Leipziger Kaffeeklatsch (plaudern, träumen, ankündigen)

  • Mir ging es einzig und allein darum, die Mehrdimensionalität von Stadtentwicklung aufzuzeigen und das somit Sanierungen von Häuser prinzipiell bei vorherigem Leerstand zu begrüßen sind, sie allein aber noch kein Selbstläufer darstellen, sondern ein Baustein von vielen zur 'Aufwertung' von Stadtvierteln!
    Ferner sollte meiner Meinung immer eine kritische Distanz zu den Folgen dieser 'Aufwertung' gewahrt werden; zu denken sei z.B. hier an etwaige Mieterverdängungsprozesse.


    Cowboy:
    Experiment:
    Gedanklich kann man sich ja z.B mal ausmalen, was theoretisch passieren würde, wenn auf Schlag alle Häuser an der Eisenbahnstraße saniert werden würden....
    Ich glaube nicht, dass die nach Abschluss der Arbeiten zu 80% bewohnt sein würden.

  • ^ Altbauten werden erst dann saniert, wenn Nachfrage besteht. Wir leben nicht mehr in den 90ern, wo Altbauten in den Genuss der Sonderabschreibung Ost kamen und sanierte Häuser deshalb jahrelang leerstanden, weil nicht nach Bedarf saniert wurde. Der Gedankenkonstrukt mit der Eisenbahnstraße halte ich für reine Zeitverschwendung. Und wo unbewohnte Altbauten saniert werden (was gefühlt zu 95% der Fall ist), gibt es auch keine Mieterverdrängung.

  • ^


    Das lasse ich so nicht gelten; ich hab in den vorangegangen Postings von mir versucht auf andere Aspekte hinzuweisen, worauf jedoch nicht eingegangen wurde. Vielmehr beschränkt man sich hier auf den rein architektonischen Gehalt von Sanierungen; was ich jedoch diesem Forum (sic!) nicht verübeln möchte:)


  • Ferner sollte meiner Meinung immer eine kritische Distanz zu den Folgen dieser 'Aufwertung' gewahrt werden; zu denken sei z.B. hier an etwaige Mieterverdängungsprozesse.


    Ich kann bei Mietpreisen in sanierten Altbauten von 5-7 EUR/qm beim besten Willen nicht erkennen, wo es hier einen Mieterverdrängungsprozess geben soll. Das halte ich größtenteils für linke Hirngespinste. Am Beispiel Leipzig-Schönefeld kann man sehen, daß es in Leipzig in Altbaugebieten nur zwei Zustände gibt: Saniert/Bewohnt und Unsaniert/Leerstehend.


    Ich halte den Glauben für lächerlich, wenn man behauptet, unsanierte Substanz schaffe irgendwie soziale Vielfalt. In Leipzig ist das bei dem Überfluss an Wohnraum einfach illusorisch, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Es ist zu beobachten, das Viertel mit einem niedrigen Sanierungsgrad eher soziale Probleme haben (Lindenau, Alt-Schönefeld) als solche mit hohem Sanierungsgrad. Jemand der es sich leisten kann, will einfach nicht in Strassen wohnen, in denen die Hälfte der Häuser keine Fenster hat oder langsam dem Vandalismus anheim fällt. So kommt es eben, daß das Waldstrassenviertel als "Wohlhabend" gilt, Lindenau dagegen als "Arm", was den sozialen Status der Bewohner angeht. Das ist ein natürlicher Prozess der Entmischung. Gleich und Gleich gesellt sich gern, wir sind ja zum Glück nicht in der "DDR" wo alle in die gleichen schlechten Wohnungen gesteckt wurden.


    In einer Stadt, in der man theoretisch umziehen kann, weil einem die Farbe des Parketts nicht zusagt, sind die Vermieter froh, ihre Häuser überhaupt zu füllen. Dementsprechend niedrig sind die Mieten. Allein die niedrigen Preise sorgen doch dafür, daß sich unterschiedliche Einkommensklassen den gleichen Standard leisten können. Ein Verdrängungswettbewerb findet nicht statt. Natürlicherweise bilden sich aber Viertel heraus, in denen sich gutbetuchte Klientel sammelt. Das liegt aber auch am Mikrostandort (Art der Geschäfte, Dichte der Cafes und Bars, Nähe zu Uni, etc.). Solche Prozesse sollte man nicht verhindern, denn gerade für Leipzig ist es sehr wohltuend, einige wohlhabendere Viertel zu haben. Darüber hinaus gibt es aber kein Anrecht auf eine Wohnung im Waldstrassenviertel...hierfür gibt es genügend Alternativen, die sich beileibe nicht nur auf Paunsdorf und Grünau beschränken.

    4 Mal editiert, zuletzt von WolfsheimJena ()

  • Wir lesen die LVZ und erfahren Folgendes:
    (LVZ, 24.7.2009, "Potenzial für neue Hotels")
    - Leipziger Hotelmarkt hat trotz schlechter Bedingungen noch "viel Potenzial"
    - Begründung: Zahl der Gästebetten in letzten 10 Jahren um 12% gestiegen
    - Zahl der Übernachtungen im gleichen Zeitraum dagegen um 40%
    - Angebot schließt sich der positiven Entwicklung bei Übernachtungen spät an
    - vier Projekte kamen zum Erliegen:
    - "vorerst gescheitert" Pläne für Hotel westlich Hbf
    - sowie der 3. Winkel am Bildermuseum Brühl/Reichsstraße
    - still sei es auch um die Projekte in der Gerberstraße und Oelßners Hof :Nieder:
    - "besser stehe es um 4 andere Projekte":
    - "gute Chancen für Thomaskirchhof 13/14"
    - Steigenberger werde 2011 fertig (extra Strang hier)
    - auch wären nach wie vor die Projekte Hotel de Pologne und Hauptpost aktiv

  • ^ Aus den bereits mehrmals von unterschiedlichen Beteiligten Personen genannten Gründen, die ich jetzt nicth wiedehrolen werde, gibt es in Leipzig kaum durch Sanierungen bedingte Gentrifikation. Du hast wahrscheinlich den Prenzlauer Berg oder nördliche Teil von Berlin-Mitte im Kopf, die Fälle sind aber nicht vergleichbar. Der Zustand unsanierter Altbauten in Leipzig ist zum großen Teil unbewohnbar, da wird niemand verdrängt. Nimm das bitte mal zur Kenntnis.


    Im übrigen gibt es sowohl in der Neustadt als auch in Lindenau Bereiche, in denen Besserverdienende Wohnen, genauso wie es im Waldstraßenviertel oder Musikviertel günstigen Wohnraum gibt.


    Ich bleibe dabei - du wirfst einen Haufen Theorie in den Raum, die Erklärung, was das Ganze konkret mit Leipzig zu tun hat, bleibst du uns aber schuldig.

  • DaseBLN:


    Der Diskurs bliebt hier bei der Sanierung von Altbauten in gewissen Fördergebieten der Stadt stehen und wird nicht weiter geführt; diese Eindimensionalität der Betrachtung finde ich schade.

  • ^ Ein letztes Mal: vielleicht es etwas damit zu tun, dass du nicht konkret wirst, wo genau deine Kritikpunkte ansetzen. Das ist keine Diskussionsgrundlage und entsprechend viel Diskussion gibt es hier auch. Ich empfehle ein Blog, das ist besser für Monologe geeignet.

  • Wegen Off-topic-Gebrabbel ("quasi ein Systemfehler") aus dem Bauerbe-Thread hierhin verschoben. Der Beitrag bezieht sich hierauf. Cowboy.


    Völlig richtig erkannt. Meiner Meinung nach sind viele Neubauten reine ökonomische und funktionale Zweckbauten, die wenig Wert auf Anpassung und Aufwertung des Umfeldes legen. Was ist denn oftmals das Argument, warum Neubauten so dürftig aussehen? Weil der Markt nicht mehr hergibt und sich aufwändigere Neubauten nicht rechnen würden! Und genau das habe ich versucht zu ergründen. Auf einem Markt ohne Standards/Regulierung, wird doch kein gewöhnlicher Investor mehr tun, als notwendig und gesetzlich vorgeschrieben. Das was der Bauherr in der Paul-Gruner-Straße tat, war wohl das absolute Minium, was von Seiten der Stadt als Auflage vorgeben wurde. So siehts auch aus. Mehr ist das auch nicht. Aber wie gesagt: Man kann auch nicht immer den Bauherren einen Vorwurf machen! Der bekommt seine Kredite letztlich auch nur von der Bank wenn er eine ordentliche Rendite nachweisen kann. Diese wiederum langt ordentlich zu und verlangt fette Zinsen (für was eigentlich?...). Um da noch gut aus dem Geschäft rauszukommen, kann man ja fast nur an den "weichen Faktoren", wie der optischen Qualität sparen. Dem Geld allein wird eine zu große Steuerungsfunktion beibemessen. Quasi ein Systemfehler!

    3 Mal editiert, zuletzt von LEgende ()

  • ^ Genau dort hast du deinen Denkfehler: weil dir der Neubau in der Paul-Gruner-Straße optisch nicht gefällt, ist er für dich eine Billiginvestition und das absolute Minimum. Natürlich aus Gründen der Profitmaximierung. Schon mal darüber nachgedacht, dass es für genau diese Form von Wohnen, die Altbauten nur bei kompletter Entkernung bieten würden, eine gewisse Nachfrage gibt? Nicht jeder will unter Stuckdecken und mit Flügeltüren wohnen. Und in das Gebäude zieht mit Sicherheit keine Klientel ein, die sich ein Leben im Altbau in der Südvorstadt nicht leisten könnten. Wieso sollten sie das tun, wenn es sich doch nur um einen billigen Zweckbau handelt?

  • der neubau in der paul-gruner-straße besteht übrigens aus drei stadthäusern, die entlang der strasse zu einer optischen einheit zusammengefasst sind. so wurde sich beim lückenschluss der umliegenden bebauung in breite und höhe angepasst. die stadthäuser verfügen über garagen, dachterrrassen und gärten - qualitäten, die die umliegenden altbauten nicht bieten. wenn alle baulücken so oder ähnlich geschlossen werden würden, wäre viel getan - auch für´s stadtbild.

  • Erst gefällt, dann umzäunt, dann gerupft und nun zerstört. Die Fläche an der Käthe-Kollwitz-Straße westlich der Schreberstraße am Elstermühlgraben wurde gestern entkernt. Heute fanden erste Abmessungen auf dem Grundstück statt. Könnte ein Hausbau bedeuten. Mittendrin, bissel weiter westlich rücken und es passen zwei Villen hin.

  • Auf der von Ihnen verlinkten Seite steht auch, daß das Ärzte-Kompetenz-Zentrum am Waldplatz 3/2011 als Projekt abgeschlossen sein soll. Das wäre in der Tat ziemlich genial, weil damit a) der Platz wieder seine Raumkante bekäme, b) die nördliche Ebertstraße stark aufgewertet werden würde und c) ein innovativer Neubau entstünde. Ich wünsche gutes Gelingen!

  • Jo, hast recht, Cowboy. Hatte es gestern auch schon gedacht, hatte nur in Erinnerung, das Baukomplex es auf der anderen Uferseite bauen wollte, so von den Grafiken her. Aber ich irrte mich :(

  • @ DrZott: seit unserer ausgiebigen Diskussion Anfang des Jahres zu den Ärzte-Kompetenz-Zentren am Wald- und Simsonplatz wurde die Seite nicht mehr aktualisiert. Von einem Projektabschluss welcher Art auch immer kann also (leider) noch nicht die Rede sein.

  • Aus dem Bauerbe-Thread hierhin verschoben. Cowboy.


    Und deren Chef, Steffen Göpel, ist auch nur ein Mensch und Geschäftsmann in der Baubranche, wo es bekanntermaßen nicht immer mit rechten Dingen zugeht.


    Wo können wir das nachlesen? Nenn doch mal konkrete Fakten und Quellen!