Baulicher Zustand der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland

  • Anspruch und Wirklichkeit - Strassenverkehr in der BRD


    Ich reise sonst eigentlich nur mit der Bahn und habe selbst auch keinen Führerschein. Nun bin ich mit der Familie für zwei Wochen nach Dänemark gereist. Dort haben wir an einem Tag auch intensiv den Nah- und Fernverkehr genutzt. Hin und Rückfahrt erfolgten jedoch mit dem Pkw. Mir ist aufgefallen, dass die Strassen (Bundesstrassen) in Schleswig-Holstein (Grenze-Brunsbüttel) sehr schlecht sind. Im Gegenteil waren die Strassen in DK durchweg in einem hervorragenden Zustand. Wie kann dass sein? Irgendwie war auch das (Mit-)Fahren in DK aufgrund der Tempobeschränkungen (80/90) angenehmer. Alles entsprach sozusagen einem einheitlichen Standard.

  • Unsere Infrastruktur wurde systematisch kaputt gespart. Dafür gibt es diverse Gründe, zuerst die Deutsche Einheit und zweitens die Schuldenbremse. Das ist dann das Ergebnis.

  • Man darf auch nicht übersehen, dass in D ein Großteil der Gelder für den Staßenbau in den Bau und Unterhalt von Autobahnen geht. Bundes- oder gar Landesstraßen werden dagegen sehr stiefmütterlich behandelt.

  • < Xalinai

    Ok, auch dort war die Qualität der BABen (Cuxhaven-Bremerhaven, Oldenburg-Sandkrug) auch nicht gerade überzeugend. Der Vergleich zwischen Dänemark und Deutschland mutet strassentechnisch wie ein Sprung in ein Entwicklungsland an. Dass muss nicht sein.

  • Wie kann das sein?

    Im Vergleich zu Dänemark (ohne Grönland) kann Deutschland als Flächenland betrachtet werden, allein Bayern ist nach Fläche / Einwohnerzahl nahezu doppelt so groß. Wer in den USA, der immerhin (noch) größten Volkswirtschaft der Welt, abseits der großen Freeways / stark frequentierten Highways unterwegs ist, kommt in vielen Fällen nicht daran vorbei, sich wie in Uganda zu fühlen (in England z.T. ähnlich), ganz ohne Schuldenbremse seit Jahrzehnten ein Dauerthema (1, 2).

    Je umfangreicher das Streckennetz, desto schwieriger ihr Erhalt und desto komplexer i.d.R. auch die Zuständigkeitshierarchien. Dänemark hat gerade einmal 1.000 km Schnellstraßen, Deutschland 50.000 km Bundesfernstraßen + jeweils 90.000 km Staats- und Kreisstraßen, in Summe über 800.000 km Straßennetz, elf Mal mehr als Dänemark.

    Anders herum geht´s jedoch auch: Im Grenzgebiet Österreich / Deutschland finde ich es z.B. häufig angenehmer auf deutscher Seite zu fahren, da die Landstraßen oft besser ausgebaut sind.


    Als wesentlich ernüchternder, da angesichts nachhaltiger Mobilität bedeutender, erachte ich hierzulande den Zustand unseres Schienennetzes bzw. des Schienenbetriebs.

  • Ich denke, dass nach wie vor das Auto bedeutender bleiben wird als die Eisenbahn. Die Menschen sind einfach zu bequem. Ungeachtet dessen muss aber der Staat dafür sorgen, dass die Infrastruktur ausgebaut und auf hohem Niveau unterhalten wird. Die Maut hätte ich schon längst eingeführt, damit sich die Autobahnen und Strassen halbwegs selbst finanzieren.

  • I Wer in den USA, der immerhin (noch) größten Volkswirtschaft der Welt, abseits der großen Freeways / stark frequentierten Highways unterwegs ist, kommt in vielen Fällen nicht daran vorbei, sich wie in Uganda zu fühlen (in England z.T. ähnlich), ganz ohne Schuldenbremse seit Jahrzehnten ein Dauerthema (1, 2).

    Also ich bin 2015 knapp 5.000 km durch die USA geradelt, auch damals titelte tagesschau online kurz nach meiner Rückkehr (hatte nichts mit mir zu tun;)) schon von den schlechten Straßen in den USA. Das hat mich schon damals aufgeregt. Weil unsere Straßen kein Deut besser sind, sondern das Gegenteil trifft (abgesehen von Bayern und ein paar anderen schönen Ecken) zu. Übrigens sind die Straßen in sehr vielen Länder in einem deutlich besseren Zustand als bei uns. Sowohl in Süd-Ost Asien als auch in den meisten EU Ländern. Schlechte Straßen finden sich vor allem in Großbritannien, Italien und bei uns, Wer das nicht glaubt der soll doch einfach mal durch die Bonner Innenstadt radeln. Wenn die Niederländer hierher zum Radeln kommen, dann fühlen die sich bestimmt wie in Uganda.

  • Ausblick:

    Jeder wird seine Erfahrungen haben, ich habe jedenfalls noch nirgends derart katastrophale Straßen vorgefunden wie in den USA (insb. in den nördlichen Südstaaten / Kalifornien / Texas), auch in den Reiseforen (Camping, Bus, Motorrad) ist das immer wieder Gegenstand der Diskussion. Leider wird es auch eher schlimmer als besser (siehe Link obn).

    In Deutschland sehe ich überwiegend kommunale Straßen in schlechtem Zustand, Fernstraßen / Staatsstraßen dagegen in gutem (zugegeben, hier kenne ich hauptsächlich Bayern und Baden Württemberg, NRW weniger).

    Was die EU betrifft kann ich deine Erfahrung, dass alle Länder besser wären (IT, GB ausgenommen) nicht teilen. Österreich, Frankreich, Kroatien, Griechenland, Tschechien, Irland... schenkt sich keiner was. An die Niederlande hatte ich große Erwartungen, aber die innerstädtischen Straßen waren mitnichten besser, ja gerade in der Amsterdamer Innenstadt war das Radfahren kein Vergnügen. Als große Stärke sehe ich in Holland das überregionale Radnetz, einschl, der Vororte, in Deutschland vielerorts so gut wie nicht existent.