, Indien. In der ebenfalls neu gestarteten Amazon Academy sollen zudem gemeinsam mit Kunden innovative Konzepte und Geschäftsmodelle diskutiert und entwickelt werden. Insgesamt sollen so 450 neue Jobs entstehen. Im Grunde geht es bei diesem Projekt auch um 2 Botschaften:
    -Amazon ist längst mehr als ein Online-Händler.
    -Berlin ist eins der europäischen Zentren für innovative Technologien
    Dazu die Süddeutsche Zeitung


    Local-Motors setzt weiter auf Berlin:
    Local Motors ist schon etwas länger hier, will nun aber expandieren. Zunächst mal wurde ein Wettbewerb für die Mobilität der Zukunft ausgelobt. Gewonnen hat u.a. ein autonom gesteuerter kleiner E-Bus, der Mitfahrer ohne feste Stationen effektiv einsammelt und abliefert, was auch für Post möglich sein soll. Das disruptive Potential eines solchen Projekts ist mE nicht zu unterschätzen. Damit solche Ideen auch umgesetzt werden können, wird nun zunächst ein "Labor" zur Entwicklung von Prototypen errichtet. Anschließend wird man sich dann Gedanken um die Fertigung machen und eine sogenannte "Micro Factory" aufbauen wie sie schon in den USA betrieben werden. Berlin soll ja mittel- bis langfristig zur Europazentrale aufgebaut werden.
    Die Welt
    Mopo


    Fazit: Solche Entwicklungen sind längst mehr als Spielereien. Intelligente Analyse von Daten sowie Vernetzung und Automatisierung von Prozessen ist ein gewaltiger Zukunftsmarkt. Wirtschaftssenatorin Yzer glaubt bspw., dass die Technologieführerschaft in diesen Sektoren immens wichtig ist. Künftig könnten gerade kleinere Fabriken wieder vermehrt dort entstehen, wo die Kunden sind. Wenn Personalkosten minimiert sind, braucht die Wirtschaft wir keine Billiglohnländer mehr sondern intelligente Mitarbeiter und Technologien. Wo die sind, wird dann viel Wertschöpfung entstehen. Die Frage ist natürlich, inwiefern Berlin hier tatsächlich vorne dabei sein wird. Die globalen Verteilungskämpfe haben offenbar längst begonnen.


    Generell wird die neue Rolle Berlins mE immer offensiver inszeniert. Beim Staatsbesuch der Königin ging es heute zur TU, wo sie neben einem Programm mit klassischer Musik und einem historisch geprägten Vortrag Neil MacGregors auch einen Schau mit einem kleinen humanoiden Roboter und einer 360°-Kamera geboten bekam, die beide an der TU entwickelt werden (wobei die Technologie sie scheinbar sogar mehr bewegte als die Kultur). Kürzlich erlebte Berlin das erste Rennen der Formel-E und aktuell probt die BVG für Berlins erste E-Bus-Linie, wobei ein dezentraler Standort verworfen wurde, sodass es nun vom Zoo zum Südkreuz gehen soll. Neue Entwicklungszentren werden offensiv gefeiert. Adlershof ist längst everybody's Darling und was sehen die Nachnutzungskonzepte für die Flächen in Tempelhof und vor allem Tegel vor?
    Tagesspiegel zu Tempelhof

  • Arbeitslosigkeit sinkt weiter

    Der Juni verlief sehr erfreulich. Mit 191.613 gemeldeten Arbeitslosen (-4.740 oder -2,4% zum Mai bzw. - 9.577 oder -4,8% zum Juni 2014) gab es noch mal einen deutlichen Rückgang. Da aktuell zugleich viele neuen Jobs entstehen, sank die Arbeitslosenquote erstmals auf 10,5% (-0,3% bzw. -0,5%). Niemals seit der Wendezeit gab es weniger Arbeitslose in Berlin. Ähnlich schöne Zahlen gab es aus Brandenburg. Die absolute Arbeitslosigkeit sank auf 109.860 (-3.061 bzw. 10.393) oder 8,3% (-0,2% bzw. -0,7%).
    Morgenpost
    RBB

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Schulden tilgen und mutig investieren...

    ...klingt wie die Quadratur des Kreises und gerade im Kontext der Griechenlandkrise illusorisch. Immerhin etwas Hoffnung gibt es aus "Deutschlands Griechenland" Berlin (auch wenn die Rahmenbedingungen natürlich nicht wirklich zu vergleichen sind). Bekanntlich hat sich die Deutsche Hauptstadt über Jahre und Jahrzehnte einen sehr schlechten Ruf erarbeitet und selbst nach dem zuletzt leichten Abschmelzen des Länderfinanzausgleichs äußerst unbeliebt gemacht.


    Schulden tilgen
    Tatsächlich wurde über viele Jahre härter gespart als in allen anderen Bundesländern. So konnten bei sinkenden Zuschüssen doch gewisse Überschüsse erzeugt werden. Das liegt zum einen an höheren Einnahmen (Steueraufkommen) und zum anderen an niedrigeren Ausgaben (weniger Arbeitslose/ Sozialabgaben und geringere Zinsen). In Folge sanken die Schulden zuletzt auf rund 60,25 Mia (Juni 2015) was in Kombination mit Umschuldung die jährliche Zinslast um 700 Mio(!) also von 2,45 auf 1,75 Mia drücken konnte. Ende des Jahres wird voraussichtlich die 60 Mia-Marke unterschritten und die Quote der Verschuldung am BIP von dereinst über 70% auf knapp 53% absinken. Laut Rating-Agenturen steht Berlin damit wieder besser auf den Beinen und wird seine Schulden zunehmend eigenständig bedienen können und auch die Schuldenbremse ab 2020 dürfte so eingehalten werden. Nur falls dann der Länderfinanzausgleich völlig kippt, könnte es rund 350 Mio Defizit geben. Beim positiven Szenario könnte Berlin hingegen in den kommenden 10-15 Jahren die Schuldenquote am BIP auf den Bundesschnitt (aktuell 30%) senken und den Status als "Nehmerland" abgeben.


    Mutig investieren
    Auf der anderen Seite hat das Sparen aber auch negative Folgen. Die Stadt plagt sich mit einem Sanierungs- und Investitionsstau. Manches Sparen ist sogar teuer, weil es zu unverhältnismäßig hohen Folgekosten kommen kann und Potentiale nicht gehoben bzw. im schlimmsten Fall sogar bestehende Strukturen zerstört werden. Daher soll künftig wieder etwas mehr investiert werden. Für 2016/ 17 werden erstmals 3,5% mehr ausgegeben (zuletzt waren es nie mehr als 0,3% was inflationsbedingt einen stetigen Rückgang bedeutete aber angesichts der wachsenden Stadt inzwischen nicht mehr haltbar ist). Allerdings sollen die Gelder primär dorthin fließen, wo sie künftig Einnahmen generieren können oder zumindest bisherige laufende Folgekosten möglichst vermindern. Dennoch wird eindringlich davor gewarnt, jetzt wieder zu viel Geld in die Hand zu nehmen. Berlin könne sich bspw. immer nur ein bis zwei Großprojekte gleichzeitig leisten. Nach dem BER könnte dies bspw. die ICC-Sanierung oder die Umnutzung von Tegel als Technologiepark sein.
    Tagesspiegel
    Morgenpost
    rbb
    B.Z.

  • Berlin platzt aus allen Nähten...

    Bevölkerungsprognosen explodieren:
    Grau ist alle Theorie. So scheint es, als wenn man sich die aktuelle Bevölkerungsdynamik der Hauptstadt kaum erklären kann. Sie übertrifft längst selbst die kühnsten Prognosen. Während gegen den Zensus 2011 noch geklagt wird (er kostete Berlin statistisch 180.000 Einwohner), sind die offiziellen Zahlen schon längst wieder über 3,5 Mio geschnellt; jährlich kommen 40-50.000 neue Einwohner dazu. Ende des Jahres soll eine neue Prognose gewagt werden, die dann wohl für die kommenden Dekaden von einer 4-Millionenstadt ausgehen wird. Ob das wirklich so kommt, kann man wie gesagt kaum seriös voraussagen. Aber planen muss man trotzdem entsprechend. Der zuständige Senator Geisel hat mit dem Boom-Bezirk Lichtenberg immerhin schon einschlägige Erfahrungen gemacht und unterbreitet jetzt pragmatische aber keinesfalls populäre Vorschläge. Nachfolgend eine kleine Auswahl:
    -Dichter und höher Bauen: Traufhöhe und Innenhöfe adé sowie Abwägen, welche "Freiflächen" (Parkplätze, Grünanlagen etc.) bebaut und welche wirklich gebraucht werden und wo dafür dann stattdessen höher und dichter gebaut werden kann
    -Schneller Bauen: Mehr Mitarbeiter in den Ämtern einstellen, Gestaltungskriterien und Denkmalschutz weniger ernst nehmen, Baumfällarbeiten u.ä. ggf. schon erlauben, wenn Erteilung der Baugenehmigung klar absehbar ist
    -Platz & Ressourcen von MIV hin zu ÖPNV, Rad und Fußgänger verlagern
    Morgenpost
    Tagesspiegel
    rbb
    Berliner Zeitung


    Die Reaktionen bei bereits geplanten Nachverdichtungen (e.g. "Hochhäuser" in Innenhöfen, Schließen von alten Baulücken) sind oft sehr hitzig.
    rbb

  • ^Komisch. In der Printausgabe der Morgenpost stand mW was von 3,52 Mio für Anfang 2015. Da scheint es mal wieder unterschiedliche Berechnungsgrundlagen zu geben. So oder so ist die Tendenz aber klar.

  • Das Problem ist vor allem, dass der Senat seit 1999 keine vorausschauende Bodenvorratspolitik mehr betrieben hat. Damals gab es Prognosen, dass Berlin bestenfalls stagnieren, im schlechterten Fall sogar schrumpfen würde. Der Wirtschaftswissenschaftler Meinhard Miegel prophezeite sogar 2002, dass Berlin auf die Größe von Hamburg schrumpfen würde.


    http://www.welt.de/print-welt/…-Hamburgs-eindunsten.html


    Die Folge war eine schrumpfungsorientierte Politik. Städtisches Bauland wurde privatisiert, rund 4500 städtische Wohnungen wurden mit öffentlichen Fördergeldern abgerissen. Heute fällt uns diese Politik auf die Füße. Einerseis gibt es zuwenig preiswerte Wohnungen, andererseits gibt es zuwenig städtische Grundstücke, auf denen preiswerte Wohnungen gebaut werden könnten.


    Heute ist ein Politikwechsel nötig. Allerdings hilft kein hektischer Aktionismus, sondern nötig ist eine langfristig angelegte Wachstumspolitik. Es muss entschieden werden, wo neue Wohngebiete entstehen sollen. Es müssen Bauflächen von der Stadt gekauft werden, es werden auch städtebauliche Entwickklungsgebiete nötig sein, und an eine gute ÖPNV-Anbindung muss auch gedacht werden. Man kann auch in andere Städte schauen, beispielsweise könnte die "Seestadt Aspern" in Wien Anregungen bieten. Diese Langfristigkeit sehe ich zur Zeit noch nicht. Eher wird versucht, durch Angriffe auf Naturschützer und Bürgerinitiativen vom eigenen Versagen abzulenken.

  • ^^ Die 3.52 Mio. entsprechen dem Melderegister während die von Hausschwamm genannte Zahl auf Basis des Zensus berechnet wurde. Wir hatten das Thema in einem anderen Strang schon einmal.


    Diese Diskussion taucht leider in der Tat immer wieder auf und es scheint überall Verwirrung zu geben, wie es allein nach Deiner Lesart schwer vorstellbar wäre (so wären es doch einfach nur 2 Zahlen, die auch gut alternativ angegeben werden könnten). Tatsächlich scheint mir bei der Mopo dann schon eher irgendeine Mischrechnung vorzuliegen. In dem Printartikel wurde der Rückgang durch den Zensus nämlich eindeutig erwähnt und ganz ohne Zensus müssten wir laut Melderegister auch längst viel höhere Zahlen als 3,52 Mio erreicht haben - laut diesem Post wären es laut Melderegister bereits Mitte 2014(!) 3,53 Mio gewesen. Es bleibt irgendwo kurios.

  • Nun, die Einwohnerzahl steigt einfach bisher ungebrochen weiter an und der Amtsschimmel braucht seine Zeit um diese unfassbar Komplexe Aufgabe zu lösen und eine einheitliche Basis für die Fortschreibung der Zahlen zu finden.


    Medien verwenden dann bei Bedarf einfach was ihnen beliebt und was die Aussage ihres Artikels unterstützt.
    In diesem Fall hätten sie aber die Zahlen auf Basis des Zensus verwenden müssen, denn um das Wachstum trotz Minderung der Zahlen durch den Zensus ging es ja.


    Die Schreiberlinge sind heutzutage nicht so prall, ich kenne einen Chefredakteur eines Berliner Blatts für den gemeinen Pöbel und habe bei bierseligen Gesprächen zwischen ihm und Kollegen aus dem gleichen Verlagshaus die unglaublichsten Dinge gehört.
    Im Normalfall ist es ja auch so, dass die Presse immer offenbar versagt wenn man sich mit einer Materie fachlich auskennt, da dies kein Zufall sein kann, muss davon ausgegangen werden, dass die Qualität der Presse in Deutschland auf einem sehr niedrigen Niveau liegt. Vielleicht war das aber auch schon immer so.

  • In dem Printartikel wurde der Rückgang durch den Zensus nämlich eindeutig erwähnt und ganz ohne Zensus müssten wir laut Melderegister auch längst viel höhere Zahlen als 3,52 Mio erreicht haben - laut diesem Post wären es laut Melderegister bereits Mitte 2014(!) 3,53 Mio gewesen. Es bleibt irgendwo kurios.


    Hier ist auch die entsprechende Pressemitteilung für den Stand (berechnet offenbar ohne den Zensus zu berücksichtigen) nach meinem Posting damals.
    https://www.statistik-berlin-b…de/pms/2015/15-02-12a.pdf


    Dort lautet die Angabe für Ende 2014 3.562.166 Einwohner.


    Im September wird wohl eine ähnliche Mitteilung mit 3.584.000 Einwohnern zum 30.6.2015 herausgegeben werden.
    Und gemäß Zensus wird die 3.500.000 wohl ca. im November 2015 überschritten sei, was wir dann erst 2016 erfahren.

  • Wachstum und Herausforderungen

    BASF verlagert 180 Jobs nach Berlin
    Erst kürzlich war ich über einen Artikel gestolpert, wonach BASF innerhalb der letzten 10 Jahre 1.200 Stellen in Berlin aufgebaut bzw. besser diese hierher verlagert hat (geplant waren ursprünglich nur 450 Stellen). Nun wird gemeldet, dass BASF weitere 180 Jobs im Rechnungswesen nach Berlin verlagern möchte. Dabei wird allerdings auch erwähnt, dass ein Angestellter nach Berliner Tarif unter Einbezug von Prämien, Arbeitszeiten und Urlaubstagen 40% weniger verdienen als am Stammsitz. Es wird zwar keiner zum Umzug gezwungen, aber die alternativen Konditionen sind unerfreulich. Wenigstens wird so nun auch klar, warum der Berliner Standort so boomt. Gerade für Arbeitgeber ist billig eben sexy - wobei es für Berlin natürlich trotzdem irgendwo erfreulich bleibt.
    Quelle Rhein-Neckar-Zeitung


    Berlin ist Nachfrage nach Kongressen nicht mehr gewachsen:
    Bekanntlich ist das Geschäft mit Kongressen hochlukrativ. Hier zieht die Hauptstadt immer mehr nationales und internationales Interesse an. Nun wurde jedoch eine Studie veröffentlicht, wonach Berlin bereits mehrfach große Kongresse ab 5.000 Teilnehmer abweisen musste, weil nicht genügend großflächige Kapazitäten vorhanden sind - die entgangene Wertschöpfung soll im hohen achtstelligen Bereich liegen. Während der City Cube (bis 11.000 Kongressteilnehmer) stark mit dem Messegeschäft ausgelastet ist, kommt es bei der ICC-Sanierung (künftig wohl wieder bis 10.000 Kongressteilnehmer) über weitere Jahre nicht voran, da Berlin mit BER und Staatsoper schon zwei Großprojekte parallel stemmen muss. Zudem ist das ICC wohl auch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit (wobei man diesbezüglich immer wieder sehr widersprüchliche Angaben hört). Groß gefeiert wird hingegen der private Akteur Streletzki, der gerade erst die Kapazitäten des Estrel-Komplexes ausgebaut und aufgemotzt hat und diesen Kurs konsequent weiter fahren wird. Inzwischen können dort 12.000 Kongressteilnehmer aufgenommen und auch gleich komplett beherbergt werden. Yzer und Co reihen sich nun in die euphorischen Jubelchöre ein, die der ehemalige Neuköllner Bezirksbürgermeister Buschkowsky kürzlich begonnen hatte. Allerdings wird dem Senat vorgeworfen, viel zu zögerlich und stümperhaft zu agieren. Berlin brauche zeitnah einen weiteren Standort für Großkongresse, wobei man angeblich auch Standorte in Tempelhof entsprechend könne.
    Mopo zum Ersten
    Mopo zum Zweiten

  • Positive Signale

    Otto Bock will angeblich Gesundheitssparte nach Berlin verlagern:
    Nachdem es beim Eon-Ableger und Osram nur haltlose Gerüchte waren, könnte es dafür nun bei Otto-Bock konkret werden. Der zukunftsträchtige Unternehmensbereich Health Care soll an die Börse gebracht werden (man rechnet mit einer Bewertung um 2,4 Mia) und noch vorher angeblich komplett nach Berlin umsiedeln. Das Unternehmen könnte dann einen Zweitsitz in dem Bötzow-Areal beziehen.
    Dazu der Focus
    Und Mopo


    Factory plant gewaltige Expansion:
    Kürzlich kündigte Rocket Internet noch an, das Areal um den neu bezogene "GSW-Turm" (insgesamt 22k m²) werde zum größten Start-Up-Campus Europas umgebaut. Nun schlägt die Factory zurück: Der bestehende Campus (bisher 20k m²) wird aktuell ausgebaut und es wird schon bald diverse Ableger geben. Bis Ende 2016 sollen bereits insgesamt 100.000 m² (!) zur Verfügung stehen. Langfristig könnte es sogar noch deutlich mehr werden. Standorte bis 5 km Entfernung von Berlin kommen dann in Betracht, damit weiter auch großflächigere Areale angeboten werden können.
    Gruenderszene.de
    Morgenpost


    Euphorische Stimmung beim Berliner Mittelstand - Arbeitsmarkt im Aufwärtstrend:
    Aktuell bewerten 2 von 3 Unternehmen ihre Situation als "gut" oder "sehr gut" und 2 von 5 erwarten weiterhin Wachstum. Entsprechend gibt es ein positives Saldo aus geplantem Stellenwachstum und -abbau. Der positive Trend hält also weiter an. Bisher geht aber nur 1 von 5 neu geschaffenen Jobs an einen Berliner - was auch an der teils geringen Qualifizierung liegt. Entsprechend sinkt die Arbeitslosigkeit nicht ganz so rasant. Inzwischen werden die Arbeitslosen aber zunehmend von den Behörden qualifiziert und dann auch besser auf dem Arbeitsmarkt akzeptiert. Es bleibt aber wie der Schuldenabbau eine Mammutaufgabe...
    Berliner Zeitung
    Mopo
    rbb

  • Berlin erlebt neue Gründerzeit

    Berlin akquiriert immer mehr Gründer-Investitionen:
    Wie u.a. das Start-Up-Magazin Gruenderszene.de berichtet, hat Berlin im vergangenen Jahr erneut mehr Wagniskapital angezogen. Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre ist Wahnsinn, wie auch der Vergleich mit der bisher wichtigsten europäischen Gründermetropole London zeigt:
    2011: Berlin 173,45 Mio (verteilt auf 31 Start-Ups); London: 557,17 Mio (111)
    2012: Berlin 248,98 Mio (50); London: 795,88 Mio (153)
    2013: Berlin: 1,098 Mia (101); London: 1,023 Mia (180)
    2014: Berlin: 2,243 Mia (115); London: 1,514 Mia (175)
    2015: bisher nahezu gleichauf...
    Auch wenn die Angaben in anderen Analysen teilweise niedriger ausfallen, ist der Trend eindeutig.


    Berlin wichtigster Fintech-Standort Kontinentaleuropas:
    Dieser langsame Aufholtrend (oder gar Überholtrend?) ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass London einer der wichtigsten Handelsstandorte der Welt ist und innerhalb Europas entsprechend klar die führende Position beim boomenden FinTech-Sektor einnimmt. Doch auch hier ist Berlin etwas beim Aufholen und liegt bisher immerhin vor wichtigen Finanzstandorten wieFrankfurt, Paris und Zürich, die sich gerade alle erst noch richtig in Position bringen.


    Taugt Berlin als Zentrum für den Megatrend Industrie 4.0?
    Indessen vergeht kein Monat ohne ausführliche Diskussionen über die Rolle Berlins in der Digitalisierung der deutschen und der globalen Wirtschaft. Denn nicht nur der Bankensektor wird durch disruptive Technologien und Innovationen offenbar völlig revolutioniert. Laut Google braucht es in Berlin vor allem noch mehr technische Grundlagenkompetenz, laut IBB stärkere Kooperation und mehr Engagement von "alter" Industrie, neuer IT-Wirtschaft und Wissenschaft. Immerhin die TU Berlin glaubt aufgrund der starken Wissenschaft, dem gegenwärtigen IT-Boom und dem entsprechenden politischen Willen an Berlins Potential als Leitstandort dieser vierten industriellen Revolution. Immerhin ist die TU selbst ein Motor für lukrative Ausgründungen und hat jüngst ein neues Gründerzentrum eröffnet. Entsprechendes ist bekanntlich nahe der FU Berlin in Planung, während nahe bei der HU gerade ein privatwirtschaftliches StartUp-Zentrum der ESMT eröffnet hat - mit voller Kooperation der "alten" Wirtschaft ;)


    Fazit: Berlin erlebt gerade so etwas wie eine neue Gründerzeit. Nachdem der letzte große Trend der Elektrifizierung Berlin groß machte, könnte es nun zumindest innerhalb Deutschlands eine führende Stellung in der digitalen Revolution spielen. Die Karten werden neu gemischt.


    P.S.: Auch auf Bundesebene wurde die Wichtigkeit dieser neuen Entwicklungen inzwischen erkannt...

  • Gesundheitssektor und BioTech wachsen weiter

    Pfizer startet Berlin Healthcare Lab:
    Der weltweit führende Pharmakonzern Pfizer verlegte vor gut 7 Jahren den Deutschlandsitz von Karlsruhe nach Berlin. Hier sitzen seither die Bereiche Medizin (klinische Forschung), Marketing und Vertrieb sowie "regulatorische Einheiten" sowie alle unterstützenden Funktionen (Rechtsabteilung, Personalabteilung). Bei der Standortentscheidung ging es damals um die politische Nähe sowie die starke Forschungslandschaft. Aktuell laufen rund 30 Forschungsprojekte, viele davon mit der Charité und man prüft immer wieder Kooperationen mit BioTech-Unternehmen. Als Glücksfall erweise sich nun zudem, dass Berlin inzwischen auch zum Zentrum für digitale Innovation herangewachsen sei. Daher würde das "Berlin Healthcare Lab" gestartet, wo StartUps gezielt eingeladen werden innovative Ideen vorzustellen. Aktuell wird bspw. im Rahmen erster Kooperationen erprobt, wie Diagnose oder Behandlungserfolg durch Apps verbessert werden können, etwa indem die Medikamenteneinnahme überprüft wird). Gleichzeitig sei auch die Politik in der Pflicht, die Potentiale der Stadt noch stärker zu nutzen.
    Morgenpost


    Dievini Hopp BioTech expandiert nach Berlin:
    SAP-Gründer Hopp investiert bekanntlich neben Fußball auch in den IT-Nachwuchs. Weniger bekannt ist sein Engagement im Bereich Biotech oder Health Science. Tatsächlich hat er über eine Holding inzwischen fast 1 Mia in den boomenden (und investitionsintensiven) Sektor gesteckt. Eine der erfolgreichsten Beteiligungen "Molecular Health" expaniert jetzt nach Berlin und mietet dazu mehrere Räume in Mitte für zunächst 5 Mitarbeiter. Weitere Expansionen seien aber nach Friedrich von Bohlen (Hopps rechter Hand in dem Sektor) gut denkbar, denn auch er sieht die Nähe zur Politik als essentiell. Von Bohlen gilt als eine Art Samwers der BioTech-Branche und arbeitet nach eigenen Angaben inzwischen 5 Tage pro Monat in Berlin.
    Tagesspiegel


    Nach Otto Bock Healthcare also erneut erfreuliche Wachstumssignale aus dem Bereich.